Der Goldsteig führt insgesamt 660 km durch Bayern. Etwa in der Mitte der Strecke von Marktredwitz nach Passau wird er in eine Nord- und eine Südvariante geteilt. Nachdem ich bereits im Frühjahr auf der nördlichen Route des Goldsteig 440 km von Marktredwitz nach Passau wanderte und ihn zu den schönsten Wanderwegen Deutschlands zähle, lege ich nun die offiziell in 21 Etappen eingeteilte Südvariante in 9 Tagen zurück.
In Passau wandere ich hinauf zur Veste Oberhaus, wo Goldsteig Nord- und Südroute beginnen bzw. enden.
Dann gehe ich hinab zur Ilz, einem der letzten noch recht ursprünglichen Flüsse Deutschlands.
Nun erreiche ich ein außergewöhnliches Bauwerk. Jahrhunderte lang wurde auf der Ilz Holz aus dem Bayerischen Wald nach Passau transportiert. An einer Stelle wurde ein 115 m langer Tunnel gegraben, durch den das Holz unter einem Berg hindurch geschwemmt wurde und so eine enge Flussschleife abkürzte. Der Goldsteig führt mich durch diesen Tunnel.
Bei der Triftsperre weisst ein Schild darauf hin, dass seit Montag der etwa 1 km entfernte Weg über die Staumauer gesperrt ist. Laut der Wanderkarte auf einer Tafel daneben müsste ich über die Staumauer gehen. Daher wähle ich nun als Alternative den Ilzwanderweg am anderen Ufer. Als ich dann die Staumauer erreiche, stelle ich fest, dass der Goldsteig doch drüben bleibt und ich gar nicht über die Mauer hätte gehen müssen, nun also 7,5 km am falschen Ufer der Ilz bzw. des Ilzstausee wandere. Aber egal, auch diese Route gefällt mir sehr gut.
Bei Fischerhaus erreiche ich dann wieder die richtige Strecke. Der Weg am Ufer entlang ist meist sehr still. Weit und breit höre ich keine Straße. Einmal fliegt ein Eisvogel neben mir über den Fluss.
Am Nachmittag erreiche ich dann die Schrottenbaummühle, für viele Goldsteigwanderer das Etappenziel. Bei Sonnenschein setze ich mich noch eine Weile ans Ufer.
Die nächsten Kilometer führen am schönsten Streckenabschnitt der Ilz entlang.
Das Tal wird immer enger und zwängt den bisher recht beschaulich fließenden Fluss in ein schmales, von steilen Berghängen begrenztes Bett. Hier rauscht er munter über viele Stromschnellen. Eine Weile bleibe ich stehen und beobachte eine Wasseramsel.
Dann verlässt der Goldsteig den Fluss und führt hinauf in offene Höhen, wo die Fernsicht heute durch Dunst gedämpft wird.
Eine nicht besonders schwere Strecke führt mich nun mit kurzweiligem Auf und Ab weiter.
Von Zenting wandere ich auf den 1011 m hohen Brotjackriegel. Dort steige ich die mehr als 120 Treppenstufen auf den Turm, doch oben sehe ich wegen dem Dunst weder die höchsten Gipfel des Bayerischen Wald noch die Alpen.
Beim Abstieg beginnt leichter Regen. Laut meiner ausgedruckten Kartenskizze ist der Gasthof, in dem ich heute in Langfurth angemeldet bin, genau in der Ortsmitte. Doch als ich mein Etappenziel erreiche finde ich hier keinen "Grünen Baum". Telefonisch erfahre ich, dass ich mich zwar beim Grünen Baum in Langfurth angemeldet habe, aber nicht hier sondern im anderen Langfurth in Unterfranken. In „meinem“ Langfurth gibt es heute keine Übernachtungsmöglichkeit. In einem kleinen Laden kaufe ich mir etwas zum Abendessen. Als ich den Inhaber frage, ob er eine Unterkunft in der Nähe kennt, ruft er bei einer Pension in Ölberg an, wo ich zum Glück nach zusätzlichen 2,5 km Wanderung übernachten kann.
Zuerst muss ich nun wieder die halbe Stunde entlang der Straße nach Langfurth marschieren. Dann führt mich der Goldsteig ein paar hundert Meter bergab nach Hunding.
Die nächsten Kilometer sind zwar nicht schlecht, aber auch nicht besonders spannend. Die hohen Berge stecken noch in den Wolken.
Wie still ein Wanderweg normalerweise ist, lernt man erst richtig zu schätzen, wenn er zwischendurch doch mal eine Weile neben einer lauten Straße entlang führt, wie heute der Kilometer zwischen Golfplatz Rusel und einem Wanderzentrum. Danach kann ich aber wieder den Rest des Tages herrliche Ruhe genießen. Mal über steinige Wurzelpfade, mal auf bequemen Wegen, komme ich schnell in die Höhe. Hier hat sich der Nebel inzwischen aufgelöst.
Ein kleines Hochmoor bietet reizvolle Fotomotive.
Neben dem Landshuter Haus, in dem Wanderer auch übernachten können, stehen die Ruinen eines ehemaligen Dorfes. Auf der Terrasse des Hauses trinke ich ein Bier.
Dann geht es schnell hinab in Richtung Gotteszell, wo ich im Ortsteil Weihmannsried in der sehr günstigen Pension Friedrich etwa 1,5 km abseits des Goldsteig übernachte.
Bei der Planung dieser Goldsteig-Etappen hatte ich mich auf goldene Spätsommertage gefreut, doch heute komme ich mir vor wie bei einer Novemberwanderung. Beim Aufbruch regnet es. Bald marschiere ich durch kalten, dichten Nebel. Am Vogelsang sehe ich nur Grau. Ich habe zwar schon oft geschrieben, dass mich auch Nebelstimmungen faszinieren, aber heute mindert das ungemütliche Klima das Vergnügen.
Auch vom Regensburger Stein sehe ich nur Nebel.
Bei Kalteck bin ich dann kurz unterhalb der Wolkengrenze, steige aber gleich darauf wieder ins Grau hinein.
Eine Tafel am Aussichtsturm auf dem 1095 m hohen Hirschenstein zeigt, dass man bei gutem Wetter hier vom Dachstein über Großvenediger bis zum Karwendel viele Alpengipfel sehen kann, doch heute bleibt alles in den Wolken verborgen. Doch der Nebel hat sich nun aufgelöst, so dass ich nun zumindest ein paar Sonnenstrahlen bekomme und die Berge, über die ich zuletzt im Grau wanderte, nun frei vor mir sehe.
Beim Abstieg auf der Skipiste sehe ich in der Ferne unter anderem Burgstall und Hoher Bogen, über die ich im Frühjahr ebenfalls bei Nebel auf der Nordroute gewandert bin.
Der Goldsteig führt zwar am Ortsrand von Sankt Englmar vorbei, doch zu meinem gebuchten Gasthof im Ortsteil Grün muss den wenig ansprechenden Ferienort mit seinen großen Hotels durchqueren und noch etwa 3 km weiter gehen.
Ich muss heute Morgen nicht nach Sankt Englmar zurück sondern kann direkt von Grün zum 1048 m hohen Pröller hinauf wandern, wo ich auf den Goldsteig treffe. Bei heute recht gutem Wetter schaue ich vom Gipfel hinüber zu Arber, Lusen und den anderen Gipfeln, über die ich auf der Nordroute wanderte.
Bald darauf öffnet sich mir auch der Blick zu Burgstall und Hoher Bogen.
Unten bei Ahornwies sind in Parkplatznähe schon viele Wanderer unterwegs.
Nun geht es wieder bergauf. Das Gipfelkreuz der Käsplatte steht etwa 150 m abseits des Weges.
Um die Mittagszeit erreiche ich das Kreuzhaus. Da die Terrasse und das Pavillonzelt bei dem offensichtlich sehr beliebten Ausflugslokal voll belegt sind, setze ich mich etwas oberhalb am Waldrand auf eine Bank, hole meinen Proviant aus dem Rucksack und esse in aller Ruhe mit schöner Aussicht zu Mittag.
Allmählich spüre ich die Anstrengung meiner langen Tageswanderungen. Als ich endlich Haunkenzell erreiche, freue ich mich, dass mein Etappenziel Pilgramsberg nur noch 1,7 km entfernt ist. Doch diese kurze Strecke hat es in sich. Der Aufstieg wird immer steiler. Als wäre dies am Ende eines langen Wandertages nicht anstrengend genug, muss ich mich zuletzt auch noch über eine lange Treppe plagen, bis ich endlich oben vor der Wallfahrtskirche stehe.
Kurz darauf komme ich im Gasthof "Zur schönen Aussicht" an, der seinen Namen zu Recht trägt.
Endlich kann ich nun auch mit klarer Sicht die weite Kette der Alpengipfel in der Ferne vor mir betrachten.
Ich bleibe zuerst auf der Terrasse und danach auf dem Balkon vor meinem Zimmer sitzen, bis unter mir das Donautal von den Lichtern der Städte beleuchtet wird.
Zuerst wandere ich ein paar Stunden lang genau an einer Wettergrenze entlang. Rechts drohen dunkle Wolken eines Orkans, links sehe ich ab und zu blauen Himmel. Auf offenen Flächen bläst mir ein unangenehm starker Wind entgegen.
Die Strecke ist am Vormittag deutlich leichter als gestern, aber ich vermisse interessante Fotomotive.
In Wiesenfelden führt eine überdachte Brücke über den Beckenweiher.
Erst ab Aumbach wird die Strecke insgesamt wieder interessanter.
Zwischen Fahnmühle und Dosmühle spaziere ich gut gelaunt an einem kleinen Bach entlang. Hier macht das Wandern wieder richtig Spaß, zumal nun auch wieder ab und zu die Sonne scheint.
Dann folgt einer der faszinierendsten Streckenabschnitte des gesamten Goldsteig. Im Naturschutzgebiet Hölle drängen sich der Bach und der Pfad des Goldsteig zwischen schier endlos vielen rund geschliffenen Felsen hindurch.
Mich wundert es nicht, dass die Menschen früher dieses nur schwer passierbare Tal Hölle nannten. Heute ist es dagegen für Wanderer ein sehenswertes Naturparadies.
Die letzten Kilometer an einem Stausee vorbei und zur Wallfahrtskirche Tannerl mitten im Wald lege ich schnell zurück.
Bald darauf erreiche ich Falkenstein, wo die Burg auf einem steilen Berg neben der Stadt ein fotogener Blickfang ist.
Von Falkenstein geht es wieder in den Wald. Ein teilweise etwas steiler Pfad führt mich an vielen Felsen vorbei.
Pünktlich zum Oktoberbeginn genieße ich heute einen herrlichen Spätsommertag. Die Strecke gefällt mir von Anfang an. Nach den Felsen geht es mit einer kurzweiligen Wald- und Wiesenmischung weiter. So gefällt mir das Wandern!
Unterwegs schaue ich in die kleine Kapelle Marienstein hinein, deren Fenster man auch sehr gut in einer Galerie für moderne Kunst ausstellen könnte.
Und weiter geht es durch Wald und über Wiesen. Wieder sind die Waldstücke recht abwechslungsreich. Ein Schmankerl kurz vor Ende der Etappe ist der Pfaffenstein, eine Felsgruppe, auf der ganz oben ein scheinbar kugelförmiger Fels liegt.
Bald erreiche ich Reichenbach, wo ich eine der schönsten Klosterkirchen des Bayerischen Waldes besichtige.
Ihre üppige Barockausstattung wirkt nicht so schwülstig wie in manch anderen Kirchen.
Das Etappenende Walderbach ist zwei Kilometer vom Goldsteig entfernt. Das Hotel, in dem ich dort übernachte, ist in einem ehemaligen Franziskanerkloster.
Auch diese Klosterkirche gefällt mir. Sie ist in einer ganz anderen Art von Barock gestaltet als die Kirche in Reichenbach, deutlich dunkler und zurückhaltender. Hinter der Kirche ist ein großer Botanischer Garten. Diese etwas verwilderte Wunderwelt sollte man auf jeden Fall anschauen.
Zwischen Reichenbach und Mappach führt der Goldsteig fast nur durch Wald. Statt Aussicht gibt es hier sehr viele Pilze zum Fotografieren.
Bei Bodenwöhr komme ich an einigen Seen und Teichen vorbei. An manchen führt der Goldsteig nicht direkt vorbei, aber die wenigen Meter zusätzlich von den Hinweisschildern zum Scharweiher und zum Kindskopfweiher lohnen sich.
Die nächsten Kilometer auf breiten Forstwirtschaftswegen lege ich schnell zurück. Dann geht es wieder vorwiegend durch eine offene Feld- und Wiesenlandschaft, was mir hier besser gefällt.
Etwa zwei Kilometer weit marschiere ich auf dem Radweg neben einer Straße, doch dann spaziere ich entlang der Schwarzach, zuerst in flachem Gelände, dann zwischen Fluss und einem mit kleinen Felsen besetzten Steilhang.
Noch einmal blicke ich auf Berghänge, die nun deutliche Spuren des nahenden Herbstes zeigen, komme an einer kleinen Wallfahrtskapelle vorbei, dann erreiche ich Dautersdorf. Von hier aus sind es nur noch etwa 2 Kilometer bis zu der Stelle, an der sich der Goldsteig in Nord- und Südroute aufteilt, doch ich marschiere nun nach Neunburg zurück und fahre von dort nach Hause.
Hier ist der Link zur Seite des Tourismusverband Ostbayern e.V. mit den offiziellen Infos über diesen Weg: www.goldsteig-wandern.de
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Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php