Der Ostweg führt im Schwarzwald ca. 240 km von Pforzheim nach Schaffhausen, kann aber ebenso gut auch in umgekehrter Richtung gewandert werden.
Wie bereits beim Westweg lege ich nicht die komplette Strecke am Stück zurück, sondern verteile die Etappen auf einen längeren Zeitraum.
Da der berühmte Rheinfall etwa drei Kilometer von der Wanderstrecke entfernt ist, fahre ich zuerst vom Bahnhof Schaffhausen mit dem Bus zum Wasserfall und anschließend wieder zurück.
.
Danach besichtige ich 1,5 Stunden lang die sehr sehenswerte Altstadt von Schaffhausen.
Insgesamt ist der Ostweg recht gut markiert, aber wegen einiger Lücken sollte man auf jeden Fall eine Wanderkarte oder den GPS-Track mitnehmen. Wer im Winter wandert, muss auch berücksichtigen, dass an kalten Tagen die Akkus des GPS-Empfängers schnell versagen.
Die erste Etappe führt fast komplett durch die Schweiz. Die klassische Ostweg-Zeichen sieht man hier nur ganz selten, die Markierungen der Schweiz reichen nicht ganz aus, um leicht aus Schaffhausen heraus zu finden.
Bald bin ich oberhalb der Schneegrenze.
Die eisige Kälte und der Hochnebel verwandelten den Wald in ein mit Milliarden Eiskristallen geschmücktes Zauberreich. Begeistert wandere ich durch diese Märchenwelt, die ich heute ganz für mich alleine habe. Ich fotografiere diese Kristallwunder so oft, dass ich kaum vorankomme. Allzu lange darf ich bei solch einer Kälte die Handschuhe aber nicht ausziehen.
Bei schönem Wetter sieht man vom Randenturm die Alpen. Heute verzichte ich wegen zu viel Dunst auf die Turmbesteigung und genieße lieber unten den Zauberwald.
Viel zu früh bin ich dann wieder unterhalb der Schneegrenze.
Wie oft im Winter starte ich auch heute schon vor Sonnenaufgang. Nach einigen angenehmen, aber nicht besonders fotogenen Kilometern erreiche ich das Ufer der Wutach. Ab der Stelle, an der eine Brücke über einen Bach führt, gefällt mir die Strecke ausgesprochen gut.
Im Winter muss man damit rechnen, dass manche Streckenabschnitte vorübergehend nicht begehbar sind. Bei meiner Tourenplanung hatte ich erwartet, dass ich auf den im Winter unpassierbaren Weg durch die Wutachflühen verzichten und statt dessen auf der leichten Variante über einen breiten Forstweg unten im Tal wandern muss. Selbst für erfahrene und sehr trittsichere Wanderer wäre diese Route bei Schnee lebensgefährlich, denn der Pfad führt manchmal ungesichert an fast senkrechten Abgründen entlang. Außerdem kann man bei tiefem Schnee den oft nur fussbreiten Pfad am Steilhang wohl kaum erkennen.
Doch überraschend ist diese Route heute fast völlig schnee- und eisfrei und daher völlig problemlos. Dies freut mich sehr, denn die Wutachflühen sind einer der Höhepunkte am Ostweg.
Im Gegensatz zu manchen Sommerwochenenden, an denen sich die Wanderer hier fast drängen, genieße ich nun absolute Stille. Außerdem sind die gefrorenen Wasserfälle recht reizvoll.
Achdorf liegt heute deutlich unter der Schneegrenze. Doch bald knirscht wieder fester Harschschnee unter meinen Schuhen. Und ganz langsam dringt auch immer mehr Sonnenschein durch den Hochnebel.
Nachdem mir schon gestern die Eiskristalle an den Bäumen sehr gut gefielen, begeistert mich das winterliche Paradies heute sogar noch mehr. Welch traumhaft schöner Wandertag! Ich bedauere die Leute, die wegen der Kälte und dem Hochnebel an solchen Tagen zuhause bleiben. Sie ahnen nicht, was sie verpassen.
Vor einer Hütte zeigt eine Tafel, dass man hier bei entsprechender Witterung einen herrlichen Panoramablick auf die Alpen genießen kann. Heute verdeckt noch Nebel die Fernsicht. Aber über mir setzt sich inzwischen blauer Himmel durch und Sonnenschein beleuchtet die vereisten Bäume.
Eine Weile wandere ich über etwas flachere Hügel und fast baumlose Felder. An einigen Stellen ist der Weg leicht vereist.
Manchmal komme ich nur ganz langsam voran, da ich bei jedem Schritt bis zu zehn Zentimeter tief einsinke.
Aber die meisten Streckenabschnitte führen über Wege, auf denen Forstfahrzeuge oder viele Spaziergänger den Boden schon gut befestigt haben.
Bei Gutmadingen überquere ich die Donau. Fünf Kilometer später erreiche ich Geisingen, mein heutiges Etappenziel.
Wieder geht es mal durch Wald, mal über Felder. Ein paar Kilometer komme ich heute wegen Tiefschnee nur in extrem langsamem Schleichtempo voran, auf anderen Abschnitten kann ich dagegen sehr flott marschieren. Unterwegs beobachte ich eine Weile einen Fuchs, der auf einem Feld hin und her marschiert.
Manchmal erkenne ich die Route nur an weit entfernten Stöcken mit einer Markierung, manchmal brauche ich die Karte.
Das große Sumpfgebiet des Schwenninger Moos zählt für mich ebenfalls zu den Höhepunkten des Ostweg. Am liebsten würde ich hier noch viel länger verweilen, doch ich muss mich nun beeilen. Erst eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang erreiche ich Villingen.
Zuerst schaue ich mir die Altstadt an. Diese wird noch von mehreren alten Stadttore eingerahmt. Abgesehen von diesen und einem Haus mit Gemälden an der Fassade gefällt mir hier aber nur das Münster, in das man auf jeden Fall mal schauen sollte.
Ich will heute eine sehr lange Strecke wandern, komme aber im verharschten Schnee manchmal nur langsam voran. Außerdem verliere ich unterwegs Zeit, da ich mehrmals in die falsche Richtung marschiere. Die vielen fehlenden Streckenmarkierungen gehen mir allmählich auf die Nerven.
Mal geht es durch Wald, mal über Wiesen, ab und zu auch durch Dörfer
Von Schramberg bin ich etwas enttäuscht. Mir gefällt diese Stadt nicht besonders.
Nun steige ich wieder durch den Wald auf. Die Aussicht wird nun immer schöner, vor allem vor der Abenddämmerung.
Schließlich erreiche ich mein Etappenziel Aichhalden, von wo aus ich mit dem Bus zum Übernachten in einen Nachbarort abseits des Ostweg fahre.
Auf den erste Kilometern kann ich immer mal wieder etwas Aussicht genießen. Dann geht es hinab nach Rötenbach.
Von dort ist es nicht weit nach Alpirsbach mit dem bekannten Kloster und der zumindest regional ebenso bekannten Brauerei. Natürlich habe ich gestern beim Abendessen auch ein Alpirsbacher Kloster Zwickel getrunken.
Leider kann man den schönen Kreuzgang im Kloster wohl nur bei einer Führung besichtigen.
Steil marschiere nun wieder bergauf. Bald beginnt für mich eine mühsame Odyssee. Im tiefen Harschschnee komme ich nur sehr mühsam voran. Vor mir stapfte shier eit den letzten Schneefällen nur ein einziger Wander. Ich versuche zwar, in seinen Spuren zu marschieren, aber auch dies ist im tiefen Schnee sehr anstrengend. Außerdem fließt unter dem Schnee manchmal Schmelzwasser, so dass ich immer wieder durchbreche und mir Wasser in die Schuhe läuft. Aber auch solche wenig genussvollen Abenteuer gehören zum Wanderleben, wenn man das ganze Jahr über unterwegs sein will.
Mit weniger als 1 km/h komme ich voran. Die Schinderei scheint kein Ende zu nehmen. An einer Wegkreuzung finde ich keinerlei Hinweis, in welcher Richtung ich weitergehen muss. Auch die Wanderkarte nutzt mir hier nichts. Ich hoffe, dass der Wanderer vor mir ebenfalls nach Schömberg wollte und folge weiter seinen Spuren.
Der Weg windet sich mal nach rechts, mal nach links, ab und zu zweigen weitere Wege ab, leider ebenfalls ohne Markierung. Schließlich erreiche ich einen breiten Weg, auf dem ich nun wieder leichter einer markierten Route nach Schömberg folgen kann.
Diese Stunde hat viel Kraft und Nerven gekostet, aber es war auch ein ausgesprochen spannendes und reizvolles Abenteuer. Wer immer nur bei sonnigem Wetter auf leichten Wegen spaziert, kann wohl nicht verstehen, warum gerade solche Etappen rückblickend für mich zu den Sternstunden meiner D-Wanderer Jahre zählen.
Kurz vor Schömberg setze ich mich auf eine sonnige Bank und wringe meine nassen Socken aus. Anfangs reizt mich der Blick auf den Ort nicht zum Fotografieren, doch dann fallen mir die herrlichen Schatten auf, die die Bäume auf den Schnee werfen.
Eine Weile geht es nun über schneefreie Wege, doch dann folgen erneut viele verharschte und sehr mühsame Kilometer. Der Aussichtsturm bei Freudenstadt ist im Winter geschlossen.
Bald darauf spaziere ich in Freudenstadt über den größten Marktplatz Deutschlands.
Heute führt mich der Ostweg anfangs mehr über ein sonniges Hügelland statt durch typische Schwarzwaldlandschaft.
Kaum zu glauben - an windgeschützten Stellen ist es bei dem heute sehr intensiven Sonnenschein so warm, dass ich mir zum ersten Mal seit Monaten zehn Minuten lang die Sonne auf den Bauch scheinen lassen kann.
Ein paar Meter abseits des Weges dreht sich das große Mühlrad der Kohlmühle.
Schließlich erreiche ich Altensteig. Ich übernachte in einem Bed & Breakfast ganz oben am Hang. Von hier genieße ich den Blick hinüber zur fotogenen Altstadt.
Frühstück mit Aussicht – was will man mehr?
Nach wenigen Kilometern bietet der Blick auf Schloss Berneck schon wieder das nächste schöne Fotomotiv.
Um die Mittagszeit erreiche ich Bad Teinach. Hier könnte ich am Rande des Kurparks in einem Schwimmbecken mit netter Aussicht baden, doch natürlich will ich lieber weiter wandern.
Ein kurzer, anstrengender Aufstieg führt mich hinauf zur interessanten Burgruine Zavelstein.
In der Nähe von Calw steht mitten im Wald ein Schaffott, auf dem früher Menschen hingerichtet wurden. Auf einer Infotafel lese ich die Geschichte einer Raubmörderin, die hier ihr Ende fand. Mein Gewissen ist rein, daher bleibt auch mein Kopf dran.
Wenige Kilometer danach besichtige ich in Hirsau eine der schönsten Klosterruinen Deutschlands.
Noch ein paar Kilometer leicht bergauf und bergab, dann erreiche ich den Kurpark von Bad Schönborn sowie gleich darauf den Bahnhof, von dem aus ich nach Hause fahre.
Am Morgen starte ich im Kurpark Bad Liebenzell.
Bei Hochwasser, Vereisung oder Schnee ist der Pfad durch die Monbachschlucht unbegehbar. Heute habe ich aber ideales Wetter für eine Winterwanderung auf diesem herrlichen Streckenabschnitt. Der nächtliche Neuschnee verzauberte das Tal in eine Märchenwelt. Mehrmals überquert man auf Steinen das Bachbett. Da die Schneedecke noch sehr dünn ist, kann man mit guten Schuhen und etwas Trittsicherheit problemlos über diese Steine ans andere Ufer balancieren. Bei tiefem Schnee wäre das nicht möglich.
Wieder wechselt die Route mehrfach zwischen Wald und Feld. Inzwischen schneit es immer stärker. Dicke Flocken wirbeln vom Himmel. Welch ein schöner Wandertag!
Schließlich erreiche ich den Kupferhammer bei Pforzheim, wo Westweg, Mittelweg und Ostweg beginnen bzw. enden.
Hier ist der Link zur Seite mit offiziellen Infos über diesen Weg:
https://www.schwarzwald-tourismus.info/touren/ostweg-7babc74b27
Sicherlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich hier Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Stellt diesen Hinweis auf Eure eigene Homepage oder Euren Social Media Account, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern von 1.7.2018 bis 30.6.2020 und beschränke dafür die auf dieser Internetseite stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php