Der Baiersbronner Seensteig zählt zu den schönsten Mehrtageswanderungen im Schwarzwald. Diese offiziell in 5 Etappen eingeteilte Tour mit etwa 2700 Höhenmetern, die auf den offiziellen Seiten mal mit 84, mal mit 89 km angegeben wird, ist eine der Routen, die man auf jeden Fall mal einplanen sollte. Die hervorragend markierte Strecke führt oft durch den Nationalpark Schwarzwald. Die einzelnen Etappenziele erreicht man gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Für die Zeit, in der Übernachtungen wegen der Corona-Pandemie verboten sind, wähle ich Strecken, die ich schnell von zuhause aus erreichen kann. Der Seensteig ist wegen der für mich nur kurzen Hin- und Rückfahrt ideal. Damit ich möglichst wenig fahren muss, gliedere ich den Weg in nur zwei Etappen mit jeweils etwa Marathon-Distanz.
Obwohl der Seensteig ein Rundweg ist, starte ich beide Hälften oben am Mummelsee, da ich dann am Abend unten in Baiersbronn mit der stündlichen S-Bahn besser zurück nach Hause fahren kann. Dadurch sind es für mich jeweils etwa 450 Höhenmeter mehr Ab- als Aufstieg.
An Wochenenden ist beim Mummelsee immer sehr viel los. Überfüllte Parkplätze, dauerhaftes Motorradgeknatter und eine endlose Schlange an Spaziergängern hinauf zur Hornisgrinde wirken auf mich abschreckend. Aber werktags kann man hier am frühen Morgen noch die Stille genießen. Als ich um 8:50 aus dem Bus steige, bin ich hier ganz alleine.
Während der ersten Kilometer führt der Seensteig gemeinsam mit dem berühmten Westweg zum Schliffkopf. Unterwegs komme ich an der Darmstädter Hütte vorbei.
Hier oben genieße ich im Nationalpark Schwarzwald die Stille der wunderschönen Natur.
Anschließend laufe ich hinab zum Ruhestein und der Großbaustelle des inzwischen unglaublich viele Millionen Euro fressenden, wie eine hässliche Lagerhalle die Landschaft verschandelnden Nationalparkzentrum.
Einen Kilometer weit führt nun eine recht öde Strecke hinauf zur Skisprungschanze, dann beginnt die für mich schönste Route im Nordschwarzwald.
Auf dem Weg zum Schliffkopf begeistern mich vom Wind verkrüppelte Bäume, Heidekraut, Heidelbeersträucher und eine offene Landschaft. Ich war schon sehr oft hier oben, zuletzt bei meiner winterlichen Westweg-Tour, als ich diesen Abschnitt im verharschten Schnee und dichtem Nebel wanderte.
Bald darauf steige ich am Lotharpfad über Treppen und Stege. Inzwischen ist an dem Hang, auf dem 1999 der verheerende Orkan Lothar nahezu alle Bäume fällte, ein schöner Urwald gewachsen.
Ein kurzes Stück spaziere ich auch am Beginn des neuen Spechtpfades hinauf, der - sobald der Steg fertig gebaut ist - einen rollstuhlgerechten Zugang zur Natur ermöglichen wird.
Ein paar Kilometer danach stehe ich unten am Ufer des Buhlbachsee. er Seensteig führt an vielen solcher märchenhaften, von den Gletschern der Eiszeit erschaffenen Karseen vorbei, die umrahmt von steilen Bergflanken ein idyllisches Naturerlebnis bieten.
Wieder marschiere ich einen steilen Trail hinauf, dann folgen einige schnelle Kilometer auf relativ bequemen Wegen, dann nette Trails hinab in Richtung Mitteltal, zwischendurch auch mal über ein paar Baumstämme. An einem Wildgehege schauen mir zwei Hirschkühe zu, wie ich an einem Brunnen etwas trinke. Ich brauche beim Wandern keine Cola oder Bier. Herrlich frisches Brunnenwasser ist mir unterwegs am liebsten.
Wer den Seensteig in 5 Etappen aufteilt, wandert nun zum Übernachten nach Mitteltal, für mich geht es schon einen Kilometer vor dem Ort wieder bergauf.
Bald komme ich an der 45 m hohen und 270 Jahre alten Ellbachtanne vorbei.
Dann begeistert mich der relativ neu angelegte „Abenteuerpfad“. Auf dem extrem schmalen, verwinkelten, steilen und zugewachsenen Pfad komme ich nur sehr langsam voran, aber dafür macht es verdammt viel Spaß! Wenn man nicht trittsicher ist oder wenn es regnet, kann man diesen Pfad auf bequemer Route umgehen.
Kurz darauf setze ich mich am Ufer des schönen Ellbachsee eine Weile ans Ufer.
Nach ein paar relativ flachen Kilometern ist der steile Trail hinab zum Sankenbachsee ganz nach meinem Geschmack.
Am See kann ich mich nun aber nicht in die Sonne setzen, denn ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich mich beeilen muss, da ich mit der Bahn um 19:11 nach Hause fahren will. Exakt in dem Moment als ich den Bahnhof erreiche, fährt die Bahn ein.
Am nächsten Morgen steige ich erneut um 8:50 am Mummelsee aus dem Bus. Nun marschiere ich schnell hinauf zur Hornisgrinde, dem höchsten Berg im Nordschwarzwald.
Ich war schon sehr oft dort oben, aber zum ersten Mal in meinem Leben bin ich hier ganz alleine. Bei sonnigem Wetter genieße ich die wunderbare Grindelandschaft mit ihrer weiten Aussicht.
Dann laufe ich auf einem traumhaften Trail bergab. So muss Trailrunning sein! Meine Freude am reinen Wandern wuchs während der letzten 9.000 D-Wanderer Kilometer immer mehr, doch auch das Laufen macht mir zwischendurch noch viel Spaß.
Während der nächsten Stunden wechselt die Strecke immer wieder zwischen breiten Forstwirtschaftswegen und idealen Trails.
Beim nächsten Abstieg verpasse ich den kurzen Abstecher zum völlig verlandeten Blindsee. Entweder ich übersah den Wegweiser, oder er fehlte. Und schon wieder blicke ich von einem Aussichtspunkt auf einen Karsee hinab.
Es folgt der Aufstieg zum nächsten See. Leider komme ich heute an keinem Brunnen vorbei. Noch 12 Kilometer liegen vor mir, aber meine Flaschen sind schon leer.
Vor dem steilen Trail, der vom Huzenbacher See bergauf führt, warnt ein Schild, dass man hierfür gute Schuhe braucht. Durchaus berechtigt! Ich bin hier sicherlich schon zwei Dutzend Mal hinauf gestiegen, und es begeistert mich jedes Mal!
Dann folgt ein Streckenabschnitt, auf dem ich wie schon mehrfach an diesen beiden Tagen über einige umgestürzte Bäume kraxeln darf oder unter den Stämmen hindurch krieche. Ich liebe solche kleinen Abenteuer.
Wie schon gestern beeile ich mich am Schluss, denn heute will ich schon 18:11 nach Hause fahren.
Hier ist der Link zur Seite des Schwarzwald Tourismus mit den offiziellen Infos über diesen Weg: https://www.schwarzwald-tourismus.info/erleben/wandern/fernwandern/baiersbronner-seensteig
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Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php