Der 76 km langen Kapellen-Pilgerweg im Süden der Pfalz führt durch die Wälder des Biospherenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen und über Weinberge am Rande der Rheinebene. Da die offiziell in vier kurze Etappen eingeteilte Strecke relativ leicht ist und man die Etappenziele gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln errreichen kann, will ich hier jede der Etappen in einer anderen Jahreszeit wandern.
Meine Herbst-Etappe mit 16 km und 650 Höhenmetern starte ich Mitte November nahe der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich beim Deutschen Weintor in Schweigern-Rechtenbach. Hier beginnen bzw. enden auch einige andere Etappenwanderwege, u.a. der Pfälzer Weinsteig und der Pfälzer Waldpfad.
Schon nach wenigen Minuten führt mich der gut markierte Weg hinauf auf die Weinberge. Bei klarem Wetter kann man von hier oben über die Rheinebene bis zum Schwarzwald und zum Odenwald blicken.
Einige Kilometer weit marschiere ich nun mal durch eine abwechslungsreiche Waldlandschaft. Am besten gefallen mir in der Pfalz die hier typischen Kiefernwälder.
Dann erreiche ich die Ruine der ehemaligen staufischen Reichsburg Guttenberg.
Obwohl anders als bei vielen anderen Burgen in der Pfalz von Guttenberg nur noch der Bergfried und einige Mauerreste stehen, ist sie ein äußerst lohnendes Ausflugsziel, denn die Aussicht begeistert mich hier bei jedem Besuch.
Fast in allen Richtungen sieht man von hier nur Wald, im Osten im Hintergrund auch die Rheinebene.
Nach einigen Kilometern bergauf und bergab durch den Wald erreiche ich den Stäffelsbergturm. Über eine Wendeltreppe steige ich mehr als 100 Stufen in die Höhe.
Auch von hier oben blickt man fast ausschließlich auf die grünen Waldflächen des Biospährenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen.
Hier gefallen mir am besten die vielen in den Sandstein gemeiselten Reliefs des Kreuzweges.
Ein kurzer Abstieg bringt mich hinab nach Dörrenbach. Dieses etwas abseits der Rheinebene in einem kleinen Tal liegende Dorf wirkt für mich immer wie ein Ausschnitt aus einem Märchenbuch.
Auf eine Besichtigung der Wehrkirche St. Martin muss ich heute leider verzichten, da ich vor Sonnenuntergang mein Etappenziel erreichen will.
Mal durch Wald, mal über Weinberge, wandere ich weiter bis zum Kurpark in Bad Bergzabern. Hier lasse ich den Wandertag ein paar Stunden lang gemütlich in Bad und Sauna der Südpfalztherme ausklingen.
Mitte Januar liegt endlich mal wieder Schnee in der Rheinebene. Heute ist ein perfekter Tag dafür, ab Bad Bergzabern meine Winteretappe mit 13 km und 350 Höhenmetern zu wandern. Vom Bahnhof erreiche ich schnell das Schloss, dessen fotogener Südflügel 1532 fertiggestellt wurde. Einst umgab ein Wassergraben das Schloss.
Über Weinberge und durch Wald wandere ich hinauf zum ehemaligen Kloster Liebfrauenberg. Das eigentliche Klostergelände und die Kirche dürfen nicht von Wanderern betreten werden, aber etwas abseits steht eine kleine, recht fotogene Kapelle.
Nur kurz führt mich der Weg durch den Rand von Pleisweiler. Schon wandere ich wieder bergauf.
Die Strecke führt auch weiterhin abwechselnd über Weinberge und durch Wald. Auf einem Bergrücken scheint heute die Sonne besonders intensiv und mildert die eisige Kälte der Luft.
Ganz besonders begeistern mich aber heute die vielen tausend kleinen Eiszapfen, die entstanden, als tagsüber das Wasser auf den Zweigen der Bäume zu schmelzen begann, dann aber wieder gefror. Eine Wunderwelt, die ich am liebsten stundenlang fotografieren würde!
Bei Gleiszellen komme ich an der im 18. Jahrhundert erbauten Dionysius-Kapelle vorbei.
Im Sommer und im Herbst ist am Wochenende in den vielen Weingütern in Gleiszellen viel los, heute sehe ich hier keinen einzigen Menschen.
Noch einmal wandere ich einige Kilometer über Weinberge. Schließlich sehe ich mein Etappenzlel Klingenmünster vor mir.
Oben im Wald steht die Burgruine Landeck, zu der mich die nächste Etappe führen wird.
Ende April 2024 sorgt die große Baustelle einer quer durch den Pfälzerwald führenden Pipeline im Raum Gleiszellen/Klingenmünster für Behinderungen und zu Irritation bezüglich der Streckenausschilderung.
Ich starte bei meiner 22 km langen Frühlingsetappe in Klingenmünster bei der Bushaltestelle am Rathaus und folge zuerst der auf der Karte des Wandermenü angegebenen Strecke über Burg Landeck. Mich wundert es hier aber, dass ich keine Wegzeichen für den Kapellenweg sehe. Über Weinberge erreiche ich bald die Nikolauskapelle. Kirche und Turm wurden vermutlich schon 1190 erbaut.
Über mir sehe ich Burg Landeck, zu der ich nun auf der Route des Weinsteig hinauf wandere. Nur an einer einzigen Stelle hängt bei einem Wegweiser auch das Logo des Kapellen-Weg.
Zu meiner großen Überraschung ist die Burg um 8:30 Uhr noch abgeschlossen. Daher kann ich sie nur von außen betrachten. Anscheinend wird sie inzwischen erst ab 11 Uhr geöffnet. Schade, ich war schon oft hier und liebte das Ambiente und die Aussicht.
Weiterhin auf der Weinsteig Route wandere ich hinab zum Klingbachhof. Hier sehe ich bei einem Wegweiser, dass der Kapellen-Pilgerweg nun wohl ohne die Schleife zur Landeck markiert ist. Ab hier kann ich nun meist den Wegmarkierungen folgen.
Nachdem ich bei meiner letzten Etappe die Burg in winterlichem Ambiente gesehen habe, genieße ich nun den Anblick blühender Obstbäume.
Buchenwälder gefallen mir im Frühling besonders gut, wenn sich das frische Grün der Blätter deutlich von den dunkleren Nadelbäumen abhebt und zu leuchten scheint. Buchen wachsen im Pfälzerwald fast überall.
Die Strecke führt mich nun lange Zeit meist auf bequemen Forstwirtschaftswegen durch den Wald, immer umgeben vom herrlichen Grün, zwischendurch aber auch mit Aussicht.
Zwischendurch führt die Route aber auch über schmale, etwas steilere Pfade. Zwischen Abtskopf und Silzer Linde muss ich einen größeren Umweg wandern, da heute die Wanderroute wegen Forstarbeiten gesperrt ist.
Schließlich erreiche ich Lindelbrunn, wo jetzt noch einige Obstbäume blühen.
Der markierte Wanderweg führt nicht zur Burgruine hinauf. Doch die 700 m Aufstieg lohnen sich auf jeden Fall.
Ruine Lindelbrunn hat zwar architektonisch nicht allzu viel zu bieten, aber dafür genießt man hier oben einen der schönsten 360 Grad Panoramarundblicke der gesamten Pfalz.
Nun führt mich die Route abwechselnd durch Wald und über Wiesen bis zum Hahnenhof nahe Oberschlettenbach.
Dann geht es nur kurz durch ein Tal mit einer großen Wiese. Anschließend wandere ich auf einem unbefestigten Weg, der fast schon Offroad-Charakter hat, durch den Wald bergauf.
In Vorderweidenthal gehe ich zur etwas abseits der Route stehenden St. Gallus Kirche. Das frühgotische Untergeschoss des Turmes stammt aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, das heutige Langhaus wurde 1865 gebaut.
Anschließend fahre ich mit Bus und Bahn nach Hause.
Im Juli oder August werde ich die 26 km der letzten Etappe dieses Weges wandern.
Die offiziellen Infos über diese Tour stehen auf der Seite des Wandermenü Pfalz: https://www.pfalz.de/de/route/kapellen-pilgerweg