Zur besseren Lesbarkeit teile ich den Frankenweg in zwei Abschnitte. Hier ist mein Bericht vom ersten Teil:
https://d-wanderer.de/wanderungen.php?w=1708&Wanderung=Frankenweg_-_Teil_1
Kurz nach 8 Uhr kaufe ich am Marktplatz in einer auch sonntags geöffneten Bäckerei Proviant für den Tag. Dann geht es weiter.
In Franken gibt es mehr kleine Brauereien als in jeder anderen Region Deutschlands. Und wo früher ein Kloster war, da gehört natürlich auch eine Brauerei hin. In Weißenohe spazieren die Gottesdienstbesucher im ehemaligen Klosterhof zwischen Brauerei und Brauereigaststätte hindurch.
Im paradiesisch schönen Lillachtal plätschert der Bach über viele Kalktuffterrassen.
Eine halbe Stunde lang fotografiere ich die mal hohen, mal kleinen Sinterstufen. Einige wurden vom Wasser poliert, auf anderen wächst dichtes Moos.
Bei einem Flugplatz führt der Wanderweg direkt unterhalb der Böschung entlang, die das Startfeld begrenzt. Als ich auf einer Bank etwas esse, fliegt etwa 30 m über mir eine Propellermaschine mit angehängtem Segelflugzeug über mich hinweg.
In Schnaittach halte ich mich nicht auf und marschiere gleich hinauf zur Festung Rothenberg. Diese kann man leider nur während der Hauptsaison bei Führungen besichtigen.
Wieder fordert die Strecke mit vielen teils etwas steilen Auf- und Abstiegen ordentlich Kraft. Das Felsenlabyrinth beim Glatzenstein erreichen sehr viele Familien mit Kindern auch bequem von einem nahen Parkplatz.
Auf der Terrasse am Michelsberg will ich ein Bier trinken und den schönen Blick auf Hersbruck genießen, doch da jetzt 17:55 Uhr ist und das Restaurant in fünf Minuten schließt, muss ich gleich weiter gehen.
In Hersbruck ist es heute selbst um 18 Uhr noch so warm, dass der Biergarten in der Fußgängerzone geöffnet und gut besucht ist. Da es aber nach Sonnenuntergang schnell abkühlt, sitze ich am Abend in einem Restaurant, esse die fränkische Spezialität Krustenschäufele mit Klößen und lerne mal wieder eine Biersorte kennen: Hersbrucker Dampfsud.
Nach dem Frühstück schaue ich mir zuerst die Altstadt von Hersbruck an.
Die Wanderstrecke bietet heute keine spektakulären Höhepunkte.
Nach einigen längeren, aber nicht besonders steilen Aufstiegen bleibt der Weg viele Kilometer weit recht bequem in der Höhe.
Dann geht es hinab nach Altdorf bei Nürnberg. Hier spaziere ich noch eine Weile durch die Altstadt.
Nach wenigen Kilometern erreiche ich die interessanteste Sehenswürdigkeit des Tages. Wahrscheinlich ahnen die meisten Frankenweg-Wanderer überhaupt nicht, dass in Gnadenberg etwa 200 m abseits des Weges so eine tolle Ruine steht, da kein Wegweiser darauf hinweist. Die große Klosterkirche wurde im 15. Jahrhundert erbaut und 1635 zerstört.
Ansonsten gibt es in den nächsten Stunden kaum etwas, das mich reizt, die Kamera einzuschalten. Aber das schöne Wetter und das Voranschreiten des Frühlings genügen mir.
Wie fast jeder Fernwanderweg hat auch der Frankenweg Abschnitte, die nur zur Überbrückung zwischen den schönen Etappen dienen. Einige Kilometer weit muss ich über eine Hochfläche mit großen, baumlosen Feldern und intensivem Güllegeruch marschieren.
Erst am Mittag wird die Strecke wieder schöner, vor allem als ich beim Aufstieg zur Burgruine Wolfstein an kleinen Felsen mit Aussicht vorbei komme. Die Ruine sieht von außen sehr interessant aus. Betreten kann man sie momentan wegen einer Baustelle nicht.
Der Frankenweg führt nicht in die große Stadt Neumarkt hinein, sondern bleibt in der Höhe. Doch von einem Vorort kann man werktags mindestens einmal pro Stunde die paar Kilometer hinab zur Altstadt hinab fahren. Wer darauf verzichtet, verpasst nicht allzu viel. Das Rathaus sieht ganz nett aus.
An den Portalen des Münsters gefallen mir die ungewöhnlichen Reliefs. Eines zeigt, wie jemandem der Kopf abgeschlagen wird. Solch eine Türdekoration passt eher zum Regierungspalast in einer Diktatur als zu einer Kirche.
Ich übernachte heute im Kloster St. Josef. Aber nicht um zu beten. Die Zimmer im Gästehaus werden über normale Hotel-Buchungsportale angeboten.
Fast den ganzen Tag führt der Weg heute über sehr sonnige Felder und Wiesen, nur selten durch Wald. Dies ist an so einem herrlichen Frühlingstag wie heute ideal. Im Hochsommer braucht man für diese Strecke einen guten Sonnenschutz.
Zufällig kommen mir heute die beiden Streckenmarkierer dieses Frankenweg-Abschnitts bei ihrem halbjährlichen Kontrollgang entgegen. Ich gratuliere ihnen zur hervorragenden Arbeit. Seit Tagen habe ich kein einziges Mal überlegen müssen, wo es weitergeht.
Da ich auf dieser leichten Genusswanderstrecke sehr schnell voran komme, erreiche ich bereits um 16 Uhr Berching. Über eine Stunde lang spaziere ich durch die Altstadt und außen herum.
Die vielen sehr unterschiedlich gestalteten Tore und Türme an der Stadtmauer, die noch komplett die Altstadt umschließt, gefallen mir sehr gut.
Einen Teil der im 15. Jahrhundert erbauten Wehrmauer kann man heute noch begehen.
Da die engen Stadttore den Durchgangsverkehr draußen halten, ist die Altstadt ausgesprochen erholsam.
Gleich nach Durchschreiten eines Stadttores spaziere ich auf einer Brücke über den Main-Donau Kanal.
Oben muss ich mal wieder ein paar Kilometer auf langweiliger Strecke zwischen Wald und öden Feldern bewältigen. Erst ab Lohen gefällt mir der Weg wieder.
Schon recht früh erreiche ich Thalmässing. Gerne wäre ich noch ein oder zwei Stunden weiter gewandert, doch die Übernachtungsmöglichkeiten sind rar.
Der Tag beginnt mit leichtem Nebel. Kurz nach Verlassen der Stadt komme ich an einem Wildgehege vorbei.
Die ersten drei Stunden sind anstrengender, aber auch abwechslungsreicher als die letzten Etappen. Einige etwas steilere Pfade gefallen mir recht gut. Man muss am Vormittag aber sehr auf die Wegmarkierungen achten, damit man keine Abzweigung übersieht.
Am Mittag folgen dann aber leider wieder viele Kilometer entlang der monotonen Felder. Eine Weile kann man diese Strecken als "meditatives Wandern" bezeichnen, weil es ohne große äußere Reize voran geht, aber irgendwann wird mir das langweilig. Auf solchen Strecken hole ich manchmal meinen MP3-Player aus dem Rucksack. Besonders Musik, die sich nicht als Hintergrundmusik im Alltag eignet, weil sie ihre Reize erst beim guten Zuhören erschließt, mag ich dann sehr. "Brian Eno - Finding Shore" und "Agnes Obel - Aventine" bringen mich heute hier gut voran.
Oberhalb von Weißenburg zeigen die Frankenweg-Markierungen in zwei Richtungen. Das stimmt so, denn rechts geht es zur Festung Wülzburg, die man umrundet und dann wieder zu dieser Stelle herunter kommt, wo es dann weiter geht.
Obwohl Weißenburg das offizielle Etappenziel ist, sehe ich nirgends einen Wegweiser, der zur etwa 3 km entfernten Altstadt führt. Markierte Zubringerwege wie bei den meisten Fernwanderwegen gibt es am Frankenweg nicht.
Bald darauf komme ich an der Bushaltestelle "Abzweigung Wülzburg" vorbei, doch von hier fahren nur werktags einige Busse nach Weißenburg, am Wochenende keine.
Ich weiss, dass es auf dem Frankenweg nur ein paar Kilometern bis nach Dettenheim sind. Da ich im Internet sehe, dass von dort um 17:20 Uhr ein Bus nach Weißenburg fährt, beeile ich mich. Ich erreiche die Haltestelle rechtzeitig. Auch hier steht die 17:20 Uhr Verbindung auf dem Fahrplan. Doch der Bus kommt nicht und ich muss schließlich per Anhalter nach Weißenburg fahren.
Mehr als eine Stunde lang spaziere ich am Abend durch die fotogene und sehr angenehme Altstadt von Weißenburg.
Da Dettenheim heute nicht mit dem Bus erreichbar ist, muss ich den Frankenweg um einige Kilometer abkürzen und mit der Bahn bis Treuchtlingen fahren.
Am Vormittag gefällt mir die sehr bequeme, fast ebene Strecke ausgesprochen gut.
Eines der faszinierendsten Naturwunder am Frankenweg ist die Steinerne Rinne bei Wolfsbronn. Normalerweise gräbt sich ein Bach sein Bett in den Untergrund. Doch hier haben die Kalkabscheidungen im Wasser einen etwa 130 m langen Tuffdamm geschaffen, über den der Bach nun fließt.
Der Frankenweg führt nun sehr steil und teilweise komplett weglos den Hang hinauf. Oft kann man die mühsame Route nur anhand der Markierungen erahnen. Vom Parkplatz unterhalb des Gelben Berges mache ich einen kurzen Abstecher hinauf auf den fast baumlosen Gipfel, denn dies ist ein besonders schöner Aussichtspunkt.
Dann geht es vier Kilometer weit fast eben weiter bis Spielberg. Vom Schloss aus hat man eine sehr weite Aussicht. Um das Schloss herum stehen viele unterschiedliche Skulpturen, im Innenhof ist eine Kunstgalerie.
Beim Buchen meiner Unterkunft hatte ich wegen dem niedrigen Preis ein kleines, einfaches Zimmer erwartet. Stattdessen erweist sich das Gästehaus Sticht als nettes Paradies. Die Ausstattung, die Lage, die Herzlichkeit, der hübsche Gartenpavillon mit weiter Aussicht, in dem ich am Abend eine leckere, sehr reichhaltige Fränkische Vesperplatte bekomme und dazu ein hervorragendes Kellerbier trinke, sorgen dafür, dass ich diesen Ort nicht mehr vergessen werde.
Das vielseitige und sehr leckere Frühstück im Gartenpavillon ist ein perfekter Start in den Tag. Am liebsten würde ich hier noch eine Stunde sitzen bleiben. Da auch der Altmühltal-Panoramaweg durch Spielberg führt, werde ich im nächsten Jahr noch einmal hier übernachten.
Heute könnte ich unterwegs meinen Rucksack mit frisch gepflücktem Bärlauch füllen, doch ich bin sehr gut mit Proviant versorgt.
Am Vormittag strahlt die Sonne so grell, dass die Farben der Wiesen und Felder fast psychedelisch wirken.
Am Hahnenkammsee, dessen nördlicher Teil nach der Trockenheit der letzten Wochen fast verlandet ist, lege ich eine längere Mittagspause ein.
Kurz vor Wemding schaue ich mir die wunderschöne Wallfahrtskirche Maria Brünnlein an.
Die ersten Kilometer führen meist auf abwechslungsreichen, angenehmen Wegen durch den Wald.
Dann geht es über einige Berge am Rande des Nördlinger Ries. Das Nördlinger Ries ist der riesige Rest eines Kraters, der vor 14,5 Millionen Jahren entstand, als hier ein Meteorit mit der Kraft von etwa 100.000 Hiroshima-Atombomben einschlug. Dabei wurden innerhalb von Sekunden gewaltige Erdmassen viele Kilometer weit verschoben. Ein faszinierender Geo-Lehrpfad in einem ehemaligen Steinbruch bei Gosheim zeigt Gestein, das vor dem Einschlag an ganz anderer Stelle lag.
Der Blick über das Nördlinger Ries zeigt die Größe dieses Einschlagkrater. Heute ist es leider dunstig, so dass ich die Berge am gegenüberliegenden Kraterrand kaum erkennen kann.
Dann erreiche ich Harburg. Typisch für diese Region sind die während der Osterzeit festlich geschmückten Brunnen.
Die sehr interessante, einstündige Führung durch das Schloss ist einer der Höhepunkte meiner Frankenweg-Wanderung. Dies ist eine der am besten erhaltenen Burganlagen Süddeutschlands und sie gefällt mir ausgesprochen gut.
Dann wandere ich hinab zum Bahnhof, den man eigentlich auch als Sehenswürdigkeit bezeichnen könnte. Umzingelt von gigantischen Silos wirkt der kleine Bahnsteig mit zwei Gleisen, einem Fahrkartenautomat und dem leer stehenden Bahnhofsgebäude zwischen den Anlagen eines Zementwerks eher wie eine Fabrikgarage.
Hier ist der Link zur Seite des Tourismusverband Franken e.V. mit den offiziellen Infos für diesen Weg: www.frankenweg.de
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich inzwischen mehr als 13.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2.600 km auf Tageswanderungen mit Beschreibung und mehr als 13.600 Fotos vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.