Jetzt bin ich schon fast 10.000 durch Deutschland gewandert. Mir gefielen in diesen zwei Wanderjahren fast alle Wege, denn jeder hatte ein paar Vorzüge. Alle einzelnen Aspekte zusammen betrachtet, wähle ich nun den Altmühltal-Panoramaweg als schönste Etappenwanderung Deutschlands.
Ich wandert die offiziell in 15 kurze Etappen eingeteilte Strecke mit 200 km und 4243 Höhenmetern in 7 Tagen. Viele Wege, die ich in den letzten beiden Jahren wanderte, waren sehr gut markiert, doch der Altmühltal Panoramaweg ist der einzige, bei dem vom Start bis zum Ziel keine einzige Markierung fehlte, schlecht sichtbar oder missverständlich angebracht war.
In Gunzenhausen komme ich mit der Bahn mitten in einem Gewitter an, doch nachdem ich eine halbe Stunde abwarte, brauche ich die vielen vor dem Färberturm aufgespannten Schirme nicht mehr.
Gleich nach Verlassen der Altstadt überquere ich zum ersten Mal die Altmühl, die ich dann erst wieder morgen Mittag in Treuchtlingen sehen werde.
Schon von weitem sehe ich mein Etappenziel Spielberg vor mir. Ich freue mich, dass ich heute wie bereits bei meiner Wanderung auf dem Frankenweg im Gästehaus Sticht übernachten kann. Ich mag die nette, persönliche Atmosphäre, die äußerst reichhaltige Vesperplatte am Abend und das ebenfalls sehr gute Frühstück, beides serviert in einem schönen Gartenpavillon mit weiter Aussicht.
Zuerst führt mich der Weg in einem Bogen um den Hügel herum, auf dem Schloss Spielberg steht. Auch hier komme ich mehrmals an Stellen mit weiter Aussicht vorbei. Im Schloss befindet sich eine sonntags geöffnete Ausstellung mit Skulpturen des Künstlers und Bildhauers Ernst Steinacker, viele seiner Skulpturen kann man aber auch die ganze Zeit über vor dem Schloss und im netten Innenhof anschauen.
Über bequeme Waldwege erreiche ich nach etwa einer Stunde den Wanderparkplatz beim Gelben Berg. Ich nehme mir 20 Minuten Zeit für einen Abstecher auf diesen herrlichen Karstberg.
Weit schweift mein Blick über das Land. Unter anderem sehe ich in der Ferne den Großen Brombachsee.
Zusätzlich zum Panoramablick kann ich hier die typische Karstlandschaft mit kleinen Dolinen und einer auf kargen Boden angewiesenen Vegetation bewundern.
Die nächsten Kilometer führen mich immer wieder bergauf und bergab, mal durch Wald, mal am Waldrand.
Dann erreiche ich die Steinerne Rinne bei Wolfsbronn, die mich schon bei meinem letzten Besuch hier faszinierte.
Durch Kalkabscheidungen im Wasser hat sich das Bachbett hier im Laufe der Zeit immer mehr erhöht, so dass der Bach nun über einen 130 Meter langen und bis zu 1,60 m hohen Kalktuffdamm fließt.
Und weiter geht es im Wechsel zwischen kurzen Auf- und Abstiegen, Wäldern und Wiesen, oft mit weiter Aussicht.
Dieser Streckenabschnitt ist landschaftlich völlig anders als die späteren Etappen im Altmühltal, weitaus weniger spektakulär, aber bereits hier wird der „Panoramaweg“ seinem Namen gerecht.
Das bequemste Schmetterlingsfoto meines Lebens! Ich sitze auf einer Bank, esse ein Käsebrötchen, da landet direkt neben mir dieser Falter auf einer Blume. Ich hebe die neben mir liegende Kamera, drücke ab, und mit minimaler Bewegung ist das Bild auf dem Speicherchip.
Schließlich erreiche ich Treuchtlingen, wo ich zuerst kurz durch die Stadt spaziere.
Nachdem ich meinen Rucksack ins Hotel-Gästehaus Stadthof gebracht habe, esse ich etwas. Anschließend sitze ich zwei Stunden nicht weit vom Hotel entfernt am Ufer der Altmühl, schaue den Enten zu und genieße den schönen Frühsommerabend in der Natur.
Gleich nach dem Start führt mich der Weg zuerst über einen kleinen Bergrücken, dann wieder zum Ufer hinab und bei Dietfurt erneut bergauf. Über von Mohn- und Rapsfeldern in Farbenträume verwandelte Höhen geht es weiter nach Pappenheim.
Auf die Besichtigung der Burg verzichte ich. Es liegen heute noch genügend Kilometer vor mir.
Bald darauf komme ich zum ersten Mal auf dieser Tour zu einer für den Altmühltal Panoramaweg typischen Trockenwiese.
Diese oft mit Wacholder und anderen Sträuchern bewachsenen Flächen werden mich an den nächsten Tagen noch sehr oft begeistern. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass ich diese Route als schönsten Wanderweg Deutschlands bezeichne.
Kurz hinter Solnhofen erreiche ich bei den nächsten Trockenwiesen die Felsformation 12 Apostel, eines der Wahrzeichen des Altmühltals.
Bald darauf steige ich wieder auf der anderen Seite des Tales bergauf. Hinter mir wird der Himmel immer dunkler. Ich beschleunige meine Schritte, doch kurz bevor ich Mörnsheim erreiche, holt mich der Regen ein.
Dann wandere ich wieder über wunderschöne Trockenwiesen. Bei Sonnenschein würde ich an solch einer Strecke alle 20 Meter zum Fotografieren stehen bleiben, aber inzwischen regnet es recht stark, so dass ich die Kamera im Rucksack lasse.
Da die Wolken am Abend auflockern, gehe ich nach dem Abendessen im Gasthof Zum Kirchenschmied noch eine Weile spazieren. Bei Sonnenuntergang sitze ich lange Zeit am Ufer und lasse den Wandertag gemütlich ausklingen.
Gleich zu Beginn der Etappe folgt wieder einer dieser paradiesischen Streckenabschnitte, auf denen ich am liebsten tagelang wandern würde.
Im Altmühltal wird viel Kalkstein abgebaut. Vor allem der Solnhofer Plattenkalk ist wegen seiner dünnen Schichten berühmt. Hier findet man sehr viele Versteinerungen. Der Urvogel Archäopteryx wurde hier entdeckt. Nun komme ich an einem Steinbruch vorbei, an dem jeder gegen eine kleine Gebühr selbst nach Versteinerungen suchen kann, vor allem für Familien ein Vergnügen.
Von hier oben sehe ich schon die Willibaldsburg in Eichstätt vor mir. Zu dieser großen, auf einem Felsen stehenden Burganlage werde ich heute aber nicht wandern.
In der Altstadt von Eichstätt ist heute Markt und entsprechend ist hier recht viel los.
Gerne hätte ich mir hier das Informationszentrum Naturpark Altmühltal angeschaut, doch ich bin eine halbe Stunde vor Öffnung dort. Da inzwischen Regen aufzieht, warte ich nicht, sondern steige schnell bergauf. Hinter mir wird der Himmel immer schwärzer. Gerade noch rechtzeitig erreiche ich am oberen Ortsrand eine Bushaltestelle, in der ich mich ins Wartehäuschen setzen kann, denn schon wenige Augenblicke darauf öffnet der Himmel alle Schleusen. Nach 20 Minuten endet die Sintflut und ich kann ein paar Kilometer trocken weiter wandern.
Den Rest des Tages über regnet es fast ununterbrochen. Daher lasse ich die Kamera meist im Rucksack. Schade, denn bei gutem Wetter hätte ich auch hier viel öfter fotografiert.
Als ich um 5:45 Uhr im mit einer gelungen Mischung aus historischem Flair und modernem Komfort ausgestatteten Landgasthof Zum Alten Wirt aus dem Fenster schaue und den Hochnebel sehe, der am Hang der Gungoldinger Heide hängt, dauert es nur fünf Minuten, bis ich fertig angezogen mit der Kamera in der Hand hinauf zur Heide eile.
Die Nebelstimmung begeistert mich. Der Schnellstart hat sich gelohnt. Ich komme gerade noch rechtzeitig, denn wenigen Minuten später löst sich der Nebel komplett auf.
Bei Arnsberg überquere ich mal wieder die Altmühl. Nun steige ich hinauf zu den Felsen der Arnsberger Leite, einem der schönsten Aussichtspunkte im Altmühltal.
Einige Zeit später führt mich der Weg hinauf zum Fundament eines alten Wachturms des Limes. Diese römische Befestigungsanlage führte einst mehr als 500 km weit von der Donau bis zum Rhein. Der Nachbau des Befestigungszaun und eines Wachturms entsprechen aber nach aktueller wissenschaftlicher Sicht nicht dem damaligen Aussehen.
Burg Kipfenberg sehe ich nur aus der Ferne.
Danach wandere ich ein paar Kilometer durch Wald. Erst oberhalb von Engerking gibt es wieder etwas Aussicht.
In Kinding schaue ich kurz in die Kirchenburg, dann wandere ich gleich weiter.
Nach dem nächsten Aufstieg komme ich zu einem Bergrücken mit einigen Hügelgräbern aus der Hallstattzeit. Bald darauf bietet sich eine Bank auf einem Felsen mit herrlicher Aussicht als idealer Platz für meine Mittagsrast an.
Beim Abstieg wandere ich unter anderem durch das Felsentor, ein von der Erosion geformter Steinbogen. Neben dem Tor gibt es eine kleine Höhle, in die Kinder mit Taschenlampen gehen.
Bald später komme ich zum Freizeitzentrum Pfraundorfer See, wo am Ufer sehr viel los ist und auch viele Leute baden.
Von einem Aussichtspunkt bei Hirschberg sehe ich unter mir die im Süden von der Altmühl, im Norden vom Main-Donau-Kanal begrenzte Stadt Beilngries.
Schloss Hirschberg kann man nur von außen besichtigen, aber der Rokokobau aus dem 18. Jahrhundert mit zwei Türmen einer älteren Burg aus dem 12./13. Jahrhundert ist sehr fotogen.
Da ich im Hotel Fuchsbräu direkt im Herzen der Altstadt übernachte, spaziere ich nach dem Abendessen noch eine Weile durch das Städtchen, das mir vor allem wegen der vielen Terrassen vor den Restaurants gefällt.
Die ersten Kilometer führen heute über einen bewaldeten Bergrücken zwischen Altmühl und Main-Donau-Kanal. Nur an drei Stellen komme ich an Aussichtspunkten vorbei.
Bei Töging überquere ich zum letzten Mal die echte Altmühl, denn danach fließt sie gemeinsam mit dem Main-Donau-Kanal bis zur Donau.
Nun wandere ich eine Weile oft am Waldrand mit Blick über das Tal, dann direkt unten am Ufer. Die Zeiten ändern sich. Vor langer, langer Zeit floss hier die Donau, dann gehörte das Tal der Altmühl, nun dominiert der heute wirtschaftlich kaum noch genutzte Kanal, eines der umstrittensten Bauprojekte der deutschen Geschichte.
Da ich heute mit leichtem Gepäck wandern will, habe ich in Eichstätt keinen Proviant gekauft sondern eine längere Rast in einem Biergarten in Deising eingeplant.
Mit vollem Magen steige ich danach sehr steil bergauf. Vom Aussichtspunkt Rosskopf bietet sich das nächste von vielen Panoramen, das den Panoramaweg wahrhaft zu einem solchen macht. Zwischen Deising und Kelheim kenne ich die Strecke bereits, da ich hier schon auf dem Jurasteig wanderte. Daher weiss ich, dass es hier auch im Oktober mit farbenprächtigem Herbstlaub wunderschön ist.
Gleich darauf spaziere ich auf dem Kühberg zum letzten Mal in dieser Woche an einer Wacholderheide vorbei.
Wieder geht es hinab ins Tal, und wieder hinauf. Bei Schloss Eggersberg sollte man unbedingt einen kurzen Abstecher hinab zum Kirchfelsen machen, denn dies ist meiner Meinung nach der schönste Aussichtspunkt der gesamten Strecke.
Leider blieben vom laut Wetterbericht komplett wolkenlosen Himmel nun nur noch ein wenige blaue Flecke übrig. Ok, dann heute keine Postkartenfotos! Schön ist es auch ohne Sonnenschein!
Unten im Tal komme ich nun auch an kleinen Auwäldern an ehemaligen Abschnitten der Altmühl vorbei.
Wieder einmal führt mich ein steiler Aufstieg in die Höhe. Danach geht es deutlich leichter weiter, bis ich den Teufelsfelsen mit seiner Drachenfliegerrampe erreiche, auch dies ein Panoramaplatz allererster Güte.
Die letzen Kilometer bis Riedenburg sind leicht. Ich stelle meinen Rucksack in mein Zimmer in der direkt bei der Altstadt gelegenen Pension Ferstl und will mich dann gleich noch eine Weile unten ans Ufer setzen. Doch als ich die Pension verlasse, scheint endlich wieder die Sonne vom blauen Himmel. Direkt vor der Pension sehe ich Wegweiser, die zu den drei Burgen führen. Also gut! Obwohl ich heute schon viele Kilometer gewandert bin, steige ich nun zuerst zu Ruine Rabenburg hinauf. Die Aussicht von hier gefällt mir, aber die Stadt sehe ich nicht unter mir.
Dann marschiere ich hinauf zur Rosenburg, wo tagsüber Flugvorführungen mit Greifvögeln statt finden. Jetzt am Abend ist das Tor abgeschlossen, von außen sehe ich kaum etwas. Also laufe ich wieder ein Stück bergab und steige dann auch noch zur Ruine Tachenstein hinauf, wo ich dann fast den ganzen Abend über sitze.
Nach dem Frühstück gehe ich zuerst noch einmal an das Ufer gegenüber der Altstadt und schaue nun bei Sonnenschein und blauem Himmel hinauf zu den drei Burgen.
Dann führt mich der Wanderweg zuerst ein paar Kilometer ohne allzu große Höhenunterschiede durch das Tal. Erst im Naturschutzgebiet Klamm wird es mal wieder anstrengend. Aber es lohnt sich! Schilder warnen zwar davor, dass man diesen Weg auf eigene Gefahr geht, aber wirklich schwer ist er nicht. Ich steige ein paar sehr steile Felstreppen hinauf und hinunter. In der scheinbar ungezähmten Natur zwischen den Felsen gefällt es mir ausgezeichnet.
Wieder quere ich auf einer Brücke ans andere Ufer. Bald darauf steige ich erneut steil bergauf. Nach kurzer Zeit komme ich direkt am Fuß der senkrechten Felsen vorbei, auf denen Burg Prunn steht.
Gerne würde ich diese Burg besichtigen, doch da ich heute noch nach Hause fahren muss, reicht die Zeit nicht.
Wieder wandere ich eine Weile bequem durch Wald, dann hinab ins Tal. Bei Essing komme ich an einem Blautopf vorbei, einer in herrlichem Türkisblau leuchtenden Karstquelle.
Eine der längsten Holzbrücken Europas, Tatzelwurm genannt, führt mich ans andere Ufer.
Nach einem kurzen, wieder mal steilen Aufstieg folgt ein faszinierender Streckenabschnitt. Mehrere Kilometer weit wandere ich über den Keltenwall, einen mehrere Meter hohen Befestigungswall, der vor über 2000 Jahren eine Stadt mit vielen Tausend Einwohnern schützte. In einer Zeit, in der es noch keine Baumaschinen gab, muss es eine unglaubliche Arbeit gewesen sein, solch ein gewaltiges Monument zu errichten.
Hier verlasse ich das Altmühltal und komme nun ins Donautal. Der Aussichtspunkt bei der Weltenburger Enge ist für mich eine der schönsten Stellen Deutschlands. Von einem hohen Felsen blicke ich hinab zur Donau und zum beliebten Ausflugsziel Kloster Weltenburg.
Hier beginnt die Weltenburger Enge, ein tiefes, schmales Tal, das die Donau in den Berg gegraben hat.
Hochwassermarken faszinieren mich immer. Bei jedem der auf der Leiste links angegebenen Hochwasser würde ich an dieser Stelle komplett unter der Oberfläche stehen.
In der Altstadt von Kelheim esse ich ein Eis, kaufe etwas Proviant, dann wird es Zeit, mit dem Bus zum etwas abseits gelegenen Bahnhof zu fahren.
Hier ist der Link zur Seite des Infozentrum Naturpark Altmühltal mit den offiziellen Infos über diesen Weg: https://www.naturpark-altmuehltal.de/altmuehltal-panoramaweg/
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php