Dieser Weg stand schon von der ersten Planung zu meinen 10.000 Wanderkilometern an sehr weit oben auf meiner „To-Do-Liste“. Doch jedes Mal, wenn ich nach Unterkünften suchte, gab es an manchen Stellen nur für mich unbezahlbare Ferienwohnungen oder Hotels. 2023 übernachte ich 8 Tage lang im Hotel am Bahnhof in Waren (Müritz) und nutze dann das Deutschland-Ticket, um kostenlos zu den Etappenzielen zu fahren. Das bringt mir zwar viel Streß mit den nicht idealen Fahrplänen, dafür kann ich aber ohne viel Gepäck unbeschwert wandern.
Offiziell wird der Weg mit einer Länge von 175 km angegeben, wenn man aber die Abstecher zu den vielen Beobachtungspunkten dazu rechnet, kommt man auf eine insgesamt deutlich längere Strecke.
In der Altstadt von Waren (Müritz) stehen zwar keine spektakulären Bauten, aber die Fußgängerzone hat Charme. Sehr empfehlen kann ich das Müritzeum, ein großes Naturkundemuseum, für dessen Besuch man an einem Regentag mehrere Stunden einplanen kann.
Am Hafen sind viele Restaurants mit großen Terrassen und Blick auf das Wasser.
Der markierte Weg beginnt ein Stück vom Hafen entfernt und führt über einen zuerst asphaltierten, dann bequemen Wanderweg nahe an der Binnenmüritz entlang. Immer wieder führen kurze Abzweigungen direkt ans Ufer. Die Müritz ist mit 117 Quadratkilometern der größte See, der vollständig innerhalb Deutschlands liegt. Von Waren aus sieht man aber nur eine kleine Bucht, Binnenmüritz genannt.
Bald komme ich an einem großen Strandbad vorbei, das heute morgen fast völlig leer ist. Ursprünglich wollte ich hier zur Vogelzugzeit wandern, wenn unter anderem viele tausend Kraniche auf den Wiesen stehen, entschied mich dann aber doch für den Hochsommer, damit ich an den Streckenabschnitten außerhalb des geschützten Gebiets auch zwischendurch Baden kann. Doch Ende Juli 2023 ist bei 13 Grad am Vormittag absolut nicht das für diese Zeit typische Badewetter.
Bald überschreite ich die Grenze zum Nationalpark. Der Müritz-Nationalpark wurde 1990 gegründet. Die beiden einige Kilometer von einander getrennten Bereiche auf der Mecklenburgischen Seenplatte und in der Feldberger Seenlandschaft zusammengerechnet ist er der deutsche Nationalpark mit der größten Landfläche (322 Quadratkilometer). 17 % der Fläche sind Seen, 8 Prozent Moore, daher ist dies eine ideale Region, um im Frühjahr und Herbst Wasservögel zu beobachten.
Ein kurzer Steg führt mich zu einem Vogelbeobachtungsturm, aber bei dem trüben, kalten und windigen Wetter sind keine Vögel auf dem Wasser. An solchen Bauten werde ich in den nächsten Tagen noch oft vorbeikommen.
Nun verlässt der Wanderweg die Müritz und führt mal durch Buchenwald, mal durch Kiefernwald, oft auch durch fast schon urwaldhaften Mischwald. Auf manchen Streckenabschnitten teile ich mir die Route mit vielen Radfahrern, an anderen sind nur die wenigen Fußgänger unterwegs.
Zwischendurch komme ich eine Weile vielen uralten Eichen vorbei. Hier könnte ich ständig zum Fotografieren stehenbleiben.
Die markierte Wanderroute führt oft nicht direkt an den Seen vorbei. Meist zweigen kurze Wege zu Beobachtungstürmen ab. Als erstes erreiche ich den Warnker See. Hier sehe ich viele Enten, Kormorane und Reiher. Leider entdecke ich auch direkt unter dem Beobachtungsposten einen jungen Waschbär. Diese unerwünschten Eindringlinge bedrohen die geschützte Vogelwelt im Nationalpark.
Bald darauf übersehe ich leider die Abzweigung zur Beobachtungsplattform am Rederangsee. Schade! Rückblickend kann ich für eine Wanderung auf dieser Strecke dringend empfehlen, zwischendurch immer wieder auf die gedruckte Wanderkarte zu werfen. Die Hauptroute ist (abgesehen von einer Stelle) sehr gut markiert, aber die Sehenswürdigkeiten rechts und links des Weges übersieht man zu leicht.
Nun führt der Weg oft am Waldrand an großen ehemaligen Weideflächen vorbei, die sich nun zu interessanten Blumenwiesen entwickeln. Manchmal sehe ich in der Ferne einige Kraniche. Im Oktober kann man hier viele hundert Kraniche beobachten.
Nun fängt es zu regnen an. Im Hotel bei Schwarzenhof warte ich mit Kaffee und Kuchen ab, bis der Bus kommt, der mich nach Waren zurückbringt. Am Ostufer der Müritz fährt kein normaler Linienbus sondern ein Touristenbus mit großem Fahrradanhänger, teils über für den normalen Autoverkehr gesperrte Straßen. Diese Buslinie soll die Urlauber zum Verzicht auf das Auto und zum umweltverträglichen Verkehr motivieren. Daher ist es für mich völlig unverständlich, dass ausgerechnet hier nur die Gästekarte, aber nicht das Deutschlandticket gilt.
Dann erreiche ich das kleine Dorf Speck. Hier soll laut Karte eine 800jährige Linde stehen, aber da der Wanderweg nicht daran vorbei führt und auch kein Schild darauf hinweist, sehe ich sie nicht. Die nächste Abzweigung führt mich zum 700 m von der Hauptroute entfernten Beobachtungsstand am Priesterbäker See.
Zurück auf der Hauptstrecke folgt gleich der nächste Abstecher, dieses mal hinauf zum Käflingsberg-Turm. Es lohnt sich, die 167 Stufen hinauf zu steigen. Der als Sendeturm und zur Waldbrandüberwachung gebaute Turm bietet einen faszinierenden Rundblick. Aus 31 m Höhe sehe ich in allen Richtungen ausschließlich eine flache, abgesehen von einigen Seen lückenlos mit Wald bedeckte Landschaft. So ein komplett grünes 360-Grad-Panorama hatte ich noch nirgends. Keine Häuser, keine Straßen, keine Wiesen. Im Westen erkenne ich Priesterbäker See, Hofsee und Specker See, ganz hinten erahne ich die Müritz.
Bald darauf kann ich an einer Stelle doch noch kurz ans Ufer des Priesterbäker See.
Weiter geht es durch den Wald in das kleine Dorf Boek. Laut Fahrplan kommt hier um 19 Uhr der letzte Bus vorbei. Ich bin rechtzeitig dort, werde dann aber immer unruhiger, je länger ich vergeblich warte. Eine andere Möglichkeit, von hier nach Waren zu kommen, gibt es nicht. Per Anhalter oder mit einem Taxi wäre ein gigantischer Umweg, da es auf dieser Seite der Müritz keine öffentliche Straße gibt. Doch mit 30 Minuten Verspätung taucht dann doch der Bus auf, in dem ich dann als einziger Fahrgast sitze.
Gegen 10.30 Uhr komme ich mit dem ersten Bus wieder in Boek an. Der Wanderweg führt kurz über einen Campingplatz, dann schlängelt er sich durch dichten Wald. Kurz vor Boeker Mühle wendet sich die Route dann nach Westen. Von den vielen auf der Karte eingezeichneten Fischteichen sehe ich hier nur wenig. Zwischendurch spaziere ich über eine hübsche Alle zwischen Feldern hindurch. Dann zweigt ein Weg zu einem 1 km entfernten Beobachtungspunkt ab. Von dort blicke ich auf den größten der Teiche, sehe aber heute keine Vögel.
Bald darauf steht eine Beobachtungsplattform direkt neben dem stark frequentierten Wander- und Radweg. Wegen dem hier starken Andrang an Urlaubern erwarte ich eigentlich, keine Tiere zu sehen. Doch die Vögel wissen wohl, dass die lautstarken Menschen nicht durch die Holzwand der Plattform hindurch zu ihnen kommen können. Ich blicke über einen großen Teich.
Auf dem Baum in der Mitte vor mir entdecke ich zuerst ein Neuntöter-Weibchen mit Futter im Schnabel.
Wieder wandere ich über abwechslungsreiche Waldwege, mal zwischen Kiefern, mal zwischen Buchen, ab und zu an alten Eichen vorbei.
Hinter Babke überquere ich die Weser und mache einen kurzen Abstecher zur Beobachtungsplattform Zotzenseeniederung. Dies lohnt sich aber nicht, denn von dort sehe ich nur ein abgeerntetes Feld mit Heuballen und ganz weit entfernt einen See.
Zurück auf dem Müritz-Weg komme ich bald wieder an Feuchtgebieten vorbei und spaziere auch über einen sehr kurzen Moorsteg.
Am Ortseingang von Blankenförde steht eine riesengroße Linde. Hier überrascht mich, dass die Streckenmarkierung in den Ort hinein weisst, obwohl ich laut meiner Karte rechts abbiegen müsste. Ich folge ein paar hundert Meter der Straße, sehe aber keine weiteren Wegzeichen. Also kehre ich wieder um. Auf einer Informationstafel zeigt die Karte ebenfalls, dass ich am Ortseingang rechts muss. Also folge ich diesem Weg, sehe aber auch hier keine Markierung. Zurück in den Ort! Am Ortsausgang zeigt mir dann eine Markierung, dass die neue Route tatsächlich über die Straße statt zum Jamelsee führt. Etwa 40 Minuten habe ich durch meine Odyssee nun verloren.
Die nächsten Kilometer führen wieder durch den Wald. Den Krummen See erkenne ich nur von weit oben zwischen den Bäumen hindurch. Erst ganz am Schluss erreiche ich an einer Stelle das Ufer.
Bald darauf erreiche ich Zinow, wo ich bedingt durch meinen Zeitverlust bei Blankenförde keine Zeit habe, am Campingplatz hinab zum Badestrand am Großen Labussee zu gehen, sondern stramm weiter marschiere. Erst nach einigen Kilometern gehe ich bei einer Löschwasserentnahmestelle doch kurz ans Ufer de Großen Labussee, eile aber dann gleich weiter.
Wesenberg ist zwar offiziell Etappenende, aber der markierte Weg führt nicht in den Ort hinein. Ich könnte über eine Straße bis zum Bahnhof Wesenberg oder etwas weiter in die Altstadt wandern, ziehe es aber vor, nur die kurze und deutlich schönere Strecke von der Wanderroute bis zum Bahn-Bedarfshaltepunkt Weißer See zu gehen. Durch den großen Umweg bei Blankenförde habe ich heute allerdings so viel Zeit verloren, dass ich erst fünf Minuten nach Abfahrt des letzten Zuges ankomme, ein Taxi aus Neustrelitz bestellen muss und für 42 Euro zum dortigen Bahnhof fahre.
Schon früh am Morgen steige ich aus dem Zug. Gleich darauf spaziere ich wieder am großen Badestrand des Weißen See entlang. Viele Umkleiden und ein großes Restaurant zeigen, dass dies wohl in einem normalen Sommer ein stark frequentiertes Ausflugsziel ist. Ausnahmsweise scheint jetzt gerade mal die Sonne, aber das bleibt leider auch heute nicht lange so.
Bald folge ich wieder dem blauem M und mache kurz darauf einen kleinen Abstecher zum Ufer des Kleinen Labussee.
Bald darauf gehe ich durch eine Ferienanlage auch kurz zum Ufer des Großen Labussee. Inzwischen bedecken wieder graue Wolken lückenlos den Himmel, wie es typisch für diesen Sommer ist.
Erneut zweige ich vom Weg ab und gehe am Campingplatz Havelberge zum Badestrand am Woblitzsee. Schade, dass es zu kalt zum Baden ist!
Hier mündet die Havel in den See. Am Ufer des Flusses liegen viele Boote, mit denen man weite Reisen auf den Gewässern unternehmen kann.
Neben dem Weg will ich nur einen Schmetterling fotografieren, entdecke dann aber auch die Larve einer Wanze daneben.
Der Weg folgt nun einer Straße nach Groß-Quassow. Sonnenblumen dienen mir als Ersatz für die echte Sonne.
Bald darauf beobachte ich bei der Voßwinkeler Schleuse am Kammerkanal eine Weile, wie viele Boote die Schleuse passieren, während in Gegenrichtung andere warten müssen.
Einige Kilometer danach erreiche ich das Naturschutzgebiet Kalkhorst. Informationstafeln zeigen, warum dieser Wald so schützenswert ist, aber auf mich wirkt er nicht besonders interessant.
Aber die großen Findlinge, die neben dem Weg stehen, faszinieren mich, vor allem der 13 Tonnen schwere „Siemensstein“, den ein Eiszeitgletscher von Schweden hier her transportiert hat.
Ich freue mich auf die Wasservogelwarte am Tiefen Trebower See, auf die alle Karten und Texte hinweisen. Beim Überrest einer alten Wolffangstelle sehe ich einen Wegweiser und zweige ab. Doch obwohl die Vogelwarte nur ein kurzes Stück von meiner Route entfernt sein soll, folge ich diesem Weg nun sehr lange, bis er mich wieder zum Wanderweg zurück führt. Hier zeigt ein Wegweiser an, dass ich zur Vogelwarte in die Richtung gehen soll, aus der ich gerade komme. Also wieder zurück! Nach einer Weile sehe ich einen gut getarnten Hinweis, der mich auf einen zugewachsenen Pfad und kurz darauf zur Vogelwarte führt. Gerade hat mal wieder ein Regenschauer begonnen, daher kommt der überdachte Stand jetzt genau recht. Vögel sehe ich bei dem Wetter natürlich keine.
Dafür sehe ich kurz darauf diese wunderschöne Raupe eines Königskerzen-Mönch. Wer diese farbenfrohe Raupe sieht, kann kaum glauben, dass daraus später ein recht hässlicher brauner Nachtfalter wird.
Der Weg führt nun am Waldrand entlang. Auf den Wiesen daneben stehen zwei Kraniche. Diese sind weit genug entfernt und nehmen mich mit meinen langsamen Bewegungen wohl nicht als Störung war. Erst als ein Radfahrer mit Hund kommt, fliegen sie fort.
Gleich darauf sehe ich, dass die Wanderroute auch hier geändert wurde. Laut Karte, sowohl print als auch online, soll man nun südwärts nach Klein Trebbow und dann immer geradeaus bis Fürstensee gehen. Dies sieht nicht besonders spannend aus. Die neue, gut markierte Strecke ist viel schöner. Ich finde es aber völlig unverständlich, dass man Routenänderungen noch nicht einmal online korrigiert. Offizielles Ende dieser Etappe ist Fürstensee, doch da ich inzwischen weiss, dass man von dort mittags oder abends nicht mehr mit dem Bus weg kommt, beende ich diesen Abschnitt an einer Bushaltestelle in Strelitz Alt.
Schon nach wenigen Kilometern führt mich die neue Route zu einer schönen Badestelle am Domjuchsee, kurz darauf zu einer weiteren. Jetzt ist es aber noch viel zu kalt zum Baden. Kurz darauf lasse ich mich am Ufer des Großer Lanz dann aber doch vom Sonnenschein verleiten und schwimme eine Weile. Das Wasser ist wohl wärmer als die Luft draussen.
Hier lädt der Strand am Großen Fürstenseer See erneut zum Baden ein, doch inzwischen ist der Sonnenschein wieder dem seit Tagen gewohnten Grau gewichen. Als ich bald darauf weitere Badestrände an diesem See erreiche, zieht sogar ein Gewitter auf.
Heute und morgen wandere ich teilweise durch den östlichen, zur Feldberger Seenlandschaft zählenden Bereich des Müritz-Nationalpark. Durch abwechslungsreiche Kiefern- und Mischwälder marschiere ich weiter und erreiche schließlich den Lutowsee, an dem ich ebenfalls baden könnte.
Eine Weile geht es nun oberhalb des Sees an Feldern vorbei. Wieder sehe ich einige Kraniche.
Wieder geht es über abwechslungsreiche Waldwege. Nahe Goldenbaum komme ich an einem renaturierten Moor vorbei.
Die vielen Stämme abgestorbener Bäume sind hier kein Zeichen des Waldsterbens sondern der Rückkehr zum ursprünglichen Lebensraum. Nach der Trockenlegung des früheren Moores wuchsen hier Birken, die nun nach der Neuvernässung im Wasser stehen. In einigen Jahren wird man von ihnen nichts mehr sehen.
Entgegen der Karte führt der Weg nun nicht zur Goldenbaumer Mühle und dann am Ufer des Mühlenteich entlang. Die neue Route führt weit oberhalb am Hang entlang. Den See erblicke ich nur manchmal aus der Ferne. Hier wachsen viele große und alte Buchen.
Nun folgt ein Streckenabschnitt, bei dem im Herbst die Orientierung vermutlich sehr schwer ist, denn es geht über einen schmalen Pfad, der unter frischem Herbstlaub wohl nicht zu erkennen ist. Da auch keine Markierungen an den Bäumen hängen, weiss hier dann wohl niemand, wann und wo man in Serpentinen hinauf zu einem breiteren Weg steigen muss.
Vor einem Jugendlandheim der Nationalparkverwaltung blicke ich auf den Grünower See.
Durch Wald und über nette Feldwege wandere ich in Richtung Norden. Bei Grünow zweige ich ein kurzes Stück vom Wanderweg ab und gehe zur Bushaltestelle.
Wieder fahre ich mit dem Regionalzug von Waren nach Neustrelitz und nehme dann den Bus nach Grünow. Bis Carpin wandere ich mal über Wald- und Feldwege, mal entlang einer Nebenstraße.
Dann erreiche ich einen der bekanntesten Bereiche des Nationalparks. Das Gebiet der Serrahner Buchenwälder zählt inzwischen zum UNESCO Welterbe.
Dass hier einer der ältesten Buchenwälder Deutschlands von forstwirtschaftlicher Nutzung verschont blieb, verdanken wir unter anderem einem Fürsten, der die Region vor etwa 150 Jahren als Jagdgebiet einzäunen lies. In den letzten Tagen der DDR wurde das Gebiet dann als Nationalpark ausgewiesen.
Hier dürfen alte Buchen ungestört wachsen. Der größte Unterschied zu normalen Wäldern ist aber das viele Totholz am Boden.
Kurz vor dem Forsthaus Serrahn mache ich einen etwa 1 km langen Abstecher auf den Wald-Erlebnis-Pfad. Bald erreiche ich einen Moorlehrpfad mit vielen Informationstafeln.
Am meisten begeistert mich aber, dass ich hier zum ersten Mal seit mindestens 20 Jahren Sonnentau sehe. Um diese fleischfressenden Pflanzen gut fotografieren zu können, ohne den Weg zu verlassen, lege ich mich flach auf den Steg und strecke die Kamera weit nach unten. Anstrengend aber interessant!
Kurz darauf entdecke ich im Wald neben dem Weg eine Schnecke, die gerade einen Pilz verspeist. Während ich neben ihr mit der Kamera auf dem Boden sitze, kommen zwei Fotografen vorbei, die zuvor Adler fotografiert hatten. Es ist ein genialer Anblick, als die beiden nun mit ihren gigantischen Teleobjektiven auf dem Boden liegen, um ebenfalls die Schnecke aufzunehmen.
Von einem Beobachtungsturm blicke ich über eine Moorfläche und den Rest eines früher viel größeren See hinüber zu einem weit entfernten Adlernest. Eine Zeichnung zeigt mir, wo man am weit entfernten Waldrand das Nest erkennen kann, doch für mehr braucht man unbedingt ein gutes Fernglas. Weit über mir kreist ein Seeadlerpaar, über dem Wasser fliegen manchmal zwei Kraniche.
Schließlich gehe ich zurück zu meiner Wanderroute, besichtige kurz die Ausstellung im Besucherzentrum und trinke im hübschen Garten eines Cafés eine Cola. Nahe Serrahn sind viele Menschen unterwegs, doch bald bin ich wieder ganz alleine unterwegs.
Noch eine Weile wandere ich durch den urwüchsigen Buchenwald, dann umgibt mich für einige Zeit wieder ein Kiefernforst.
Nach einigen Kilometern im Wald führt der Rest der Etappe wenig interessant durch die Außenbezirke von Neustrelitz. In der Fußgängerzone der sternförmig gebauten Altstadt stehen viele alte Häuser, aber keine wirklich interessanten Fotomotive. Auch im Schlosspark halte ich mich nur kurz auf.
Nicht weit vom Bahnhof entfernt führt mich der Weg nun zuerst ans Ufer des Zierker See. Hier lädt die Terrasse eines Pavillon zur Rast ein.
Kurz darauf erreiche ich die Rekonstruktion eines slawischen Dorfes, wie sie wohl früher in dieser Gegend standen.
Schon verlässt der Weg wieder das Ufer und führt zuerst durch Wald, dann kurz über eine schöne alte Allee. Es folgen einige eher langweilige Kilometer. Etwa 200 m abseits des Weges besichtige ich einen kleinen Findlingsgarten, in dem Findlinge aus unterschiedlichen Gesteinsarten und Regionen stehen. Nun wird die Route wieder abwechslungsreicher und interessanter.
Bei Prälank mache ich einen kurzen Abstecher zu einer Badestelle am Großen Prälansee.
Laut meiner Karte hätte ein kurzer Weg zum Langhäger See abzweigen sollen, doch da ist nicht einmal ein Pfad zu erkennen. Daher sehe ich auch davon nichts. Nun wirkt der Wald ab und zu wieder etwas urwaldhafter.
Kurz vor Ende dieser Etappe komme ich am Käbelicksee vorbei, der größtenteils auf dem Gebiet des Nationalparks liegt, aber am nördlichen Ende einen offiziellen Badestrand hat. Sommer 2023!?! Natürlich badet bei diesem kalten, nassen und windigen Wetter heute niemand hier. Allmählich habe auch ich von diesem für die Jahreszeit völlig ungewohnten Mistwetter die Schnauze voll.
Bald darauf komme ich in Kratzeburg an einem Nationalpark-Infozentrum mit einer recht enttäuschenden Fledermaus-Ausstellung vorbei. Aus diesem spannenden Thema hätte man viel mehr machen können! In Kratzeburg gibt es auch eine Fischräucherei und ein Café mit Biergarten, aber beides ist geschlossen, als ich vorbei gehe. Interessanter ist die Fachwerkkirche aus dem Jahr 1786. Innen hängt ein dreiteiliger Flügelaltar, der sogar noch von der Vorgängerkirche stammt.
Wie schon oft an den letzten Tagen komme ich auch heute wieder an wunderbar blühenden Wiesen vorbei. Und wieder einmal stehen ganz hinten auch einige Kraniche.
Den Dambecker See sehe ich nur aus der Ferne, aber kurz darauf komme ich am deutlich kleineren Tannensee mal wieder direkt ans Ufer.
Da heute ab und zu kurz die Sonne scheint, fliegen auf den Blumenwiesen auch wieder mehr Schmetterlinge.
Am stärksten begeistert es mich inzwischen, wenn ich kleine, auf den ersten Blick unscheinbare Dinge neben dem Weg entdecke, die ich so noch nie zuvor sah. Hier hat eine Spinne (vermutlich eine Sackspinnenart) einen Grashalm zu einer Schleife geflochten und um sich herum einen großen Eikokon gesponnen. Aus einer anderen Perspektive erkenne ich sogar einige Eier vor ihr.
Aber auch die wunderschönen Raupen des Jakobskrautbär, auch Blutbär genannt, gefallen mir sehr gut.
Dann erreiche ich Federow. Im Gutshaus Federow befand sich in den letzten Jahren ein Hotel, doch dieses ist momentan geschlossen.
Die spätromanische Feldsandsteinkirche vom Ende des 13. Jahrhunderts wird inzwischen als Hörspielkirche genutzt.
In der Nationalpark-Information Federow kann man über eine Videokamera in ein Fischadlernest blicken.
Auch die letzte, nur kurze Etappe führt mal durch Wald, mal über Wiesen und Felder.
Nach einigen Kilometern sehe ich den südlichen Bereich des Feisneck vor mir.
Eine Weile wandere ich am Ufer entlang, bis ich am Ortsrand von Waren die Badestelle "An der Feisneck" erreiche.
Gleich darauf komme ich an der Jugendherberge vorbei. Auf der anderen Straßenseite ist das Mürizt-Ufer, wo meine Rundwanderroute vor eingen Tagen begann.
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Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php