Der traumhaft schöne Rundwanderweg führt meist am Albtrauf der Schwäbischen Alb entlang. Die hervorragend markierte Strecke mit 113 km und 3495 Höhenmetern wird meist in 6 Etappen eingeteilt.
Da wegen der Pandemie nach wie vor alle Hotels geschlossen sind, teile ich diesen Weg in drei sehr lange Etappen ein, die ich mit einer Mischung aus Wandern und Laufen zurücklege, und fahre jeweils zum Übernachten nach Hause.
Vom Bahnhof Geislingen ist es nicht weit zur Altstadt. Unter anderem komme ich am 1445 errichteten Alten Bau vorbei, einem der größten Fachwerkhäuser Deutschlands.
Kurz darauf beginnt auch schon der erste Aufstieg. Durch einen sonnigen Eichenwald führt der Weg mit mäßiger Steigung den Steilhang des Albtrauf hinauf.
Der Albtraufgänger bietet von der oberen Albtrauf-Kante immer wieder herrliche Ausblicke. Beim Ostlandkreuz schaue ich hinab nach Geislingen.
Oben wandere ich ein paar Kilometer mit nur wenigen Höhenunterschieden mehr oder weniger am Rand des Albtrauf entlang, mal über sonnige Wiesen, mal zwischen Wald und Feld, mal auf schmalen, sich entlang der Abbruchkante entlang windenden Pfaden.
Dann laufe ich auf einem rasanten Trail durch herrlichen Wald hinab bis ganz nach unten. Nach dem vielen Regen von gestern scheinen die Vögel heute besonders laut zu zwitschern. Es folgen einige recht bequeme Kilometer.
Unterwegs komme ich an einer Stelle vorbei, wo der Bach kleine Tuff-Terrassen gebildet hat.
Über viele Treppenstufen marschiere ich durch die urwaldhafte Natur, vorbei an den Autalwasserfällen.
Dann folgen erneut einige wunderbare Kilometer auf schmalen Wegen durch den Buchenwald am oberen Rand der Kante entlang.
Der nächste Abstieg führt mich zuerst zu einer kleinen Kapelle. Dann wandere ich über einen Kreuzweg hinunter zum Kloster Ave Maria. Hier lohnt es sich, auch in die Kirche hinein zu schauen.
Dann marschiere ich weiter. Auf den ersten 14 Kilometern bin ich nur zwei Spaziergängern begegnet. „Abstand halten!“ ist auch am Albtrauf kein Problem.
Die Strecke führt zwar meist durch Wald, aber immer wieder komme ich an Aussichtspunkten vorbei, so wie hier am Oberbergfels.
Vor der Ruine Hiltenburg gabelt sich der Albtraufgänger in zwei Varianten: entweder bequem unten um die Burg herum oder mit etlichen zusätzlichen Höhenmetern hinauf zur Burg. Ich marschiere natürlich hinauf.
Nun geht es kurz sehr steil bergab. Dann treffen beide Routen wieder zusammen. Auf angenehmen Wegen wandere ich weiter bis Gosbach.
Es folgen einige sehr bequeme Kilometer durch Wald, anfangs etwas langweilig, doch dann gefällt mir der Wald in einem Naturschutzgebiet wieder recht gut. Nach dem nächsten Abstieg wandere ich eine Weile auf einem Weg zwischen blühenden Wiesen.
Aus allen Richtungen höre ich im Blütenmeer Grillen zirpen. Welch ein wunderbarer Tag!
Bei Mühlhausen im Täle gehe ich unter der A8 hindurch und zum Glück nur kurz durch Außenbereiche der Stadt, schon darf ich wieder durch Wald bergauf steigen. Oben erreiche ich eine Wiese mit unglaublich viel Löwenzahn.
Der Marktbrunnen zeigt eine recht eigenwillige Darstellung eines Elefanten. Aber man muss berücksichtigen, dass im Jahr 1718 die Menschen nicht bereits in Kinderbüchern die richtige Gestalt dieser Dickhäuter sahen, sondern Elefanten meist nur aus ungenauen Beschreibungen kannten.
Die nächsten Kilometer sind sehr bequem. Mit minimaler Steigung wandere ich durch ein idyllisches Tal bis zum Filsursprung.
Auch im folgenden Hasental bleibt der Weg vorläufig recht leicht. Nur nahe der Scheffelhöhle steige ich mal etwas steiler durch einen steinigen Höhenweg hinauf.
Schließlich komme ich kurz aus dem Wald heraus, überquere sonnige Wiesen und erreiche gleich darauf die Burgruine Reußenstein.
An diesem beliebten und heute sehr gut besuchten Ausflugsziel kam ich bereits im letzten Herbst auf meiner wunderbaren Albsteig-Wanderung vorbei.
Albsteig und Albtraufgänger führen nun kurz durch den Wald, dann über Wiesen mit vielen blühenden Blumen.
Dann laufe ich einige Kilometer lang auf einem schmalen Pfad direkt an der oberen Abbruchkante des Albtrauf.
Bei solchen Routen, die in sehr häufigem Wechsel mal ein paar Meter bergauf, dann wieder hinab führen, ist eine genaue Ermittlung der kompletten Höhenmeterangaben für eine Strecke völlig unmöglich. Jede GPS-Messung und jede Kartensoftware zeigt hier stark abweichende Daten. Daher wundert es mich nicht, dass der Albtraufgänger auf der offiziellen Homepage mit 3495 Höhenmetern und auf wanderkompass.de mit 4226 Höhenmetern angegeben wird.
Der herrliche Pfad endet wenige Meter unter dem Gipfel des 800 m hohen Bossler. Hier trennen sich die Routen von Albtraufgänger und Albsteig wieder und treffen nur noch in Gingen wieder für ein kurzes Stück zusammen.
Ein zackiger Serpentinenpfad führt mich nun schnell bergab. Noch kurz über einen Wiesenweg, dann erreiche ich das Hotel Deutsches Haus, eines der offiziellen Etappenziele am Weg.
Die nächsten Kilometer führen meist über breite Forstwirtschaftswege. Auf einer Grünbrücke überquere ich die A8 und laufe dann ein Stück neben der Autobahn hinab zum Ortsrand von Aichelberg. Auf einem anderen Trail laufe ich dann wieder schnell zum Ortsrand hinab. Auf sonnigen Wegen sehe ich nun die drei Kaiserberge Hohenstaufen, Rechberg und Stuifen in der Ferne neben mir.
Dann erreiche ich Bad Boll, von wo aus ich heute nach Hause fahre.
An diesem Morgen starte ich in Bad Boll nicht alleine. Bernie, mit dem ich schon mehrmals bei Marathon-Läufen und privaten Einladungsläufen unterwegs war, begleitet mich. Wir wollen heute 46 km überwiegend in sehr hohem Tempo wandern, dazwischen aber auch etwa ein Viertel der Strecke laufen.
Die ersten Kilometer wechseln oft zwischen Wald und Wiesen, zwischen schmalen Pfaden und breiten Wanderwegen, kurzen Auf- und Abstiegen. Bei perfektem Wetter macht es uns viel Spaß, in dieser schönen Umgebung unterwegs zu sein.
Der Blick auf die drei Kaiserberge wird heute von leichtem Dunst getrübt, aber der Himmel ist wolkenlos. Vor allem ist er heute aber wie schon seit Wochen völlig frei von Kondensstreifen. Dies ist für mich einer der ganz wenigen Vorteile der Pandemie. Der ungetrübt blaue Himmel könnte von mir aus weiterhin so bleiben. Die Milliardenhilfe für Fluggesellschaften und Reisekonzerne sollte man besser in die vom Konkurs bedrohten Hotels, Gaststätten, Konzertveranstalter, Sportvereine, Bäder, Theater etc. stecken statt mit Steuermitteln die Menschen weiterhin über die ganze Welt zu schicken, während daheim bald keine normale Lebensqualität übrig bleibt, weil alles pleite geht.
Wir folgen die ganze Zeit über den Wegmarkierungen des Albtraufgänger und kommen daher nicht direkt am Wasserberghaus vorbei, das ein offizielles Etappenziel ist, aber etwas oberhalb unserer Strecke steht. Egal, dort hin wollen heute ohnehin sehr viele andere Wanderer, wir folgen lieber unserer weniger stark frequentierten Route.
Am Mittag müssen wir eine Weile den wenig interessanten Ort Gingen an der Fils durchqueren, dann können wir nach einem anstrengenden Aufstieg wieder Aussicht genießen.
Ein Trail führt uns nun zuerst durch den Wald, dann hinauf zum Kuhfelsen, der uns eine weite Aussicht über Geislingen an der Steige bietet.
Abgesehen von drei Stellen ist der Albtraufgänger lückenlos markiert. An zwei davon war relativ klar, in welche Richtung man muss, doch nun stehen wir beim Abstieg vom Kuhfelsen vor der Frage, ob wir einem Pfad geradeaus oder dem breiteren Weg bergab folgen sollen. In beiden Richtungen hängen Wegmarkierungen, aber keine vom Albtrauf. Wir gehen bergab, was sich aber als Umweg heraus stellt.
Unten im Tal folgen wir kurz der Bahnlinie, dann marschieren wir in das Eybachtal und zweigen bald in das Felsental ab, einem der schönsten Streckenabschnitte.
Durch urwüchsige Natur und zwischen ein paar Felsen führt der romantische Steig bergauf. Sogar über zwei Metalltreppen müssen wir steigen. Herrlich!
Oben folgen wieder flachere, sonnige Kilometer. Die leuchtend gelben Rapsfelder begeistern mich.
Kurz vor dem Ziel erreichen wir die Burgruine Helfenstein, wo um 18 Uhr noch viele Leute in der Sonne sitzen.
Noch ein kurzer Abstieg, dann erreichen wir den Bahnhof in Geislingen an der Steige. Eine wunderbare Tour geht zu Ende.
Hier ist der Link zur Seite des Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf e.V. mit den offiziellen Infos über diesen Weg: https://www.mein-albtrauf.de/erleben/wandern/fernweg-albtraufgaenger
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php