Der als "Qualitätsweg Wanderbares Deutschland" zertifizierte Panoramaweg Taubertal führt 135 km von Rothenburg ob der Tauber vorbei an vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten durch das Taubertal und bei der letzten Etappe durch das Maintal.
Etwas mehr als ein Jahr nach meinem 10.000 Fernwanderkilometer und nach vielen auf dieser Seite vorgestellten Tageswanderungen geht es für mich nun erstmals wieder mit einer langen Etappenwanderung weiter.
Rothenburg ob der Tauber ist auch bei internationalen Touristen ein sehr beliebtes Ziel auf ihrer Europareise. Kaum irgendwo sonst kann man ein mittelalterliches Stadtbild noch so unzerstört erleben wie hier. Eine teilweise noch begehbare Stadtmauer, viele alte Stadttore und Türme, schmucke Gassen - kein Wunder, dass hier vor allem am Wochenende sehr viel los ist.
Ich bin zum Glück an einem Donnerstagmorgen hier. Selbst jetzt sind viele Touristen unterwegs. Aber ein Besuch dieser äußerst fotogenen Stadt zählt auch meiner Meinung nach zu den Dingen, die jeder mal unternehmen sollte.
Die Architektur blieb seit dem Mittelalter weitgehend unverändert, aber damals standen hier Pferde statt Autos, und die heute hier allgegenwärtigen Souvenirläden mit Käthe Wolfahrts Weihnachtsschmuck fehlten natürlich auch.
1,5 Stunden lang spaziere ich durch die Altstadt, die sich seit meinem letzten Besuch vor etwa 25 Jahren scheinbar nicht verändert hat. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählt außer den historischen Bauten auch der Heilig-Blut-Altar in der Kirche St. Jakob, eines der wichtigsten und schönsten Werke von Tilman Riemenschneider. Mich interessiert sakrale Kunst nur selten, aber die großartigen Holzschnitzereien von Riemenschneider begeistern mich wegen ihrer sehr lebensnahen Darstellung der Figuren außerordentlich.
Wie in vielen alten Städten begeistern mich auch hier die prachtvollen Schilder der Läden und Restaurants.
Schon kurz nachdem ich Rothenburg verlassen habe, erreiche ich in Detwang eine weitere Kirche mit einem Altar von Tilmann Riemenschneider. Diese ist leider nur am Wochenende geöffnet.
Für die meisten Wanderer ist es im Hochsommer auf den recht sonnigen Wegen im Taubertal wohl oft zu heiß, aber andererseits blüht um diese Zeit besonders viel auf den Wiesen und in den Gärten.
Der meist sehr gut markierte Weg führt oft oberhalb des Tales über Wiesen, ab und zu auch durch Wald.
Ich bin auf den 135 Kilometern nur an drei Stellen falsch abgezweigt und kann nicht sagen, ob es an fehlenden Wegzeichen oder an mangelnder Aufmerksamkeit bei mir lag, aber für alle Fälle empfehle ich auf jeden Fall, eine Karte oder den GPS-Track mitzunehmen.
Schon lange habe ich nicht mehr so viele verschiedene Schmetterlinge an einem einzigen Tag gesehen wie heute. Die erste Etappe des Panoramawegs ist im Sommer ein Schmetterlingsparadies.
Ich habe schon bei vielen Wanderungen Steinhaufen oder -mauern gesehen, aber nirgends so gewaltig große wie im Taubertal. An den steilen Hängen wurden die Steine aufgelesen, um für die Landwirtschaft nutzbare Flächen zu gewinnen. Diese Steine stapelte man dann zu außergewöhnlich hohen und langen Wällen auf. Der größte dieser Steinwälle umfasst angeblich 60 Millionen Steine.
Immer wieder komme ich an solchen Wällen vorbei, mal kleine, mal große. Die meisten von ihnen sind mit dichter Vegetation bewachsen. Bei anderen liegen die Steine frei an der Oberfläche und bieten Lebensraum unter anderem für Eidechsen und Schlangen. Zwischen den Wällen wird kaum noch Obst oder Wein angebaut. Meist nutzt man diese Flächen als Wiesen, die wegen dem steilen Gelände von Hand gemäht werden müssen. Bei besonders schützenswerte Wiesen setzt man auch Schafe zum Kampf gegen die Verbuschung ein, um den Artenreichtum dieser Lebensräume zu erhalten.
Viele Wiesen stehen noch voll in Blüte, andere werden gerade gemäht. Der Duft von frischem Heu zählt für mich zu den schönsten Erinnerungen an diesen Wandertag.
Die Stadt Creglingen bietet nur wenige gute Fotomotive.
Doch 1,5 km abseits vom Panoramaweg steht in einem Seitental die Herrgottskirche, zu der jeder Tauber-Urlauber auf jeden Fall sollte. Daher spaziere ich auf einem gut markierten und recht hübschen Weg zur Kirche, die ich genau 9:15 Uhr pünktlich zur Öffnung erreiche. In der Kirche steht der berühmte Marienaltar von Tilman Riemenschneider.
Anschließend spaziere ich nach Creglingen zurück und setze meine Wanderung auf dem Panoramaweg fort.
Wieder komme ich an schönen Wiesen und großen Steinwällen vorbei.
Der Name "Panoramaweg" verspricht nicht zu viel. Immer wieder bietet die Route viel Aussicht.
Da der Weg immer wieder zu den Orten im Tal hinab führt, von wo aus man mit Bus oder Bahn weiter fahren könnte, eignet sich diese Etappenwanderung auch besonders gut für Einsteiger, die erste Erfahrungen mit Fernwandern sammeln wollen. Die Strecke stellt keine großen Anforderungen an Trittsicherheit. Abgesehen von einigen nur kurzen etwas steileren Abschnitten unten im Tal spaziert man hier meist ohne allzu große Steigungen oder Gefälle bequem in der Höhe.
Der Panoramaweg führt hinab zum Ortsrand von Röttingen und dort gleich wieder bergauf. Da ich mir aber diesen Ort und kurz darauf auch die Tauberbrücke bei Tauberrettersheim anschauen will, folge ich nun einer teilweise markierten Alternativroute. Am Rathaus gefallen mir die originellen Wasserspeier recht gut.
In die Burg, in der im Sommer Veranstaltungen statt finden, kann ich nicht hinein, aber den Paracelsius-Garten vor der Burg nutze ich für meine Mittagsrast.
Die Alternativroute führt nun leider auf asphaltierten Wegen oder Betonplatten über Weinberge. Doch bald erreiche ich die von Balthasar Neumann erbaute Brücke, den wohl schönsten Übergang im Taubertal.
Nach kurzem Aufstieg treffe ich wieder auf die Hauptroute des Panoramaweges, auf der ich nun weiter nach Weikersheim marschiere.
Auf die Besichtigung von Schloss Weikersheim verzichte ich wegen der momentan noch bestehenden Maskenpflicht, doch den um 1700 angelegte Schlossgarten schaue ich mir an. Dieser zählt zu den schönsten und wichtigsten barocken Parkanlagen Deutschlands.
In dieser hochbarocken Anlage mit vielen Blumen und interessanten Skulpturen halte ich mich länger als geplant auf.
Außerhalb von diesem Park, auf der anderen Seite des Schlosses, entdecke ich noch einen kleine, recht hübschen Rosengarten.
Die schwüle Hitze lässt mich immer stärker schwitzen. Als ich dann auch noch am Taubenberg die Wegmarkierung zu einer Abzweigung auf einen unscheinbaren Pfad übersehe und auf der Suche nach dem richtigen Weg meine Etappe um 30 Minuten verlängere, beschließe ich, unterwegs eine längere Pause zu machen und erst am frühen Abend die letzten Kilometer zum Tagesziel zu wandern.
Daher erreiche ich Bad Mergentheim erst gegen 21 Uhr, nun aber wieder bei angenehmer Temperatur. Zuerst komme ich an einem kleinen Japanischen Garten vorbei, dann führt mich der Weg durch den schönen Kurpark.
Die Abendsonne bestrahlt das Deutschordensschloss.
Der starke Dunst am frühen Morgen lässt schon ahnen, dass es heute sogar noch schwüler wird als gestern.
Wie gewohnt führt die recht leichte Strecke an Wiesen und Feldern vorbei, heute auch mal längere Zeit durch Wald. Oft sehe ich nicht nur die roten Markierungen meiner Route, sondern auch die Zeichen vom Europäischen Fernwanderweg E8, vom Main-Donau-Weg und anderen Etappenwanderwegen. Zwischendurch teilen sich aber manchmal für einige Kilometer die Routen.
Schließlich erreiche ich Lauda, dessen Altstadt aber wenig Interessantes bietet.
Die von vielen Blumen geschmückten Wanderwege interessieren mich normalerweise ohnehin mehr als Städte.
Typisch für diese Region sind solche steinernen Bildstöcke. Immer wieder komme ich an solchen Zeugnissen einstiger Frömmigkeit vorbei.
Am späten Nachmittag erreiche ich Tauberbischofsheim.
Das auffälligste Gebäude in Tauberbischofsheim ist das Kurmainzische Schloss, dessen Bauteile aus dem 13. bis 16. Jahrhundert stammen.
Heute ist das Klima wieder deutlich angenehmer. Entsprechend schnell marschiere ich auf der abwechslungsreichen Strecke voran.
Der Trockenrasen am Apfelberg steht bereits seit 1941 unter Naturschutz. Hier blühen einige seltene Blumen.
Eigentlich hatte ich nicht vor, die im Privatbesitz befindliche Burg Gamburg zu besichtigen. Doch da am Eingang eine Tafel ankündigt, dass man für eine Besichtigung außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten (Sa+So mittags) klingeln kann, nutze ich dieses Angebot.
Der Burgherr öffnet das Tor, bekommt von mir den geringen Eintrittspreis und lässt mich in aller Ruhe dieses herrliche Ensemble anschauen. Nur auf den Rittersaal mit einzigartigen Wandmalereien muss ich verzichten, da man dort nur bei einer Führung hinein darf.
Doch es gibt auch ansonsten noch mehr als genug zu entdecken. Vor allem die vielen kleinen, liebenswerten Details begeistern mich.
Auch der Park unterhalb der Burgmauern ist ein romantisches Kleinod. Da ich mich viel länger als geplant hier aufhalte, muss ich mich auf den nächsten Kilometern etwas beeilen, da mir heute noch mehr anschauen will. Schnell marschiere ich nun zur Tauberbrücke hinab.
Der markierte Wanderweg führt in einem weiten Bogen um Kloster Bronnbach herum. Wer dieses besichtigen will - was ich sehr empfehle - kann einem entsprechenden Wegweiser folgen. Das Zisterzienserkloster hat eine Abteikirche aus dem 13. Jahrhundert, einen hübschen Kreuzgang, Fresken und Deckengemälde aus späteren Epochen und einen Garten mit vielen Skulpturen.
Ich verbringe so viel Zeit im Kloster, dass ich anschließend ganz vergesse, dass ich mir direkt gegenüber noch die Tauberbrücke anschauen wolle, die mit vier Bögen auf 110 Metern Länge eine für gotische Brücken sehr hohe Spannweite aufweist. Schon nach wenigen hundert Metern erreiche ich wieder den Panoramaweg.
Ursprünglich führte der Panoramaweg kurz vor Wertheim über einen Weinberg. Da hier einige Trockenmauern einsturzgefährdet sind, ist dieser Weg nun gesperrt. Die Umleitung verlängert die Etappe etwas, doch dafür kann man nun auch außen an den Mauern der Burg Wertheim entlang hinab wandern.
Für die Besichtigung von Deutschlands zweitgrößter Burgruine sollte man genug Zeit einplanen, denn in den beiden durch einen tiefen Graben von einander getrennten Abschnitten kann man über sehr viele steile Treppenstufen hinauf zu den Aussichtspunkten steigen.
Von oben blickt man hinab auf die Altstadt von Wertheim und auf den Main.
In der hübschen Altstadt von Wertheim treffen sich sowohl Taubertal-Touristen als auch die Urlauber aus dem Maintal.
Bei Wertheim mündet die Tauber in den Main. Eigentlich könnte der Panoramaweg Taubertal hier enden. Statt dessen führt er nun noch 26 Kilometer durch das Maintal. Ich wandere noch eine halbe Stunde bis Bestenheid und übernachte dort auf dem Campingplatz. Am Abend sitze ich zwei Stunden lang fast direkt vor meinem Campingfass am Ufer des Mains und sehe den Schiffen, Schwänen und Gänsen zu.
Die Etappe im Maintal führt fast nur durch Wald. Nur ab und zu gibt es ein paar schöne Blicke hinab auf den Main.
Eine Weile führt ein recht netter Pfad über einen Bergrücken. Dann folgen viele Kilometer auf mir schier endlos erscheinenden, recht monotonen Forstwirtschaftswegen. Kurz vor dem Ende meiner Wanderung muss ich auf die Besichtigung von Burg Freudenberg verzichten, da sie abgeschlossen ist.
Freudenberg ist kein würdiger Endpunkt für eine im Taubertal so großartige Etappen-Wanderung. Außer dem fotogenen Rathaus, das an einer sehr stark befahrenen Straße steht, gibt es hier nichts zu sehen. Ich überquere gleich die Mainbrücke und fahre vom anderen Ufer mit dem nächsten Zug nach Hause.
Hier ist der Link zur Seite des Tourismusverband Liebliches Taubertal mit den offiziellen Infos über diesen Weg: https://www.liebliches-taubertal.de/Aktiv/Wandern/Panoramaweg-Taubertal.html
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php