Der als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zertifizierte WesterwaldSteig führt 235 km weit von Herborn an der Dill nach Bad Hönningen am Rhein bzw. in umgekehrter Richtung. Offiziell wird er in 16 Etappen aufgeteilt. Ich wandere ihn in 7,5 Tagen. Die meisten Etappen sind sehr gut markiert, zum Zeitpunkt meiner Wanderung benötigte man aber an drei Tagen zur Orientierung auch Karte, Wanderbuch oder GPS-Track.
Vom Bahnhof Herborn erreiche ich in fünf Minuten die Altstadt. Diese konnte bis heute nahezu unzerstört ihren historischen Charme bewahren. Entlang der Fußgängerzone stehen viele prächtige Fachwerkhäuser, teilweise mit schön verziertem Fachwerk.
Gegen 12 Uhr verlasse ich die Stadt. Am WesterwaldSteig wechselt die Strecke viel häufiger als an den meisten anderen Fernwanderwegen zwischen breiten Wegen und ganz schmalen, manchmal etwas zugewachsenen Trails.
Nach ein paar Kilometern komme ich an einem Tierpark vorbei, auf dessen Besichtigung ich aber wie gewohnt verzichte. Bei der Kirche in Uckersdorf übersehe ich wohl eine Abzweigung und wandere nun einen Umweg, bis ich auf einem Bergrücken mit netter Aussicht wieder die richtige Route erreiche.
Bei Erdbach komme ich an einem Steinbruch vorbei, an dem man beim Graben eine Stollens auf ein großes Höhlensystem gestoßen ist, außerdem an einer Karstquelle. Den Abstecher auf den Pfad zu den Steinkammern genannten Höhlen verpasse ich, da sie dieser nicht markiert ist.
Der kleine Basaltfelsen Bartenstein zeugt von einstigem Vulkanismus.
Und immer wieder schmücken Blumenwiesen den Weg.
Am späten Nachmittag erreiche ich die Fuchskaute, wo ich in der Fuchskaute-Lodge übernachte.
Der mit 657 m höchste Berg im Westerwald erhebt sich nur wenig über die Umgebung. Dennoch reicht der Blick von oben sehr weit. Aber nicht heute morgen. Statt Frühstück mit Aussicht gibt es leider Blick ins Grau, denn Hochnebel bedeckt den Berg.
Zum Zeitpunkt meiner Wanderung sind manche Streckenabschnitte sehr schlecht markiert.
Am Seitenstein komme ich erneut an einem Basaltfelsen vorbei.
Ich hatte mich darauf gefreut, im Restaurant am Großen Weiher zu Mittag zu essen, aber dieses öffnet erst abends. Auch der Laden am Campingplatz ist geschlossen.
Doch einige Kilometer später finde ich beim Hofgut Dappich eine sehr schöne Einkehrmöglichkeit. Das Hofgut ist mit seinen vielen Gebäuden ein recht hübsches Gelände.
Nun geht es hinab in die kleine Holzbachschlucht, wo der Weg etwas oberhalb des plätschernden Baches entlang führt.
Zwischen Gemünden und Westerburg komme ich am Restaurant Katzenstein vorbei, das ebenfalls geschlossen ist, voraussichtlich sogar für immer.
Von einem Felsen aus blicke ich über Westerburg, wo ich heute nahe am Weg in einer Pension übernachte.
Am Morgen frühstücke ich schon um 6 Uhr in einer Bäckerei.
Nach einigen Kilometern zweigt die Route auf einen Pfad, der fast völlig zugewachsen ist. Ich hatte bereits bei den ersten Etappen anhand des Zustands der Pfade vermutet, dass nur wenige Menschen auf dem Westerwald-Steig wandern. Heute wird dies besonders deutlich, denn stellenweise wuchern hier so hohes Gras und andere Pflanzen am Boden, dass man den Pfad kaum noch erkennen kann.
Heute wandere ich immer wieder über solche zugewachsenen Pfade. Für mich bieten solche “Offroad-Abschnitte” eine willkommene Abwechslung zum seit vielen Monaten gewohnten Wanderalltag. Bei der Orientierung muss ich auch heute wieder sehr aufpassen und brauche mehrmals die Karte.
Nahe der Wiedquelle werden Streckenführung und Orientierung besonders kniffelig. Nur anhand eines Wegweisers und eines Pfosten in der Ferne ahne ich, dass ich mir nun meinen Weg mitten durch hohe Vegetation bahnen muss. Oben am Pfosten stehe ich dann aber vor einem Rätsel, denn zuerst habe ich keine Ahnung, in welche Himmelsrichtung es weitergeht. Aber dann vermute ich, dass ein aus dieser Distanz nur als weißer Punkt zu erkennender Fleck weit unten am Waldrand vielleicht eine Markierung ist und steige hinab.
Im Restaurant unter dem Turm am Gräbersberg esse ich zu Mittag. Danach geht es recht angenehm weiter.
Bald führt der Weg im Stöffel-Park durch die Betriebseinrichtungen eines großen Basalt-Steinbruchs. Hier kann man aber nicht nur Industriegeschichte besichtigen. Im Rahmen des Abbaus des vulkanischen Gesteins traten auch Sedimente eines Sees ans Tageslicht, eine äußerst bedeutende Fundstätte von Versteinerungen. Schade, dass ich heute keine Zeit für eine ausführliche Besichtigung dieses sehr interessanten Geländes und seiner Ausstellungen habe.
Bald nach meinem Aufbruch beobachte ich einen Fuchs, der oberhalb von mir am Waldrand spaziert.
Im Kurort Bad Marienberg gefallen mir der Pfarrer-Kneipp-Kräutergarten, der Barfußpfad und vieles mehr. Für Wanderer ist es auch klasse, dass man hier auch Sonn- und Feiertags zumindest morgens gut Proviant einkaufen kann.
Am Ortsrand komme ich an einem ehemaligen Basalt-Steinbruch vorbei. Am Ufer des unter dem Steinbruch entstandenen Sees stehen interessante Informationstafeln sowie sehenswerte technische und geologische Ausstellungsstücke.
Bald darauf führt der Weg zu einem Wildpark, in dem man bei freiem Eintritt viele Tiere sieht.
Der große Wolfstein ist ein besonders markantes Zeugnis des hier vor etwa 25 Millionen Jahren aufgetretenen Vulkanismus.
Bei Hachenburg führt der Weg am Zaun des Landschaftsmuseum Westerwald vorbei. Auch von außen kann man die vielen interessanten Gebäude gut erkennen, ein Besuch lohnt sich.
In der Altstadt von Hachenburg kann man zwischen Fachwerkhäusern an vielen Stellen gemütlich im Freien sitzen und Kaffee oder Bier trinken und etwas essen.
Das sehr beliebte Ausflugsziel Kloster Marienstatt gefällt mir hervorragend. Vor allem der wunderschöne Garten begeistert mich.
Obwohl ich keinen langen Aufenthalt eingeplant hatte, bleibe ich fast eine Stunde lang hier. Heute ist Pfingstsonntag und perfektes Wetter, entsprechend lang ist die Warteschlange beim Selbstbedienungshäuschen im Biergarten des Brauhauses außerhalb der Klostermauern.
Nun geht es von der Nister über einen niedrigen Berg hinüber nach Limbach an der Kleinen Nister.
Auf dem Aßberg kann man bei freiem Eintritt auf sehr steilen Treppen in das beleuchtete Bergwerk einer 20 m tiefen Schiefergrube hinab steigen. Hier baute man schon von mehr als 500 Jahren Schiefer ab, mit dessen Schindeln viele Dächer gedeckt wurden.
Nicht nur der Abstieg in die Grube ist sehr steil, auch der folgende Weg hinab zur Nister. Danach wandere ich zum Abschluss des langen Tages einige Kilometer recht bequem am Fluss entlang.
Schließlich erreiche ich die Stelle, an der sich Nister und Kleine Nister vereinen. Noch 300 m bergauf, dann erreiche ich in Heimborn das Hotel mit sehr familiärer Atmosphäre, wo ich heute übernachte.
Wieder geht es zuerst einige Kilometer an der Nister entlang, mal ganz unten, mal weiter oben.
Dann weisst bei einer Brücke ein Schild darauf hin, dass der folgende Abschnitt des Westerwald-Steig nur für trittsichere, schwindelfreie Wanderer geeignet ist.
An zwei, drei Stellen braucht man auf dem "Weltende-Pfad" auch die Hände zur Fortbewegung. Bei trockenem Wetter ist er recht harmlos, doch bei Regen empfehle ich die markierte bequeme Alternativstrecke.
Nach wenigen hundert Metern geht es wieder ganz harmlos weiter.
Das ehemalige Kloster Marienthal ist nicht besonders sehenswert, aber der Kreuzweg oberhalb hat eine originelle Gestaltung mit künstlichen Felsen, außerdem gibt es hier mehrere nette Biergärten.
177 Stufen führen auf den Beuleskopf-Turm. Oben sieht man in der Ferne unter anderem Eifel, Siebengebirge und Rothaargebirge.
Am Morgen geht es im bereits gewohnten Wechsel zwischen breiten Wegen und Pfaden weiter.
In Mehren komme ich an einer Kirche vorbei, an der über dem Chor ein Teil des Obergeschosses als Fachwerkhaus gebaut wurde.
Unterwegs kommt mir ein Pferd ohne Reiter in vollem Galopp entgegen. Es ist so schnell, dass ich bei einem Rennen sofort auf seinen Sieg wetten würde. Mit etwa 100 Metern Abstand folgt ein Hund, danach niemand mehr. Ich sorge mich um den Reiter, denn ich gehe davon aus, dass das Pferd ihn irgendwo abgeworfen hat. Doch zehn Minuten später wandert er mir entgegen und fragt, wie viel Vorsprung Pferd und Hund haben und wie schnell sie waren. Das Pferd ist zum Glück erst abgehauen, als er an einem steilen Hang abstieg. Und offensichtlich kennt es den Heimweg.
In Flammersfeld finde ich nahe des Wanderwegs eine Bäckerei, in der ich Proviant für den Mittag kaufen kann. 40 Minuten später überquere ich die Wied, die ich neulich nahe ihrer Quelle schon einmal gesehen hatte. Jetzt ist sie schon ein ordentlicher Fluss. Eine Weile führt der Weg nahe am Ufer entlang.
Dann überquere ich den Holzbach. Hier wurde neben der Brücke eine wunderschöne Wassertretanlage im Bach errichtet, die ich natürlich nutze, um meine Füße zu kühlen. Herrlich!
Bald steige ich hinauf zum Aussichtspunkt Kanzelblick, dann wieder hinab zur Wied.
Nun führt der Weg durch das Grenzbachtal. Den Aufstieg zum Hölderstein muss ich auslassen, da hier der Weg wegen Sturmschäden auf unbestimmte Zeit gesperrt ist und bequem unten durch das Tal umgeleitet wird. Bald treffen beide Routen wieder zusammen und führen unterhalb stark geschichteter Felsen weiter.
Bald geht es hinauf zum nächsten Rastplatz mit Aussicht. Dann marschiere ich wieder etwa 2 km durch das Tal.
Meine Unterkunft, die Grenzbachmühle, ist etwa 5 Minuten vom Steig entfernt.
Am Morgen führt mich der Weg zuerst hinauf nach Horhausen, wo am nördlichen Ortsrand nahe des Wanderwegs große Supermärkte ideale Gelegenheit zum Proviantkauf bieten. Nun geht es einige Zeit wieder bergab.
Bald komme ich am Eingang eines Bergwerksstollen vorbei. Ein Stück weit kann man in den niedrigen Felsgang hinein sehen, der ab 1866 angelegt wurde und nach 340 Metern andere Grubenfelder erreichte.
Einige kurzweilige Kilometer später führt der Wanderweg durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel. Es gibt sogar einen Lichtschalter für die Beleuchtung.
Oberhalb der Wied führt der Weg nun sehr reizvoll an einem steilen Hang entlang, manchmal vorbei an Felsen.
Leider ist es den ganzen Vormittag über wegen starkem Regen sehr dunkel, so dass die Fotos der Felsen und der Aussicht recht düster wirken. Schade, denn die Aussichtspunkte sind eigentlich recht reizvoll. Der Regen wird immer stärker.
Durch ein schönes Waldstück geht es hinauf zur oberen Kante eines ehemaligen Basaltbruchs. Auch hier füllt unten inzwischen ein See die Senke.
Ein längerer Abstieg führt mich nun wieder hinab. Allmählich hört der Regen auf und die ersten blauen Flecken am Himmel tauchen auf.
Bei keinem anderen Wanderweg kam ich so häufig an Wildgehegen vorbei wie hier. Ich glaube, nahezu jede Etappe führt an einem Gehege vorbei, manchmal sogar an mehreren.
Am Mittag wandere ich in einem Bereich, wo die Wied ein tiefes Tal in die Berge gegraben hat. Dichter Wald bedeckt die steilen Hänge. An mehreren Aussichtspunkten kann ich den schönsten Streckenabschnitt des WesterwaldSteig genießen.
Bei einem Wegweiser könnte man abkürzen, denn der WesterwaldSteig führt nun rund um das Roßbacher Häubchen. Doch es wäre sehr schade, wenn man ausgerechnet dieses interessante Wegstück verpasst. Diese 2,6 km sollte man auf jeden Fall wandern, auch wenn sie anstrengend sind. Hier wurde von 1883 bis 1942 ein großer Basaltkegel abgetragen. Die typischen, säulenformigen Basalt-Strukturen im ehemaligen Steinbruch begeistern mich. Außerdem fasziniert mich das Wissen, dass dieser Berg früher 32 Meter höher war und durch menschliche Arbeit verkleinert wurde.
Auf die vom Rundweg abzweigenden zusätzlichen 200 m hinauf zur Aussichtskanzel am höchsten Punkt des Berges kann man aber verzichten, denn dieser sehr steile und bei Regen rutschige Pfad führt zu nicht allzu mehr Aussicht als man es bereits beim Steinbruch hatte.
Nun folgt ein langer Abstieg nach Roßbach. Der WesterwaldSteig folgt nur kurz der Wied. Bald marschiere ich wieder weit den Berg hinauf. Oben erwartet mich wieder ein schöner Rundblick.
Nachdem ich meinen Rucksack im Hotel abgestellt und in einem großen Supermarkt Proviant gekauft habe, gehe ich wieder zum Ufer der Wied. Vom Uferweg aus sehe ich zwei Mühlräder, die fast gegenüber stehen.
In der Mitte des Ortes wurde auch die alte Dorfschmiede restauriert. Auch in diese kann man hinein schauen.
Nur recht kurz folgt der Weg dem Tal. Bald geht es wieder bergauf.
Der lange Aufstieg zum Malberg lohnt sich wegen der weiten Rundumsicht am Gipfel.
Auch am Malberg wurden früher gewaltige Mengen Basalt abgebaut. Eine Tafel informiert über die interessante Geschichte. Sogar eine große Seilbahn und eine Bahnlinie wurden für den Steinbruch angelegt. 1902 stürzte der Steinbruch, den damals gewaltige Basaltsäulen zierten, mitsamt Gipfelkreuz und Aussichtsturm ein. Es dauerte lange, bis der Abbau weiterging. Aber die Aussage auf der Tafel, dass die Kriegsgefangenen, die hier einige Jahre lang schuften mussten, gutes Essen bekamen und russische Lieder durch das Tal schallten, bezeichne ich als nostalgische Schönfärberei.
Einige Kilometer später blicke ich über das Rheintal bis zur Eifel.
Der Limes, die faszinierende Grenzbefestigung der Römer, führte von der Donau bis zum Rhein. Heute komme ich an einer der vielen Stellen vorbei, an denen ein Stück des Grabens und der hohen Holzmauer rekonstruiert wurden. Auch die Fundamente von zwei alten Limes-Wachtürmen stehen hier. Nachdem der erste Turm baufällig wurde, hatte man direkt daneben einen neuen gebaut.
Der Westerwaldsteig endet bei einem kleinen Römermuseum am Ortsrand von Bad Hönningen. Die halbe Stunde auf dem markierten Zuweg von dort bis zum Bahnhof ist wahrlich kein Genuss.
Hier ist der Link zur Seite der Westerwald Touristik Service GbR mit den offiziellen Infos für diesen Weg: www.westerwald.info/wandern/westerwaldsteig.html
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Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php