Der Schwäbische Alb Südrandweg führt knapp 290 km weit von Donauwörth nach Tuttlingen. Nach einem eher schwachen Start gibt es zwischendurch immer mehr schöne Abschnitte. Die Etappen von Sigmaringen bis Tuttlingen zählen zu den schönsten Wanderrouten Deutschlands.
Donauwörth bietet mir einige schöne Fotomotive, aber die erste Etappe dieser Wanderung empfinde ich insgesamt als wenig reizvoll.
Meist führt die Route heute über breite Schotterwege durch forstwirtschaftlich geprägten Wald oder auf Feldwegen über offene Flächen, insgesamt mit einem viel zu hohen Asphaltanteil. Zum Zeitpunkt meiner Wanderung fehlten hier einige Wegmarkierungen.
Unterwegs gefällt mir nur die schöne Barockkirche in Oberliezheim.
Als ich den Gasthof erreiche, in dem ich ein Zimmer gebucht hatte, findet dieser nervtötende Wandertag einen passenden Abschluss. Die Tür ist verschlossen. Ich rufe die am Eingang stehende Handynummer an und muss dann eine halbe Stunde warten, bis der Wirt kommt. Er hatte meine Buchung völlig vergessen, findet sie nun aber abgeheftet in seinem Ordner. Da heute kein freies Zimmer im Gasthof hat, lässt er ein Zimmer in der Nähe für mich richten.
Anfangs marschiere ich heute noch immer ab und zu auf Asphalt, doch insgesamt geht es nun zunehmend über angenehme Wege.
Gerne würde ich die prunkvollen Innenräume und den herrlichen Kreuzgang im Schloss Taxis besichtigen, doch dies ist nur im Rahmen einer Führung möglich, für die mindestens fünf Teilnehmer nötig sind. Daher begnüge ich mich damit, das Schloss zu umrunden und von allen Seiten aus zu bewundern.
In Dischingen beschränke ich mich auf die Besichtigung der Barockkirche St. Johannes.
Nun geht es einige Zeit völlig eben auf einem Wiesenweg entlang eines kleinen Kanals weiter.
Wald und Wiesen, kurze Auf- und Abstiege sowie ebene Abschnitte wechseln sich häufig ab.
Kurz bevor ich Giengen an der Brenz erreiche, komme ich an sehr schönen Wacholderwäldchen vorbei, ein für die Schwäbische Alb typisches Landschaftsbild.
Für heute habe ich mal wieder mit 45 km eine besonders sportliche Doppel-Etappe eingeplant. Gegen 7 Uhr marschiere ich los.
Überall in Deutschland treffe ich auf Jakobswege. Bei Hürben gibt es sogar ein "Jakobswegle". Dieser 2,5 km lange Rundweg zeigt im Maßstab 1:1000 den Jakobsweg von Giengen nach Santiago, mit vielen Informationstafeln über Geschichte und Sehenswürdigkeiten dieser Pilgerroute.
Kurz darauf komme ich an der Charlottenhöhle und dem Höhlenmuseum vorbei. Bald danach erreiche ich die Ruine Kaltenburg.
Nach den vielen grauen, trüben und kalten Wochen freue ich mich unglaublich darüber, endlich wieder durch einen grünen Frühlingswald spazieren zu dürfen.
Zu meiner großen Überraschung führt der Weg nun nicht mehr über Langenau nach Ulm sondern auf einer neuen Route, und ist dadurch sogar noch 5 Kilometer länger als die Strecke, die ich für heute geplant hatte. Wer aufgrund der alten Infos eine Übernachtung in Langenau gebucht hat, kommt nun nicht einmal in die Nähe dieser Stadt.
Einige Kilometer vor Ulm führt der Weg fast an die Donau, aber nicht direkt zum Ufer sondern mit etwas Abstand und einigem Auf und Ab durch den Wald.
Auf dem Weg hinein in die Stadt Ulm ärgert mich dann erneut das große Durcheinander unterschiedlicher Streckenversionen. Ich kann gut verstehen, dass man Routen ändert, doch hier wurde zumindest bis zum Zeitpunkt meiner Wanderung an vielen Stellen vergessen, die alten Markierungen zu beseitigen und die neue Strecke durchgehend zu markieren.
Für die Besichtigung des Münsters lasse ich mir trotz starker Erschöpfung eine halbe Stunde lang Zeit.
Nicht nur der höchste Kirchturm der Welt, auch die Innenausstattung und die interessanten Portale gefallen mir sehr gut. Leider wird der Chor momentan durch ein Baugerüst verhüllt, aber der Rest ist frei zu sehen.
Nach etwas mehr als drei Kilometern durch die Stadt bin ich endlich wieder in der Natur. Auf einem bequemen Weg oberhalb des Donautals genieße ich gleich nach Sonnenaufgang die wärmenden Sonnenstrahlen. Bei besonders klarer Wetterlage kann man von hier oben aus sogar die Alpen sehen, doch heute schränkt Dunst die Fernsicht ein.
Wieder weichen die Entfernungsangaben auf den Wegweisern oft um mehrere Kilometer von einander ab. Dies liegt auch hier daran, dass die Strecke nach Blaubeuren inzwischen verlängert wurde, aber die neuen Daten noch nicht überall berücksichtigt wurden.
In Blaubeuren verlängere ich meine Wanderroute um den Abstecher zum 1,5 km entfernten Blautopf, einem der schönsten Touristenziele der Schwäbischen Alb. Der große Quellteich leuchtet bei strahlendem Sonnenschein in seinem berühmten Blau.
Das Kloster schaue ich mir aus Zeitmangel nur von außen an. Das Kloster schaue ich mir aus Zeitmangel nur von außen an. Heute liegen noch viele Stunden Wanderung vor mir.
Ich wandere an einigen Felsen vorbei hinauf zur Ruine Ginzelburg. Von der ehemaligen Burg erkennt man kaum noch etwas, aber der Blick auf das Ur-Tal der Donau gefällt mir.
Dieses Tal wurde einst von der Donau geschaffen, bevor der Fluss seinen Lauf änderte und nun auf einem anderen Weg nach Ulm fließt.
Dann steil durch einen Bannwald in ein Tal hinein und auf der anderen Seite wieder hinauf.
Die nächste Orientierungsaufgabe führt mich zu einer weiteren Burg und dann hinab nach Schelklingen.
Durch eine Schleife der Ur-Donau geht es zum ehemaligen Kloster Urspring, in dem heute ein Internat ist. Ein wirklich zauberhafter Ort!
Einige Auf- und Abstiege später erreiche ich ein weites Tal, durch das der Weg nun auf bequemer Strecke an sonnigen Wiesen entlang führt.
Direkt neben der Strecke steht das Wasserrad einer ehemaligen Mühle, das von seinem ursprünglichen Standort mit viel ehrenamtlicher Arbeit versetzt wurde und nun uns Wanderern als schönes Fotomotiv dient.
Ich breche schon um 6:30 Uhr auf. Heute wird das Streckenchaos noch drolliger. Während der ersten Stunden komme ich nur an wenigen Stellen an Markierungen des HW2 vorbei, an anderen fehlen sie, zwischendurch zeigen Wegweiser aber auch eine völlig andere Streckenführung an. Da mir die Strecke gefällt, ist es mir inzwischen fast egal, ob ich auf der "richtigen" oder "falschen" Route wandere.
Die Morgenstimmung in dem stillen Tal gefällt mir sehr gut. Noch ist es sehr kalt. An schattigen Stellen bedeckt Raureif den Boden. Ein Aufstieg durch Wald bringt mich auf sonnige Höhen. Allmählich wird es wärmer.
Eine Wendeltreppe führt auf den Bergfried der Ruine Wartstein.
Auf einem steilen Steig wandere ich hinab ins idyllische Lautertal, durch das ein bequemer Weg vorbei an vielen Felsen und einem schönen Wasserfall führt.
Gleich nach Verlassen des Ortes führt mich der Weg an der schönen Wacholderheide des Digelfeld vorbei.
Das Glastal ist ein kleines, idyllisches Paradies.
Kurz nach Schloss Ehrenfels komme ich an einigen Wasserfällen auf Sinterterrassen vorbei. Leider wurden die bisherigen 7 Stunden Sonnenschein nun gerade durch starken Regenfall ersetzt, so dass ich nur ein Foto aufnehme.
In die Friedrichshöhle, meist Wimsener Höhle genannt, fahre ich bei einer kurzen Führung mit einem Ruderboot 70 m hinein.
Danach führt der Weg noch eine Weile durch das schöne Tal. Bald erreiche ich Zwiefalten, wo ich mich lange in einer der schönsten Klosterkirchen Deutschlands aufhalte.
Hier fasziniert mich nicht nur der üppige Barock. Die besonders lebendig wirkenden Figuren, mit denen sie ausgestattet wurde, hebt diese Kirche von vielen anderen Meisterwerken des Barock ab.
Aus logistischen Gründen muss ich im April die Etappe von Zwiefalten nach Sigmaringen überspringen und mit Bus und Zug nach Sigmaringen fahren. Erst im Oktober hole ich diese 33 km nach. Daher sehen diese Fotos deutlich herbstlicher aus als der Rest.
Einen besseren Wandertag hätte ich mir für diese Etappe nicht wünschen können. Ein goldener Oktobertag mit sehr klarer Luft und intensiven Farben sorgt für perfekten Wandergenuss.
Bei der Heuneburg sieht man heute noch deutliche Reste alter keltischer Wallanlagen.
Die Luft ist heute so klar, dass ich von den höchsten Punkten der Strecke einen hervorragenden Blick auf die Alpen habe.
Das Bittelschießer Täle ist ein Naturparadies, in dem sich der Bach seinen Weg durch ein enges, mit Felswänden besetztes Tal bahnt. Gerade solche kleinen, vermutlich nur in der unmittelbaren Umgebung bekannten Flecken, sind es, die mich immer wieder zu meinen Wandertouren motivieren. Es gibt in Deutschland noch so viel zu entdecken!
Nach einem herrlichen Wandertag erreiche ich Sigmaringen und setze mich gegenüber dem Schloss eine Weile auf eine Bank.
Aus organisatorischen Gründen muss ich die Strecke zwischen Zwiefalten und Sigmaringen überspringen. Diese 33 km werde ich erst im Oktober nachholen.
Am Bahnhof von Sigmaringen treffe ich meinen Freund Harald, der mich heute und morgen begleiten wird. Ich freue mich sehr darüber.
Zuerst folgt der Weg eine Weile der Donau, dann wandern wir hinauf zum ehemaligen Kloster Inzigkofen, wo sich auch ein Blick in den alten Klostergarten lohnt.
Harald ist ebenso wie ich Ultraläufer und Trailrunner. Heute gehen wir die herrliche Strecke in entspanntem Tempo an, morgen wird es für uns ein sehr sportlicher Tag.
Den Streckenabschnitt zwischen Sigmaringen und Tuttlingen sollte jeder Deutschlandwanderer unbedingt in sein Programm nehmen. Der Donaudurchbruch ist eine der schönsten Wanderregionen unseres Landes.
Am Morgen sorgen Dunst und Wolkenfetzen für eine mystische Stimmung.
Zwei Tage lang wandern wir an vielen hohen Felsen vorbei, steigen immer wieder steil ins Tal hinab und marschieren anstrengend erneut hinauf.
Oft führt der Weg an faszinierenden Felsgebilden vorbei. Auch überhängende Felsen, Felsentore und sogar ein paar kleine Höhlen begeistern uns Wanderer.
Wir haben uns die beiden Etappen so eingeteilt, dass wir heute auf den vielen schönen Felsen in aller Ruhe die Aussicht genießen können und erst morgen in sehr sportlichem Tempo unterwegs sein werden.
Am späten Nachmittag sehen wir auf der gegenüberliegenden Seite Burg Wildenstein, in der eine Jugendherberge ist.
Wir folgen hier statt dessen etwa zwei Kilometer weit dem Donauradweg zum Kloster Beuron. Nachdem wir im Kloster unsere Zimmer bezogen haben, gehen wir zum Gottesdienst in die Kirche. Ich bin kein religiöser Mensch. Normale Gottesdienste interessieren mich nicht. Aber hier ist es etwas anderes. Hier hält kein Priester eine langweilige Predigt und hier müssen die Besucher nicht singen. Hier stehen die Mönche im Altarraum, einer singt einen lateinischen Satz, die anderen singen im Chor die Erwiderung. Dies erzeugt eine ganz besondere Stimmung.
Aus dem Zimmer blicke ich in den Klosterhof. Abendessen und Frühstück sind gut. Vor allem aber ist es die besondere Atmosphäre dieses Ortes, wegen der ich sicherlich noch einmal hier übernachten werde.
Während meiner ersten Monate als D-Wanderer bin ich bei fast jeder Etappe zwischendurch auch ein paar Kilometer gelaufen statt gewandert. Seit dem Winter lief ich aber nur noch ab und zu ein paar hundert Meter weit. Mit Harald wechsle ich heute häufig zwischen schnellem Nordic Walking und Trailrunning. Unterwegs bleiben wir oft zum Fotografieren stehen. Nach der langen Laufpause macht es mir heute umso mehr Spaß, diese herrlichen Pfade mal wieder in höherem Tempo hinab zu rennen. So ganz habe ich meine alte Trailrunning-Leidenschaft noch nicht verloren, auch wenn ich inzwischen wieder mit Herz und Seele zum Wanderer wurde.
Früh stehen wir am Eingang der Jugendherberge in der Burg Wildenstein.
Doch noch geht es nicht gleich hinab zum Kloster. Zuvor dürfen wir noch zu weiteren Aussichtspunkten und hinauf zu Schloss Bronnen.
Wieder ärgern mich Wegweiser, die uns im Kreis herum führen und unsere Etappe um zwei Kilometer und 150 Höhenmeter verlängern.
Dann geht es hinab nach Beuron. Hier ist die Streckenführung eine Wundertüte. Laut Karte sollen wir nun ein kurzes Stück dem Donauradweg folgen, mein Track zeigt an, dass nun am anderen Ufer der Donau bergauf geht, der Wegweiser zeigt an, dass unsere Strecke mit dem roten Dreieck gleich vor den ersten Häusern von Beuron wieder nach links zweigt und in ein Seitental führt und laut aktuellem Track vom Albverein umrundet man zuerst den Klosterbezirk. Wir halten uns an die Wegweiser, sind dann aber mal wieder über unser GPS-Gerät froh, da unterwegs wie gewohnt einige Markierungen fehlen.
Nach einigen Auf- und Abstiegen, weiteren Aussichtspunkten und vielen schönen Trails folgen wir wieder kurz der Donau.
Ab dem letzten Aufstieg des Tages erhöhen wir unser heute ohnehin sehr schnelles Tempo sogar noch, denn wir müssen uns sehr beeilen, um unseren für die Heimfahrt geplanten Zug noch zu erreichen.
Als ich in Tuttlingen am Ufer der Donau entlang laufe, komme ich mir vor wie bei einem meiner vielen Wettkämpfe. Fast in letzter Minute erreichen wir den Zug. Diese beiden Tage haben uns sehr viel Spaß gemacht.
Hier stehen die offiziellen Infos über diesen Weg:
https://wege.albverein.net/hauptwanderwege/hw2/
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Wie oft ich zukünftig Tipps zu den schönsten Wandergebieten Deutschlands veröffentlichen kann, liegt auch sehr an Euch, denn ich habe zwar weiterhin genügend Zeit, für Euch Wege zu erkunden, aber nicht mehr genug Geld für häufige Bahnfahrten. Ich freue mich über alle Leserinnen und Leser, die mit einer kleinen Überweisung dazu beitragen, dass ich Euch in den nächsten Jahren noch viele herrliche Routen vorstellen kann. https://d-wanderer.de/aktuelles.php