Der Westweg im Schwarzwald ist der älteste Fernwanderweg Deutschlands. Bereits im Jahre 1900 wurde der Westweg von Pforzheim nach Basel angelegt. Ab Titisee teilt sich die Route in eine Ost- und eine West-Variante. In beiden Fällen ist der Weg knapp 290 km lang und hat etwa 7900 Höhenmeter. Der Westweg trägt das Gütesiegel "Qualitätsweg Wanderbares Deutschland".
Auf dem Westweg begann 1987 meine Fernwanderleidenschaft. Daher wählte ich ihn 30 Jahre danach auch als "Teststrecke" für meine Idee, im nächsten Sommer mehrere Monate lang durch Deutschland zu wandern.
Auf der ersten Etappe müssen wir leider noch auf das erhoffte winterliche Ambiente verzichten. Bei feucht-kaltem Wetter marschieren wir durch Wälder und Orte nahe Pforzheim, einige Zeit am Ufer der heute sehr wasserreichen Enz und schließlich hinauf zum Etappenziel Dobel, einer kleinen Stadt am nördlichen Rand des Schwarzwalds. Selbst dort oben liegen heute nur noch vereinzelt kleine Schneereste.
Da wir an Heiligabend zuhause bei der Familie feiern, setzen wir unsere Wanderung erst am 25.12. fort. Am frühen Morgen umgibt uns in Dobel noch dichter Nebel, der aber bald unter uns liegt.
Nach einer Stunde knirscht endlich Schnee unter unseren Schuhen. Zwar müssen wir aufpassen, um auf dem an einigen Stellen leicht vereisten Altschnee nicht zu rutschen, aber insgesamt kommen wir recht problemlos voran.
Unter wolkenlosem Himmel blicken wir zufrieden über das flache Nebelmeer, das die Rheinebene bedeckt und aus dem nur die höchsten Berge des Schwarzwalds wie Inseln herausragen.
Höhepunkt des Tages ist das Hochmoor beim Hohlohsee, wo uns nach recht einsamen Wanderstunden sehr viele Spaziergänger begegnen.
Ein Bohlenweg führt durch dieses urwüchsige Naturschutzgebiet. Leider zeigen Spuren im Schnee an, dass einige rücksichtslose Spaziergänger den Weg verlassen haben und in das empfindliche Ökosystem am Ufer vorgedrungen sind. Auch beim Kaiser-Wilhelm-Turm, einem beliebten Aussichtspunkt in unmittelbarer Parkplatznähe, sind sehr viele Menschen unterwegs. Beim Abstieg ins Murgtal begegnen wir kaum jemanden und können wieder die Stille dieses Wintertages genießen. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir Forbach.
Die nächsten drei Tage wandere ich alleine weiter, da Annette arbeiten muss. Schon bei Sonnenaufgang marschiere ich auf einem recht anstrengenden Pfad von Forbach hinauf zu einem Bergsattel, danach bequem hinab zur Schwarzenbach-Talsperre. Im Sommer kommen viele Menschen zum Baden an den großen Stausee. Hier ist in den letzten Tagen der meiste Schnee geschmolzen. Noch scheint die Sonne.
Als ich nach einem steilen Aufstieg den idyllischen Herrenwieser See erreiche, weichen die letzten blauen Fleckchen am Himmel düsterem Grau.
Im verharschten und an einigen Stellen rutschigen Altschnee zwischen dem Herrenwieser See und dem Aussichtsturm auf der Badener Höhe bin ich über meine Schuhe mit Gamaschen, meine Stöcke und meinen guten Trainingszustand sehr froh. Für normale Spaziergänger wäre dieser Aufstieg bei den heutigen Wegverhältnissen kein Vergnügen.
Die nächsten Kilometer führen über gut präparierte und entsprechend auch von vielen Wanderern genutzte Wege. Doch ab dem großen Parkplatz bei Hundseck an der Schwarzwald Hochstraße beginnt mein weitaus schwerster Streckenabschnitt in dieser Woche.
Schon der erste Teil dieses Aufstiegs schreckt heute viele Wanderer ab. Immer wieder breche ich mit einem Bein bis zum Knie im verharschten Schnee ein. Doch anfangs komme ich zwischendurch auch immer mal wieder 50 bis 100 Meter relativ problemlos voran. Erst ganz oben auf dem Hochkopf wird es heute wirklich krass. Ich liebe die wilde Atmosphäre dieser wunderschönen Grinde-Vegetation, mit den kleinen Birken, verkrüppelten Kiefern und Sträuchern. Da dies zu meinen Lieblingsrouten im Nordschwarzwald zählt, war ich schon oft im Winter hier oben, doch so anspruchsvoll habe ich diese Strecke noch nie erlebt.
Anstatt bei klarerer Fernsicht über die Rheinebene bis hinüber zu den Vogesen zu blicken, sehe ich heute im dichten Nebel nur meine unmittelbare Umgebung. Der Pfad ist unter so tiefem Schnee verborgen, dass ich den Streckenverlauf nicht erkennen kann. Da seit dem letzten starken Schneefall niemand mehr hier wanderte, kann ich mich auch nicht an Fußspuren orientieren. Nur ab und zu sehe ich durch den Nebel weit vor mir eine Markierung. Ich stapfe drei bis vier Schritte auf halbwegs festem Boden voran, stecke bis zum Knie im Schnee fest, ziehe das Bein wieder aus dem Loch heraus, mühe mich ein paar Meter vorwärts und breche schon wieder ein. Auf diese Weise brauche ich für einen Kilometer mehr als eine Stunde. Der kalte Sturm verhindert, dass ich zwischendurch stehen bleiben und mich ausruhen kann. Aber diese ganz besondere Herausforderung macht mir sehr viel Spaß. Auch wegen solchen nicht alltäglichen Erlebnissen bin ich zur Westweg-Winterbegehung aufgebrochen.
„Geht das überhaupt?" fragten uns viele Freunde, als Annette und ich von unserem Plan erzählten. Wir kennen die wechselnden Bedingungen dieser Jahreszeit und empfehlen den Westweg im Winter daher nur gut trainierten, erfahrenen und trittsicheren Wanderern. Schuhe mit Gamaschen und sehr gutem Profil sowie entsprechende Winterbekleidung sind absolut Bedingung. Für den wegen dicker Wechselbekleidung und Thermoskanne deutlich schwereren Rucksack entschädigt uns eine Winterwanderung mit Abenteuern, die uns im restlichen Jahr entgehen. Nicht nur die größere sportliche Herausforderung sondern vor allem die täglich wechselnden, oft sogar von Kilometer zu Kilometer unterschiedlichen Streckenverhältnisse, bieten ein völlig anderes Wandererlebnis als die schneefreien Monate.
Am Streckenabschnitt von Unterstmatt hinauf zur Hornisgrinde wurde der Schnee auf dem Pfad von vielen Schneeschuhwanderern so gut festgetreten, dass ich hier wieder recht leicht vorankomme. Auf der 1163 m hohen Hornisgrinde, dem höchsten Berg im Nordschwarzwald, begegne ich trotz dem starken Sturm heute überraschend vielen Spaziergängern, die auf der recht leichten Strecke vom Parkplatz am Mummelsee herauf wandern. Während ich hier oben auf der weiten Grindefläche durch das Grau marschiere, sehe ich, wie über der Rheinebene die Sonne durch eine Lücke in der Wolkendecke scheint und einen kleinen Teil der Ebene beleuchtet. Der gewaltige Lichtkontrast zwischen oben und unten begeistert mich.
Als ich mein Etappenziel Mummelsee erreiche, scheint auch hier die Sonne. Dieser vor einer steilen Bergflanke gelegene Karsee zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen im Nordschwarzwald. Entsprechend viel Trubel herrscht hier bei jedem Wetter. Das Schmalzbrot im Restaurant ist für mich bei Wanderungen hier oben schon fast Kult.
Am nächsten Morgen komme ich anfangs schnell gut voran. Die ersten Kilometer auf dem gut präparierten Wanderweg sind abgesehen von wenigen vereisten Stellen einfach. Der Weg über die Grindeflächen zwischen der Darmstädter Hütte vorbei am Wildseeblick ist heute etwas schwerer, doch auch kein großes Problem.
Der Abstieg hinab zum Ruhestein führt teilweise durch den Wald, teilweise auf breitem Weg über die Skipiste.
Danach geht es auf der anderen Seite des Parkplatzes zuerst entlang der Rodelpiste hinauf, dann folgen bei recht starkem Schneefall einsame Kilometer durch eine Märchenlandschaft mit wenigen, von Wind und Wetter bizarr geformten Bäumen und Sträuchern. Ach wie schön ist es, hier durch die Winterlandschaft stapfen zu können!
Nach einer kurzen Überlegung, ob ich im Hotel Schliffkopf eine Pause mit Kaffee und Schwarzwälder Kirschtorte einlegen soll, marschiere ich aber dann doch gleich weiter bis zum Hotel Zuflucht, wo ich mich in der Sauna von diesem kalten Tag erhole.
Als ich am nächsten Morgen aufwache, höre ich einen Schneepflug. Über Nacht sind 15 - 20 cm Neuschnee gefallen. Jetzt sehen auch die bisher schneefreien Bäume endlich so richtig winterlich aus, wie ich es mir erhofft habe.
Doch der Neuschnee bedeckt nun die tiefe, brüchige Altschneedecke. Unter diesen Bedingungen ist der Wanderweg ohne Schneeschuhe völlig unpassierbar. Daher marschiere ich bis zur Alexanderschanze auf der Straße, die unter der dicken Schneedecke auch nicht anders aussieht als ein Wanderweg. Da aufgrund der Streckenverhältnisse nahezu keine Autos vorbeikommen, kann ich die Stille genießen.
Für heute hatte ich einen extrem langen Wandertag geplant und wollte die beiden offiziellen Etappen von der Alexanderschanze bis Hausach an einem Tag zusammenfassen, in sehr sportlichem Tempo marschieren und die letzten Kilometer im Licht meiner Stirnlampe zurücklegen. Doch wenn ich heute Schritt für Schritt mühsam durch den Tiefschnee stapfen müsste, könnte ich mein Tagesziel unmöglich erreichen. Es stört mich nun aber nicht, dass ich deswegen von der Westweg-Route abweichen muss. Auf Winterwanderungen ist ein gewisses Maß an Flexibiliät bei der Streckenwahl Bedingung. Ich folge nun der heute fast autofreien Straße hinab nach Bad Griesbach. Am Ortsausgang stehen sehr viele PKW und LKW, deren Fahrer mich fragen, ob eine Fahrt nach oben möglich ist. „Ohne Schneeketten und Allradantrieb besser nicht!“, empfehle ich.
Über Nebenstraßen erreiche ich schließlich wieder den Westweg, auf dem hier unten nicht mehr so tiefer Schnee liegt. Am späten Abend komme ich in Hausach an.
Im Februar 2023 fotografiere ich dann auch diesen Abschnitt bei idealem Winterwanderwetter. Zusammen mit sonnigen Fotos der Strecken am Hochkopf und Schliffkopf steht der Bericht hier: https://d-wanderer.de/wanderungen.php?w=5635&Wanderung=Westweg_-_Vier_Jahreszeiten_Tour_2023
Am nächsten Morgen begeistert mich der Blick von der Burgruine über das Kinzigtal. Nach und nach färbt die aufgehende Sonne die gegenüberliegenden Berghänge.
Den ganzen Tag über marschiere ich durch wunderbar lockeren Pulverschnee, meist unter herrlich blauem Himmel. Die Wintermärchenlandschaft um mich herum könnte nicht schöner sein.
Nach vielen Stunden Genusswandern mit Aussicht erreiche ich den Gasthof Wilhelmshöhe, zu dem am Abend auch Annette kommt. Den herrlichen Tag lassen wir ganz gemütlich bei einem leckeren Abendessen ausklingen.
Anfangs stapfen wir durch tiefen Neuschnee, doch leider beendet dann Tauwetter unsere Freude am Winterwald. Bald regnet es und der Wind nimmt zu. Dies ist ein zwar ein sportlicher und erlebnisreicher, aber nicht ganz so genussvoller Wandertag. Dennoch sind wir auch heute wieder froh, die Weihnachtsferien aktiv in der Natur verbringen zu können.
Manchmal führt der Westweg im Winter über Langlaufloipen, die offiziell für Wanderer gesperrt sind. Um unser Etappenziel zu erreichen, müssen wir diesen Routen dennoch folgen. Doch wir legen bei Winterwanderungen großen Wert darauf, dass wir die Loipen nicht beschädigen und marschieren daher weit neben dem gespurten Bereich durch den Schnee. Dies ist auch nicht anstrengender als ein Streckenabschnitt auf schmalen, zugeschneiten Pfaden.
Vom Aussichtspunkt Brend bleiben uns nur Nebel, Regen und Sturm in Erinnerung. Einmal reisst der Wind Annettes Regenüberzug vom Rucksack und ich renne ihm über eine Wiese hinterher.
Aufgrund der aktuellen Verhältnisse folgen wir auf den letzten Kilometern zum Gasthof Kalte Herberge nicht dem Westweg sondern der Route des Schwarzwald-Radweges, die sich heute als sehr empfehlenswerte Alternative erweist.
Abwechslungsreicher als die nächste Etappe kann eine Winterwanderung kaum sein. Von Tiefschnee über verharschte Wege bis zu schneefreien Abschnitten wird uns alles geboten, mal durch urigen Wald, dann wieder über Wiesen mit viel Aussicht. Ein Tag wie aus dem Bilderbuch!
Der verharschte Schnee knirscht bei jedem Schritt unter unseren Füßen. Doch wenn wir zwischendurch stehen bleiben, um den Wintermärchenwald um uns herum zu genießen, umgibt uns völlige Stille.
Am späten Nachmittag erreichen wir den Titisee. Hier gabelt sich der Westweg in eine West- und eine Ost-Variante. Wir übernachten in der Jugendherberge, die etwas abseits beider Routen liegt. Um Mitternacht schauen wir vor der Herberge zu, wie einige Familien mit Kindern den Jahreswechsel mit Feuerwerk feiern, auch die Raketen im wenige Kilometer entfernten Bärental erkennen wir von hier aus noch.
Wie kann man das neue Jahr schöner beginnen als mit einer herrlichen Wanderung? Nach einem Kilometer erreichen wir die Route der Ost-Variante des Westwegs. Trotz Beginn auf zwischendurch vereisten Wegen erweist sich unsere heutige Wanderung als überraschend einfach. Nach zwei Stunden überschreiten wir die Schneefallgrenze und wandern dann wieder durch eine idyllische Winterlandschaft.
Gegen 12 Uhr endet für uns die Stille, denn nun umgibt uns der Touristentrubel am Feldberg. Auf den Skipisten ist viel los, aber auch auf dem sehr gut präparierten Winterwanderweg vom Feldberger Hof zur St. Wilhelmer Hütte spazieren viele Ausflügler.
Den recht anstrengenden Aufstieg von der Hütte hinauf zum 1493 m hohen Feldberggipfel bewältigen heute aber nur wenige Leute. Von Meter zu Meter nimmt der Wind zu. Mit enormem Rückenwind erreiche ich den Grat, wo ein heftiger Sturm den Schnee in hohem Tempo über den Berg bläst. Welch ein Spaß!
Dann krönt Petrus unsere Winterwanderung zum Abschluss noch dadurch, dass wir nun hier oben die einzige sonnige Phase dieses Tages erleben dürfen. Sogar die ferne Kette der Alpen liegt jetzt in bestem Licht vor uns Welch ein genialer Start ins neue Jahr! Glücklich marschieren wir zurück zum Parkplatz und fahren mit Bus und Zug nach Hause.
Diese "Testwanderung" auf dem Westweg bestätigt meine Gewissheit, dass Fernwandern nach wie vor ein unverzichtbarer Teil meines Lebens ist. Nachdem ich bisher darüber nachdachte, meinen Job nur für ein paar Wandermonate zu unterbrechen, wächst in den Wochen nach Rückkehr vom Westweg daraus die Idee, den Job sogar ganz zu kündigen und zwei Jahre lang 10.000 km durch Deutschland zu wandern.
Als ich am Feldberger Hof aus dem Bus steige, entspricht die Szenerie um mich herum fast exakt dem Gegenteil zu meinem letzten Aufenthalt an Neujahr. Jetzt steckt der Feldberg in Wolken und selbst die Skipiste ist völlig schneefrei. Außer mir sind nur drei Spaziergänger unterwegs, die sich aber nicht weit vom Parkplatz entfernen.
Auf den ersten Kilometern begeistert mich der extrem häufige Wechsel zwischen Nebel, schnell vorbeirasenden Wolkenfetzen und einigen kleinen, blauen Flecken am Himmel. Ich komme kaum voran, weil ich ständig stehen bleibe, um diese faszinierende Stimmung zu fotografieren.
Als ich unterhalb der St. Wilhelmer Hütte die Stelle erreiche, an der Annette und ich damals unsere Westweg-Wanderung beendeten, weht der starke Wind die Wolken am Feldberg fort, so dass ich nun den Gipfel hinter mir sehe.
Nun führt der Westweg mal leicht bergauf, mal bergab. Die Wolken bleiben jetzt weit über mir, so dass der Blick auf die Umgebung nun frei ist.
Da im Schwarzwald noch kein Schnee liegt, wurde am Nordic Alpin Zentrum bei Notschrei eine Loipe aus Kunstschnee angelegt. Ich finde das ebenso albern wie die Skipisten in den Alpen, die vor der Saison als hässliche weiße Streifen am grünen Hang hinabführen.
Nun wird die Route wieder immer schöner. Ein Tal mit einem Hochmoor, Wiesen mit weiter Aussicht, urige alte Bäume - auch ohne Sonnenschein ein Genuss!
Als ich das Naturschutzgebiet Wiedener Weiden erreiche, scheint zwischendurch die Sonne.
Beim Wiedener Eck muss ich den Westweg für heute verlassen und zwei Kilometer weit hinab zu einem Gästehaus in Wieden wandern.
Am Morgen wandere ich bei sonnigem Wetter wieder hinauf zum Westweg.
Bald sehe ich in der Ferne die mit flachem Bodennebel gefüllte Rheinebene, aus der wie eine Insel der Kaiserstuhl hervorragt, ein ehemaliger Vulkan. Die Vogesen auf der französischen Seite der Rheinebene erkennt man im Dunst jetzt noch kaum, später dann aber immer besser.
Als ich den 1414 m hohen Belchen erreiche, begeistert mich der heute überraschend klare Blick zu den Alpen. Da ich diese Aussicht in Ruhe genießen will, setze ich mich eine Weile im Belchenhaus ans Fenster, esse einen Heidelbeerkuchen und trinke Kaffee.
Der Weg führt nun oberhalb von einigen Felsen über sonnige Hänge mit nur wenigen Bäumen und Sträuchern. Mir gefällt diese bezaubernde Vegetation hervorragend.
Bei dem perfekten Wander- und Fotowetter vergeht heute die Zeit wie im Fluge. Mir kommt es so vor, als sei ich eben erst aufgebrochen, doch schon erreiche ich den 1165 m hohen Blauen. Von der Streckenlänge her könnte ich auch noch problemlos bis hinab nach Kandern marschieren, doch ich will wegen der großartigen Aussicht unbedingt am Gipfel im Berghotel Hochblauen übernachten.
Heute bleibe ich bis Sonnenuntergang draußen. Der Wechsel des Lichts und die ständig steigende Nebelgrenze im Rheintal bieten spannende Ausblicke. Anfangs ragen noch viele Bergkämme des Schweizer Jura zwischen Rheintal und den Alpen aus dem Nebelmeer, doch dann werden diese mehr und mehr geflutet, zu kleinen Inseln und verschwinden schließlich ganz.
In der Abenddämmerung verlasse ich die Terrasse, um noch einmal hinten bei dem kleinen Aussichtsturm in Richtung Schwarzwald zu schauen. Auch hier hat sich die Szenerie durch den steigenden Hochnebel inzwischen sehr verändert.
In der Nacht sehe ich dann von meinem Zimmerfenster aus die Lichter der Städte weit unter mir. Ich weiß, warum ich lieber auf Bergen statt unten übernachte. So ein Tag wie heute ist für mich viel mehr wert als irgendwelche materiellen Errungenschaften. Ein neues Auto? Eine neue Wohnzimmereinrichtung? Wozu? Dies hier ist das, wofür ich lebe. Und jedem, der mir sagt, ich solle lieber in meine Altersvorsorge investieren, dem antworte ich, dass dies für mich die beste Investition in meine Zukunft ist. Jede Art von Kapitalanlage kann man mir nehmen, aber all die Erinnerungen an das Erlebte nicht.
Beim Frühstück reicht im Nebel der Blick aus dem Fenster gerade bis zu den nächsten Bäumen. Die ersten Kilometer führen heute ohne Aussichtspunkte durch Wald bergab. Im Nebel gefällt mir der Weg besser als ohne. Immer wieder bleibe ich stehen, um die wechselnden Nebelstimmungen zu fotografieren.
Erst beim Mohrensattel komme ich unter die Wolkengrenze und sehe mehr von der Umgebung.
In Kandern kann man die Kamera gut in der Tasche lassen. Erst einige Zeit später wird es wieder interessant. Die Wolfsschlucht gefällt mir wegen ihrer bemoosten Felsen auf beiden Seiten des schmalen, einmal sogar extrem schmalen Pfades.
Erst bei der großen Burgruine Rötteln nehme ich wieder die Kamera in die Hand. Natürlich ist die Burg an einem trüben Montag im Herbst nicht zur Besichtigung geöffnet, aber auch von außen gefällt sie mir.
Die Aussicht auf das dicht besiedelte Rheintal bei Lörrach mag im Sommer ganz nett sein, doch bei dem grauen Wetter wirkt sie heute recht trostlos.
Am Ende der Wanderung geht es dann etwa eine Stunde lang am parkähnlich angelegten Ufer der Wiese entlang.
Zuletzt geht es noch kurz über Straßen durch Basel, wo der Westweg am Badischen Bahnhof endet.
Hier ist der Link zur Seite des Schwarzwald Tourismus mit offiziellen Infos über diesen Weg: www.schwarzwald-tourismus.info/erleben/wandern/fernwandern/westweg
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php