Der offiziell in 8 Etappen aufgeteilte Malerweg mit 112 km und etwa 4000 Höhenmetern zählt zu den beliebtesten Etappenwanderungen Deutschlands. Ich legte ihn in 4,5 Tagen zurück. Unterwegs gibt es einige etwas anspruchsvolle Streckenabschnitte, aber die großartigen Felslandschaften des Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz sollte jeder Wanderer und Naturfreund einmal besuchen.
Eigentlich hatte ich vor, diesen Nachmittag ganz entspannt in Pirna zu verbringen. Doch da heute perfektes Wander- und Fotowetter ist, steige ich nicht in Pirna aus der S-Bahn sondern fahre noch zwei Stationen weiter bis Wehlen-Pötzscha. Nun beginne ich meine Wanderung mit den offiziell letzten Kilometern der Malerweg-Runde. Noch kann ich nicht ahnen, wie sehr ich am Sonntag froh darüber sein werde, dass ich diese drei Stunden bereits heute vorgezogen habe.
Zuerst gehe ich vom Bahnhof kurz hinab zum Ufer der Elbe.
Dann folge ich dem Malerweg bergauf. Schon bald verlasse ich das Tal und spaziere über sonnige Höhen.
Kurz wird der Ort Naundorf durchquert. Nun folge ich dem Malerweg einige Kilometer weit durch den Wald, direkt an der oberen Kante des Tales, manchmal vorbei an alten Steinbrüchen und ein paar kleinen Felsen.
In diesem Streckenabschnitt sind die Felsen im Gegensatz zum restlichen Malerweg eher unscheinbar, aber auch hier schmücken einige interessante Verwitterungsspuren den Sandstein.
Die Elbe sehe ich hier nur zwischen den Bäumen hindurch. Dann geht es hinab zum Ufer, an einem großen, gut frequentierten Biergarten vorbei. Eine Weile marschiere ich nun auf dem Elberadweg, auf dem sehr viele Radler unterwegs sind.
Dann steige ich wieder durch Wald hinauf, folge oben einem Waldweg und erreiche bald das Schloss von Pirna.
Nun habe ich viel Zeit, mir diese sympathische Stadt in aller Ruhe anzuschauen. Vor allem die Marienkirche begeistert mich, aber auch der Marktplatz sowie viele kleine Details an den Häusern gefallen mir hier ausgesprochen gut.
Ein weiterer Höhepunkt des Tages ist für mich das sehr preiswerte Hostel, in dem ich übernachte. Ich mag gute Gemeinschaftsunterkünfte meist lieber als anonyme Hotels. Das in einer alten Villa aus der Gründerzeit angesiedelte Casa Hostel hat prunkvolle Stuckdecken im Aufenthaltsraum und im großen Schlafraum sowie eine gut ausgestattete Küche. Am Abend sitze ich lange mit der netten Leiterin und drei Malerweg-Wanderern zusammen, trinke viel zu viel Wein und genieße das Leben.
Mit dem Bus fahre ich zum Wanderparkplatz in Liebethal, wo der Malerweg offiziell beginnt.
Die Fernsicht wird durch heute das graue Wetter getrübt.
Nach einigen Kilometern steige ich steil hinab in ein felsiges Tal. Gerne würde ich hier sehr viel fotografieren, doch heute ist es hier wegen der dicken Wolken auch um zehn Uhr so dunkel, als wäre die Sonne noch nicht aufgegangen.
Dann führt der Malerweg lange Zeit durch den wunderbaren Uttewalder Grund, ein schmales Tal, das kilometerweit von hohen Felsen eingerahmt wird.
Am Felsentor zwängt sich der Weg durch einen ganz kleinen Durchgang.
In Wehlen liegt bereits die erste offizielle Etappe hinter mir, doch für mich ist es natürlich noch viel zu früh, den Tag zu beenden.
Wieder führt der Malerweg aus dem Tal heraus. Ein Felsen bietet gute Gelegenheit für eine Rast mit Aussicht.
Eine Weile spaziere ich dann über einsame Waldwege, bis ich ab einem großen Parkplatz mitten in einer Völkerwanderung zu stecken scheine. Die Bastei ist eines der beliebtesten Ausflugsziele Deutschlands. Je näher ich diesen spektakulären Felsen komme, desto mehr Menschen sind hier unterwegs. An manchen Stellen kommt es mir vor wie in der Fussgängerzone einer Stadt - nur ohne die Läden.
Bevor ich zu den Felsen bei der berühmten Bastei-Brücke gehe, verlasse ich den Malerweg für eine Weile und wandere ein kurzes Stück zu einem Aussichtsfelsen gegenüber der Bastei.
Dann gehe ich ins Herz des Massentourismus. Mir gefällt es zwar nicht, dass man hier an manchen Aussichtspunkten Schlange stehen muss, bis man zum Fotografieren vor ans Geländer darf, aber es lohnt sich.
Unten am Amselsee ist es schon deutlich ruhiger, da der See ein paar hundert Meter abseits der Hauptwanderrouten liegt. Hier kann man auch Tretboote mieten.
In der nächsten Felsenschlucht sind fast keine Menschen unterwegs. Bald darauf spaziere ich wieder über sonnige Höhen.
Der Hochstein bietet eine schöne Aussicht hinüber nach Hohnstein.
Der Abstieg über eine steile Treppe durch die tiefe und sehr schmale Wolfsschlucht ist ein faszinierendes Erlebnis.
Schloss Hohnstein kombiniert mit vielen einzelnen Gebäuden historisches Ambiente und schöne Aussicht. Hier kann ich überraschend preiswert übernachten.
Zum Sonnenuntergang steige ich auf den höchsten Turm. Danach bleibe ich noch lange draußen auf dem Gelände der alten Burg und genieße das letzte Abendlicht, bis es fast ganz dunkel ist. Solche Tage sind einfach unbezahlbar.
Zuerst führt mich der Malerweg flach und bequem voran. Das wundert mich, denn auf meiner heutigen Doppeletappe sind 1180 Höhenmeter zu überwinden. Bald komme ich an der Gautschgrotte vorbei, einem von der Erosion ausgewaschenen Hohlraum in einer Felswand.
Nach 1,5 Stunden in recht hohem Tempo endet beim Aussichtspunkt Brand die bequeme Strecke.
Nun steige ich über 800 Treppenstufen in die Tiefe. Den Malerweg könnte man auch Felsentreppenweg taufen.
Kurz darauf mühe ich mich auch schon wieder steil bergauf. Danach bleibt der Weg eine Weile mehr oder weniger in der Höhe und führt zu weiteren Aussichtspunkten.
Der Abstieg hinab zur Kochmühle ist recht harmlos. Auf einem nicht steilen, völlig einfachen Forstwirtschaftsweg passe ich wohl nicht auf und rutsche auf einem Stück Schotter aus.
Hose zerrissen, Schienbein aufgeschürft, Knie und Schienbein stark geprellt - zwei, drei Minuten bleibe ich einfach am Boden. Dann teste ich, ob das Bein gebrochen ist. Glück gehabt! Es schmerzt zwar höllisch, aber es scheint nur eine oberflächliche Verletzung zu sein. Eine halbe Stunde lang bleibe ich aber noch sitzen, bis ich glaube, wieder wandern zu können.
Auf den nächsten Kilometern humple ich sehr langsam voran und muss mich mehrmals zwischendurch hinsetzen. Wie ich so mein noch weit entferntes Ziel erreichen soll, bleibt rätselhaft. Aber von meinen langen Ultratrailwettkämpfen weiß ich, dass ich nicht auf halber Strecke aufgeben sollte, denn später fühle ich mich vielleicht wieder besser.
Irgendwie schaffe ich es hinauf nach Altendorf, dann hinab zur Ostrauer Mühle, von wo aus ich mit einem kleinen Zug nach Hause fahren könnte.
Doch entgegen aller Vernunft will ich weiter wandern. Ich habe mich so lange auf den Malerweg gefreut, da kann mich so ein blöder Sturz jetzt nicht bremsen.
Die Schrammsteine sind, abgesehen von der Bastei, das beliebteste Ziel in der Region.
Auch diese faszinierende Felslandschaft mit grandios geformten Sandsteinmonumenten muss man unbedingt gesehen haben. Obwohl ich das rechte Bein nicht belasten kann, schaffte ich es irgendwie, über die steilen Treppen und manchmal sogar Leitern voranzukommen.
Felsen, Felsen, Felsen! Ein toller Aussichtspunkt folgt auf den nächsten.
Immer weiter geht es auf und ab. Heute könnte ich Ibuprofen gebrauchen, aber Schmerzmittel habe ich aus Prinzip nicht dabei. Entweder es geht ohne - oder ich höre auf!
Ein langer Abstieg fällt mir noch schwerer. Allmählich muss ich mich beeilen, noch rechtzeitig zu meiner Unterkunft zu kommen.
Den Weg zum Kuhstall, einem der wichtigsten Felsmonumente der Sächsischen Schweiz, muss ich abkürzen. Ohne Stöcke könnte ich heute keine 100 m bergab wandern. Zum Glück sind die letzten Kilometer nicht mehr allzu schwer.
Die Neumannmühle dient heute als technisches Denkmal. In den Gebäuden gegenüber sind ein Restaurant und eine günstige Gruppenunterkunft mit großem Massenlager und Schlafsackplätzen.
In der Nacht halten mich die pochenden Schmerzen lange wach. Schon jetzt ahne ich, dass dies mehr als nur eine normale Prellung ist, und langfristig wird mich eine kleine Kerbe im Schienbein an den Malerweg erinnern.
Vor dem Frühstück humple ich die Treppe hinab. Wie ich in dem Zustand auch nur einen einzigen Kilometer wandern soll, steht in den Sternen. Daran, wie geplant auch heute wieder zwei Etappen zu marschieren, brauche ich nicht zu denken. Doch vielleicht kann ich mit genügend Kaffee-Doping zumindest die Etappe bis Schmilka schaffen. Von dort könnte ich dann mit dem Zug nach Hause fahren.
Zum Glück ist die Strecke auf den ersten Kilometern relativ leicht. Auf den Abstecher zur Kleinsteinhöhle, dem angeblich schönsten Felsbogen des Elbsandsteingebirge, verzichte ich natürlich. Im Gegensatz zu gestern kann ich heute meist auf normalen Wegen und Pfaden wandern, Treppen bleiben mir meist erspart.
Oft regnet es und Wolken verhüllen die Aussicht.
Am Restaurant auf dem Großen Winterberg sitzen schon sehr viele Wanderer. Aussicht hat man heute von hier oben kaum.
Beim Abstieg über eine nicht allzu steile Felsentreppe kommen mir viele Wanderer entgegen.
Unten in Schmilka setze ich mich in den schönen Mühlengarten, esse Kartoffeln mit Quark und trinke eine Cola. Eben noch war ich sicher, dass ich gleich nach dieser Pause nach Hause fahren muss, doch nun fühle ich mich doch halbwegs fit genug, auch die nächsten 17 km mit 700 Höhenmetern zu schaffen.
Ich verschiebe die Entscheidung über einen Abbruch der Wanderung auf morgen früh und überquere mit einer kleinen Fähre die Elbe. Nun muss ich auf einer sehr steilen Treppe aus dem Tal hinaussteigen.
Oben kann ich dann zum Glück lange Zeit recht bequem wandern. Bequem heißt aber nicht schmerzfrei.
Vor mir sehe ich für diese Region typische Tafelberge, hinter mir auf der anderen Seite der Elbe eine kilometerlange, fast lückenlose Kette mit den Schrammsteinen und anderen Felsen, an dem ich gestern vorbeihumpelte.
In Reinhardtsdorf ist eine sehenswerte, mit viel Bauernmalerei dekorierte Kirche.
Nach wie vor kann ich das rechte Bein kaum belasten. Daher verzichte ich am Ende der Etappe auf die Besteigung der Tafelberge Papststein und Gohrisch. Die Zeit, die ich durch die Abkürzung spare, brauche ich dann am Abend auf der Suche nach einer Gelegenheit zum Abendessen. Jedes Restaurant im großen Kurort Gohrisch ist heute entweder geschlossen oder lässt Gäste nur mit Reservierung ein.
Da Aufgeben an einem so sonnigen Tag nicht in Frage kommt, humple ich weiter.
Ein typisches Bild der Sächsischen Schweiz sind die aus dem Nebel aufragenden Tafelberge, wie sie schon von Caspar David Friedrich und anderen großen Landschaftsmalern verewigt wurden. Solch eine Szene kann ich nun auch fotografieren, als am frühen Morgen Nebel um Festung Königstein wogt.
Auf den Pfaffenstein kann man auch über einen leichten Weg wandern, aber ich folge dem Malerweg durch die nächste Felsen-Wunder-Welt. In üppiger Vegetation erheben sich bizarre Sandsteingebilde.
Über eine brutal steile Treppe marschiere ich zwischen steilen Felswänden bergauf. Der Nadelöhr genannte Durchschlupf ist so eng, dass mein Rucksack am Fels scheuert, als ich die Leiter hinaufsteige.
Hier oben sollte sich jeder Wanderer unbedingt auch Zeit nehmen für den Abstecher zur berühmten, von der Talseite her 42 m hohen Felsnadel Barbarine. Noch ein paar Treppen, noch ein Felsspalt, nach ein paar Minuten steht man vor diesem Monument.
Danach geht es viele Kilometer relativ leicht weiter. Nicht nur die großen Felsen, auch die kleinen Gebilde und die Vegetation gefallen mir hier wieder sehr gut.
Hier hat die Erosion auch einige Höhlen ausgewaschen. In der Diebshöhle könnte eine ganze Räuberbande wohnen.
Schließlich wandere ich hinauf zur riesengroßen Festung Königsstein. Die typische Festungsarchitektur habe ich schon oft gesehen, aber hier sind die Mauern besonders hoch. Ich muss mich aber auf den Anblick von außen beschränken, da ich heute weder Zeit noch Kraft für die ein- bis zweistündige Besichtigung habe.
Zur Mittagszeit mühe ich mich auf dem gut ausgebauten Steig über den Rauenstein noch einmal über einen sehr felsigen Bergrücken.
Zur Mittagszeit bin ich in Wehlen-Pötzscha sehr froh darüber, dass ich die letzten Kilometer von hier bis Pirna bereits vor ein paar Tagen gewandert bin. Die Vernunft sagt mir, dass ich hier wegen der Verletzung nach Hause fahren soll, doch ich will noch nicht aufgeben und fahre nun mit dem Zug zum Beginn der nächsten Fernwanderung.
Hier ist der Link zur Seite des Tourismusverband Sächsische Schweiz e.V. mit den offiziellen Infos über diesen Weg: www.saechsische-schweiz.de/malerweg
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php