Den 39 km langen Nahesteig und den 98 km langen Weinwanderweg Rhein-Nahe kann man mit einer Zwischenetappe ideal zu einer langen Tour kombinieren. Die beiden Wege sind von der Streckenbeschaffenheit her fast gegensätzlich, da der Naheteil einen hohen Anteil an Trails aufweist und ab und zu Kondition und etwas Trittsicherheit erfordert, wogegen der Weinwanderweg relativ viel über befestigte, oft sogar asphaltierte Wege führt. Landschaftlich gefallen mir beide sehr gut.
Der Nahesteig führt unterwegs an mehreren Bahnhöfen vorbei, so dass man sich die 39 km mit 838 Höhenmetern Aufstieg und 930 Höhenmetern Abstieg beliebig in zwei Etappen aufteilen kann. Ich will heute aber das lange Tageslicht und das schöne Wetter mal wieder für eine Mammutwanderung nutzen und lege die komplette Strecke daher an einem Tag zurück.
Mit Bahn und Bus fahre ich nach Nohfelden. Am Wanderparkplatz hinter der Burg beginnt die markierte Route.
Schon kurz nach Beginn der Tour wird klar, warum die Strecke "Steig" genannt wird. Schnell steige ich durch den Wald bergauf. Bald komme ich an der Bärenhöhle vorbei.
Die ersten Kilometer gefallen mir wegen der vielen abwechslungsreichen Pfade sehr gut.
Am Bahnhof Neubrücke bin ich bereits fünf Kilometer weit der Streckenmarkierung gefolgt. In manchen Texten wird der Weg erst ab hier beschrieben, auch die offizielle Kilometerzählung, die ich später manchmal am Wegrand sehe, beginnt erst hier.
Zwei Kilometer später überquere ich die Nahe auf großen Trittsteinen. Für Tage mit Hochwasser gibt es eine Alternativroute.
Nun führt der Weg etwa 4 km weit meist ein Stück oberhalb vom Fluss am Hang entlang, meist durch Wald. Ab und zu sehe ich die Nahe unter mir.
Die Tische und Bänke am Rastplatz Schaidwald nutze auch ich, um etwas von meinem Proviant zu essen.
Da es am gesamten Nahesteig ausgesprochen wenig Möglichkeiten gibt, unterwegs einzukehren oder etwas zu Trinken zu kaufen, ist dieser Erdkühlschrank mit Selbstbedienung nicht nur für mich ideal.
Nordwestlich von Heimbach verlässt die Route eine Weile das Tal und führt über sonnige Höhen.
Dann erreiche ich einen Rastplatz, der den Namen "Eisenbahnerglück" trägt, da man von hier oben gut die Züge im Tal sehen kann.
Dann wandere ich wieder hinab zum Fluss. Neben einer Brücke kann man auch mal direkt ans Ufer gehen. Wenn ich hier schon gewusst hätte, dass auf der anderen Seite der Brücke, über die der Weg nicht führt, ein schönes Mühlrad steht, wäre ich natürlich auch dort hin gegangen.
Dann führt mich der Weg hinauf zu mehreren Aussichtspunkten, von denen man den gewundenen Verlauf des Flusses bei der Schleife gut erkennen kann.
An einem Rastplatz steht ein kleiner Holzschrank. Da es heute ein sehr heißer Wandertag ist und ich so viele Stunden lang wandern will, freue ich mich auf eine Flasche Wasser. Doch in diesem Schrank stehen nur verschiedene Weinflaschen. Sehr schade!
In Nohen liegen bereits 22 km hinter mir. Leider ist das Café Allerhand geschlossen, als ich daran vorbeikomme, eine andere Möglichkeit zur Ergänzung meiner Wasservorräte gibt es hier nicht.
Hinter Nohen wird ein Teil der ursprünglichen Strecke des Nahesteig inzwischen durch eine neue Route ersetzt, die nur wenig Fotomotive bietet.
Auch in Kronweiler kann ich kein Wasser kaufen und bitte daher Anwohner in einem Garten, dass sie meine Flaschen auffüllen. Noch liegen bei mehr als 30 Grad Hitze 12 Kilometer vor mir.
Auch die nächsten Kilometer führen mal aufwärts, mal bergab, mal auf breiten Wegen, mal über schmale Pfade.
Beim Nahesteig kommt man ab und zu an Servicestationen vorbei, wo in kleinen Schränkchen u.a. Pflaster und anderes Verbandsmaterial liegen, so auch hier am Aussichtspunkt Weibersprung.
Nun passe ich an einer Stelle nicht auf und übersehe eine korrekt angebrachte Streckenmarkierung. Meine ohnehin lange Tageswanderung wird nun durch zehn Minuten überflüssigen Aufstieg verlängert. Aber einen Vorteil hat diese ungeplante Zugabe: Ich kann an einem Friedhof meine Wasserflaschen auffüllen. Zurück auf der richtigen Strecke geht es nun bald wieder hinab zur Nahe, durch Enzweiler und erneut zum Flussufer.
Vom offiziellen Ende des Nahesteig bis nach Idar Oberstein ist es nur noch ein Kilometer.
Je nach gewählter Route ist die Verbindung zwischen Idar-Oberstein und Kirn etwa 20 bis 25 km lang. Ich empfehle, ab dem Marktplatz Idar-Oberstein zuerst über die Route des Saar-Hunsrück-Steig zu wandern, dann aber direkt nach Fischbach zu gehen und von dort auf Wanderwegen oberhalb des Tales bis Kirn zu marschieren.
Der Weinwanderweg Rhein-Nahe führt von Kirn an der Nahe bis zur Nahemündung in Bingen am Rhein.
Vom Bahnhof aus führt mich die Markierung Gelbe Traube schnell aus dem Ort hinaus in die Höhe.
Die erste Kilometer führen mal ein Stück bergauf, mal bergab, durch Wald und über Wiesen. Viele blühende Blumen und eine weite Aussicht gefallen mir gut.
Nach etwa zwei Stunden erreiche ich bei Schloss Dhaun gleich eine der schönsten Sehenswürdigkeiten dieser Strecke.
Kurz darauf mache ich einen kurzen Abstecher zu Ruine Brunkenstein, aber dort gibt es nur ein paar langweilige Mauerreste ohne Aussicht.
Die Mischung aus Wald, Wiesen, Weinbergen und Aussicht geht recht angenehm weiter.
Insgesamt zählt der Weinwanderweg Rhein-Nahe zu den Etappenwanderung mit besonders hohem Anteil an Asphaltstrecken, da er passend zu seinem Namen oft über Weinberge führt, aber die Landschaft entschädigt mich für den von mir normalerweise überhaupt nicht geliebten Untergrund.
Zu einer Weinbauregion gehören natürlich auch kleine Dörfer mit hübschen Weingütern. Das erste auf dieser Strecke ist Weiler bei Monzingen. Hier endet nach nur 12 km auch schon die erste offizielle Etappe. Ich will heute noch viel weiter wandern.
Nicht auf jedem Weinberg wird auch heute noch Wein angebaut. Manchmal führt der Weg auch an Weinbergen vorbei, wo man nur noch wegen der zugewachsenen Treppen ahnen kann, dass hier vor langer Zeit Reben kultiviert wurden. Inzwischen hat dichter Wald die Hänge zurück erobert.
In Bad Sobernheim kaufe ich in einem Supermarkt etwas zu Essen und Trinken. Dann verlasse ich für eine Weile den Weinwanderweg, überquere die Nahe und spaziere zum etwa 30 Minuten entfernten Rheinland-Pfälzischen Freilichtmuseum.
Mehr als 40 Gebäude aus den verschiedenen Regionen des Bundeslandes und verschiedenen Jahrhunderten wurden hier aufgebaut.
Fast alle Häuser auf dem sehr weitläufigen Gelände kann man auch innen besichtigen. In manchen sind kleine Ausstellungen. Am besten gefällt mir das Museum mit altem Spielzeug und Puppen.
Dann kehre ich zum Weinwanderweg zurück, der mich nun eine Weile entlang der Nahe führt. Hier wurde vor einigen Jahren ein sehr langer Barfußpfad mit Seilfähre, Hängebrücke und mehr angelegt, der aber Eintritt kostet. Ich gehe heute lieber auf dem normalen Wanderweg weiter.
Nicht weit von Staudernheim entfernt führt der Wanderweg am Eingang zum großen Areal des ehemaligen Kloster Disibodenberg vorbei. Für die Besichtigung der großen Ruinenanlage auf einer Bergkuppe oberhalb der Wanderroute muss man Eintritt zahlen, aber das lohnt sich auf jeden Fall.
Hier oben gab es schon zu keltischer Zeit ein Heiligtum. Im 7. Jahrhundert wurde eine christliche Kapelle errichtet. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden hier viele verschiedene Kirchen und Klostergebäude zuerst der Benediktiner, später der Zisterzienser. Zeitweise lebte auch Hildegard von Bingen hier. Seit über 200 Jahren verfällt das gesamte Ensemble immer mehr und zeugt von der Vergänglichkeit aller menschlichen Arbeit. Es ist ausgesprochen faszinierend, hier zu sehen, wie die Natur die zahlreichen Ruinen immer mehr erobert.
Anschließend wandere ich auf einer von vielen Radfahrern frequentierten Route durch das Nahetal.
Dann führt mich der Weinwanderweg wieder in die Höhe. Bald blicke ich von oben hinab auf Fluss und Tal.
Viele Kilometer weit führt mich der Weg nun wieder meist über Weinberge, dazwischen aber auch durch andere Bereiche.
Bei Oberhausen führt eine hübsche Brücke über die Nahe. Diese liegt aber nicht auf der Wanderroute.
Bald durchquere ich das nächste Etappenziel Niedernhausen und marschiere gleich wieder zu den nächsten Weinbergen hinauf.
Ich komme an einer Rentierfarm vorbei, wo ich aber nur drei einsam in den Gehegen stehende Rentiere sehe. Eigentlich sind das Tiere, die lieber in großen Herden leben. Einige Zeit danach komme ich an einem viel stärker bevölkerten Rotwildgehege vorbei.
Der Weinwanderweg führt nahezu ausschließlich über sehr leichte Feld- und Waldwege, oft auch über Asphalt oder Betonplatten. Nur am Aufstieg zum Rotenfels wird es kurz etwas steiler und steiniger. Ein herrlicher Pfad führt an schönen Eichen entlang in die Höhe.
Dann erreiche ich die gewaltige Felswand des Rotenfels. Unter mir sehe ich die Nahe und den Ort Bad Münster am Stein.
Nun führt der Weg wieder leicht, bequem und gefahrlos nahe der Felskante an vielen Aussichtspunkten vorbei. Über der anderen Seite der Nahe thront Schloss Ebernburg.
Dann führt mich der Weg hinab nach Bad Münster am Stein und in den Kurpark mit seinem hübschen Kurmittelhaus.
Vor dem großen Gradierwerk flanieren tagsüber viele Kurgäste. Am frühen Abend ist es recht still hier.
Das 9 Meter durchmessende Wasserrad der Saline fördert das salzhaltige Wasser aus der Tiefe.
Lange Zeit setze ich mich ans Ufer der Nahe und schaue hinüber zu den beeindruckenden Felsen, auf denen zwei Burgruinen stehen.
Im Supermarkt nördlich des Bahnhofs kaufe ich mir etwas zu essen und eine Flasche Wein von der Nahe. Dann setze ich mich erneut an einer schönen Stelle ans Ufer und bleibe dort bis Sonnenuntergang.
Zwischen Bad Münster und Bad Kreuznach stehen einige Gradierwerke im Salinental, aber nicht alle sind in Betrieb.
In Bad Kreuznach führt der Weg zuerst durch Parkanlagen am Ufer der Nahe.
Dann geht es am anderen Ufer hinauf zu einem Panoramaweg, von dem ich hinab zur Nahe und zum Thermalbad blicke.
Dann führt der Weg an einer Brücke vorbei. Die Wanderroute biegt hier gleich nach links ab, doch natürlich spaziere ich noch ein kurzes Stück auf die andere Seite in die Altstadt.
Die zwischen 1480 und 1600 erbauten Brückenhäuser auf der Brücke aus dem Jahr 1300 sind wohl der interessanteste Teil von Bad Kreuznach.
In Bad Kreuznach führt mich der Weg zuerst durch den Schlosspark. Dann geht es schnell aus dem Ort hinaus. Während der nächsten Stunden wird der Weinwanderweg seinem Namen wieder gerecht.
So weit ich blicke umgeben mich fast überall Weinberge, zwischendurch auch mal Ackerflächen. An einem so sonnigen und schwül-heißen Tag wie heute wäre mir etwas mehr Schatten lieber.
Der interessanteste Punkt meiner heutigen Doppeletappe ist die Felseremitage bei Guldental. Anstelle einer heidnischen Kultstätte standen hier viele Jahrhunderte lang christliche Kapellen und Kirchen. Das letzte, 1724 erbaute Gotteshaus wurde 1819 abgerissen. Heute sind nur noch die Felsengrotten und einige Felsreliefs übrig.
Bald danach komme ich an dem mit Abstand längsten und artenreichsten Lehrpfad über historische Obstsorten vorbei, den ich je gesehen habe. Zu unglaublich vielen Arten steht hier jeweils ein Baum mit Informationstafel.
In Guldental, dem Ende dieser nur 12,9 km langen Etappe, kaufe ich etwas zu essen und trinken und marschiere gleich weiter durch die Hitze. Wieder geht es zuerst auf Weinberge hinauf.
Anschließend kann ich dann eine Weile in einem Waldstück im Schatten etwas aufatmen, doch schon bald erreiche ich den nächsten Weinberg.
Laubenheim passiere ich nur am oberen Ortsrand. Da ich seit Guldenheim nirgends an einer Möglichkeit vorbei kam, mir etwas zu Trinken zu kaufen, bitte ich an einem Gartenzaun einen Hausbesitzer, mir Wasser in meine Flaschen zu füllen. Ohne diese Unterstützung wären die letzten Kilometer für mich wegen der Hitze sehr hart geworden. Kurz nach dem Ort sehe ich erstmals seit Bad Kreuznach wieder die Nahe unter mir.
Nun marschiere ich wieder eine Weile bergauf. Zwischendurch geht es noch einmal kurz durch Wald.
Den Ort Weiler bei Bingen streife ich nur ganz am Rand. Auf der Route einer alten Römerstraße geht es nun durch einen schmalen Taleinschnitt hinab in Richtung Nahe. Zuletzt spaziere ich in Bingen am Ufer der Nahe bis zur Mündung in den Rhein.
Hier halte ich mich heute nicht lange auf. Auf dem Weg zum Bahnhof sehe ich den Mäuseturm und Ruine Ehrenfels vor mir.
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Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php