Da ich auf jeden Fall nach Rügen wollte, dort aber kein Fernwanderweg entlang der Küste führt, stellte ich eine 190 km lange Route zusammen, die auf dieser schönen Insel sowohl den spektakulärsten Teil der Ostseeküste als auch ruhige Wege am Boddenufer vereint und wählte dafür den März als Reisezeit, da jetzt viele Zugvögel am Bodden unterwegs sind.
Seit einigen Tagen spukt das Gespenst der beginnenden Corona-Pandemie durch die Medien. Als Annette und ich nach Rügen fahren, sind wir davon überzeugt, dass es jetzt viel gesünder ist, auf der Insel am Strand zu wandern statt zuhause in der mit Viren infizierten Großstadt zu bleiben.
Am Samstagmittag kommen wir in Göhren an. Da wir bis zum Sonnenuntergang noch etwas Zeit haben, spazieren wir vom Südstrand auf die Landzunge bis zum Nordperd.
Am Sonntagmorgen fahren wir mit dem Bus nach Klein-Zicker, wo wir zuerst eine kurze Runde über die kleine Halbinsel spazieren.
Wir hatten als Reisezeit den März gewählt, weil wir unter anderem am Jasmunder Bodden viele Zugvögel fotografieren wollten. Nun bleiben uns nur ein paar Fotos von Vögeln im Meer.
Zwischen Thiessow und Göhren kann man viele Kilometer weit über den Sandstrand wandern. Im Sommer liegen hier sicherlich viele Badegäste, jetzt ist es herrlich ruhig.
Zwischendurch verlassen wir den Strand und wandern eine Runde über die Halbinsel Mönchsgut.
Die Landschaft auf dieser wunderschönen Halbinsel ist recht hügelig. Uns gefällt es hier sehr gut.
Vom Aussichtspunkt Bakenberg blicken wir zurück zur Halbinsel Klein Zicker.
Eigentlich wollten wir noch bis zum westlichen Ende der Insel wandern, doch wegen dem sehr kalten Wind gehen wir vorzeitig hinab nach Gager.
Auch die Strecke von Göhren bis Sellin können wir durchgehend am Strand wandern.
Als wir am Morgen in Sellin aufbrechen, ahnen wir noch nicht, dass dieser Tag und auch die restliche Woche völlig anders verlaufen werden als geplant.
Schon wenigen Minuten nach Verlassen des Hotels führt uns der Hochuferweg mit vielen kurzen Auf- und Abstiegen entlang der Steilküste.
Zu den Sehenswürdigkeiten auf Rügen zählt auch Prora. Dieser architektonische Schandfleck wurde von den Nationalsozialisten erbaut. Zum Glück sieht man den schier endlos langen Gebäuderiegel vom Strand aus kaum, da er hinter Kiefern verborgen ist. Ein Teil der Gebäude wurde frisch renoviert, andere Abschnitte stehen eher als Ruinen da.
Eigentlich wollten wir heute ohne Abkürzung bis Sassnitz wandern. Doch unterwegs klingelt mehrmals mein Handy und wir werden telefonisch darüber informiert, dass ganz Rügen nun wegen der Pandemie für Touristen komplett gesperrt wird und alle Hotels und Pensionen schließen. Für eine zehnstündige Rückfahrt nach Hause ist es nun aber zu spät, da wir ohne Auto unterwegs sind. Zum Glück dürfen wir heute noch in der gebuchten Unterkunft in Sassnitz übernachten und können dann morgen die Heimreise antreten.
Wir kürzen nun 7 km zwischen Neu-Mukran und Sassnitz mit dem Bus ab.
In Sassnitz bringen wir unser Gepäck in die Pension und wandern von dort aus 8 km durch den Nationalpark Jasmund entlang der Kreidefelsen. So können wir zumindest noch den schönsten Teil der Insel sehen.
Um 17 Uhr kommen wir beim Nationalparkzentrum am Königsstuhl an. Wir wissen, dass um 17.30 Uhr von hier ein Bus zurück nach Sassnitz fährt. ..... Normalerweise!!! An der Haltestelle hängt ein Zettel, der darauf hinweist, dass wegen der durch Corona bedingten Schließung des Besucherzentrums vorläufig auch kein Bus fährt. Super! In einer Stunde geht die Sonne unter, wir würden für den Rückweg aber etwa 2,5 Stunden brauchen. Stirnlampen haben wir natürlich heute nicht dabei. An der Haltestelle steht auch eine junge Amerikanerin, deren Studium in Berlin momentan auch zwangsweise unterbrochen wurde und die nun die Zeit zum einem Rügenurlaub nutzen wollte. Sie spricht kein Deutsch und hat nun keine Ahnung, was hier los ist und wie sie zurück kommen kann. Zum Glück sehen wir nun zwei Wanderer, die so spät noch hier oben unterwegs sind. Deren Auto steht am 3 km entfernten Wanderparkplatz Hagen. Mit denen können wir drei nun zum Parkplatz wandern und nach Sassnitz fahren.
In dieser Woche scheine ich ein echt mieses Karma zu haben. 800 m vor dem Bahnhof in Sassnitz stolpere ich über die Schienen des alten Hafenkran und muss danach mit blutigem Gesicht und Händen im Zug sitzen. Wenn schon ein paar Tage früher als geplant nach Hause, dann auch so richtig doof! An den Tagen danach sieht mein zerschürftes Gesicht mit großen, dunklen Blutergüssen recht abschreckend aus.