Der hervorragend markierte Saar-Hunsrück-Steig führt 375 km weit von Perl an der Mosel bis Boppard am Rhein. Zusätzlich gibt es eine 49 km lange Abzweigung nach Trier. Annette und ich wandern in diesem Jahr die ersten 210 km, der Rest wird im nächsten Jahr folgen.
Start ist am Bahnhof Perl. Wenige Kilometer von hier entfernt fließt die Mosel über die Grenze von Frankreich nach Deutschland. Am gegenüberliegenden Ufer ist Luxemburg. Nach kurzem Aufstieg kommen wir zu einem kleinen, aber recht unscheinbaren Barockgarten.
Gleich darauf führt uns der Weg zu einem Aussichtspunkt, von dem wir auf die Mosel und nach Frankreich blicken.
Und schon folgt einer der beiden Höhepunkte der ersten Etappe, das sehr reizvolle Naturschutzgebiet Hammelsberg.
Unter anderem ist dieses dafür bekannt, dass hier 17 Orchideenarten blühen. Wir sehen direkt neben dem Weg viele Hummel-Ragwurz und einige Weiße Waldvögelchen.
Auch der nächste Streckenabschnitt, der durch einen naturnahen und vielgestaltigen Wald führt, gefällt uns sehr gut.
Der gesamte Saar-Hunsrück-Steig ist hervorragend markiert. Noch nie sah ich auf einem Weg so viele unmissverständlichen Streckenmarkierungen, oft sogar mehrere an einer einzigen Abzweigung. Damit steht er nun in der Wertung “Orientierung” neu auf Platz 1 meines privaten Rankings.
Ich empfehle, vor der Wanderung aber dennoch auf die offizielle Homepage mit den aktuellen Streckeninfos zu schauen, denn die Route wurde in den letzten Jahren an mehreren Stellen geändert und stimmt daher nicht mit alten Wanderkarten und Wanderführern überein. So gibt es inzwischen schon auf der ersten Etappe eine zusätzliche Schleife nach Sehndorf.
Einige Kilometer weit spazieren wir nun auf leichter Strecke meist über landwirtschaftlich geprägte Hügel, zwischendurch aber auch auf einem netten Pfad durch Wald.
Schließlich erreichen wir die Villa Borg. Diese nicht nur äußerlich, sondern auch in den Innenräumen rekonstruierte große römische Villa mit ihren hübschen Parkanlagen gefällt uns ausgesprochen gut.
Nun sind es nur noch wenige Kilometer bis Hellendorf, wo wir in einem Hotel etwas außerhalb des kleinen Ortes übernachten, wo der Biergarten schon seit Jahren geschlossen ist, die nette Besitzerin aber für Gäste auf Wunsch sehr gutes Abendessen kocht.
Auch bei Etappe 2 wurde die Route vor einiger Zeit geändert. Statt zur Neumühle und durch das Steinbachtal geht es nun von Hellendorf geradeaus nach Orscholz, auch hier hervorragend markiert. Der leichte Dunst sorgt am Morgen für herrliche Lichtstimmungen.
Bei Orscholz beginnt ein sehr romantischer Streckenabschnitt über viele verträumte Pfade. Zuerst kommen wir zum Orkelsfelsen.
Dann kommen wir zu einem Ausflugsziel, das wohl bei jedem irgendwann auf dem Programm steht. Vom Aussichtspunkt Cloef sehen wir unter uns die grandiose Landschaft der Saarschleife. Etwas weiter oben kann man vom Turm eines Baumwipfelpfades gegen Gebühr auch aus etwas mehr Höhe hinabblicken, aber uns reicht es von hier aus.
Nun wandern wir eine Weile am oberen Rand des Tals auf hübschen Wegen weiter, immer wieder mit Blick hinab zum Fluss.
Schließlich erreichen wir Mettlach. Hier beginnt bereits die dritte Etappe.
Zuerst steigen wir hinauf zu Schloss Ziegelberg, das nicht für einen Fürsten sondern für eine Industriellenfamilie gebaut wurde. Das Restaurant mit Biergarten, das es früher hier gab, ist momentan geschlossen.
Noch eine Weile steigen wir über verschlungene Pfade aufwärts. Dann geht es durch eine recht abwechlungreiche Wald- und Wiesenlandschaft sehr angenehm weiter.
Auf den Blumenwiesen zirpen heute viele Grillen. Ich bedauere es, dass ich hier nicht mit der Kamera auf die Jagd gehen kann.
Unglaublich! Höchstens fünf Minuten nachdem ich Annette erzähle, dass ich in meinem Leben bisher nur eine einzige Grille fotografiert habe, die im Kraichgau mitten auf dem Weg saß, sitzt auch heute eine Grille direkt vor uns.
Während der ersten Etappen wandern wir oft direkt an plätschernden Bächen entlang, mal bergauf, mal bergab, und überqueren dabei oft kleine Brücken.
Ursprünglich hatten wir geplant, heute nur Etappe 2 und 4 zu wandern und dann von Britten mit dem Bus zur Übernachtung nach Losheim zu fahren, aber der Tag gefällt uns so gut, dass wir weiter gehen.
Auf dieser Strecke wird es nie langweilig. Immer wieder wechselnde Eindrücke sorgen für viel Wandervergnügen.
Nach dem Abendessen kommen wir gerade noch rechtzeitig wieder ans Ufer, um zu sehen, wie die Sonne hinter den Bäumen untergeht.
Schon gleich nach dem Aufbruch umgibt uns wieder eine idyllische Landschaft.
Nun folgt unser Steig einige Kilometer weit dem Premiumwanderweg "Traumschleife Felsenweg". Dies ist abgesehen von einem sehr kurzen Streckenabschnitt bei Etappe 13 der anspruchsvollste Teil unserer Wanderung.
Der Saar-Hunsrück-Steig führt über viele schmale Pfade. Gute Schuhe, gute Kondition und etwas Trittsicherheit werden empfohlen. Der Anteil asphaltierter Strecken ist außerordentlich niedrig.
Gerade als ich mal wieder Blumen fotografiere, erkenne ich aus dem Augenwinkel, dass sich auf dem Weg etwas nähert. Ich drehe mich um und sehe ein Hermelin, das wenige Meter entfernt auf dem Weg auf mich zu läuft. Durch meine Bewegung erschreckt, rennt es nun schnell fort.
An einem Bach hat der Tourismusverband eine Raststelle errichtet, wo man Geld in eine Kasse werfen und sich an einem großen Vorrat gut gekühlter Getränke erfrischen kann. Super! Ein paar Tage später kommen wir an einer ebenso gestalteten Stelle vorbei.
Wir erreichen ein sehr großes Wildgehege, wo man angeblich viele verschiedene Tiere beobachten kann. Wir sehen bei unserer Wanderung heute aber nur ein paar weit entfernte Hirsche und zwei noch weiter entfernte Wisente.
Bald erreichen wir das Freibad von Weiskirchen, wo ein Zuweg in den Ort führt. Bis zur Jugendherberge ist es nicht weit.
Bald nach unserem Aufbruch erreichen wir das Haigerloch, einen ehemaligen Steinbruch mit glasklarem Wasser.
Obwohl das Restaurant bei der Hochwaldalm heute Ruhetag hat, nutzen wir die Terrasse für eine längere Mittagsrast. Dann geht es über die Almwiesen weiter.
Normalerweise steht man beim Wandern vor einem großen Rätsel, wenn zwischendurch ein Streckenabschnitt wegen Holzarbeiten gesperrt ist. Doch beim Saar-Hunsrück-Steig werden in diesem Fall sogar die Umleitungstrecken ebenso gut markiert wie die eigentliche Route. Wegen der Umleitung kommen wir heute nicht zur sehenswerten Ruine Grimburg. Im romantischen Waldrill-Tal wandern wir dann wieder auf der Originalroute.
Hier stauten vor einigen Jahren Biber den Bach an mehreren Stellen zu kleinen Seen auf, doch jetzt sind die Seen wieder ausgetrocknet und wir entdecken keine Dämme. Am Ende dieses Tales verlassen wir den Steig und wandern in den zwei Kilometer entfernten Ort Reinsfeld, wo wir übernachten.
Am nächsten Tag kehren wir zur Route zurück. Die ersten Kilometer führen in einem steten Wechsel zwischen Auf- und Abstiegen mal durch Wald, mal über Felder und Wiesen, oft mit schöner Aussicht.
Am späten Vormittag sehen wir in einem Tal nun doch einige von Bibern erbaute Staudämme. Dieser Streckenabschnitt begeistert uns sehr.
Der 62 m hohe Staudamm der Talsperre Nonnweiler ist keine der üblichen Betonmauern sondern ein großer Erdwall, der sich harmonisch in die Natur einfügt.
Die Terrasse vor dem Bistro oben auf der Staumauer ist ein herrlicher Platz für eine Mittagsrast.
Wir kommen an der Baustelle eines großen neuen Besucherzentrums vorbei. Auf die Besichtigung des Keltenparks mit der Rekonstruktion eines keltischen Dorfes verzichten wir, da noch viele Kilometer vor uns liegen.
Nun folgt der steinige Aufstieg zu einer der größten Sehenswürdigkeiten am Saar-Hunsrück-Steig.
Wir erreichen die Überreste eines gigantischen, 2,5 km langen Steinwalls, der früher eine Keltische Fliehburg umgab.
Früher waren dies wohl 20 bis 25 m hohe, von Holzfachwerk gestützte Mauern. Nun blieb nur ein 10 m hoher Steinwall übrig, aber auch das äußerst beeindruckend.
Dann wandern wir viele Kilometer weit auf schönen Pfaden über einen Bergrücken. Unterwegs zeigt uns mitten im Wald ein Schild, dass wir uns jetzt auf dem Dollberg befinden, mit 695 m der höchste Punkt im Saarland. Kein Gipfelkreuz, keine Bank, keine Aussicht.
Schließlich erreichen wir den kleinen Ort Börfink. Die neuen Besitzer der Alten Mühle bieten zum Übernachten auch ein Wohnmobil oder ein mitten auf der Wiese stehendes Wohnzelt an. Wir wählen natürlich das Zelt, das sich als recht stabile Konstruktion mit sehr bequemen Betten erweist.
Nach wenigen Kilometern führt unsere Route auf einem Bohlensteg durch das Naturschutzgebiet Ochsenbruch. Solche Hangmoore sind typisch für diese Region.
Meist wandern wir 1,5 bis 2 offizielle Tagesetappen am Stück. Von Börfink nach Morbach wäre es bereits vor einigen Jahren die längste Tagesetappe gewesen. Wegen dem Waldsterben musste inzwischen aber ein Streckenabschnitt auf Dauer gesperrt werden. Die neue Route ist mit 31 Kilometern für manche Wanderer nun recht weit. Man könnte sie aber ab dem Hunsrück-Haus mit dem Bus abkürzen.
Nach einem großen Umweg erreichen wir daher erst 1,5 Stunden später als geplant den Gipfel des Erbeskopf. Auf der mit 816 m höchsten Erhebung in Rheinland Pfalz steht ein Aussichtsturm mit freiem Blick in alle Richtungen.
Unten im Hunsrückhaus machen wir eine Pause für das Mittagessen und trinken viel, was bei dem heute recht warmen Wetter wichtig ist.
Einige Kilometer danach gehen wir unter einem schönen Viadukt hindurch.
Schließlich erreichen wir das Hoxeler Viadukt der ehemaligen Hunsrückquerbahn. Das vor 120 Jahren erbaute, 42 m hohe Viadukt zählt zu den höchsten eingeschossigen Bahnviadukten Deutschlands. Nach einer Weile spazieren wir auf der anderen Seite des Tales noch einmal unter diesem faszinierenden Bauwerk hindurch. Und kurz darauf sehen wir es von einem Rastplatz mit Hütte auch aus der Ferne.
Beim Ortelsbruch, einem weiteren Hangmoor, geht es mal wieder über einen Bohlensteg.
Dann führt uns ein Zuweg von der Hauptstrecke ins etwa 2 km entfernte Morbach. Am Ortsrand steht eine historische Ölmühle.
Am nächsten Morgen führt uns der Saar-Hunsrück-Steig erneut auf einem Steg durch den Ortelsbruch. Dann marschieren wir durch Wald bergauf. Bald kommen wir an einem kleinen See vorbei.
Unterwegs kommen wir an den Eingängen zu zwei Bergwerkstollen vorbei, die nun Fledermäusen als Quartier dienen.
Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Ameisen auf einem Weg gesehen. Viele hundert Meter weit überqueren hier nicht einfach nur ein paar Ameisenstraßen unseren Wanderweg. Der Weg wird lange Zeit flächendeckend ohne Unterbrechung von unglaublich vielen Ameisen frequentiert.
Beim nächsten Abstieg blicken wir hinüber zu weiteren Geröllfeldern. Über diese Rosselhalden steigen wir kurz danach bergauf.
Schließlich erreichen wir das Etappenziel Wildenburg. Der 22 m hohe Turm gehört aber nicht zur alten Burg sondern wurde erst 1980 gebaut. Hier oben könnten wir auch einen großen Tierpark besichtigen, aber uns ist echte Natur lieber als Tiere im Gehege. Da man hier nicht übernachten kann, fahren wir mit dem Bus hinab nach Idar Oberstein.
Schon kurz nach dem Wildenburger Kopf führt der Saar-Hunsrück-Steig erneut durch eine schöne Fels- und Gerölllandschaft.
Die nächsten Stunden führt der Weg recht leicht mal bergauf, mal bergab, über Wiesen und durch Wald, vorbei an Herborn, Veitsrodt und Vollmersbach.
Von Schloss Oberstein bei Idar-Oberstein blicken wir hinab zur Ruine Bosselstein und in die Stadt.
Insgesamt ist Idar-Oberstein keine schöne Stadt, aber der Bereich um den Marktplatz und vor dem Deutschen Mineralienmuseum gefällt uns recht gut. Wir blicken hinauf zur im 15. Jahrhundert in einer senkrechten Felswand erbauten Felsenkirche, die leider nur bei Führungen besichtigt werden kann.
Zu Beginn der nächsten Etappe geht es wieder hinauf zu Ruine Bosselstein. Dann geht es über wunderschöne, aber auch teilweise recht anspruchsvolle und anstrengende Pfade weiter. Die Vegetation und die Landschaft haben hier wegen dem vulkanischen Gestein einen ganz anderen Charakter als bei den bisherigen Etappen.
Es folgen einige harmlose Kilometer durch den Wald, bei denen ich nichts fotografieren. Dann wird der Weg wieder interessanter.
Schließlich beginnt der Abstieg in vielen steilen Serpentinen hinab nach Fischbach. Einige Stellen dieses Abstiegs zähle ich zum Gefährlichsten, was ich bisher bei meinen Fernwanderungen unter den Füßen hatte. An sehr steilen Passagen fehlen die früher mal vorhandenen Treppenstufen, so dass man selbst bei trockenem Wetter auf dem losen, extrem rutschigen Sandboden keinen Halt findet. Während meinem zweijährigen Wanderprojekt bin ich nur ein Mal gestürzt, heute ist erst das zweite Mal. Annette ist vernünftiger und rutscht an zwei Stellen auf dem Hosenboden bergab. Hier sollte man unbedingt mal den Weg restaurieren, zumal dies auch die Route einer "Traumschleife" und des Hildegard von Bingen Pilgerweg ist.
Was abgesehen von der extrem üppigen Streckenmarkierung den Saar-Hunsrück-Steig auch noch auszeichnet, sind die Wege, die über Wiesen führen. Wo man auf anderen Routen durch hohes Gras stolpert, wird hier der Weg für uns gemäht.
Unterwegs könnten wir einen kurzen Abstecher machen und ein Kupferbergwerk besichtigen, aber da wir heute noch nach Hause fahren müssen, verzichten wir darauf.
Am frühen Nachmittag erreichen wir das Etappenziel Herrstein. Der Uhrturm am Rande der kleinen, mit vielen Fachwerkhäusern geschmückten Altstadt, stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Die restlichen Etappen wollen wir auf jeden Fall im nächsten oder übernächsten Jahr wandern.
Hier ist der Link zur Seite des Wanderbüro Saar-Hunsrück mit den offiziellen Infos über den Saar-Hunsrück-Steig: https://www.saar-hunsrueck-steig.de
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php