Die Uckermärker Landrunde führt 167 km durch die Uckermark. Die Strecke ist fast ausnahmslos gut markiert. Start und Ziel ist Prenzlau, das man von Berlin aus in einer Stunde mit dem Intercity erreicht. Man kann aber auch in Angermünde oder Templin starten.
Ich gebe zu, dass ich vor einigen Monaten nur gewusst habe, dass die Uckermark im Osten Deutschlands liegt, sie aber keinem Bundesland zuordnen konnte. Erst als ich viel Zeit mit der Online-Recherche nach interessanten Wanderwegen verbrachte, wurde ich auf dieses Paradies mit vielen Seen und einer von eiszeitlichen Gletschermoränen geprägten sanften Hügellandschaft aufmerksam. Für die Wintermonate suchte ich nach Touren, die mehr bieten als nur kahle Laubwälder. Die vielen Seen in der Uckermark, aber auch die Stille in dieser weiten, offenen Landschaft sowie kulturelle Reize führten zu meiner Entscheidung, hier im Januar zu wandern. Außerdem muss man hier meist nicht mit ganz so tief verschneiten Wegen rechnen wie in hohen Mittelgebirgen.
Nach dem Frühstück schaue ich mir ohne Gepäck die Sehenswürdigkeiten von Prenzlau an. Hier stehen noch große Teile der alten Stadtmauer. Aber auch die Stadttore, Kirchen und ein ehemaliges Kloster gefallen mir gut.
Danach hole ich meinen Rucksack und marschiere los.
Zuerst folge ich lange Zeit dem Ufer des fast 7 km langen Unteruckersee, anfangs kurz auf Asphalt, später oft direkt am Schilfufer über Feldwege oder Pfade.
Gestern wanderte ich bei Sturmflut an der Ostsee, heute spaziere ich bei schönstem Sonnenschein entlang idyllischer Seen. Während manche Regionen Deutschlands gerade im Schneechaos versinken, fühle ich mich hier wie im Frühling.
Dann geht es mit Blick auf ein großes Schilfgebiet südwärts.
Dann gibt es aber leider eine Weile keinen direkten Zugang zum Ufer mehr. Alles eingezäunt! Erst unterhalb von Warnitz führt wieder ein Weg direkt an den See.
Als ich in Warnitz bei der gebuchten und voraus bezahlten Unterkunft ankomme, ist dort niemand. Telefonisch erfahre ich, dass der Vermieter meine Buchung vergessen hat. Er sagt mir gleich den Türcode, damit ich zumindest schon rein kann. Drinnen haben meine Vorgänger extrem viel Müll und Unordnung hinterlassen. Ich gehe hinab zum See und fotografiere den Sonnenuntergang. Bald kommt nun auch der Vermieter und putzt den Dreck weg.
Es hat tatsächlich geschneit! Aber nicht wie im momentan von gewaltigen Schneemassen geplagten Bayern! Nur ein paar vereinzelte Flocken legten sich in der Nacht auf einige Stellen am Boden.
Wie schon oft zuvor erkenne ich auch heute wieder, dass ich nicht immer nur Postkartenwetter brauche sondern auch Tage mit leichtem Nebel sehr reizvoll sein können. Und wie erwartet empfinde ich die Stille dieser weitläufigen, offenen Landschaft als sehr erholsam. Außerhalb der kleinen Dörfer sehe ich heute den ganzen Tag keinen Menschen.
Trotz leichtem Sprühregen hole ich immer wieder die Kamera heraus und fotografiere sanft gewelltes Hügelland, weite Wiesen- oder Ackerflächen, Alleen, Baumgruppen oder Hecken, ab und zu kleine Dorfkirchen und eine unter Denkmalschutz stehende Mühle.
Zwischendurch folgt die Uckermärker Landrunde auch einer alten Bahntrasse. Hier ist der Bahndamm recht bequem, das werde ich in einigen Tagen noch anders erleben.
Gegen Ende der Etappe geht es dann recht idyllisch am Ufer des Mündesee entlang. Einige Bänke laden zur Rast ein, doch ich muss gleich weiter, damit ich Angermünde noch bei Tageslicht erreiche.
Um 16 Uhr erreiche ich dann Angermünde, wo ich gleich zu meiner Unterkunft gehe.
Kurz vor Sonnenaufgang gehe ich hinunter zum See.
Dann spaziere ich durch die Altstadt und weiter zum Bahnhof. Schnell führt mich der Weg aus dem Ort hinaus. Im Gegensatz zu der offenen Landschaft der letzten beiden Tage geht es heute meist durch Wald.
Bald erreiche ich das Strandbad am Wolletzsee. Hier beginnt einer der schönsten Abschnitte der Landrunde. Ein idyllischer Pfad führt am Ufer entlang und bietet viele schöne Blicke auf den großen See.
Zwischendurch geht es am Ufer der Welse entlang, die in den See mündet. Auch im Winter ist dieser Weg traumhaft schön.
Und weiter wandere ich am Seeufer. Plötzlich sehe ich, wie etwa 30 m über mir ein Wildschwein den Hang entlang rennt. Weit vor mir höre ich Schüsse und Hundegebell. Vermutlich flieht dieser große Eber vor einer Treibjagd.
Bei Wolletz verlässt der Wanderweg den See. Die Fortsetzung der Landrunde ist heute aber wegen der Jagd gesperrt. Als ich eine alternative Route probiere, höre ich nah vor mir ebenfalls Hunde und Schüsse. Daher muss ich in den Ort Wolletz zurück gehen und einen gefahrlosen Umweg suchen.
Zum Glück nimmt mich der Fahrer des ersten Autos, das nun an mir vorbei fährt, ein paar Kilometer mit, bis ich auf einem Radweg nach Peetzig spazieren kann, wo ich wieder auf die Landrunde treffe.
Ab Pelzig wandere ich auf einem Feldweg über flache Hügel.
Nun marschiere ich viele Stunden lang durch den hügeligen Wald des Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. In diesem landschaftlichen Relikt der letzten Eiszeit bieten mir Kiefern- und Buchenwald, dazwischen ein paar kleine Seen, Tümpel, Sumpfgebiete und verlandete Seen Abwechslung.
Am Abend esse ich im urgemütlichen alten Landgasthof Zum Grünen Baum zum ersten Mal in meinem Leben Mufflon, dazu gibt es Rotkraut, Knödel und ein gutes Bier (Choriner Zwickel). So könnte jeder Tag enden!
Den ganzen Tag regnet es. Dank guter Bekleidung macht mir das beim Wandern nichts aus. Nur beim Fotografieren stört es sehr, wenn ich ständig Wassertropfen vom Objektiv wischen muss.
Da es auf der Landrunde keine größeren Steigungen gibt, bleibt auch die heute meist durch den Wald führende Strecke sehr bequem.
Am Mittag wandere ich einige Kilometer weit auf einem schönen Weg direkt am Ufer des Lübbesee entlang, wo ich trotz starkem Regen genug interessante Fotomotive finde.
Heute ist es hier nass und kalt, doch in wenigen Monaten werde ich an diesem See bei Sonnenschein baden, wenn ich auch den Märkischen Landweg wandere.
Am Nachmittag schaue ich mir die Altstadt von Templin an, die noch fast komplett von der alten Stadtmauer mit einigen der alten Stadttore umgeben wird.
Dann gehe ich zur außerordentlich preiswerten Radlerherberge, die für Gäste eine gut ausgestattete Küche hat.
Heute muss ich etwas schneller marschieren, damit ich die geplante 37 km Doppeletappe bei Tageslicht schaffe. Ich verlasse die Stadt schon kurz vor Sonnenaufgang.
Als ich am Ufer eines hübschen Kanals spaziere, verziert ein Graupelschauer den Weg mit kleinen Eisklümpchen.
Dann folgt den ganzen Tag über eine recht abwechslungsreiche Mischung aus Wald, Feldern und Wiesen, dazu wieder einige Seen. Für mich ist das die schönste Etappe auf dieser Tour.
Das kleine Kirchlein im Grünen ist der nächste Blickfang dieser Strecke.
An einem See bei Alt Pracht erreiche ich sowohl unter Naturschutz stehende Uferbereiche als auch einen kleinen Badebereich. Angenagte Baumstämme zeigen, dass hier Biber leben. Immer wieder komme ich an kleinen Dörfern mit hübschen Kirchen vorbei.
Der markierte Weg führt weder in den Ort hinein noch direkt an den Sehenswürdigkeiten vorbei. Am Morgen spaziere ich mehr als eine Stunde lang umher, bevor ich mit der Strecke der nächsten Etappe beginne.
Im Schloss befindet sich heute ein teueres Hotel. Momentan scheinen aber kaum Gäste da zu sein.
Sehr lohnend ist auch ein Spaziergang zur fotogenen Klostermühle, die man auch besichtigen kann.
Dann wandere ich auf der Uckermärker Landrunde eine Weile durch recht hügelige Wälder.
Kurz vor dem Ziel warnt ein Schild: “1,5 km unwegsame Wegführung. Wir bitten um Verständnis". Wieder führt die Landrunde über den ehemaligen Bahndamm, am Anfang auf sehr unangenehmem, groben Schotter.
Doch bald kann ich mit kleinen Schritten von Schwelle zu Schwelle schreiten, was eine Abwechslung zum gewohnten Wandern bietet.
Die letzten drei Kilometer sind dann sehr bequem, aber nicht besonders reizvoll. Schließlich erreiche ich Prenzlau und der Kreis schließt sich.
Hier stehen offizielle Informationen zur Uckermärker Landrunde: https://www.tourismus-uckermark.de/aktiv/wandern/uckermaerker-landrunde.html
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