Der als Prädikatwanderweg ausgezeichnete Pfälzer Höhenweg führt teils durch Wald, oft aber auch über sonnige Höhen mit weiter Aussicht. Die 114 km mit 3300 Höhenmetern werden offiziell in 7 Etappen eingeteilt. Ich wanderte sie in vier Tagen. Wer weit abseits vom Massentourismus stille, schöne und nicht besonders schwere Wege wandern will, dem kann ich den Pfälzer Höhenweg sehr empfehlen.
Schon kurz nachdem ich in Winnweiler aus dem Zug steige, wandere ich in der Natur. Zuerst marschiere ich stramm zur Kreuzbergkapelle hinauf.
Die 1728 erbaute Wallfahrtskirche bietet einen netten Blick hinab auf den Ort.
Auf dem Pfälzer Höhenweg gibt es keine langen Auf- oder Abstiege. Die im Vergleich zu den meisten anderen Etappenwanderungen recht einfache Tour führt in dichter Folge meist leicht bergauf oder bergab. Heute wandere ich meist durch Wald, gelegentlich aber auch an Wiesen und Feldern vorbei.
Meist führt der Höhenweg über bequeme, breite Forstwirtschafts- oder Feldwege, dazwischen aber auch über schmale Pfade. Besondere Trittsicherheit braucht man hier nirgends.
Mir gefällt es hier von Anfang an. Keine Sensationen, nur Natur - beziehungsweise die von Menschen erschaffene Landschaft, die wir allgemein als Natur bezeichnen.
Die entspannte Wanderung führt mich an den Eingängen mehrerer Bergwerkstollen vorbei.
Direkt an der Strecke liegt die Bergbauerlebniswelt, doch die Besucherbergwerke und das Museum bleiben 2020 komplett geschlossen. Nahe von Steinbach könnte man normalerweise einen kurzen Abstecher ins Keltendorf und in den Keltengarten machen, aber die Rekonstruktion einer keltischen Siedlung ist wegen der Corona-Sperre momentan noch geschlossen.
Ein paar Kilometer weit wandere ich auf einem Kunstpfad mit einigen großen Kunstwerken, die von keltischen Motiven inspiriert wurden.
Dannenfels ist der Endpunkt der offiziell ersten Etappe. Der Höhenweg führt nicht in den Ort hinein, aber Hotel Kastanienhof liegt nur wenige Meter abseits der Strecke. Hier gebe ich meinen Rucksack ab und beginne ohne Gepäck gleich mit der nächsten Etappe.
Schnell führt mich ein schöner Pfad nun auf den Donnersberg hinauf. Bald erreiche ich den 1880 auf einem Felsen erbauten Adlerbogen. 1945 wurde dem Adler von alliierten Soldaten der Kopf abgeschossen, 1981 wurde er rekonstruiert.
Weiter marschiere ich hinauf zum 686 m hohen Donnersberg, der höchsten Erhebung der Pfalz. Der aus Vulkangestein bestehende Berg ist kein richtiger Vulkan sondern ein durch unter der Oberfläche aufsteigendes Magma gebildeter Dom. Hier oben befindet sich unter anderem ein Keltischer Ringwall. Der Ludwigsturm ist heute leider geschlossen.
Vom Königsstuhl, einem großen Rhyolith-Felsen, blicke ich weit über die Landschaft.
Viele Kilometer weit spaziere ich nun bequem auf breiten Wegen bergab. Da ich für diesen Streckenabschnitt nur eine Flasche Wasser mitgenommen habe und nun recht durstig bin, verzichte ich auf den Abstecher zur Burgruine Falkenstein und marschiere schnell weiter. Bald komme ich nun auch ab und zu wieder an den Waldrand.
Vom Bastenhaus, wo man auch im Hotel übernachten kann, fahre ich zurück nach Dannenfels. Beim Kastanienhof kann man auch in Schlaf-Fässern übernachten. Ich liebe solche urigen, kleinen Minihütten und freue mich, wenn ich auf meinen Touren unterwegs in solchen schlafen kann.
Nur ein paar Meter sind es nun noch zum Landgasthof Pfalzblick, wo ich passend zur Region natürlich Pfälzer Platte mit Saumagen, Leberknödel, Bratwurst und Sauerkraut bestelle. Ach wie schön kann Urlaub (fast) zuhause sein!
Beim Frühstücken blicke ich aus meinem Fass hinaus zum Sonnenaufgang.
Kurz nach 7 Uhr fahre ich mit dem Bus die drei Kilometer hinauf zum Bastenhaus. Im Wald ist es heute am frühen Morgen noch recht kühl.
Bald erreiche ich Ruppertsecken, mit 498 m das höchste Dorf der Pfalz.
Ebenso sonnig geht es weiter. Unterwegs übersehe ich fast eine Abzweigung, denn ein am Waldrand bergab führender Pfad ist so hoch mit Gras zugewachsen, dass man nicht erkennt, dass man hier hinunter muss. Auch kurz darauf im Wald ist die Strecke noch 200 m weit etwas ruppig, doch danach wird sie wieder wie gewohnt sehr leicht.
In Rockenhausen, Ziel der offiziell 3. Etappe, schaue ich mir kurz die Altstadt und die Pfarrkirche St. Sebastian an.
Frühsommer und Herbst sind die schönste Zeit für diese Wanderung. Heute begeistern mich vor allem die vielen Kornblumen und der blühende Mohn. Im Juli und August ist es dagegen hier oft zu heiß, für diese Zeit empfehle ich den sehr schattigen Pfälzer Waldpfad.
Am Stahlberg komme ich am 1,8 m hohen Hünenstein vorbei, der vermutlich aus keltischer Zeit stammt, aber später auch mit einem Bergbau-Zeichen versehen wurde.
Nach vielen weiteren sonnigen Kilometern mit Aussicht komme ich an einem kleinen Weinberg vorbei.
Gleich darauf erreiche ich die ehemals stattliche, aber im 17. Jahrhundert zerstörte Moschellandsburg.
Der Abstieg zum Burghotel führt über einen Naturlehrpfad, auf dem bei einem alten Steinbruch eine Schautafel zeigt, dass in dieser Gegend einige Mineralien gefunden wurden, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Auch an Stolleneingängen komme ich vorbei.
Nach dem Frühstück spaziere ich hinab nach Obermoschel.
Nach einem anfangs etwas anstrengenden Aufstieg kann ich in der Höhe wieder ganz entspannt das Panorama genießen.
Oben auf einem Bergrücken begeistert mich ein Paradies aus Mohnblüten und Kornblumen.
Ein am Anfang etwas zugewachsener, aber wunderschöner Pfad führt entlang alter Steinmauern in die Höhe.
Noch einmal führt der Weg hinunter ins Callbachtal und auf der anderen Seite bergauf, dann erreiche ich zwei Aussichtspunkte mit schönem Blick auf Meisenheim, das ebenfalls ein Etappenziel ist.
Durch das Obertor betrete ich die Altstadt. Neben dem Tor dreht sich ein Wasserrad. In der Altstadt komme ich an vielen Fachwerkhäusern und an der spätgotischen Schlosskirche vorbei.
Eine Schleife führt hinauf zu einem Picknickplatz im Wald, kurz darauf bin ich wieder unten im Tal, wo ich mich auf einem flachen Streckenabschnitt erholen kann. Nach einem langen Aufstieg bleibt der Höhenweg, wie sein Name verspricht, erneut für ein paar Kilometer in der Höhe.
Hier sitze ich lange auf einer Bank am Ufer neben der alten Brücke über die Lauter und lasse den Tag gemütlich ausklingen.
Der Tag beginnt ganz bequem mit einem flachen Kilometer durch das Lautertal.
Dann setzt sich der inzwischen schon gewohnte Wechsel zwischen kurzen Auf- und Abstiegen fort, erneut mit viel Aussicht.
Insgesamt kommt mir diese Etappe etwas anstrengender vor als die letzten Tage, aber richtig schwer ist auch sie nicht.
Nach etwa 10 km erreiche ich die Burgruine Altwolfstein, wo ich natürlich auch auf den Bergfried hinauf steige.
Kurz darauf komme ich zu Ruine Neuwolfstein, von der aber nur noch ein paar Mauerreste übrig geblieben sind.
Doch die Aussicht hinunter in den Ort Wolfstein gefällt mir. Hier könnte man direkt zum Bahnhof absteigen, doch der Höhenweg führt mich nun noch einmal in einer 10 km Schleife weit bergauf, nun meist wieder im Wald.
Oben folgt zwischendurch ein Stück auf einem frisch geschotterten Forstwirtschaftsweg. Der letzte Aufstieg zum Aussichtsturm auf dem Selberg.
Nach einem kurzen, etwas steileren Abstieg marschiere ich dann noch ein paar Kilometer weit meist bequem bergab.
Schließlich erreiche ich Wolfstein, wo ich mit dem Zug nach Hause fahre. Wer noch ein paar Tage länger wandern will, erreicht nach einer 42minütigen Bahnfahrt Kaiserslautern, wo direkt am Bahnhof der Pfälzer Waldpfad beginnt, den ich nun auch wandere.
Hier ist der Link zur Seite der Pfalz.Touristik mit den offiziellen Infos über den Pfälzer Höhenweg:
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Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php