Der meist gut markierte Weg führt rund um den Bodensee. Ich wandere aber nur von Stein am Rhein über Konstanz und Friedrichshafen nach Bregenz, also abgesehen vom Start- und Zielort nur am deutschen Teil des Ufers. Mehr als die Hälfte der Strecke ist asphaltiert, aber der Weg gefällt mir trotzdem, denn die Route ist landschaftlich und kulturell sehr attraktiv. Ich empfehle für diese Wanderung Schuhe, mit denen man vor allem bequem auf Asphalt wandern kann, die aber auch zwischendurch steinige Wege oder feuchte Wiesen vertragen. Für diesen Weg sollte man auf jeden Fall die Wintermonate wählen. Zwar liegt dann manchmal der See unter Hochnebel, an den anderen Tagen ist der Blick hinüber zu den Alpen aber im Winter meist viel klarer als im dunstigen Sommer. Außerdem ist es hier im Winter sehr viel ruhiger, wenn die Campingplätze, Strandbäder und viele Restaurants geschlossen und die sommerlichen Touristenmassen noch fern sind. Auf manchen Streckenabschnitten fühlt man sich im Sommer wegen der vielen Radfahrer wie ein Spaziergänger mitten in der Tour de France. Jetzt treffen wir hier nur ein paar Fußgänger.
Die Altstadt von Stein am Rhein wirkt wie ein Bilderbuch. Großformatige Gemälde schmücken viele Häuser in der Fußgängerzone. Hier kann ich mich kaum entscheiden, welche der vielen wunderschönen Kunstwerke ich fotografieren soll.
Doch schließlich verlasse ich die Stadt. Schon kurz darauf überschreite ich die Grenze nach Deutschland. Vor allem auf den ersten zehn Kilometern führt der Wanderweg heute über zu viel Asphalt, teilweise sogar auf dem Radweg neben einer Straße. Nur ab und zu kann man zum Ufer des Sees gehen. Doch die Blicke über die Ufergrundstücke zum See gefallen mir.
Unterwegs komme ich an der Rekonstruktion eines Pfahlbauhauses aus der Jungsteinzeit vorbei.
Mag sein, dass die Halbinsel Höri im Sommer mit grünen Bäumen und blauem See idyllischer ist, doch die klaren Konturen der Pappeln, Weiden und anderer Bäume am Ufer gefallen mir im Winter auch recht gut.
Hier wird das Ufer nicht mehr so wie am Anfang der Strecke von Privatgrundstücken blockiert. Nun wachsen große Schilfgebiete am See. Vor allem kurz vor Sonnenuntergang gibt es nahe meines Übernachtungsziels schöne Fotomotive.
Da es heute für Mitte Februar ungewöhnlich warm ist, kann ich in Moos bis lange nach Sonnenuntergang auf dem Balkon vor meinem Zimmer im Gasthof sitzen.
Am frühen Morgen wandere ich zwar zwischen schönen Schilfgebieten entlang einer Pappelallee, doch leider auf Radweg neben einer verkehrsreichen Straße.
Dann spaziere ich eine Weile durch Grünanlagen am Rande von Radolfzell, bis ich am Bahnhof um 9 Uhr meine Freundin empfange, die mit dem Zug ankommt.
Zuerst gehen wir gemeinsam zum Ufer hinunter, dann spazieren wir kurz in die Altstadt.
Der Wanderweg führt uns aus Radolfzell hinaus und bald auf Höhenwege mit weiter Aussicht.
Immer wieder blicken wir zum See hinab, den wir heute unterwegs aber immer nur aus großer Entfernung sehen.
Natürlich schauen wir auch hinüber zu der zum Weltkulturerbe zählenden Insel Reichenau.
Die zweite Hälfte der heutigen Etappe führt uns leider ohne besondere Reize über Wiesen und durch monotone Wälder ohne Blick auf den See.
Vor allem die letzten Kilometer im Universitätsgelände und den Außenbezirken der Stadt kann man gerne überspringen. Doch Konstanz entschädigt wieder für die letzten beiden öden Stunden.
Im Winter ist an nebelfreien Tagen die Luft über dem See viel klarer als im dunstigen Sommer. Heute scheinen die schneebedeckten Alpen zum Greifen nah.
Wir besichtigen das Münster, das mit vielen unterschiedlichen Bereichen, den Nebenkapellen, der Krypta und vor allem wegen der vielen großartigen Fenster äußerst sehenswert ist.
In Konstanz sollte man genügend Zeit für den Besuch einplanen, denn es gibt viel zu entdecken.
Schon bei Sonnenaufgang verspricht der Blick aus dem Fenster der Jugendherberge einen wunderbaren Tag.
Anfangs führt der Weg meist entweder direkt am Ufer entlang oder zumindest in der Nähe, mal asphaltiert, mal bequem. Bald sehen wir die Insel Mainau, die wir aber heute nicht besuchen, da wir schon mehrmals im Sommer dort waren.
Danach geht es mal etwas oberhalb des Ufers weiter, mal unten durch die Dörfer.
Wir wussten, dass man die berühmte Marienschlucht seit einem tödlichen Erdrutsch vor ein paar Jahren nicht mehr betreten darf, aber dass nun auch der Weg am Ufer unterhalb der Steilküste wegen Lebensgefahr gesperrt ist, enttäuscht uns. Auf diesen Streckenabschnitt hatten wir uns gefreut.
Auf der Umleitung muss man mehr Kilometer und vor allem mehr Höhenmeter bewältigen und braucht wohl eine Stunde länger für die Etappe als erwartet. Doch dafür erreicht man oben einige schöne Aussichtspunkte.
Kurz vor Bodman folgen wir nicht der Wegmarkierung, sondern wählen die Route zur Ruine Alt Bodman, von der aus wir die außerordentlich schöne Aussicht auf den See genießen.
Dann führt der Weg hinab nach Bodman und anschließend sehr angenehm durch ein Schilf- und Auengebiet nach Ludwigshafen.
Schließlich erreichen wir Sipplingen, wo Annette in den Zug steigt, da sie morgen wieder arbeiten muss. Ich fahre mit dem Zug nach Überlingen, wo ich heute und morgen in der Jugendherberge übernachte.
Während ich als heute einziger Gast im Speisesaal der Herberge sitze und diese Zeilen schreibe, färbt die Abenddämmerung Himmel und See rot. Dann schrumpft der rote Streifen am Himmel und mit Anbruch der Nacht sehe ich die Lichter der Orte am anderen Ufer immer deutlicher. Solche Momente kann man nicht mit Geld kaufen. Dies ist mehr wert als materielle Errungenschaften. Wundert sich noch irgend jemand darüber, warum ich zum D-Wanderer wurde? Ich nicht! Nur schade, dass Annette jetzt schon im Zug nach Hause sitzt!
Danach fahre ich mit dem Zug wieder zurück nach Sipplingen. Die Strecke von hier bis Überlingen ist der landschaftlich schönste Abschnitt des Rundwegs. Auf einer sehr reizvollen Route mit viel Aussicht auf den See wandere ich hinauf zum oberen Rand der steil abfallenden Hänge.
Die Reste einer Gletschermühle mit 20 m Durchmesser und 10 m Tiefe zeugen davon, dass während der letzten Eiszeit hier noch mächtige Eisströme die Landschaft prägten.
Danach geht es durch zwei kurze, aber faszinierende Hohlwege, die im Mittelalter entstanden.
In Überlingen nehme ich mir genug Zeit, die Altstadt und zwei schöne Kirchen anzuschauen. Vor allem das Münster gefällt mir sehr gut.
Nachdem ich vor einer Woche noch zeitweise auf Schnee und Eis wanderte, erwecken nun die vielen Krokusblüten in den Grünanlagen meine Frühlingsgefühle.
Die Wallfahrtskirche von Birnau zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten am Bodensee. Da man drinnen ausdrücklich nicht fotografieren darf, verzichte ich auf ein Bild des sehr üppigen, verspielt kitschigen Barock im Innenraum.
Leider sind die berühmten Pfahlbauten im Winter geschlossen. Von außen kann man kaum etwas von der Sehenswürdigkeit erkennen, nur aus der Ferne sieht man bei der Schiffsanlegestelle ein wenig.
Für die Besichtigung der Altstadt von Meersburg nehme ich mir sehr viel Zeit. Dieses mittelalterliche Ambiente gefällt mir jedes Mal, wenn ich am Bodensee bin.
Die nächsten Kilometer führen meist über Weinberge weit oberhalb des Sees. Säntis und andere Alpengipfel scheinen nur wenige Kilometer entfernt zu sein.
Am Morgen führt mich der Weg meist entweder fast direkt am Ufer oder zumindest in der Nähe entlang. Als sich der nächtliche Dunst auflöst, sehe ich auch wieder den Gipfel des Säntis vor mir.
Insgesamt ist die Strecke heute zwar etwas zu oft asphaltiert, aber insgesamt recht attraktiv. Nur die halbe Stunde zwischen Immenstaad und Fischbach ist rund um das riesengroße Airbus-Werk neben einer verkehrsreichen Bundesstraße so übel, dass ich diesen Abschnitt besser mit dem Bus übersprungen hätte.
Wegen dem herrlichen Wetter verzichte ich in Friedrichshafen auf die Besichtigung des Zeppelin-Museum und wandere lieber gleich weiter. Entlang des Eriskircher Ried führt der Wanderweg einige Kilometer weit asphaltfrei durch ein herrliches Naturschutzgebiet.
In Langenargen setze ich mich auf die Mole. Hier ist es an einer windgeschützten Stelle so warm, dass ich eine Weile mit kurzen Ärmeln Sonne tanken kann.
Zwischen Langenargen und Kressbronn hält der Wanderweg leider wieder viel Abstand zum Ufer. Doch da ich heute noch genug Zeit habe, mache ich von Langenargen noch einen kurzen Abstecher zum "Malerecke" genannten, wirklich sehr malerischen Uferabschnitt.
Heute ist die Luft sogar noch klarer als an den letzten Tagen. Zuerst führt mich der Weg in einer langen Schleife über einen Hang mit weiter Aussicht.
Dann geht es hinab nach Wasserburg, wo ich mir viel Zeit lasse, die schönen Ausblicke zu genießen. Heute habe ich es nicht eilig.
Bis Lindau führt die Route nun mal mehr, mal weniger direkt am Ufer entlang. Bevor ich die Insel mit der Altstadt erreiche, spaziere ich durch schöne Parkanlagen mit alten Villen und Hotels
Normalerweise esse ich lieber abseits der überteuerten Touristenbrennpunkte, aber an so einem frühlingshaften Tag MUSS ich auf jeden Fall direkt am Hafen auf einer Terrasse sitzen und mit einer Pizza und einem regionalen Bier die Sonne und die Szenerie genießen.
Ich komme mir immer mehr wie ein normaler Tourist vor. Mehr als zwei Stunden halte ich mich in Lindau auf.
In der Wintersaison kann man oft die offizielle Route des Wanderwegs verlassen und durch die Strandbäder spazieren. Fast durchgehend folge ich nun bis Bregenz dem Ufer, anfangs auf schönen, asphaltfreien Wegen, auf den letzten Kilometern auf dem Asphaltweg zwischen Straße, Bahnlinie und See. Dieser Weg scheint trotz dem Verkehrslärm bei Einheimischen und Urlaubern sehr beliebt zu sein, denn selbst jetzt, an einem Mittwochmittag außerhalb der Saison, sind hier sehr viele Leute unterwegs.
Am Bahnhof Bregenz-Hafen steige ich in den Zug.
Hier ist der Link zur Seite der Tourismus und Stadtmarketing Radolfzell GmbH mit den offiziellen Infos für diesen Weg: https://www.radolfzell-tourismus.de/touren/bodensee-rundweg-0d29901bc7
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php