Der meist gut markierte, in offiziell 19 Etappen eingeteilte Weg führt 295 km weit mit etwa 6000 Höhenmetern über die Berge rechts und links des Lahntals und natürlich auch oft hinab zum Fluss und in die sehenswerten Städte.
Am Nachmittag komme ich mit der Bahn in Feudingen an. Zuerst wandere ich die 7 km von hier hinauf zur Lahnquelle, dem offiziellen Beginndes Lahnwanderweges, dann wieder zurück.
Der Lahnwanderweg ist keine reine Talwanderung. Hier darf man ebenso viele Höhenmeter bewältigen wie auf den meisten Wegen in Mittelgebirgen. Während der ersten Etappen ist die recht abwechslungsreiche Strecke hervorragend markiert.
Drei Stunden lang wandere ich heute meist durch Wald bergauf und bergab, zwischendurch vorbei an einem kleinen See und durch ein idyllisches Tal. Dann erreiche ich wieder das Lahntal und fahre mit dem Bus zu meiner Unterkunft in Biedenkopf.
Am Morgen fahre ich zurück nach Saßmannshausen und wandere zuerst recht bequem bergauf, zeitweise mit netter Aussicht.
Ich komme am Schloss Wittgenstein vorbei, das man nicht besichtigen kann.
Schnell geht es nun hinab nach Bad Laasphe. Danach führt der Weg wieder mal bergauf, mal bergab, zwischendurch mit einigen Aussichtspunkten.
Am 535 m hohen Entenberg ist es zu kühl, um lange auf der Bank zu sitzen.
Doch am Perfstausee, der erst nach einer Flutkatastrophe 1984 als Wasserrückhaltebecken erbaut wurde, sitze ich dann eine halbe Stunde am Ufer.
Schließlich erreiche ich Biedenkopf, wo ich wieder in einer Pension am Hang gegenüber des Schlosses übernachte.
An vielen Stellen hat man hier bei Sonnenschein sehr weite Aussicht, aber die zauberhaften Nebelstimmungen gefallen mir heute morgen auch sehr gut. Obwohl es nach November aussieht, beweisen die vielen zwitschernden Vögel, dass der Frühling naht.
Nach etwa 12 Kilometern treffe ich mal wieder kurz auf die Lahn, dann geht es erneut bergauf.
Ich komme an der ehemaligen Burg Hohenfels vorbei. "Stark verfallen" wäre eine maßlose Untertreibung für diese kaum noch erkennbaren Mauerreste. Doch gerade dadurch ist dies ein faszinierendes Zeugnis der Vergänglichkeit menschlichen Strebens. Einst waren die Erbauer sicherlich davon überzeugt, ein wehrhaftes Monument für die Ewigkeit gebaut zu haben. Doch schon wenige Jahrhunderte später blieben nur Erdwälle mit ein paar Steinen und Löchern übrig
Die heutige Strecke führt recht angenehm und ohne steile Steigungen oder Abstiege voran.
Die vier Kilometer auf einem flachen, kerzengeraden Radweg über eine monotone Ebene von Caldern nach Sterzhausen empfinde ich aber als wirklich gruselig.
Am Morgen führt mich der Weg schnell wieder in die Höhe.
Nach wenigen Kilometern mache ich den kurzen Abstecher zur Ruine Weißenstein, aber außer ein paar wenig spektakulären Mauern gibt es hier nichts zu sehen. Immerhin erblicke ich von hier aus erstmals in der Ferne die St. Elisabeth Kirche und das Schloss von Marburg.
Für eine Besichtigung der Altstadt von Marburg sollte man sich aber auf jeden Fall genug Zeit nehmen, denn es gibt viel zu sehen.
Dann folge ich noch ein paar Kilometer bis in die Nähe des Gewerbegebiets Stadtwald dem Wanderweg. Von dort fahre ich mit dem Bus zurück nach Marburg.
Welch ein Glück, dass ich schon gestern die Altstadt besichtigte, denn heute Mittag ist ein Teil der Stadt wegen Rosenmontagsumzug gesperrt. Petrus feiert diesen Tag mit besonders schnell wechselndem Aprilwetter. Mal ist es trocken, mal prasseln starke Regenschauer nieder, mal scheint die Sonne vom blauen Himmel, zweimal hagelt es und mittags gibt es sogar ein kurzes Gewitter. Die einzige Konstante ist heute der stürmische Gegenwind.
Gerne würde ich unterwegs irgendwo zum Essen einkehren, aber heute komme ich nur an geschlossenen Restaurants vorbei.
Beim Aufstieg von Odenhausen zum Altenburg peitscht mir der Sturm heftigen Regen ins Gesicht, aber oben am Rastplatz genieße ich die Aussicht bereits wieder bei Sonnenschein.
Mein heutiges Tagesziel Lollar ist etwa vier Kilometer vom Wanderweg entfernt. Diese Strecke ist ebenso wenig ansprechend wie der Ort, daher empfehle ich künftigen Wanderern eine andere Etappeneinteilung.
Lollar begrüßt mich mit Hagel und Gewitter.
Zuerst muss ich wieder die langweilige Strecke zum Wanderweg hinauf marschieren. Danach komme ich bald an kleinen Fischteichen vorbei.
Nach einigen sehr verregneten Stunden erreiche ich die Ruine von Burg Gleiberg, die mir gut gefällt.
Von Gleiberg blicke ich hinüber zur nächsten Ruine auf dem Weg, Burg Vetzberg. Diese ist aber nicht ganz so interessant. Beide Burgen stehen auf Basaltkegeln, die einst als Ausläufer des Vogelsberg-Vulkanismus entstanden sind.
Am späten Nachmittag erreiche ich mal wieder die Lahn. Dieses Mal kann ich sogar ein Stück weit am Ufer entlang spazieren.
Zeitweise gefällt mir die Strecke heute wegen zu viel Verkehrslärm nicht besonders gut. Beim Aufstieg zum Bismarckturm wird sie wieder schöner. Ich bin froh, dass der Lahnwanderweg mich hier meist weit abseits des dicht besiedelten Tales führt.
Nun hört der Regen zeitweise auf und ich kann eine weite Aussicht nach Norden genießen. Obwohl der Turm oberhalb von Wetzlar steht, sieht man die Altstadt von dort aus nicht.
In Wetzlar hätte ich sehr gerne den Dom besichtigt, doch leider wird er um 17 Uhr geschlossen und ich komme erst 17:05 an. Kaum eine andere Kirche wirkt so asymmetrisch. Dies liegt daran, dass der Dom nie fertig gebaut wurde. Eigentlich hätten vorne zwei Türme stehen sollen und das Kirchenschiff wäre dann noch größer geworden.
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Auf eine Besichtigung der Altstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern verzichte ich, da hier gerade kurz nach den Faschingsumzug an allen Ecken die Narren feiern.
Nach einem verregneten Tag scheint jetzt endlich die Sonne.
Zuerst wandere ich hinauf zur wenig sehenswerten Burgruine Kalsmunt hinauf. Danach bietet mir dieser Vormittag viel Sonne, viel Aussicht und eine bequeme Strecke. Unterwegs sehe ich an einigen Sträuchern die ersten grünen Blätter aus den Zweigen spriessen.
Ein ehemaliges Truppenübungsgelände ist heute ein schönes Naturschutzgebiet und bietet seltenen Vogelarten Brutgelegenheiten.
Den märchenhaften Innenhof von Schloss Braunfels kann man momentan leider nur am Wochenende besichtigen, aber auch von außen ist das Schloss ein außerordentlich fotogenes Bauwerk. Das Familienmuseum ist geöffnet, doch für drei Euro Eintritt sehe ich nur die üblichen Massen an Waffen, Orden, Kleidungsstücken und Gemälden.
Unten beim Silbersee setzte ich mich zur Mittagsrast auf eine Bank. Zwei Schwäne kommen aus dem Wasser auf mich zu und betteln. Aber da Butterbrezel garantiert nicht auf ihrem natürlichen Speiseplan steht, bekommen sie nichts davon.
Wieder geht es über aussichtsreiche Höhen. Ich komme an einem großen Tierpark vorbei, der im Sommer ein äußerst beliebtes Ausflugsziel ist. Ich habe heute aber keine Lust auf Gehege mit Wölfen, Luchsen, Bären und andere Tieren und spare das Eintrittsgeld.
Dann erreiche ich Weilburg.
Oberhalb einer Lahnschleife steht das Schloss, ein etwa 400 m breiter, äußerlich sehr harmonisch wirkender Gebäudekomplex.
Am Morgen breche ich ausnahmsweise nicht sofort nach dem Frühstück auf, da ich um 10 Uhr an einer Schlossführung teilnehmen will. Diese lohnt sich wirklich sehr, denn das Schloss ist noch mit vielen Original-Möbelstücken, Tapeten etc. ausgestattet. Vor allem aber bietet es stilistisch viel Abwechslung, da die einzelnen Räume nicht nur Barock, sondern auch viele andere unterschiedliche Geschmäcker adliger Wohnkultur im Laufe der Zeit zeigen.
Es folgen wieder viele Kilometer durch Wald, ab und zu aufgelockert durch einige Abschnitte mit Aussicht. In Aumenau ist die Etappe heute für mich schon zu Ende.
Nachdem die Lahn vor allem bei Marburg zeitweise durch breite Täler mit vielen Städten und Industrie floss, windet sie sich nun in vielen Schleifen durch ein schmales Tal mit steilen Hängen. Entsprechend schön ist ab hier auch die Wanderstrecke.
Mal unten, mal oben an schönen Aussichtspunkten, mal über sonnige Wiesen- und Ackerflächen, dazwischen kurz durch Wald, marschiere ich zufrieden voran.
Der Lahnwanderweg führt nicht hinab nach Villmar, doch da ich mir das Naturdenkmal Unica anschauen will, folge ich einem Zubringerweg. In diesem ehemaligen Steinbruch wurde einst Marmor abgebaut, den man unter anderem in der Würzburger Residenz, für die Kaisertreppe im Berliner Dom, für den Marmorsaal im Schloss Bruchsal und weitere Bauten verwendet hatte. Der Marmor stammt aus einem ehemaligen Korallenriff und entstand in einem Meer, das hier vor 380 Millionen Jahren das Land bedeckte. An einer glatt geschliffenen Wand kann man unterschiedliche Strömungen und einige Fossilien erkennen.
Den Aufstieg im Ort zu Kirche und Rathaus hätte ich mir dann aber sparen können. Der Blick von der Brücke nach Villmar genügt.
Noch ein Stück bleibe ich auf der Höhe, dann führt mich der Lahnwanderweg hinab nach Runkel, wo sich eine gewaltige Burg über dem Fluss erhebt.
Wieder führt der Weg eine Weile über die Berge, dann geht es wieder ins Tal hinab. In der Ferne sehe ich die große Kirche St. Lubentius in Dietkirchen.
Über Wiesen und danach am Ufer entlang unter den riesigen Brücken der ICE-Strecke und der Autobahn hindurch, erreiche ich bald Limburg. Vor den beiden drehenden Rädern einer Mühle schnattern mich Gänse an. Oberhalb eines Felsen erhebt sich der riesige Limburger Dom, eine der großartigsten Kirchen Deutschlands.
Selbst Leute, die sich normalerweise nicht für Kirchen interessieren, sollten in diese unbedingt hineinschauen.
Auch in der verwinkelten Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern und vielen kleinen Läden, Cafés und Restaurants lohnt sich ein längerer Besuch.
Einer der größten Vorteile vieler Flusswanderwege ist es, dass man oft an Bahnhöfen vorbeikommt und daher zwischendurch auch mal gepäckfreie Tage einplanen kann. Mit kurzen Bahnfahrten kann man auch mal zwei Tage am selben Ort übernachten. Diese Möglichkeit nutze ich im Lahntal besonders intensiv.
Die Strecke von Limburg nach Diez empfinde ich als sehr langweilig.
In Diez führt der Weg unmittelbar am Grafenschloss vorbei, in dem eine Jugendherberge und ein regionales Museum sind.
Am Lahnwanderweg gefallen mir die Etappen von Diez bis zum Rhein am besten, aber die vielen Auf- und Abstiege zwischen Fluss und Oberkante der Steilhänge sind auch deutlich anstrengender.
Ab und zu komme ich an schönen Aussichtspunkten vorbei.
In Balduinstein verzichte ich auf einen Aufstieg zur Ruine und einen Abstecher zu Schloss Schaumburg.
Wieder geht es zu einigen Aussichtspunkten hinauf.
Nach vielen weiteren Auf- und Abstiegen blicke ich von der Aussichtskanzel am Goethepunkt hinab nach Obernhof.
Nun folgen etwa 300 Meter mit besonders faszinierender Streckenführung. Auf einem schmalen, rechts und links steil abfallenden Berggrat führt ein manchmal mit Drahtseil gesicherter und mit einigen Metallstufen versehener Pfad durch die wilde Natur. Wem dieser Pfad zu heikel ist, der kann problemlos auf einem asphaltierten Weg etwas weiter unten spazieren.
Oberhalb der Weinberge und vorbei an einigen ehemaligen, jetzt geschlossenen Weinstuben, geht es danach bequem hinab nach Obernhof.
Am Morgen wandere ich hinauf zum Aussichtspunkt Hohe Lay.
Dann geht es hinab nach Nassau, wo der Wanderweg leider etwas abseits der nur im Sommer geöffneten Burg führt.
Dann geht es wieder sehr weit den Berg hinauf. Kurz vor dem Aussichtspunkt Kuxlay hat man den besten Blick in Richtung Dausenau.
Nun zieht ein Orkan auf. Bald brausen die stärksten Windböen heran, die ich jemals im Wald erlebt habe. Ich bin sehr froh, dass mich meine Route nun gleich aus dem Wald heraus führt und mehr über Wiesen hinab zum Fluss bringt.
Dausenau wird noch von seiner alten Stadtmauer umringt.
Im Windschatten eines Berges wandere ich nun recht problemlos bergauf.
Oben beim Concordiaturm trifft mich der Orkan dann mit voller Kraft. Ich muss bei manchen Böen sogar meine Brille festhalten. Zum Fotografieren und Filmen muss ich meine Kamera an einer Mauer aufstützen, denn freihändig ist das bei dem Sturm unmöglich.
Vom Concordiaturm bis hinab nach Bad Ems reiht sich nun ein toller Aussichtspunkt an den anderen.
Bad Ems wirkt wie eine Zeitreise in die Epoche der Kaiser und Zaren. Hier sieht man bei jedem Schritt, dass dies einst ein international sehr bedeutender Kurort war.
Ich bin sehr froh, dass ich nun nicht mehr durch Wald wandern muss. Die letzten Kilometer zu meiner Unterkunft in Fachbach folge ich nicht dem Wanderweg sondern einer breiten Straße. Am Abend überrascht es mich nicht, als ich in den Nachrichten erfahre, dass wegen starker Sturmschäden großräumig der Bahnverkehr eingestellt wurde.
Während der Nacht schneite es im Lahntal.
Mir gefällt es, zur Abwechslung mal wieder eine Weile durch einen weißen Wald zu spazieren.
Zum Glück ist später in der Ruppertsklamm der Schnee schon wieder fast komplett geschmolzen und der Boden blieb eisfrei. Bei vereisten Felsen sollte man besser nicht durch die steile Schlucht mit einigen drahtseilgesicherten Passagen absteigen. Aber ohne nasse Füße kommt nach den vielen Niederschlägen der letzten Tage heute niemand durch die Klamm, durch die auch der Rheinsteig führt.
Gegenüber Burg Lahneck blühen bereits die ersten Bäume. Und in der Parkanlage vor der Lahnmündung leuchten viele gelbe Osterglocken.
Hier endet der Lahnwanderweg. Ich stehe am Ufer des Rheins und sehe auf der anderen Seite Schloss Stolzenfels, an dem ich in wenigen Tagen auch vorbeiwandern werde.
Hier ist der Link zur Seite des Lahntal Tourismus Verband e.V. mit den offiziellen Infos für diesen Weg: www.lahnwanderweg.de
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php