Eine Besonderheit im als UNESCO Biosphärenreservat ausgezeichneten Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sind die vielen Halligen. Annette und ich besuchen die größte davon. Hallig Langeness ist weit abseits von jedem touristischen Trubel ein hervorragendes Naturparadies für Vogelfreunde. Im Anschluss zeige ich in diesem Kapitel noch zwei Wanderungen an der Küste.
Mit der Fähre fahren wir ab Hafen Schlüttsiel zu der nur etwa 10 km langen Hallig.
Vom Meer betrachtet sieht eine Hallig so aus, als hätte die Wasseroberfläche Pickel. Dies liegt daran, dass die Halligen sehr flach sind und nur aufgeschüttete Hügel (Warften) ermöglichen, darauf Häuser zu bauen. Bei Sturmflut werden die rundum durch Dämme geschützten Halligen überschwemmt und nur noch die Warften ragen aus der See.
Auf Langeneß gibt es keine großen Hotelbauten, keine Strandcafés und keine Souvenirshops. Hier umgibt uns gleich nach Verlassen der Fähre stille, wunderschöne Natur. Zuerst spazieren wir von der Fähre auf die gegenüberliegende Seite der Insel zu unserer Unterkunft auf der Mayenswarft.
Von der Mayenswarft können wir die herrliche Aussicht hinüber zum Leuchtturm genießen.
Kurz nach unserer Ankunft wandern wir bereits entlang der Nordküste. Wie alle anderen Warften muss auch Langeneß durch einen hohen Damm vor dem Meer geschützt werden. Wir starten bei Ebbe und können daher weit auf das Watt hinausblicken. Bei Flut kommen die Wellen bis unmittelbar an den Damm heran. Nicht weit entfernt ist die Küste von Föhr.
Da der Weg direkt auf dem Steinwall nicht besonders schön ist, spazieren wir meist unterhalb. Auf dem Sandboden gibt es viel zu entdecken.
Wie bereits erwähnt ist Langeneß ein äußerst lohnendes Paradies zum Beobachten von Vögeln. Unter anderem leben hier im Sommer unglaublich viele Austernfischer. Auf der nur etwa 10 Quadratkilometer großen Hallig brüten etwa 2000 Paare, das sind etwa 8 Prozent des gesamten deutschen Bestands.
Egal wo man sich im Sommer auf Langeneß bewegt - es dauert meist nur wenige Augenblicke, bis man den nächsten Austernfischer sieht oder hört.
Bei der Hunnenswarf verlassen wir die Küste, essen an einem kleinen Imbisstand leckere Fischbrötchen und spazieren dann auf der mitten über die Hallig führenden Straße zurück. Unterwegs sehen wir alle Warften der Hallig.
Auf der Straße fahren so selten Autos, dass man hier in aller Ruhe spazieren kann.
Hier ist auch die Tourist-Info der Hallig. Eines der Nachbarhäuser ist ein altes Kapitänshaus. Nicht nur wegen der prächtigen Einrichtung, sondern auch wegen vielen Informationen über das damalige Leben und die Umgebung lohnt sich eine Besichtigung.
Natürlich sehen wir auf Langeneß nicht nur Austernfischer und Rotschenkel, sondern auch viele andere Vögel wie zum Beispiel Graugänse und Ringelgänse.
Am nächsten Morgen wandern wir wieder zur Warft Hilligenley und von dort entlang der Südküste nach Osten.
Da diese Wiesen oft vom Meerwasser überschwemmt werden, können hier nur Pflanzen überleben, die Salzwasser vertragen. Daher umgibt uns hier eine außergewöhnliche Vegetation.
Manchmal entdecken wir in weiter Ferne Löffler. Ein gutes Fernglas und eine Kamera mit Teleobjektiv braucht man hier auf jeden Fall.
Am meisten freut es uns, dass wir sogar einige Steinwälzer entdecken, die im Sommer meist in den Süden ziehen. Diese hier bleiben zwar für wirklich gute Fotos viel zu weit entfernt, aber dafür tragen die Männchen momentan ihr herrliches Prachtkleid.
In der Peterswarft gibt es in der Schutzstation Wattenmeer eine kleine Ausstellung über die Natur.
An zwei Stellen kommen wir auf der Hallig an Balken vorbei, die sehr eindrücklich zeigen, wie hoch das Wasser hier bei Sturmflut steigen kann.
Nach Langeneß kommt man wegen der Vögel und der Stille, nicht für einen Badeurlaub. Dennoch gibt es einige mit Duschen ausgestattete Stellen, an denen man bei Flut baden kann. Bei Ebbe ist dort allerdings nur Waten im Watt angesagt.
Viel zu schnell endet ist unser Aufenthalt auf Langeneß. Wir reisen mit der Fähre weiter.
Bei Ebbe sieht man von der Fähre, die Hallig Hooge und Hallig Langeneß mit der Küste verbindet, auf einer Sandbank viele Robben.
Wir hatten zwar geplant, heute sechs Stunden lang auf der touristisch stark frequentierten Hallig Hooge zu wandern, aber da der Wetterbericht für den ganzen Tag starke Regenfälle ankündigte, verzichteten wir darauf.
Hinter der Fähre nutzen verschiedene Möwenarten das aufgewühlte Wasser als ideales Fischfanggewässer.
Vom Fährhafen Schlüttsiel kann man mit dem Bus zum Bahnhof Bredstedt fahren. Man kann aber auch zu Fuß 7 km weit auf dem Damm entlang der Küste bis zum Hafen Dagebüll spazieren, wo die Fähren nach Föhr und nach Amrum starten.
Bei Ebbe sieht man im Watt viele Vögel. Auf der anderen Seite des Damms liegen einige Binnengewässer, die ebenfalls von vielen Vögeln frequentiert sind.
Anwohner der Hallig Langeneß und der kleinen Hallig Oland können mit einer Lorenbahn über einen Damm zum Festland fahren oder damit Material transportieren.
Unseren Insel- und Halligurlaub wollen wir auch mit einer 18 km langen Wanderung zum Katinger Watt verbinden. Wir übernachten im stillen Ort Tönning.
Tönnig liegt etwas abseits der Küste an der Eider, die sich hier wie ein Fjord ins Binnenland erstreckt.
Am Morgen wandern wir ab Tönning auf dem Damm entlang der Eider und blicken hinab auf das üppig grüne Marschland. Bei leichtem Regen fliegen sehr viele Schwalben unter uns, über uns und in unmittelbarer Nähe vor uns vorbei.
Aufi einem Absperrbalken sitzen Mehlschwalben und Rauchschwalben einträchtig vereint zusammen.
Auf der einen Seite des Dammes liegt die Marchlandschaft neben der Eider, auf der anderen sind an manchen Stellen kleine Feuchtgebiete.
Außer den vielen Schwalben sehen wir hier auch viele Gänse, ab und zu Austernfischer, einige Feldlerchen und andere Vögel.
Der Damm führt entlang der Eider bis zu dem spektakulären Eidersperrwerk. Da wir dieses schon kennen, zweigen wir kurz zuvor auf einen Weg ab, der bald durch den Katinger Wald führt. Auch hier sehen wir viele Vögel.
Ich glaube, dass wir hier an diesem Tag mehr Knabenkraut sehen als in unserem bisherigen Leben zusammengezählt. Schier unglaublich viel blüht unmittelbar neben dem Weg.
Bald erreichen wir den Ringpriel. Der Weg führt zwar am Ufer entlang, aber meist verdeckt dichte Vegetation den Blick aufs Wasser. Leider sehen wir ausgerechnet von der Beobachtungshütte keine Vögel.
Auch einen weiteren Beobachtungssteg erreichen wir zu einem Zeitpunkt, an dem die Vögel vermutlich Kaffeepause machen.
Dann erreichen wir die große Schilf- und Wasserlandschaft beim Katingsiel.
Im Naturschutzzentrum kann man nicht nur eine interessante Ausstellung sehen, sondern auch Ferngläser leihen. Nicht weit entfernt stehen drei für Vogelbeobachtung ideale Hütten.
Doch nicht nur der Blick durch die vielen Beobachtungsluken in alle Richtungen gefällt uns. Am allermeisten begeistern uns die vielen Schwalbennester unter den Dachbalken im Inneren der Hütten.
Während die Jungvögel laut zwitschernd nach Nahrung betteln, fliegen draußen die Eltern auf die Luken der Hütten zu, merken im letzten Moment, dass sich ein Mensch dahinter verbirgt, drehen ab und saußen dann durch die benachbarte Luke. Daher herrscht um uns herum ein reger Flugverkehr.
Wir würden am liebsten den ganzen Nachmittag hier zuschauen, doch schließlich gehen wir zur nächsten Bushaltestelle und fahren zurück nach Tönning. Es warten noch ein paar interessante Inseln auf uns.