Der Burgensteig Bergstraße führt ab Darmstadt-Eberstadt etwa 116 km mit mehr als 4000 Höhenmetern (plus Zuwege zu den Übernachtungsorten bzw. Bahnhöfen) nahe der Rheinebene durch den Odenwald bis nach Heidelberg. Da man hier die meiste Zeit durch Laubwald und über Weinberge wandert, ist Ende Oktober bis Mitte November die schönste Zeit dafür.
Der durchgehend gut markierte Weg beginnt bei der Straßenbahnhaltestelle am Friedhof in Eberstadt. Schon nach wenigen Minuten wandere ich durch den Wald. Die ersten Kilometer führen recht bequem bergauf. Ich freue mich auf die Besichtigung von Burg Frankenstein, eine von vielen Burgen an dieser Strecke. Doch als ich oben ankomme, ist das Tor verschlossen. Ein Schild verkündet zwar, dass die Ruine ganzjährig von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet ist, aber obwohl die Sonne vor 90 Minuten aufging, muss ich mich mit dem Anblick von außen begnügen.
Die Strecke des Burgensteig wechselt häufig zwischen breiten Wirtschaftswegen und schmalen Trails, zwischen steil und bequem, mit vielen kurzen Auf- und Abstiegen. Bei der Burgruine Tannenberg kann ich auf den Bergfried steigen.
In der Ferne erhebt sich der Melibokus, über den ich vor drei Jahren auf dem Nibelungensteig wanderte.
Weit reicht der Blick über die Rheinebene bis zu den Bergen des Pfälzerwald. Eigentlich wollte ich der Wanderung auf dem Burgensteig warten, bis die herbstliche Färbung der Wälder ihren Höhepunkt erreicht, doch auch jetzt leuchtet schon genug buntes Laub auf den Bäumen im Sonnenschein.
Etwas oberhalb des Ortsrandes von Seeheim beginnt bereits der nächste Aufstieg. Bald erreiche ich den Heiligenberg, auf dem etwas oberhalb der Wanderroute ein schönes Schloss steht.
Kurz danach führt mich der Burgensteig an der Ruine einer alten Kapelle und an einem Friedhof mit hübscher Kapelle vorbei.
Eine sonnige Bank mit Blick über die Rheinebene nutze ich für eine frühe Mittagsrast.
Die offiziell erste Etappe endet in Jugenheim, aber ich will wie gewohnt lieber längere Strecken an einem Tag wandern und gehe gleich weiter. Der Burgensteig führt zwar meist auf den Bergen durch Wald, aber zwischendurch spaziere ich auch am Rand der Rheinebene über Weinberge oder an Gärten vorbei.
Die Ruine des Alsbacher Schloss erreiche ich leider etwas zu früh. Freitag und Samstag wird sie ab 13 Uhr geöffnet, Sonntag ab 9 Uhr.
Nach meiner Erfahrung bei Burg Frankenstein habe ich aber keine Lust, hier eine halbe Stunde zu warten. Der andere Besucher, der wohl am Eingang zu lange warten musste, ist für mich eine deutliche Warnung, dass ich mich nicht auf eine pünktliche Öffnung verlassen sollte.
Nach vielen Kilometern durch Wald erreiche ich die nächste Burg, das Auerbacher Schloss. Diese große Ruine kenne ich bereits von einigen früheren Besuchen und sie fasziniert mich jedes Mal. Hier kann ich heute auch bis nach oben steigen und die herrliche Rundsicht genießen.
Die offiziell zweite Etappe endet in Auerbach, doch ich wandere gleich weiter. Bald erreiche ich den Staatspark Fürstenlager, ein großes und herrliches Ensemble schöner Gebäude und herbstlichem Grün.
Schließlich erreiche ich Bensheim. Dort zweige ich vom Wanderweg ab und gehe zuerst in die historische Altstadt und dann zum Bahnhof.
Heute will ich das ideale Herbstwetter für eine lange, sportliche Marathon-Wanderung nutzen. Am Morgen liegt kurz nach Sonnenaufgang noch über einigen Bereichen der Rheinebene flacher Bodennebel.
Mein erster Aufstieg fürt mich heute zu einem nur sonntags geöffneten Aussichtsturm, dann hinab zu Weinbergen, die bei leichtem Dunst im frühen Sonnenlicht wie eine verzauberte Märchenlandschaft wirken.
Einige Kilometer danach erreiche ich die Starkenburg, in der sich eine Jugendherberge befindet.
Und weiter geht es mit dem munteren Auf und Ab, meist im Wald, ab und zu kurz auf herbstlich schönen Weinbergen oder über Obstwiesen.
Der Streckenabschnitt von Bensheim nach Weinheim gefällt mir auf dem Burgensteig am besten, da er insgesamt zu etwas mehr Aussichtspunkten führt als die anderen Etappen.
Nahe Weinheim führt mich der Weg hinab ins Weschnitztal, wo ich an einer Mühle vorbeikomme. Wer bei dieser Etappe nach Weinheim will, kann hier in einen Bus steigen. Über mir sehe ich einen riesengroßen Steinbruch. Rechts oben auf dem Foto erkennt man die Wachenburg, zu der mich der nächste Aufstieg führt.
Die ausgesprochen schöne Wachenburg ist keine traditionelle Burg. Sie wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts im Zuge der damaligen Burgenromantik nach idealisierten Vorbildern erbaut. Heute ist sie Sitz einer Studentenverbindung und beherbergt auch ein außergewöhnlich schönes Restaurant.
Der Burgensteig führt von hier aus durch den Wald über die Berge nach Süden. Ich zweige aber kurz nach der Wachenburg in Richtung Weinheim ab. Bald erreiche ich Burgruine Windeck, in der ein Restaurant mit schöner Gewölbedecke und mit einem herrlichen Biergarten ist. Leider ist auch diese Ruine heute verschlossen, so dass ich sie nur von außen sehe.
Vor der Ruine blicke ich hinab nach Weinheim und über die Rheinebene. Dann wandere ich 1,5 km von der Ruine zum Weinheimer Hauptbahnhof.
Vom Bahnhof fahre ich mit dem Bus zur Haltestelle Schwimmbad, wo ich auf den Burgensteig treffe. Da heute am Vormittag dicker Hochnebel die Rheinebene füllt, marschiere ich zuerst durch herbstliches Grau. Bald spaziere ich aber oberhalb des Nebelmeeres. Wieder führt der Weg meist durch dichten Wald. Nur ab und zu kann ich zwischen den Bäumen hindurch etwas von der Landschaft in der Umgebung erkennen.
Dann geht es hinab nach Lützelsachsen, und damit auch wieder unterhalb der Nebelgrenze. Eine Weile spaziere ich am Hang entlang durch romantisch wirkende Gärten.
Als ich wieder oben im Wald bin, komme ich am Bergwerk "Marie in der Kohlbach" vorbei, in dem ab und zu Führungen für Besucher stattfinden.
An Nebeltagen gefällt mir der Wechsel aus dem Grau hinauf zum blauen Himmel, aber auch an der Obergrenze der Nebelschicht die machmal weit aufgefächerten Sonnenstrahlen.
Bald führt der Weg mal wieder in ein Tal hinab, in dem ich an einer Mühle vorbeikomme.
Weiter marschiere ich durch Wald bergauf, an Gärten oberhalb von Leutershausen vorbei und hinauf zur Ruine der Hirschburg, von der nur noch wenige kleine Mauerreste stehen.
Wie bereits erwähnt, führt der Burgensteig meist durch den Wald und nur zu relativ wenigen Aussichtspunkten, aber im Herbst ist dies eine sehr schöne Tour.
Ein geologischer Höhepunkt des Burgensteig ist die Spatschlucht. Diese tiefe Schlucht entstand nicht auf natürliche Weise. Vor Jahrmillionen füllte sich eine Verwerfungspalte im Fels mit Schwerspat (Baryt). Dieser wurde im 19. Jahrhundert abgebaut. Auch nach dieser eindrucksvollen Schlucht komme ich noch 2 km weit an den Spuren des Tagebaus und an Resten alter Stollen vorbei.
Im Kanzelbachtal könnte ich bei der Bushaltestelle am Waldschwimmbad in den Bus einsteigen und nach Schriesheim fahren, doch ich will das sonnige Wetter nutzen, um noch ein paar Kilometer weiter zu wandern. Der Aufstieg über breite Forstwirtschaftswege durch den Wald kommt mir sehr in die Länge gezogen vor, doch als ich endlich die Weinberge bei Schriesheim erreiche, bin ich sehr froh darüber, heute noch bis hier her marschiert zu sein.
Kurz vor Sonnenuntergang sehen die Weinberge jetzt wie das Meisterwerk eines Goldschmieds aus. Ich empfinde diesen Anblick als einen der schönsten des ganzen Jahres.
Der Burgensteig führt über die Weinberge weiter, doch ich gehe nun hinab zur Strahlenburg.
Auf der Terrasse des Burgrestaurants trinke ich ein Bier, schaue mir den Sonnenuntergang über der Rheinebene an, dann spaziere ich hinab zur nahen Haltestelle der S-Bahn nach Heidelberg.
Als sich um die Mittagszeit der Nebel in der Rheinebene auflöst, wandere ich auf dem kürzesten Weg vom Bahnhof Schriesheim hinauf zum Burgensteig. Bald erreiche ich die Ruine der einst stolzen, aber 1460 zerstörten Schauenburg. Die heutige Brücke über den Burggraben wurde erst 2009 gebaut.
Von der Ruine blickt man hinüber zu einem der vielen Steinbrüche, die entlang der Bergstraße am Rande der Rheinebene entstanden.
Auch heute führt die Strecke wieder viele Kilometer bei ungetrübtem Sonnenschein bergauf und bergab durch farbigen Herbstwald.
Die ideale Kombination aus Dunst in der Rheinebene, darüber wolkenlosem Himmel, dazu die Herbstfarben, lassen diesen Tag zu einem besonders intensiven Wandererlebnis werden.
Während in der Rheinebene nur leichter Dunst liegt, füllt noch dicker Hochnebel das Neckartal.
Ein kurzer Abstecher vom Burgensteig führt mich hinauf zur Klosterruine auf dem Heiligenberg.
Dann komme ich an der Thingstätte vorbei. Dieses große Amphitheater wurde von den Nationalsozialisten erbaut und ist nun ein beliebtes, heute von sehr vielen Spaziergängern besuchtes Ausflugsziel.
Der mit etwa 50 km/h aus dem Neckartal herabfließende Hochnebel löst sich am Rande der Rheinebene auf, so dass das intensive, warme Licht der Abendsonne die Altstadt von Heidelberg mit einem märchenhaften Goldschimmer verzaubert.
Es muss nicht immer wolkenloses Postkartenwetter sein. Gerade solche außergewöhnlichen Stimmungen zählen zu den Höhepunkten eines Wanderjahres.
Am Philosophenweg sind heute fast ebenso viele Spaziergänger wie unten in der Fußgängerzone.
Während in der Altstadt die Sonne scheint, verhüllt der Nebel teilweise noch das Schloss. Ganz oben ragt der Gipfel des Königsstuhl aber aus dem Grau hervor.
Fünf Minuten nach Sonnenuntergang erreiche ich die Neckarbrücke.
Hier ist der Link zur Seite des Odenwald-Tourismus mit den offiziellen Infos über den Burgensteig: https://www.bergstrasse-odenwald.de/detail/id=5f1540cf0e3c1c0fedd15837
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Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php