Der offiziell in 13 Etappen eingeteilte Weg führt 225 km weit mit etwa 6300 Höhenmetern von Hann. Münden nach Porta Westfalica. Ich wanderte ihn in 6,5 Tagen.
Zuerst schaue ich mir eine Stunde lang die hübsche Altstadt von Hann. Münden an. Werra und Fulda vereinen sich hier zur Weser.
Die Weser gibt einem speziellen Architekturstil ihren Namen. Ich liebe die verspielten Dekorationen der Weserrenaissance. In Hann. Münden wurde unter anderem das Rathaus in diesem Stil gestaltet. Viele herrliche Fachwerkhäuser zieren die Straßen der Altstadt.
Dann führt mich ein kurzer Aufstieg zur Tillyschanze, von der ich einen schönen Blick hinab zur Stadt habe.
Bei kaltem Dauerregen wandere ich ohne große Höhenunterschiede durch Laubwald, nur selten mit Blick hinab ins Tal.
Meist ist der Weg recht bequem, nur ein kurzes Stück wurde durch tiefe Reifenspuren großer Forstfahrzeuge in einen üblen Schlammparcours verwandelt. Bald werden die Verhältnisse wieder besser. Nach einigen Kilometern verlässt der Weg den Wald und führt nun über Wiesen oder am Waldrand entlang. Tiefe Wolken drängen sich an die Berge, aber die Landschaft gefällt mir.
Das Hotel, in dem ich in Reinhardshagen übernachte, ist etwa einen Kilometer vom Wanderweg entfernt und steht direkt am Ufer der Weser. Am Abend genieße ich stundenlang den Blick aus dem Fenster auf den Fluss und die ländliche Idylle.
Anfangs führt der Weg zwischen Waldrand und Wiesen am Tal entlang.
Einige Kilometer weit spaziere ich nun meist recht bequem durch den Wald bergauf. Im Naturpark Reinhardswald stehen viele alte Bäume.
Im Innern der hübschen Ruine sorgt gerade ein Soul-Duo mit recht guter Livemusik für Stimmung.
Kurz nach der Ruine komme ich an einem großen Tierpark vorbei. Die vielen Dutzend Autos auf dem Parkplatz davor zeigen, dass dies wohl ein sehr beliebtes Ausflugsziel ist.
Weiter geht es vorläufig meist recht bequem über sonnige Wiesen und Felder.
Ein Blick hinein in die Wallfahrtskirche von Gottsbüren lohnt sich, denn hier blieben noch viele Fresken erhalten, die um das Jahr 1400 entstanden.
Nun folgen einige der übelsten Stunden meines D-Wanderer Projekts. Zuerst stapfe ich über einen Waldweg, der besonders tief von den Rädern schwerer Forstwirtschaftsfahrzeuge gepflügt wurde. Dann führt die Route mehrmals über frisch gerodete Waldflächen. Hier kann man manchmal den komplett mit Holz bedeckten Pfad nicht erkennen und stapft bzw. stolpert orientierungslos mühsam zwischen den am Boden liegenden Ästen hindurch. Alle Wegmarkierungen wurden mit den gefällten Bäumen beseitigt.
Mehrmals plage ich mich über Streckenabschnitte mit extrem tiefem Schlamm in den Reifenspuren der Forstfahrzeuge. Irgendwann kann man hier sicherlich wieder recht unbeschwert wandern, doch im Mai 2019 ist es hier recht abenteuerlich.
Ich bin froh, als ich das Weserstädtchen Bad Karlshafen erreiche, dessen Altstadt in einem recht einheitlichem barocken Stil erbaut wurde.
Vier Stunden lang erhole ich mich dann in der riesengroßen Weser-Therme. Dort kann man unter anderem aus großen Sole-Becken hinab zur Weser blicken und sich in sehr vielen verschiedene Saunen aufwärmen. Am besten gefällt mir die kleine Sauna auf einem Boot in der Weser. Ein wunderbarer Abschluss eines miesen Wandertages!
Bei herrlichem Wetter spaziere ich über die Weserbrücke. Den Fluss werde ich nun erst nach etwa 80 km wieder erreichen. Es heißt ja schließlich „Weserbergland-Weg“ und nicht „Wesertalweg“.
Anfangs geht es recht zügig bergauf. Ab einem Aussichtspunkt oberhalb eines alten Steinbruchs wird es aber wieder weniger anstrengend. Etwas später blicke ich vom Aussichtspunkt Lug ins Land zum vorläufig letzten Mal auf die Weser hinab.
Bald erreiche einen ehemaligen Hutewald, der heute als Naturreservat eingezäunt ist. Hier wurden einst Eichen angepflanzt, damit Schweine und Kühe darunter weiden konnten. Nun muss dieses Areal durch eine für diesen Zweck gehaltene Rinderrasse und Wildponys beweidet werden, damit dieser besondere Lebensraum erhalten bleibt.
Die Wegränder wurden hier einst mit Eichen bepflanzt, so dass man heute an vielen herrlichen, alten Bäumen vorbei kommt.
Wieder erreiche ich einen Wildpark, doch auch heute will ich lieber weiter marschieren und verzichte auf den 2,5 km langen Rundweg durch den Park.
Am Hochsollingturm steige etwa 100 Stufen hinaus und genieße den weiten Rundblick.
Nördlich von Silberborn führt ein Holzsteg durch das Hochmoor Mecklenbruchin dem früher sehr viel Torf abgebaut wurde. Erst in den letzten Jahren renaturierte man mit großem Aufwand das Gebiet, legte neue Teiche und Gräben an, so dass die Natur im Laufe der Jahrzehnte wieder den ursprünglichen Zustand herstellen kann. Aber schon heute ist dieses Hochmoor ein lohnendes Ausflugsziel.
Vom Hochmoor sind es dann nur noch wenige hundert Meter bis zur oberhalb von Silberborn gelegenen Jugendherberge.
Nach ein paar Waldkilometern erreiche ich den oberen Teil des schönen Hellental, durch das mich dann der Wanderweg führt. Immer wieder bleibe ich zum Fotografieren stehen.
Nun wandere ich in märchenhaft schönem Wald über den Kamm eines Bergrücken, der auf einer Seite direkt neben dem Weg ein paar hundert Meter sehr steil in die Tiefe abfällt.
Dieser perfekte Traumpfad führt durch idyllische Vegetation zu mehreren Aussichtspunkten.
Plötzlich sitzt weniger als 10 m vor mir ein Waschbär mitten auf dem Pfad und schaut mich neugierig an. Eine Weile schauen wir uns an und bewegen uns nicht. Erst als ich meine Kamera hebe, hoppelt er ins Gestrüpp.
Einige Kilometer weiter erreiche ich das Kloster Amelungsborn. Das Langhaus der Klosterkirche wurde bei einem Bombenangriff im zweiten Weltkrieg zerstört. Nach dem Krieg wurde das Kloster wieder aufgebaut, der neue Turm steht aber erst seit 2016.
Nun folgt der Aufstieg auf den nächsten Bergrücken. Vom Ebersnackenturm sehe ich auf der einen Seite den Brocken, auf der anderen den Kahlen Asten, beides Berge, über die mich mein Wanderprojekt bereits führte.
Weiter folge ich mit vielen kurzen Auf- und Abstiegen dem Bergrücken. Schon erreiche ich den nächsten Aussichtspunkt. Vom Bodoturm blicke ich hinab zur Weser und sehe auch bereits mein Ziel Bodenwerder unter mir.
Am Abend genieße ich auf der oberen Terrasse der Jugendherberge Bodenwerder bequem den Sonnenuntergang.
Nach dem Frühstück gehe ich von der Herberge hinab zur Weser und schaue mir die Heimatstadt des berühmten Baron von Münchhausen an.
Vom Bismarckturm genieße ich einen herrlichen Blick hinab zur Weser und nach Bodenwerder.
Dann wandere ich ein Stück am Ufer der Weser entlang und komme am Wasserschloss Hehlen vorbei.
Wieder geht es mit viel Aussicht über Wiesen und Feldern, dazwischen auch durch Wald.
Plötzlich spaziert mir ein ganz junger Fuchs entgegen. Etwa 15 Meter vor mir bleibt er stehen und weiß wohl nicht so recht, was er mit dem Gegenverkehr anfangen soll. Erst nachdem ich ihn fotografiere, wird ihm die Situation wohl unheimlich und er rennt davon.
Ein paar Kilometer später sehr ich aus der Ferne einen weiteren Fuchs.
Am späten Nachmittag erreiche ich das Wasserschloss Hämelschenburg, ein prächtiges Meisterwerk der Weserrenaissance. Man kann es bei einer etwa 50minütigen Führung besichtigen, doch bei dem schönen Wetter will ich lieber draußen wandern als durch alte Gemäuer gehen.
Die Kapelle neben dem Schloss ist der älteste frei stehende protestantische Kirchenbau Deutschlands.
In weitem Bogen geht es nun hinab nach Emmerthal, wo ich am südlichen Ortsende in einer äußerst günstigen Pension übernachte.
Wie so oft will ich auch heute zwei „offizielle“ Etappen an einem Tag zurücklegen. Heute wird dies für mich mit 47 Kilometern ein besonders langer Wandertag. Daher breche ich bereits um 5:30 Uhr auf. Eine Viertelstunde nach Aufbruch überquere ich die Wupper, die ich danach erst wieder am Ende der letzten Etappe erreichen werde.
Ich komme an diesem trüben Morgen ohne spannende Fotomotive sehr schnell voran.
Das Ziel der offiziell zehnten Etappe ist etwa vier Kilometer vom Weserbergland-Weg entfernt. Da ich die Rattenfänger-Stadt Hameln mit ihren vielen schönen Weserrenaissance-Fachwerkhäusern schon kenne, verzichte ich heute auf einen Besuch.
Nun wird die Strecke wieder schöner. Gerade passend zur Mittagsrast erreiche ich eine Bank mit Aussicht.
Ein langer Aufstieg führt mich zum nächsten Bergrücken. Zeitweise umgibt mich leichter Nebel. Am fast 120 Jahre alten Süntelturm steige ich zwar die 107 Stufen der Wendeltreppe hinauf, sehe jetzt aber oben nur ein paar hundert Meter weit Grau. Dann setze ich mich eine Weile unten im urgemütlichen Gasthaus neben dem Kachelofen und wärme mich bei einer Tasse Kaffee auf.
Wieder führt der Weg an einem Steilhang mit einigen Felsen entlang. Von den Hohenstein Klippen hat man bei Sonnenschein eine weite Aussicht, doch auch im Nebel ist die Gegend heute reizvoll.
Weit hinab, erneut bergauf, wieder hinab, alles heute ohne Aussicht. Ich komme an Deutschlands nördlichster Tropfsteinhöhle vorbei, verzichte aber auf die Besichtigung. Das Wetter bleibt grau.
Am Abend zeigt das Thermometer auf der Terrasse vor dem Hotel in Rohdental nur 7 Grad - nicht gerade das, was man normalerweise Mitte Mai erwartet.
Nach wenigen Kilometern erreiche ich Schloss Schaumburg.
Dieses steht wie viele andere Sehenswürdigkeiten des Weserbergland-Wegnicht direkt an der Route sondern ein paar hundert Meter abseits.
Bald steige ich wieder bergauf. Ein schöner Weg führt über den Kamm des Wesergebirge. Wieder umgibt mich wilde Vegetation, wieder fällt neben mir ein mit wenigen Felsen durchsetzter Hang steil in die Tiefe.
Bei den Springsteinen ragen ein paar besonders harte Felsplatten schräg aus dem Boden. Der Fels besteht aus Kalk, der einst von Korallen und Muschelresten in einem Ozean entstand.
Fast den ganzen Tag über führt der Weg ähnlich wie gestern durch den Wald, nur selten kommt man auf Wiesen hinaus.
Vor allem am Kamm der Berge ist der Wald sehr schön, dazwischen marschiere ich aber auch sehr oft durch eintönige Wirtschaftswälder.
Aussichtspunkte gibt es heute recht wenig, was aber heute nichts ausmacht, da die Fernsicht noch immer stark durch Dunst eingeschränkt ist. Beim Turm an der Luhdener Klippe verzichte ich daher auf den Aufstieg. Rinteln kann ich auch von unten gut sehen.
Für viele Wanderer ist Rinteln das Ziel dieser Etappe. Da die Altstadt weit vom Wanderweg entfernt unten, auf der anderen Seite der Weser ist, verzichte ich auf den mindestens einstündigen Umweg.
Ich würde mir gerne das Besucherbergwerk und Museum in Kleinenbremen anschauen, doch dieses ist freitags leider geschlossen. Etwas oberhalb wächst inzwischen auf den alten Abraumhalden ein kleiner Urwald.
Nun komme ich an großen Steinbrüchen vorbei, die teilweise schon wieder mit Wald zuwachsen.
Da der Aussichtspunkt Porta Kanzel leider vom Wanderweg aus auch nur durch einen zusätzlichen Aufstieg erreicht werden kann, verzichte ich darauf und marschiere gleich weiter. Dann erreiche ich Porta Westfalica.
Ich hatte nicht geahnt, dass das Kaiser-Wilhelm-Denkmal sehr weit vom offiziellen Endpunkt des Weserbergland-Weges entfernt ist und sich dadurch meine Wanderung um hin und zurück 5 km verlängert.
Nun muss ich mich sehr beeilen, damit ich vor der Heimfahrt noch eines der bedeutendsten Nationaldenkmäler Deutschlands besichtigen kann.
Mit einer sportlichen Abschlussleistung schaffe ich es, schnell das insgesamt 88 m hohe, 1892-96 erbaute Denkmal mit der 7 m großen Bronzefigur von Kaiser Wilhelm I. zu erreichen und anschließend gerade noch rechtzeitig zurück am Bahnhof zu sein.
Hier ist der Link zur Seite des Weserbergland Tourismus e.V. mit den offiziellen aktuellen Infos für diesen Weg:
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Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php