Die Ostseeinsel Usedom ist vor allem wegen der prunkvollen, aus der Kaiserzeit stammenden Villen und Hotels der großen Seebäder bekannt. Außerdem kann man hier den ganzen Tag über ununterbrochen auf dem Sandstrand an der Küste entlang spazieren. Doch Usedom bietet noch viel mehr als die touristisch recht stark frequentierten Seebäder. Nur wenige hundert Meter von der Küste entfernt begegnet man beim Wandern oft lange Zeit keinen anderen Menschen. Am Achterwasser, wie der vom Meer abgewandte Teil der Küste heißt, aber auch an den vielen Seen, genießt man die Natur noch auf recht entspannte Weise.
Diese Wanderung beginnt am Bahn-Haltepunkt Neu Pudagla. Zuerst folgen wir dem Rad- und Wanderweg zum Forsthaus. Hier wurde der größte und schönste Gesteinsgarten angelegt, den wir je gesehen haben. Entlang von einem Rundweg liegen mehr als 140 Steine, die auf Usedom gefunden wurden. Informationstafeln zeigen, welche Gesteinsart es ist, vor allem aber auch, aus welchen weit entfernten Regionen Nordeuropas sie einst von Gletschern hierher transportiert wurden. Ausgesprochen faszinierend! Leide fielen bei manchen Tafeln die Beschriftungen inzwischen der Witterung zum Opfer, so dass man sie nicht mehr lesen kann.
Einige Kilometer weit wandern wir mit etwas Abstand parallel zur Achterwassser-Küste durch eine offene, von Entwässerungskanälen durchzogene Wiesenlandschaft. Den Kühen scheint es hier auf der Insel im Gegensatz zu ihren Artgenossen in den furchtbaren Ställen der Zuchtbetriebe recht gut zu gehen.
Dann erreichen wir den wenig sehenswerten Ort Pudagla. Das Schloss enttäuscht uns, denn äußerlich sieht der Bau momentan recht trostlos aus. Schade, dass man dieses historische Bauwerk so verfallen lässt. Hier könnte man mit einer Renovierung einiges erreichen. Ein kurzer Aufstieg führt uns auf den Glaubensberg, von dem man auf der einen Seite den Schmollensee, auf der anderen Seite in der Ferne das Achterwasser sieht.
In der Nähe steht eine alte Bockwindmühle. Leider erreichen wir sie wenige Minuten zu spät für eine Besichtigung und können sie daher nur noch von außen anschauen.
Nach einem trüben Tag scheint hier am Ufer endlich die Sonne. Leider ist dies die einzige richtig sonnige Zeit unserer Woche auf Usedom. Ein kleiner Sandstrand unterhalb des Konker Berg (ein nur 17 m hoher Hügel!) lädt zum Rasten ein. Zum Baden ist es heute aber zu kalt.
Beim Imbiss im Hafen Stagnieß essen wir Fischbrötchen und trinken etwas.
Kurz vor Ückeritz gehen wir hinauf zum Waldrand nahe am Friedhof und schauen uns den Sonnenuntergang an. Dann fahren wir ab Ückeritz mit dem Zug zurück.
Der Link zu Karte und GPS-Track dieser Wanderung steht am Ende dieses Kapitels.
Diese Küstenwanderung kann man unterwegs an vielen Stellen aufteilen, da die Bahnhöfe der Seebäder nicht allzu weit vom Strand entfernt sind und in beide Richtung stündlich Züge fahren.
Wir starten im Seebad Zinnowitz.
Wie bei allen Seebädern auf Usedom stehen die prachtvollen Hotels aus der Kaiserzeit nicht unmittelbar am Strand sondern durch die Dünen und schöne, wie kleine Parks angelegte Uferpromenanden vom Meer getrennt.
Wenn man will, kann man auf Usedom von ganz im Norden bis zur polnischen Grenze die ganze Zeit barfuss am Sandstrand wandern, ohne zwischendurch die Schuhe anzuziehen. Aber es lohnt sich sehr, ab und zu auch mal die Ostseeküste zu verlassen. Bei Zempin trennt nur ein wenige hundert Meter breiter Landstreifen die Ostsee vom Achterwasser, bei Lüttenort ist es fast nur ein Katzensprung. Am auf der Achterwasser-Seite gelegenen Hafen von Lüttenort befindet sich ein Museum, das im Garten Skulpturen, drinnen interessante Gemälde von Otto Niemeyer-Holstein zeigt, der hier gewohnt und gearbeitet hat.
Bei Koserow wurden alte Salzhütten der Fischer zu einem netten Ensemble aus Restaurants und Imbissbuden umgewandelt. Als ich im Januar 2019 auf meiner zweiwöchigen Ostseeküsten-Wanderung hier vorbeikam, wirkte dies wie eine Geisterstadt. Im Sommer ist hier dagegen viel los. Aber trotz des Andrangs an Touristen gefällt es uns. Außerdem bekommt man auch hier zu günstigen Preisen hervorragende Fischbrötchen.
Nun führt der Küstenweg ins Naturschutzgebiet auf dem 56 m hohen Streckelsberg. Bei meiner Wanderung 2018 tobte hier gerade eine Sturmflut, bei der gewaltige Wellen über den kompletten Strand bis zur Steilküste brandeten.
Der Kölpinsee wird nur durch die Dünen und die Promenade von der Ostsee getrennt.
Und wieder spazieren wir unterhalb der Steilküste einige Kilometer weit über den Sandstrand.
Bei Ückeritz stehen am Strand keine Hotels und Villen, sondern nur kleine Fischerhäuschen. Auch diese werden nun im Sommer komplett touristisch genutzt. Auch hier essen wir leckere Fischbrötchen.
Am besten gefallen uns hier die kleinen, blauen Häuser, die an Touristen vermietet werden.
Auch der Schloonsee ist nur wenige hundert Meter vom Meer entfernt.
Wir spazieren nun abwechselnd am Sandstrand und auf der Uferpromenade zum Seebad Heringsdorf und weiter zum Seebad Ahlbeck.
Wo sonst kann man Berliner Weiße mit Schuss (aus einem Plastikbecher!) auf einer Schaukel mit Blick aufs Meer trinken?
Am Abend gehen wir in Heringsdorf noch einmal hinab zur Seebrücke. Die Stimmung in der Dämmerung gefällt uns besonders gut.
Eigentlich wollten wir zwischen dem Bahnhof Bannemin-Mölschow und Krummin einer Wanderroute folgen, verpassen aber wohl die Abzweigung und marschieren daher zuerst einige Minuten entlang dem Radweg neben einer Straße in Richtung Süden. Nach Überquerung der B 111 spazieren wir dann durch 2 km lange, wunderschöne Lindenalle nach Krummin.
Eigentlich ist es noch viel zu früh für eine Rast, aber die Terrasse am Hafen von Krummin gefällt uns so gut, dass wir hier doch Kaffee und Kuchen bestellen.
Unsere Wanderung führt uns nun mal mehr, mal weniger nah am Ufer des Achterwasser entlang.
Dann verlassen wir das Ufer und gehen Richtung Neuendorf landeinwärts. Ein nur ganz am Anfang asphaltierter, später aber oft mit weichem Sand bedeckter Weg führt uns dann auf die Halbinsel Gnitz. Sobald wir die land- und fortswirtschaftlich genutzten Gebiete verlassen, wandern wir durch urigen Wald.
Bisher trafen wir heute nur wenige Wanderer, doch auf dem kurzen Rundwanderweg an der Südspitze der Halbinsel, im Naturschutzgebiet am Weißen Berg, sind sehr viele unterwegs. Dies ist aber auch wirklich eine ausgesprochen schöne Wanderstrecke!
Mit blauem Himmel und blauem Achterwasser wäre es hier natürlich noch schöner. Aber es gefällt uns auch so.
An der Spitze der Halbinsel müssen die Magerwiesen regelmäßig von Schafen beweidet werden, damit dieser für viele bedrohte Pflanzen wichtige Lebensraum nicht vom Wald überwachsen wird.
Bei Lütow sehen wir ein Megalithisches Ganggrab aus der Jungsteinzeit. Bei Ausgrabungen fand man hier 5.000 Jahre alte Keramikgefäße, Bernsteinschmuck und mehr.
Über Acker- und Weideflächen geht es weiter nach Netzelkow. Neben der alten Feldsteinkirche ist in einem schönen alten Gebäude das Mode-Café, in dem man nicht nur essen und trinken, sondern auch hübsche Dinge einkaufen kann. Der Biergarten, in dem die Gestelle alter Nähmaschinen als Tische dienen, begeistert uns. Die restlichen, wenig spektakulären Kilometer dieser insgesamt sehr schönen Wanderung führen über Felder und Wiesen, durch Wald und zuletzt nach Zinnowitz, wo wir wieder in den Zug steigen.
Der Link zu Karte und GPS-Track dieser Wanderung steht am Ende dieses Kapitels.
Diese Wanderung kann man auch deutlich verkürzen, wenn man erst in Kamminke startet oder in Korswandt in den Bus steigt.
Wir fahren am Morgen mit dem Bus von Ahlbeck nach Zirchow. An einem großen Sendemast vorbei führt uns ein Weg ostwärts in den Wald, dann weiter nach Garz. Von dort spazieren wir zwischen blühenden Wiesen hindurch, dann kurz durch Wald und an Ackerflächen vorbei nach Kamminke.
Das alte Fischerdorf Kamminke gefällt uns sehr gut. Abseits vom Massentourismus ist dies (zumindest an einem trüben Vormittag in der Nachsaison) ein recht ruhiger Ort.
Am Hafen ist eine Fischräucherei mit sehr großer, teils überdachter Terrasse. Hier essen wir ausgesprochen leckere Fischbrötchen. Von der Landspitze aus sehen wir fast in jeder Richtung die weite Wasserfläche des Stettiner Haff.
Unsere Wanderung führt uns nun auch den Golm, mit 70 m der höchste Berg auf Usedom. Hier befindet sich eine große Kriegsgräberstätte. Vom Aussichtspunkt kann man in der Ferne gerade noch einen kleinen Streifen der Ostsee und das polnische Seebad Swinemünde erkennen. Wir wandern am Rand einer alten, längst vom Meer getrennten Klippe durch den Wald bergab, weiter nach Norden und überqueren die B 110. Auf der anderen Straßenseite geht es auf einem breiten Feldweg weiter, der uns geradeaus durch die Randbezirke eines Moorgebiets führt.
An einer Stelle wächst an dem Kanal neben dem Weg ein kleiner Birkenwald. Hier haben Biber viele der Bäume gefällt.
Dann folgen wir einem bequemen Waldweg weiterhin geradeaus durch herrlichen Bruchwald.
Bei einer großen Wegkreuzung gehen wir weiter geradeaus. Nun schlängelt sich der Weg entlang einiger Hügel. Auf einem kleinen Bergrücken gehen wir bei einem Grenzstein, neben dem eine Wassermesstelle ist, leicht links bergab. Bald erreichen wir den Schwarzes Herz genannten See.
Bei Korswandt gibt es einen kleinen Sandstrand und einen (heute geschlossenen) Bootsverleih.
In Korswandt gehen wir nach Überquerung der Hauptstraße geradeaus weiter, durch die Dorfstraße und später auf dem Gothenweg nach Seehof. Wir hatten erwartet, dass wir hier ans Ufer des Gothensee kommen, aber der Weg führt uns abseits weiter. Dafür gefällt uns gleich darauf das kleine Naturschutzgebiet Thurbruch.
Bald darauf erreichen wir das kleine Dorf Gothen. Laut Wanderkarte führt der Weg nun einige Kilometer weit nah am Gothensee vorbei. Doch leider bleibt der See hier meist in der Ferne hinter Bäumen verborgen. Erst in der Nähe von Heringsdorf-Neuhof können wir über diesen großen See blicken.
Hier könnte man die Wanderung bei der Bahnhaltestelle Neuhof beenden.
Wir wandern von hier aus durch die Randbezirke von Bansin-Dorf und folgen dann einer Straße auf den Krückenberg. Oben sehen wir von einem Aussichtsturm unter anderem den Großen und den Kleinen Krebssee.
Wir gehen hinab nach Neu Sallenthin und von dort aus auf einer Nebenstraße zwischen den beiden Krebsseen hindurch.
Unsere Wanderung führt uns nun nach Sellin, das uns ebensowenig zu einem Fotostopp reizt wie der nächste Kilometer am Ufer des Schmollensee. Erst als wir nach einer Waldpassage das Ufer des Großen Krebssee erreichen, motiviert uns dieser nette Platz zu einer längeren Rast.
Bald darauf erreichen wir den Bahnhof Bansin.
Eigentlich wollten wir heute auf der Halbinsel Lieper Winkel wandern, aber anders als die hervorragende Bahnverbindung taugen die Buslinien auf der Insel nur sehr bedingt für Wanderer. Vor allem am Wochenende sind die Busverbindungen für Tageswanderer unbrauchbar. Da es heute auch regnen soll, entscheiden wir uns für eine Kombination aus Wandern und Museumsbesuch. Diese Tour gefällt uns dann überraschend viel besser als erwartet. Wir fahren mit dem Zug nach Peenemünde. Am Hafen kommen wir an einem russischen U-Boot vorbei, das auch besichtigt werden kann.
Bald darauf stehen wir am Ufer des Cämmerer See, der nicht auf natürliche Weise entstand. Ursprünglich war dies ein Teil des Peenestrom, wurde aber im Dritten Reich beim Bau der Heeresversuchsanstalt durch Deiche davon getrennt.
Eine Weile spazieren wir am Peenestrom entlang, der hier die Insel vom Festland trennt. Ganz kurz scheint die Sonne, aber bald beginnt es zu regnen.
Zwischen dem Bahnhof von Karlshagen und dem nahen Edeka-Parkplatz überrascht uns die kleine, wunderschöne Oase von Simones Hofgarten Kaffee. Hier kann man Pflanzen und viele hübsche Dekorationsartikel kaufen, bekommt aber auch Kaffee und leckeren, selbstgebackenen Kuchen.
Erst auf Höhe vom Hundestrand queren wir durch ein Waldstück zur Straße und folgen dem Radweg zum Bahnhof Peenemünde. Nun besichtigen wir den Nachmittag über die Schiffe am Museumshafen und die Ausstellungen zur Heeresversuchsanstalt und das alte Kraftwerk.
Das große Kraftwerk war bei seiner Einweihung das modernste in Europa, wurde aber längst stillgelegt. Eine Besichtigung lohnt sich.
Im Kraftwerk und im Außengelände zeigt eine große Ausstellung die Geschichte des Raketenbaus in Deutschland, der Heeresversuchsanstalt und mehr aus der NS-Zeit. Hier wurden die allgemein als V1 und V2 bekannten Raketen gebaut, mit denen die Nazis England beschossen.
Auf Outdooractive habe ich Karte und GPS-Track zu drei Touren angelegt. Mit Klick auf diese Links verlasst Ihr meine Seite und landet bei outdooractive.com.
Pudagla: https://out.ac/ISBrAr
Peenemünde: https://out.ac/ISBKxa
Halbinsel Gnitz: https://out.ac/ISBKSe
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich inzwischen mehr als 13.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2.600 km auf Tageswanderungen mit Beschreibung und mehr als 13.600 Fotos vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.