In meiner neuen Reihe "Hoch hinauf" stelle ich ein- bis dreitägige Wanderungen in den deutschen Alpen zu den Hütten des Deutschen Alpenverein vor, meist mit Übernachtung oben in den Hütten.
18,3 km, 841 hm Aufstieg, 1575 hm Abstieg
Eigentlich hatte ich geplant, in dieser Woche meine Neckar-Wanderung von Tübingen bis zur Quelle fortzusetzen, aber dauerhafter Nebel im Neckartal und das herrliche Bergwanderwetter in den Alpen motivieren mich, mein neues Schwerpunktthema schon jetzt zu beginnen.
Mit dem Zug fahre ich nach Aschau und mit der Kampenwandseilbahn, die wegen dem herrlichen Wetter ihre Betriebszeit verlängerte, hinauf zur Bergstation auf etwa 1460 m Höhe. Von dort gehe ich zuerst etwa 500 m zu dem etwas nordöstlich gelegenen Aussichtspunkt mit Blick auf den Chiemsee.
Dann gehe ich wieder zurück zur Bergstation Bei windstillem Wetter ist es unter dem fast wolkenfreien Himmel für die Jahreszeit ungwöhnlich warm.
Großglockner und Großvenediger kann ich heute wegen starkem Dunst kaum erkennen, aber dafür schenkt mir diese Witterung herrliche Kontraste.
Von der Sonnenalm folge ich nun etwa vier Stunden lang immer dem gut markierten Weg zu Geigelstein.
Zuerst führt der Pfad mit häufigem Wechsel zwischen Auf- und Abstiegen durch Bergwald. Dann geht es weit hinab zum 1078 m hohen Daisensattel.
Es folgen 2,4 Kilometer mit einem manchmal anstrengenden Aufstieg 530 Höhenmeter hinauf zum Weitlahnerkopf. An ein paar Stellen ist die Route mit Drahtseilen gesichert, aber bei trockenem Wetter problemlos.
Schließlich erreiche ich den Wegweiser, bei dem der Weg zur Priener Hütte rechts hinab führt, links aber noch der halbstündige Aufstieg zum Geigelstein möglich ist.
Bei diesem perfekten Wanderwetter marschiere ich natürlich zuerst Richtung Gipfel. Unter mir lässt der Sonnenschein einen Abschnitt des Inn glänzen.
In Richtung Westen sehe ich unter anderem den Wendelstein, auf dem ich übermorgen stehen werde.
Bald erreiche ich den 1808 m hohen Gipfel, von dem aus ich den herrlichen Panoramablick in alle Richtungen genieße.
Anschließend wandere ich hinab zur Priener Hütte. Gegen 17 Uhr sitze ich vor der gemütlichen DAV-Hütte und schaue hinüber zum Wilden Kaiser, über dem zwischen rosa Wolken der Mond steht.
Die Zeit, in der man in Hütten meist nur einfaches "Bergsteigeressen" bekam, sind vorbei. In der Priener Hütte lohnt es sich wegen dem hervorragenden Essen, Halbpension zu buchen. Vor der Theke steht ein Klavier, auf dem die Wirtin nach dem Abendessen und beim Frühstück klassische Musik spielt.
Diese Hütte ist auch im Winter bei Schnee geöffnet und von Sachrang aus gut erreichbar.
Am nächsten Morgen ist die Fernsicht klarer als zuvor. Wie gewohnt gehe ich kurz vor Sonnenaufgang raus.
19 km mit 1407 hm Aufstieg und 1075 hm Abstieg
Ich fahre von Sachrang mit dem Bus nach Bernau und mit der Bahn über Rosenheim weiter nach Brannenburg. Vom Bahnhof aus spaziere ich 2,3 km weit auf meist asphaltfreien Wegen zur Talstation der Wendelstein-Zahnradbahn. Ab dort folge ich dem gut markierten Wanderweg zur DAV-Hütte Mitteralm. Zuerst geht es relativ steil 130 Höhenmeter nach St. Margarethen hinauf.
Fünf Kilometer mit 560 Höhenmetern wandere ich nun meist auf breiten Waldwegen bergauf. Heute führt mich der komplette Aufstieg durch Nebel. Aber auch dies hat durchaus seine Reize.
Bei trockenem Wetter hat man keine Ahnung davon, dass hier überall im Wald neben dem Weg viele hundert Spinnennetze hängen. Nur bei Nebel erkennt man diese.
Es fasziniert mich schon fast mein ganzes Leben lang, wenn nach langer Wanderung durch das Grau endlich das erste Blau über mir erscheint und sich die Nebelschleier lichten.
Heute liegen Mailalm und daneben die Mitteralm mal dicht unterhalb, mal dicht oberhalb der Nebelgrenze. Die Szenerie wechselt immer sehr schnell, was für mich als Fotografen natürlich sehr reizvoll ist.
Von der Mailalm mit ihren herrlichen Ahornbäumen sind es nur noch fünf Minuten zur Mitteralm (auf dem Bild links hinten).
Am nächsten Morgen gehe ich schon vor Sonnenaufgang vor die DAV-Hütte, um die herrliche Lichtstimmung über dem Wolkenmeer zu genießen.
Nach meinem Frühstück liegt noch Raureif vor dem Haus, doch während ich 3,6 km mit 575 Höhenmetern zum Wendelsteinhaus aufsteige, wird es schnell wärmer. Bis zur Reindleralm ist der Weg leicht, danach wird es steiler und steiniger, aber nie besonders schwer.
Auf den Wendelstein fährt die älteste Bergbahn Deutschlands. Als diese in den Jahren 1910 bis 1912 erbaut wurde, erschien dies vielen Menschen völlig unmöglich, da die Trasse an manchen Stellen nicht durch das tal sondern entlang steiler Felswände gebaut werden musste. Über 800 Gastarbeiter setzten beim Bau mehr als 80.000 Kilogramm Sprengstoff ein. Noch heute ist eine Fahrt mit dieser Zahnradbahn ein Erlebnis.
Vom Wendelsteinhaus bei der Bergstation der Zahnradbahn und der Gondelbahn führt ein gefahrloser Weg über viele Treppen zum etwa 100 m höher liegenden, 1838 m hohen Wendelstein-Gipfel. Anders als vorgestern ist heute die Fernsicht sehr klar. Im Westen sehe ich unter anderem die Zugspitze.
Nachdem man Anfang September 2024 wegen zu viel Neuschnee viele Berghütten nicht erreichen konnte, sitzen jetzt am 8. November viele Leute mit kurzen Ärmeln in der Sonne. Verrücktes Wetter!
Die vielen Seen des Alpenvorlands werden von einem scheinbar unendlich weiten Wolkenmeer bedeckt.
Im Süden glänzen die Gletscher der Zillertaler Alpen in der Sonne.
Weit in der Ferne erheben sich die Hohen Tauern mit Großglockner und Großvenediger
Im Osten sehe ich unter anderem Kampenwand und Watzmann.
Hier oben werde ich ständig beobachtet und belagert. Die Alpendohlen sind es gewohnt, von den Urlaubern gefüttert zu werden. Immerhin fressen sie mir das Brot nicht von der Hand, sondern halten wenige Zentimeter Abstand!
Nachdem ich zwei Stunden lang die Aussicht und das herrliche Wetter genieße, wandere ich hinab in Richtung Bayrischzell. Vom Gipfel bis zum Bahnhof sind es 6,3 km mit 1033 Höhenmetern.
Unterwegs zeigt ein Wegweiser zwei etwa gleichlange Routen nach Bayrischzell an. Ich gehe rechts in die Richtung, auf der man auch zur Talstation der Gondelbahn kommen würde.
Beim Café in Hochkreuth bin ich schon fast unten im Tal. Noch ein kurzer Abstieg durch den Wald, dann erreiche ich den Bahnhof Bayrischzell, von wo aus ich über München mit dem Deutschlandticket nach Hause fahre.
Viele weitere DAV-Hütten werde ich in den nächsten Monaten und vor allem im Sommer 2025 besuchen und natürlich hier auch vorstellen.
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.