Der als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zertifizierte Weg führt 520 km weit durch Bayern, vom Rennsteig zur Schwäbischen Alb, und für mich auch vom Winter zum Frühling.
Bei einer Brücke unterhalb vom Bahnhof Blankenstein beginnen bzw. enden der Frankenweg, der Fränkische Gebirgsweg, der Frankenwaldsteig, der Kammweg Erzgebirge-Vogtland und der berühmte Rennsteig,
Für die heutige Generation ist es selbstverständlich, hier über die Brücke ans andere Ufer zu wandern. Doch während der deutschen Teilung war hier die Grenze, mit Mauer, Wachtürmen und dem ganzen anderen Mist. Welch ein Glück, dass ich heute von Thüringen nach Bayern spazieren darf, ohne dabei meine Freiheit oder sogar mein Leben zu riskieren.
Gleich nach der Brücke beginnt der Aufstieg zu einem Aussichtsturm. Dann geht es sanft bergauf, bergab weiter.
Schnell steige ich hinab ins Höllental. Vor dem Infozentrum zum Naturpark Frankenwald steht ein alter Zug aus der längst vergangenen Zeit des Erzabbau.
Das Höllental ist weit überregional wegen seiner Schönheit bekannt und ein entsprechend beliebtes Ausflugsziel.
Der Rest des Tages vergeht wie im Fluge. Eine abwechslungsreiche Strecke führt mich ohne allzu steile Auf- und Abstiege durch Wald und über Felder. Die Streckenmarkierung ist auf den ersten Etappen hervorragend.
Als ich um 7 Uhr aufbreche, marschiere ich durch Nebel. Anfangs blasen einige eiskalte Windböen um mich herum. Auf dem Döbraberg, dem höchsten Berg im Frankenwald, kann ich mir die Besteigung des Aussichtsturms sparen. Auch nach Auflösung des Nebels bleibt es den Rest des Tages über grau und trüb.
Auch heute führt die Strecke meist recht angenehm bergauf und bergab, oft durch Wald, ab und zu aber auch über Wiesen und Felder mit Aussicht.
Bei einer ehemaligen Mühle, in der heute ein Wirtshaus ist, steht das Mühlrad nur noch zur Dekoration.
Einst wurde hier ein großer Teich für die Flößerei aufgestaut. Wenn genügend Holz unten am Bach lag, öffnete man den Verschluss an der Staumauer, so dass die Flut das Holz bergab schwemmte.
Auf den Grundmauern einer schon 1930 aufgegebenen Siedlung lege ich eine Mittagsrast ein. Auf einer Informationstafel lese ich, wie weit man von hier damals zur Kirche, zur Schule und zum Markt marschieren musste. Einesteils klingt das nach harten Zeiten, aber andererseits: was ist schlimmer - jeden Tag ein paar Kilometer durch den Wald marschieren zu müssen oder so wie viele Menschen heute auf dem Weg zur Arbeit immer eine Stunde im Stau zu stehen und die ganze Nacht in einer Fabrik am Fließband zu arbeiten? Später am Tag komme ich erneut an einer ehemaligen Siedlung vorbei.
Der Hochnebel bleibt den ganzen Tag über bestehen. Doch auch das graue Wetter hat durchaus seine Reize, denn die Landschaft sieht bei Nebel manchmal sogar interessanter aus.
Der Radspitzturm bietet heute wegen Nebel nicht viel Aussicht. Danach marschiere ich ein paar hundert Höhenmeter bergab, bis ich mein Tagesziel Zeyern erreiche.
Heute morgen schneit es manchmal. Zeitweise fallen die dicken Flocken so intensiv, dass es mir wie Weihnachten vor kommt. Kaum zu glauben, dass ich vorgestern mit kurzen Ärmeln wanderte.
Dann erreiche ich Kronach, den ersten von vielen kulturellen Höhepunkten am Frankenweg. Der Weg führt direkt an der riesengroßen Festung Rosenberg vorbei. Dieses gewaltige Bauwerk wurde nie erobert und steht daher heute noch völlig unzerstört für Besucher offen.
Gerne würde ich hier das Fränkische Museum mit vielen Werken von Lucas Cranach, der hier lebte, und anderen Künstlern besichtigen, doch dieses ist montags geschlossen, ebenso gibt es heute keine Führungen durch die Festung.
Einige Zeit führt der Frankenweg nun durch eine Parkanlage am Fluss entlang, dann nach einem großen Einkaufszentrum wieder bergauf. Von der 18 m hohen Aussichtsplattform des Lucas-Cranach-Turm sehe ich vor mir eine sonnige Landschaft, hinter mir wird Kronach gerade von heftigen Regenschauern begossen.
Nun beginnt ein faszinierendes Aprilwetter. eginnt ein ausgesprochen faszinierendes Aprilwetter. Mal scheint die Sonne, mal regnet es, mal fallen kleine Hagelkörner, zwischendurch donnert es ab und zu. Dann bieten heftige, in unregelmäßigen Schleiern fallende Graupelschauer einen grandiosen Anblick. Kurz darauf fotografiere ich die in der Ferne aus den Wolken fallenden starken Regenschauer.
Zwischendurch schneit es eine Weile sogar sehr heftig, mit großen, flauschigen Flocken.
Als ich vom kleinen Aussichtsturm am Patersberg in Richtung Kulmbach blicke, ist es aber bereits wieder trocken, doch auf den Bergen in der Ferne blieb der Schnee liegen.
Etwas später scheint die in Plassenburg in Kulmbach fast genau am Ende des Regenbogens zu stehen.
Der Frankenweg führt nicht nach Kulmbach hinein sondern am Ort vorbei. Ich wandere 2,5 km am Weißen Main entlang und übernachte im Ortsteil Burghaig. In diesem billigen Hotel gibt es kein Personal. Der Türcode wird per SMS und Mail übermittelt. Leider finde ich hier weit und breit kein Restaurant oder einen Laden. Daher muss ich mich beim Abendessen mit der Butterbrezel begnügen, die ich noch im Rucksack habe.
Da der Frankenweg nicht in die sehenswerte Altstadt führt, fahre ich mit dem Bus ins Zentrum.
Dann gehe ich hinauf zur Plassenburg. Früher standen hier eine mächtige, uneinnehmbare Festung und die markgräfliche Residenz, doch von den Befestigungsanlagen wurden große Teile längst abgerissen und die einst fürstlichen Räume müssen seit der Zwischennutzung u.a. als Gefängnis auf ihre Originalausstattung verzichten.
Dennoch lohnt sich auch heute noch ein Besuch der Plassenburg sehr. Der großartige Renaissancehof zählt zu den schönsten in Deutschland.
Einst waren die detailreichen Verzierungen der Arkaden bunt bemalt und die Wände verputzt. Kaum vorstellbar, wie prunkvoll das damals ausgesehen hat! Aber auch so ist es ein Anblick zum Träumen.
Eigentlich wollte ich mir hier nur den Innenhof anschauen und danach hinunter zum Bayrischen Biermuseum gehen, doch es gefällt mir hier so gut, dass ich an einer Schlossführung teil nehme. Die Führung ist interessant. Und mein rechtes Bein bekommt mal zur Abwechslung eine ganz andere Aufgabe als immer nur Wandern: es darf den Blasebalg für die Orgel in der Kirche betätigen.
Ich könnte den Vormittag in der Plassenburg und in ihren verschiedenen Museen verbringen, doch nach 90 Minuten zieht es mich weiter zum Wandern. Ich fahre mit dem Bus wieder zum Frankenweg und setze die Tour fort.
Anfangs geht es fast eben weiter. Ich folge mit mehr oder weniger Abstand dem Weißen Main. Unterwegs komme ich an Schloss Steinenhausen vorbei, das nach dem Krieg u.a. als Altersheim genutzt wurde und heute Sitz des Bayerischen Landesamt für Umwelt ist.
Schließlich erreiche ich den Punkt, an dem sich Weißer Main und Roter Main zum Main vereinigen.
Die nächsten Kilometer führen recht bequem über niedrige Berge, mal kurz durch Wald, oft über Felder und Wiesen, ab und zu vorbei an kleinen Dörfern. Als ich die Fränkische Schweiz erreiche, ändert sich das Landschaftsbild komplett. Die Jura-Hochfläche beim Görauer Anger wird von bis zu 12 m hohen Kalkfelsen begrenzt, Reste eines ehemaligen Meeresriffs. Eine traumhaft schöne Landschaft mit enorm weiter Fernsicht!
Heute scheint wieder oft die Sonne. Nach einigen Kilometern führt mich der Frankenweg wenige Meter unterhalb des Felsplateau des Großen Kordigast vorbei. Von den Riffkalkfelsen hat man eine weite Fernsicht.
Um die Mittagszeit erreiche ich die Basilika Vierzehnheiligen, die etwas abseits des Frankenwegs steht.
Zwanzig Minuten lang filme und fotografiere ich in diesem vom berühmten Baumeister Balthasar Neumann erschaffenen Meisterwerk.
Höhepunkt der Kirche ist der große Gnadenaltar, der genau in der Mitte steht und die vierzehn Nothelfer zeigt. Am besten gefällt mir der geköpfte Dionysus. Da dieses barocke Juwel sehr viele Besucher anlockt, verdient der große Souvenirshop direkt neben der Kirche sicherlich viel Geld.
Eine Stunde später stehe ich auf dem nächsten Karstplateau. Vom in drei Richtungen durch hohe Felswände begrenzten Saffelberg kann ich bis zur Rhön und zum Fichtelgebirge blicken.
Hier oben warten Birgit und Alex auf mich, die ich schon seit vielen Jahren kenne. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit den beiden zu wandern. Wir steigen hinab nach Loffeld und dann hinauf zu den nächsten Karstfelsen bei Küpser Linde.
Auch die nächsten Kilometer führen über eine recht angenehme Strecke.
Am Morgen wandern Birgit, Alex und ich zuerst zur Ruine der Giechburg hinauf.
Weiter geht es zur Wallfahrtskirche Gügel. Der Turm basiert auf einem alten Bergfried und hat ein entsprechend wehrhaftes Fundament. Die größte Besonderheit der Kirche ist der Felsenstollen, durch den man den Kirchenraum vom unteren Eingang her betreten kann. Momentan ist dieser aber wegen Renovierung gesperrt.
Der landschaftliche Höhepunkt des Tages ist ein Trockental, das im oberen Bereich nur an wenigen Tagen im Jahr bei der Schneeschmelze oder nach starken Regenfällen aus zwei Springquellen geflutet wird. Vor wenigen Tagen floss hier so viel Wasser, dass man nicht durch das Tal wandern konnte, heute sind beide Quellen trocken. Alex erzählt mir, dass man hier viele Versteinerungen findet, und tatsächlich entdecken wir gleich einen Belemniten.
Danach geht es durch das idyllische Trockental. Bei mir blüht mal wieder die Fantasie auf. Ich stelle mir vor, dass gleich Winnetou mit einer Truppe Indianer den Steilhang hinab reitet.
Ein Stück weiter unten sorgt die dauerhaft ergiebige Leinleiterquelle für einen ganzjährigen Wasserfluss.
Das Mühlrad der Heroldsmühle steht aber dennoch schon seit einem halben Jahrhundert still. Der Gasthof bei der Mühle ist erst seit relativ kurzer Zeit geschlossen.
Wieder kommen wir an vielen Felsen vorbei. Am Kreuzfelsen blühen bereits die ersten Küchenschellen.
In der Ferne erhebt sich oberhalb von Heiligenstadt Schloss Greifenstein, zu dem der Weg aber nicht hinauf führt.
Wenn man in angenehmer Begleitung unterwegs ist und die halbe Zeit redet, dann vergeht die Zeit wie im Fluge. Nach einigen unterhaltsamen Stunden kommen wir in Veilbronn an. Das Abendbuffet im Hotel Sponsel-Regus ist das beste meines gesamten bisherigen Leben. Das ist meine private, ehrliche Meinung, für die ich in keiner Weise gesponsert werde.
Auch das Frühstücksbuffet in diesem Hotel ist außergewöhnlich. Gut gelaunt wandere ich danach weiter, leider nun wieder alleine.
Schon seit drei Wochen zwitschern morgens wieder Vögel im Wald. Der Winter ist vorbei. Beim heutigen Traumwetter führen die Vögel ihr Frühlingskonzert in voller Besetzung auf. Zwei Mal bleibe ich stehen und nehme das Zwitschern auf, um es später für meine Wanderfilme zu verwenden.
Nach einigen Kilometern erreiche ich den Hummerstein.
ch komme an der Binghöhle vorbei, doch diese Tropfsteinhöhle ist heute noch wegen Winterpause geschlossen. In der Nähe plätschert ein Bach über schöne, vom Kalktuff gebildete Sinterterrassen.
Meine heutige Etappe ist viel anstrengender als alle anderen Frankenweg-Etappen, da sie immer wieder steil bergab und bergauf führt. Mal geht es unterhalb von Felsen vorbei oder ganz ins Tal hinunter, mal erreiche ich oben den nächsten Aussichtspunkt. Bei der Ruine Streitberg, von der nur wenige unspektakuläre Mauerreste übrig geblieben sind, lege ich eine Mittagsrast ein
Mehrmals führt der Frankenweg heute durch schmale Spalten zwischen hohen Felsen, oft so eng, dass der Rucksack die Wände streift.
Die Felsen- und Aussichtssammlung geht munter weiter. Inzwischen ist es so warm, dass ich in kurzen Ärmeln wandern kann.
Nun führt der Weg sogar durch eine Höhle hindurch. Der Durchgang durch die Oswaldhöhle ist etwa 60 m lang. In der Mitte muss man sich bücken, da sie dort nur 1,5 m hoch ist. Der dunkelste Teil wird von einigen Kerzen erhellt,
Einige Kilometer weiter wird es noch spektakulärer. Die Riesenburg ist der Rest einer einstmals gewaltig großen Höhle, deren Decke teilweise eingestürzt ist. In eine der Höhlenkammern kann man ein Stück weit hineingehen. In eine der Höhlenkammern kann man ein Stück weit hinein gehen. Auf einer Treppe steige ich in dieser faszinierenden Umgebung unter Felsbögen hindurch.
Diese Etappe zählt zu den Touren, die man in Deutschland auf jeden Fall wandern sollte, egal ob in Verbindung mit einer Fernwanderung oder nur als Tagesausflug.
Nach dem vielen Auf und Ab folgen nun einige sehr entspannte Kilometer durch das Wiesenttal. Jetzt beginnen die Blumen im Wald ein Wettrüsten. Vor einigen Tagen blühte noch kaum etwas, nun entdecke ich jeden Tag ein paar Blumenarten, sie sich zuvor noch versteckt hatten. Vor allem das Wiesenttal kommt mir heute schon vor wie ein botanischer Garten.
Dann folgt noch einmal ein sehr steiler Aufstieg über einen faszinierenden Felsenweg. In Gößweinstein fotografiere ich Burg und die prunkvolle Basilika, kaufe in einem Einkaufszentrum Proviant für Abendessen und Frühstück, dann marschiere ich schnell nach Tüchersfeld, wo ich in einer billigen, sehr einfachen Unterkunft übernachte.
Das mit herrlichen Felsen dekorierte Städtchen Tüchersfeld ist zwar einer der schönsten Orte der Fränkischen Schweiz, liegt aber in einem Bereich, den unsere Politiker wohl längst vergessen haben, denn auf Handyempfang muss man hier verzichten.
Auf dem Weg nach Pottenstein komme ich an sehr vielen großen Felsen vorbei, die für Kletterer aus ganz Deutschland ein beliebtes Reiseziel sind. An vielen Stellen zeigen Tafeln die Kletterrouten und die Naturschutzregeln an, aber auch Gedenktafeln für verstorbene Kletterfreunde sehe ich. In Pottenstein verzichte ich auf einen Aufstieg zur Burg. Die Etappe ist noch lang genug.
Zu meiner großen Freude ist die Teufelshöhle heute schon geöffnet. Die erste Führung nach der Winterpause verpasse ich ganz knapp und muss daher eine Dreiviertelstunde auf die nächste warten. Doch es lohnt sich. Bei der 40-minütigen Führung spaziere ich 1,5 km weit durch die Höhle, mit vielen Treppen hinauf und hinab.
Die Teufelshöhle bietet alles, was Besucher erwarten: viele herrliche Tropfsteine, hohe Hallen, Höhlenmalerei und Bärenknochen.
Als ich kurz vor 12 Uhr wieder ans Tageslicht komme, liegen noch 6,5 sportliche Stunden vor mir, in denen ich sehr schnell wandern muss, um mein Ziel noch bei Tageslicht zu erreichen.
Wieder komme ich an bizarren Felsen vorbei.
Danach geht es mehrere Stunden lang meist durch ansprechende Wald- und Wiesenlandschaft, immer leicht bergauf und bergab. Egloffstein passiere ich nur am Rande.
Auch die letzten Kilometer führen über eine abwechslungsreiche, meist schöne Strecke.
Bei Sonnenuntergang erreiche ich dann Gräfenberg, wo ich heute übernachte.
Zur besseren Lesbarkeit teile ich den Frankenweg in zwei Abschnitte. Hier ist die Fortsetzung:
https://d-wanderer.de/wanderungen.php?w=1802&Wanderung=Frankenweg_-_Teil_2
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php