Der als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zertifizierte AhrSteig führt von Blankenheim in der Eifel bis nach Sinzig am Rhein. Offiziell wird die sehr gut markierte, 150 km lange Strecke in sieben relativ kurze Etappen eingeteilt. Ich legte sie in etwas mehr als drei Tagen zurück. Für die anstrengenden, aber faszinierenden mittleren Etappen braucht man Trittsicherheit und gute Schuhe.
Am Mittag komme ich mit dem Zug an. Die Busverbindung vom Bahnhof zum einige Kilometer entfernten Ort Blankenheim ist sehr schlecht. Der Busfahrer sagt mir, dass ich schon oben am Ortseingang aussteigen soll, da er wegen Verspätung heute darauf verzichten will, fahrplanmäßig zur Haltestelle Rathaus hinab zu fahren. Ich hoffe, dass nun dort unten niemand vergeblich auf den Bus warten muss.
Die ummauerte und überdachte Ahrquelle sieht so aus, als würde der Fluss aus dem Keller eines Wohnhauses kommen.
Blankenheim wirkt an diesem sonnigen, warmen Tag völlig anders als am nasskalten Sonntag vor einer Woche, als Annette und ich auf dem Eifelsteig hier her kamen. Heute sitzen überall viele Wanderer und Radfahrer draußen auf den Terrassen der Restaurants und Cafés. Von der Terrasse des Museumscafé genieße ich beim Abendessen den schönen Blick hinauf zur Burg. Heute übernachte ich nicht oben in der Jugendherberge. Ich will noch ein paar Kilometer wandern.
Schon gleich unterhalb des Ortes wächst das unscheinbare Bächlein durch weiterer Zuflüsse zu einem stattlichen Bach.
Während der ersten Kilometer führt der Ahrsteig mal über schmale Pfade, mal kurz auf dem Ahr-Radweg, mal auf breiten Forstwegen bergauf oder bergab. Die Strecke ist angenehm, aber nicht besonders spektakulär. Dies wird sich später in der äußerst reizvollen Mitte des Ahrsteigs ändern.
Ein markierter Zuweg führt hinauf zum 1,4 km entfernten Ort Reetz, wo ich heute übernachte.
Schon um 6:30 Uhr spaziere ich wieder hinab zum Ahrsteig. Zuerst führt der Weg hinab ins Tal, dann hinauf auf einen Bergrücken mit weiter Fernsicht.
Beim Freizeitzentrum am Freilinger See bin ich so früh am Morgen ganz alleine. Der Müll am Boden zeigt, dass hier gestern wohl sehr viel los war.
Beim Friedenskreuz den Hühnerberg genießt man einen weiten Rundblick.
Die nächsten acht Kilometer führen für meinen Geschmack etwas zu viel über breite, langweilige Forstwirtschaftswege. Aber solche Verbindungsstücke gibt es bei jeder Etappenwanderung.
Auch die Burgruine Aremberg enttäuscht, denn außer ein paar Steinhügeln und einem erst lange nach der Burg erbauten Turm gibt es hier nichts zu sehen, auch keine Aussicht.
Bis Schuld führt der Ahrsteig nun oft auf einem schmalen Pfad recht reizvoll am steilen Berg entlang.
Der Weg führt hinab in den Ort, dann auf der anderen Seite wieder weit den Berg hinauf. Oberhalb der Felsen bietet sich vom Aussichtspunkt Spicherley ein schöner Blick über das Tal.
Dann geht es wieder in steilen Serpentinen bergab.
Kurz vor Insul zweigt nach rechts ein schmaler Weg ab, auf dem man nach wenigen Metern eine besonders idyllische Stelle am Ufer der Ahr erreicht. Dies ist ein idealer Rastplatz, an dem man seine Füße im Wasser kühlen kann.
In Insul gibt es keinen Laden zum Einkaufen und nur zwei Gasthöfe, die erst abends geöffnet sind. Wer schon früh hungrig und durstig ankommt, muss warten.
Am Morgen stecken die Berghänge bis fast hinab zur Ahr in Wolken. Doch als ich nach einem längeren Aufstieg Sierscheid erreiche, löst sich der Hochnebel bereits auf. Die Fernsicht ist oben auf dem Bergrücken zwar noch eingeschränkt, aber auch solche Nebelstimmungen gefallen mir sehr gut
Auf teils steilen Pfaden geht es nun hinab zum Liersbachtal. Im Wechsel zwischen Auf- und Abstiegen, breiten Wegen und schmalen Pfaden geht der Ahrsteig recht ansprechend weiter. Die Etappen von Insul bis Bad Neuenahr sind anstrengend, aber landschaftlich sehr reizvoll. Vor allem bei Nässe erfordern einige recht steile Pfade gutes Schuhwerk, Trittsicherheit und Kraft, doch es lohnt sich.
Dann beginnt der der faszinierendste Abschnitt des Ahrsteig. Die steilen, mit einigen Felsen versetzten Waldhänge oberhalb der Ahrschleife und der schmale Weg durch herrliche Vegetation erinnern mich sehr an Wanderungen auf Gran Canaria oder Mallorca. Mehrmals zweigen schmale Pfade zu Stellen mit großartiger Aussicht ab. Die Abzweigung zum Teufelsloch, einem Loch im Fels, verpasse ich, da sie nicht markiert ist und ich nur den Ahrsteig-Zeichen folge.
Vom Schwarzen Kreuz bietet sich dann ein herrlicher Blick auf Altenahr, die Burg Are, Felsen und Weinberge.
Bei Altenahr führt der Weg durch einen kurzen Tunnel und kürzt dadurch die Ahrschleife ab.
Nun ändert sich der Charakter der Landschaft. An steilen Hängen wird Wein angebaut. Der Ahrsteig führt anfangs noch durch den Wald, so dass man nur zwischen den Bäumen hindurch die Weinberge auf der anderen Seite sehen kann. Dann geht es nahe der Saffenburg über einen Weinberg. Den kurzen Abstecher hinauf zum höchsten Punkt der Burg mache ich natürlich, denn auf dieses tolle 360 Grad Panorama sollte man nicht verzichten.
Nach den vielen anstrengenden, aber schönen Auf- und Abstiegen endet für mich die heutige Etappe mit einer bequemen Wanderung entlang der Ahr vom Weinbauort Rech nach Dernau.
Zum Übernachten fahre ich mit der Bahn nach Bad Neuenahr. Diese Stadt ist offiziell Ziel der nächsten Etappe, liegt aber etwa 2,5 km vom Ahrsteig entfernt. Am Abend spaziere ich bei schönstem Sommerwetter durch den Kurpark und vorbei an anderen Kuranlagen in Bad Neuenahr.
Nach dem Frühstück fahre ich zurück nach Dernau. Ein langer Aufstieg bringt mich zum Aussichtsturm auf dem Krausberg.
Danach wandere ich einige Zeit über sonnige Weinberge. Vom Kloster Calvarienberg sieht man auf dem Ahrsteig nur die Rückseite. Schade, denn die prunkvolle Vorderfront ist äußerst sehenswert.
Ein paar Kilometer geht es nun ohne viel Aussicht durch den Wald. In der kleinen Lourdeskapelle brennen viele Kerzen.
Dann geht es hinauf zum Turm auf dem Neuenahrer Berg. Von dort oben sieht man unter anderem in der Ferne das Siebengebirge, und trotz leichtem Dunst kann ich den 48 km entfernten Kölner Dom erkennen.
Ich wandere hinab nach Heimersheim und dann auf sonnigen Wegen wieder leicht bergauf.
Bin ich beim Wandern in der Hitze geschrumpft oder ist dies die XXL-Bank für die ganz große Pause?
Nun verlässt der Ahrsteig für einige Kilometer das Ahrtal und führt auf der anderen Seite eines Berges weiter.
Erst kurz vor Sinzig kommt das Ahrtal wieder ins Blickfeld. Inzwischen ist es so heiß und ich bin so durstig, dass ich auf den Abstecher zu einem weiteren Aussichtsturm verzichte und gleich in die Stadt hinein marschiere.
Sinzig kenne ich schon von meiner Tour auf dem RheinBurgenWeg, aber ich fotografiere dennoch wieder das Schloss und die Kirche.
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