Der 66-Seen Wanderweg führt ab Potsdam insgesamt 416 km auf meist ebener Strecke rund um Berlin. Nahezu jeden Tag kommt man an mehreren Seen vorbei, in denen man baden kann. Aber auch die duftenden Kiefernwälder und die vielen urwaldhaften Auwälder begeistern mich hier.
Am frühen Nachmittag komme ich in Potsdam an. Wegen der vielen großartigen Parkanlagen und Schlösser zählt Potsdam zum Unesco-Weltkulturerbe. Die ersten acht Kilometer des Wanderwegs führen an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. Schon wenige Minuten nach meiner Ankunft am Bahnhof stehe ich vor der Nikolaikirche.
Es folgen das Brandenburger Tor, Schloss und Park Sanssouci, der Ruinenberg, die russische Kolonie Alexandrowka, das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof. Da ich auf meiner Reise auch viele regionalen Biersorten testen will, setze ich mich auf die Terrasse der Hausbrauerei Alte Meierei. Das helle Bier schmeckt mir hier nicht, aber der Blick auf den Jungfernsee ist herrlich. Dann spazierte ich noch hinauf auf zum Belvedere auf dem Pfingstberg. Bald darauf endet meine erste Mini-Etappe.
Am nächsten Tag führen die ersten Kilometer zwar oft durch die Natur, aber es gibt auch einige langweilige Abschnitte und vor allem am Vormittag zu oft Asphalt. Ein Rastplatz am Ufer des Schlänitz See eignet sich gut für eine kurze Pause. Schloss Marquardt macht einen recht verwahrlosten Eindruck und lohnt kein Foto, aber ein Rundgang durch den Park ist recht nett. Nach einigen weiteren recht monotonen Kilometern geht es dann schöner weiter. Vor allem der Streckenabschnitt am Ufer des Havelkanal gefällt mir. Hier fahren viele Schiffe vorbei, vor alle kleine Privatboote.
Bei meiner Wanderung 2018 sind die ersten Etappen nur unvollständig markiert. Zum Glück habe ich den GPS-Track und den sehr empfehlenswerten Reiseführer "66-Seen Wanderung" von Manfred Reschke dabei. Manfred Reschke erkundete seit 1977 die Strecke für diesen Wanderweg in eigener Initiative. Im Laufe der Zeit bekam das Projekt Unterstützung durch die Leitung der Regionalparks und des Landestourismusverbandes. Im Jahr 2000 wurde der Weg dann offiziell eröffnet.
Diese Etappe gefällt mir deutlich besser als die Strecke von gestern. Zuerst geht es wieder meist am Havelkanal entlang, dazwischen auch durch Wälder und über ein großes Feld, wo ich viel Zeit damit verbringe, Schmetterlinge zu fotografieren.
Bei der Schleuse Schönwalde setze ich mich eine halbe Stunde lang hin und schaue zu, wie große und kleine Schiffe die Schleuse passieren.
Dann folgt ein Streckenabschnitt durch einen wunderschönen Kiefernwald. Der intensive Duft dieser Wälder zählt seither für mich zu meinen wesentlichen Erinnerungen an den 66-Seen-Weg. Da an manchen Stellen tiefer, weicher Sand die Waldwege bedeckt, ist das Wandern hier zeitweise recht anstrengend.
In der zweiten Hälfte des Tages bietet die Strecke ab Schönwalde zwar auch noch ein paar hübsche Waldwege, aber es gibt auch einige wenig spannende Kilometer. Vor allem die ersten Kilometer hinter Hennigsdorf kann man nur als Füllmaterial bezeichnen. Asphalt und Verkehrslärm gefallen mir nicht. Erst in der Nähe von Birkenwerder wird es dann wieder schöner.
Als ich heute gegen Abend über einen Brettersteg wandere, der entlang der Briese durch einen äußerst idyllischen Auwald führt, fühle ich mich rundum glücklich und zufrieden.
Am Morgen folgt sogar ein noch schönerer Abschnitt auf dem herrlichen Briesesteg, oft an urwaldhaften Wasserstellen und kleinen Sumpfgebieten vorbei. Bald erreiche ich den kleinen Boddensee.
Bald darauf folgt ein kurzer wenig attraktiver Streckenabschnitt, doch dann geht es am nächsten Brettersteg weiter mit Genusswandern. Insgesamt spaziere ich heute morgen etwa zwei Stunden durch das großartige Briesetal mit seinen urwüchsigen Bruchwäldern, vielen im Wasser stehenden Bäumen und wilder Vegetation. Schon alleine dafür hat sich die Reise gelohnt.
Nun noch ein Stück durch eine Kiefern-Monokultur, dann stehe ich vor der urigen, aus großen Feldsteinen erbauten Kirche von Wensickendorf.
Die nächsten Kilometer kann man recht angenehm wandern, auch wenn sie nicht spektakulär sind. Auf der Terrasse eines Restaurants am Stolzenhagener See trinke ich ein Bier, dann spaziere ich am Ufer entlang weiter.
Bald erreiche ich den großen Wandlitzsee. An ein paar Stellen am Ufer kann man baden. Bei der Stadt gibt es sogar ein großes Seebad, das aber Eintritt kostet. Ebenso schön sitzt und schwimmt man aber gleich links daneben.
Gegen 16 Uhr spaziere ich zu einer kleinen Badestelle nahe meines Hotels und schwimme weit am Ufer entlang. Am Abend gehe ich dann erneut hinab, nehme eine Flasche Wein, Brot und guten Käse mit und schwimme nach dem Abendessen zum Sonnenuntergang noch eine Runde.
Dass man bei einer Fernwanderung fast täglich in schönen Seen baden kann, gibt es auf nur sehr wenigen Routen. Den 66-Seen -Weg könnte man gut mit dem Slogan "Hike & Swim" vermarkten.
Am Vormittag führt der 66-Seen Weg insgesamt viele Kilometer weit an den Ufern einiger recht naturbelassener Seen entlang. Genau so habe ich mir diesen Fernwanderweg gewünscht. An ein paar Stellen plagen mich Stechmücken, aber insgesamt werde ich hier viel seltener gestochen als zuhause in den Rheinauen. Nun ist die Landschaft deutlich welliger als bisher.
Wenn man die kleinen, namenlosen Seen dazu rechnet, komme ich heute an mehr als einem Dutzend Seen vorbei. Wie an einer Schnur aufgereiht folgen sie Stück für Stück. Allerdings führt der Weg meist nicht direkt am Ufer entlang. Bei manchen Seen kommt man zumindest an einer oder wenigen Stellen direkt ans Wasser, andere erreicht man nur, wenn man von der Wanderroute auf kurze Pfade zum Ufer abzweigt.
Jetzt beginnen die beiden meiner Meinung nach schönsten Etappen. Nach meiner Übernachtung in einem großen Pferdehof bin ich bald wieder an den nächsten Seen. Hier führt der Weg erfreulich oft am Ufer entlang. Dieser Morgen ist herrlich!
Eine Weile durch den Wald, dann erreiche ich den Straussee, wo es wieder etwa 2 km idyllisch meist direkt am Ufer entlang geht. Ich bin sehr froh, dass ich mich zur Wanderung auf dem 66-Seen-Weg entschieden habe.
Der Rest der heutigen Strecke ist sehr abwechslungsreich und meist wunderschön. Inzwischen habe ich fest beschlossen, in den nächsten Jahren noch oft die vielen Seen im Nordosten von Deutschland zu erkunden.
Am Abend halte ich mich in Hennickendorf am Großen Stienitzsee meist am Ufer auf und schwimme natürlich auch wieder eine Weile.
Von Tag zu Tag gefällt mir der 66-Seen Weg besser. Auch die heutige Etappe bietet so wie gestern sehr viel Abwechslung. Wenn man liest “Wanderweg rund um Berlin”, erwartet man viel mehr Städte, Dörfer und Landwirtschaft. Statt dessen führt die Route oft durch von Forstwirtschaft unberührte Auwälder. Heute überraschen mich auf den ersten Kilometern ein paar kurze, sogar über Treppen führende steile Auf- und Abstiege. Das Schmelzwasser der Gletscher der letzen drei Eiszeiten hat hier tiefe Rinnen in die Landschaft geschliffen. Meist hält der Pfad am Morgen viel Abstand zum See, aber er ist wirklich schön.
Bei Rüdersdorf befand sich einst ein großer Kalksteinberg, auf dem schon vor über 1000 Jahren Kalk abgebaut wurde. Inzwischen findet man hier statt einem Berg eine Grube, die bis 50 m unter den Meeresspiegel reicht. Auf den Besuch des sicherlich sehenswerten Freilichtmuseums verzichte ich. Der Wanderweg führt am Zaun des Tagebaugeländes entlang und bietet zwischendurch auch zwei Gelegenheiten, hinein zu schauen.
Einige Zeit später führt der Weg unmittelbar am Ufer des von vielen Segel- und Motorbooten befahrenen Kalksee entlang.
Nach der Woltersdorfer Schleuse geht es ebenso schön am Ufer des Flakensee entlang. Auch hier fahren viele Boote.
Danach wird die Strecke besonders schön. Ein idyllischer Pfad führt am Ufer der Löcknitz entlang. Viele Paddel- und Motorboote fahren vorbei.
An einem Abschnitt liegt direkt links von mir der Wupatzsee, rechts der kleine Fluss.
Ein Stück weiter mäandert der Fluss als schmales Gewässer durch die Auenlandschaft. Hier kann man nur noch mit Paddelbooten fahren, sofern man es schafft, sich zwischen den vielen umgestürzten Bäumen hindurch zu manövrieren. Dieser Weg ist märchenhaft schön! Viele Kilometer geht es so weiter. Ich könnte pausenlos fotografieren.
Die letzten fünf Kilometer führen über einen meist kerzengeraden, breiten Forstwirtschaftsweg, aber selbst hier gefällt mir der Wald rechts und links. Unterwegs komme ich an einer Fischzuchtanlage vorbei und kaufe mir dort an der Imbisstheke ein Fischbrötchen.
Da ich bei der Reiseplanung in Hangelsberg keine passende Übernachtungsmöglichkeit fand, fahre ich nun mit der Bahn von dort in wenigen Minuten nach Fürstenwalde.
Morgens kurz vor 8 fahre ich mit dem Zug zurück nach Hangelsberg und setze meine Wanderung fort. Eine halbe Stunde nach Beginn der Tagesetappe stehe ich am Ufer der Spree, die hier noch recht schmal ist. Ein hübscher Weg führt am Ufer entlang.
Die Strecke bis Fürstenwalde gefällt mir recht gut, auch wenn sie gegen Ende ab und zu auf asphaltiertem Weg etwas abseits der Spree führt. Doch immer wieder kommt man auch an das Ufer heran. Bei Fürstenwalde ist die Spree viel breiter, da sie hier vereint mit dem wasserreicheren Oder-Spree-Kanal fließt.
Ich empfehle, die nächsten 13 km von Fürstenwalde nach Bad Saarow mit dem Zug abzukürzen, denn dieser Streckenabschnitt bereitet mir wegen einer sehr reizlosen Streckenführung und schlechter Markierung nicht viel Freude. Auf dem Rauener Berg beeindrucken mich die Markgrafensteine, zwei große Findlinge, die einst von einem Gletscher aus Schweden hier her transportiert wurden. Einst waren sie sogar noch viel größer, doch Teile davon wurden unter anderem zum Bau eines Brunnen in Berlin benutzt.
Das Bewältigen der 220 Stufen auf den Aussichtsturm lohnt sich nicht, da man von dem niedrigen Berg aus fast nur flache Landschaft sieht.
Im Kurort Bad Saarow gefallen mir die vielen alten Villen. Auf dem See fahren Ausflugsschiffe und große Motorboote, am Ufer tummeln sich viele Wasservögel. Der Uferbereich wurde wie ein Park angelegt.
Heute schwimme ich gleich zwei Mal, zuerst am späten Nachmittag, dann nach Sonnenuntergang, als das Seebad bereits schließt.
Nachdem es in manchen Regionen Brandenburgs schon seit April nicht mehr geregnet hat, die Landwirtschaft ruiniert ist und die Waldbrandgefahr am Limit lag, regnet es heute endlich.
Kurz nach Start wandere ich heute durch einen kleinen Urwald.
Den restlichen Tag über gibt es auch viele große Lücken in der Markierung, aber hier hilft mir dann wenigstens wieder das Buch weiter.
Bei strömendem Regen komme ich an zwei kleinen Seen vorbei, lasse die Kamera hier aber im Rucksack. Aber einen Vorteil hat das Regenwetter: die vielen schönen Spinnennetze am Waldboden fallen durch die Wassertropfen sehr gut auf.
Rings um mich herum sieht das Profil der Landschaft ähnlich aus wie ich es von den großen Dünenfeldern der Sahara kenne, allerdings wachsen hier Kiefern auf den üppig grünen Dünen. Diese Landschaft entstand nach der letzten Eiszeit, als Flugsand zu großen Wanderdünen aufgehäuft wurde. Die Formen der Dünen kann man im Wald noch sehr gut erkennen. Schließlich führt eine Treppe auf die höchste Binnendüne Deutschlands. Oben stehe ich auf offenem Sandboden. Mich faszinieren hier vor allem viele alte, verkrüppelte Kiefern, die am Rande der Düne wachsen.
Ein weiterer See bietet bei dem trüben Wetter keine Bereicherung des Fotoarchivs. Dazwischen geht es bisschen durch den Wald. Auf einer Lichtung sehe ich zwei Kraniche, die aber zu weit entfernt für ein brauchbares Foto stehen. Auch bei zwei weiteren Etappen sehe ich Kraniche nur aus großer Distanz, höre ihre markanten Rufe aber schon von weitem.
Schon erreiche ich Wendisch-Rietz, wo ich geplant hatte, in einem Restaurant zu Mittag zu essen. Aber alle, an denen ich vorbei komme, haben Ruhetag oder sind erst abends geöffnet. Doch dann zeigt außerhalb der Stadt ein Wegweiser zum 200 m entfernten Restaurant Fisch-Haus. Ich bin neugierig und spaziere dort hin. Bei Regen kann ich natürlich nicht auf die wunderschönen Terrassen am Ufer sitzen, doch auch von drinnen genieße ich einen schönen Blick durch das Fenster. Die hochwertige Speisekarte liegt zwar über meinem normalen Budget, aber es lohnt sich. Mit der besten Fischsuppe meines Lebens und einer leckeren Räucherfischplatte werte ich ideal den verregneten Tag auf.
Ein paar Kilometer wandere ich noch an zwei Seen entlang, dann erreiche ich den Campingplatz am Springsee, wo ich für heute Nacht ein Schlaf-Fass gebucht habe. Mich überrascht es sehr, wie bequem es darin ist.
Als gegen 17 Uhr überraschend für eine Weile die Sonne scheint, spaziere ich am Ufer entlang und setze mich auf eine Bank. Trotz schöner Badestelle verzichte ich an dem kühlen Abend aber auf Schwimmen.
Bei recht sonnigem Wetter breche ich früh am Morgen auf.
Die ersten Kilometer sind recht hübsch, doch dann führt mich eine wohl von jemanden absichtlich in die falsche Richtung umgehängte Markierung in die falsche Richtung, was mir einen größeren Umweg und 1,5 km entlang einer Straße beschert, bis ich endlich wieder die nun sehr gut mit blauen Punkten markierte Strecke finde. Danach spaziere ich unter anderem am Grubensee und am Godnasee entlang und durch schöne, abwechslungsreiche Waldstücke.
Vom Neuendorfer See sehe ich nur an wenigen Stellen etwas. Meist kommt man nicht ans Ufer heran. Aber in einer kleinen Bucht am Westufer des Sees kann ich bei einem wunderschönen Rastplatz mit Badestrand fast eine Stunde lang eine Mittagspause genießen.
Einige Zeit darauf komme ich an einer Windmühle vorbei. Etwas später überquere ich mal wieder die Spree. Ich hatte gehofft, in Leibsch etwas zum Mittagessen kaufen zu können oder in einem Restaurant zu essen, doch ich muss hungrig weiter.
Am frühen Nachmittag erreiche ich Köthen. Obwohl die Entfernung zu Berlin nur etwa 30 km beträgt, ist das Funknetz zu schwach zum telefonieren oder für Internet-Empfang. Einen Laden gibt es auch hier nicht und das einzige Restaurant wurde vor einem Jahr geschlossen. Zum Glück bieten mir die anderen Gäste in meiner Unterkunft an, mit ihnen zu grillen. Der nahe Badestrand ist ein ausgesprochen schöner Platz zum Schwimmen.
Der leichte Regen vorgestern reichte nicht aus, um die Folgen der Dürre zu mildern. Doch nach wochenlanger Trockenheit regnet es nun heute morgen viel zu viel. Im nahe gelegenen Berlin wird sogar eine Autobahn wegen Überflutung gesperrt. Ich starte bei 14 Grad und Starkregen. Erst beim alten Kaiserbahnhof in Halbe hört der Regen zumindest für zwei Stunden auf.
Für mich gibt es auf dieser Etappe zusätzlich zu elf normalen Seen noch 666 weitere, die am Morgen die Wanderwege und Straßen bedecken.
Von Halbe nach Teupitz führt die Hauptroute meist durch Kiefernwald, mit sehr vielen rechtwinkligen Richtungswechseln, aber immer hervorragend markiert.
In Teupitz kann man im Sommer meist schön auf der Seebrücke sitzen und den 180 Grad Panoramablick genießen, doch heute treibt mich der Regen schnell weiter. Ein kurzer Blick in die Kirche muss sein. Drinnen höre ich Orgelmusik.
Weiter folge ich den blauen Punkten vorbei am Tietschensee nach Tornow und dann auf einem Naturlehrpfad am Ufer des Tornower See.
Drei Kilometer weiter erreiche ich mein Tagesziel.
Da ich während der letzten Jahre bei Wettkämpfen oft extrem lange Distanzen nonstop gelaufen bin, plane ich nun für meine Zeit als Wanderer am Anfang auch einige zu lange Etappen ein. Im Laufe der nächsten Monate wird meine Etappeneinteilung dann aber immer moderater. Heute sollte es eine besonders sportliche 43 Kilometer Etappe sein, doch durch Umwege werden dann sogar 48 Kilometer daraus.
Wer nicht die komplette Strecke des 66-Seen-Weg wandern will, dem empfehle ich, ab Egsdorf oder ab Sperenberg mit dem Bus bis Trebbin zu fahren.
Ein paar Kilometer Kiefernwald bis zum Kleinen Zeschsee, wenig spektakulär bis zum Wolziger See, langweilig zum Großen Wünsdorfer See. So weit ganz nett, alles habe ich an den letzten Tagen aber auch schöner gesehen.
Ab Wünsdorf wird die Markierung sehr lückenhaft und die Landschaft bietet nur noch wenige Höhepunkte.
Der Faule See gefällt mir aber ausgesprochen gut.
Auch wenn mir diese Tagesetappe insgesamt nicht besonders gefällt – die Gipsseen kurz vor Sperenberg zählen für mich zu den schönsten am 66-Seen Weg. Diese entstanden nicht auf natürliche Weise sondern durch den Abbau von Gips. Ich wähle die im Buch empfohlene Wegvariante, die oberhalb dieser Kleinode entlang führt.
Die nächsten Kilometer machen überhaupt keinen Spaß. Zuerst entlang der Mauer eines ehemaligen Militärgeländes, dann auf kerzengeraden Wegen, oft auf Betonplatten, durch eine flache Agrarlandschaft mit einzelnen Baumreihen. Nur die großen Sonnenblumenfelder lockern die Monotonie auf.
Zum Glück ist es nicht mehr weit bis Trebbin!
Nach der sehr lange Etappe von gestern habe ich für heute mit 33 km eine für mich normale Distanz eingeplant. Doch trotz heute richtig guter Streckenmarkierung werden es aus anderen Gründen dann doch 40 km. Aber diese Etappe gefällt mir wieder recht gut.
Nach Durchquerung von Trebbin geht es ausnahmsweise auf einen “richtigen” Berg hinauf. Nichts, was man im größten Teil von Deutschland überhaupt als Berg bezeichnen würde, aber für Brandenburg ganz beachtlich. Oben steige ich den Aussichtsturm hinauf, doch dies lohnt sich nicht.
Bald darauf erreiche ich zuerst den Blankensee und kurz danach den gleichnamigen Ort. Hier gefällt mir der Schlosspark mit seinen vielen Skulpturen und schmückenden Bauwerken sehr gut.
Die nächsten Kilometer führen durch eine abwechslungsreiche Wald- und Wiesenlandschaft - so richtig zum “die Seele baumeln zu lassen”.
Am Großen Seddiner See komme ich zuerst am eintrittspflichtigen Strandbad vorbei. Nach einem kurzen Pfad durch Auwald erreiche ich dann aber viele kleine Buchten, an denen man kostenlos baden kann. In einer stillen, von FKK-Anhängern genutzten Bucht abseits des Trubels, schwimme ich mal wieder eine Weile.
Kurz führt der Weg vom See fort, nach Wildenbruch, wo mir die Kirche sehr gut gefällt.
Anfangs noch ein Stück vom See entfernt, aber sehr schön, geht es weiter, bis ich den See wieder erreiche und an weiteren Badestränden vorbei komme.
Im Biergarten eines Restaurants am Kleinen Seddiner See verweile ich recht lange, da ich mich kaum von diesem schönen Platz trennen kann.
Die nächsten acht Kilometer muss ich nun im Lauftempo zurück legen, da ich um 17:02 Uhr von einem kleinen Bahnhof mit dem Zug zu meiner gebuchten Unterkunft nach Potsdam fahren will. Ich zwar rechtzeitig zum Bahnhof, sehe dort aber, dass heute alle Züge ausfallen. Leider fehlt ein Hinweis, wie man zu Fuß den nächsten Bahnhof erreichen kann, ab dem Schienenersatzverkehr angeboten wird.
Daher marschiere ich nun auf dem 66-Seen-Weg noch zusätzliche acht Kilometer vorbei an einigen Badeseen, durch angenehmen Kiefernwald und Auwälder bis zur Bushaltestelle in Caputh.
Am Morgen kehre ich nach Caputh zurück und spaziere durch den kleinen Park beim Schloss.
Ich hatte mich zum Abschluss dieser Reise auf eine schöne Strecke durch Parkanlagen vorbei an Schloss Charlottenhof und am Chinesischen Teehaus gefreut, doch statt dessen muss ich nun neben lauten Straßen zum Hauptbahnhof von Potsdam marschieren.
Der Park Babelsberg liegt zwar nicht an der 66-Seen-Strecke, aber wer in Potsdam ist und nicht auch diesen Park besichtigt, der verpasst das Schönste.Daher sollte man für Park Babelsberg als perfekten Abschluss der Reise auf jeden Fall ein bis zwei Stunden einplanen Ich bin heute sogar den gesamten Nachmittag hier.
Jetzt steht endgültig für mich fest, dass mir Potsdam besser gefällt als alle anderen Städte, dich ich bisher in Deutschland gesehen habe. Für mich ist es eine der mit Abstand schönsten Städte Europas und ich könnte mir gut vorstellen, hier auch ein paar Jahre zu wohnen.
Eine Stunde bevor ich nach Hause fahren muss, schwimme ich gegenüber vom Park Babelsberg zwischen Seerosen, unter den über das Wasser ragenden Ästen von Eichen und Weiden und genieße ein einzigartiges Badepanorama.
Es ist heute kaum mehr vorstellbar, dass hier einst die Mauer Deutschland teilte und in dem Bereich, in dem ich jetzt bade, fünf Menschen bei Fluchtversuchen ermordet wurden. Der heute so lebhafte Bootsverkehr auf der Havel war damals natürlich auch streng verboten.
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php