Der nur 3,5 km lange Spaziergang vom Parkplatz beim ehemaligen Kurhaus Sand hinauf zur knapp über 1000 m hohen Badener Höhe ist eine leichte und vor allem am Wochenende stark frequentierte Route. Wenn Hochnebel im Herbst und im Winter die Rheinebene füllt, kann man hier meist unter wolkenlosem Himmel spazieren. Heute erwische ich einen Tag, an dem es umgekehrt ist. Sonne in der Rheinebene, Schwarzwaldhochstraße und Berge im Nebel.
Doch der graue Himmel hält mich nicht vom Fotografieren ab. Zuerst spaziere ich den kurzen Weg zum Sandsee hinab. Pilze gibt es hier noch genug, und zum Glück habe ich mein Stativ dabei.
Gerade als ich am Ufer des Sandsee Tautropfen fotografiere, fallen große Tropfen vom Himmel herab. Wegen dem Regen packe ich meine Kamera ein und verzichte heute auf Fotos vom See.
Vom Sandsee wandere ich zuerst eine Weile in Richtung Hinterzarten, folge dann aber dem Weg hinauf in Richtung Seekopf. Hier wachsen direkt am Wegrand einige schöne Exemplare des Kammförmigen Keulenpilz.
Westlich des Seekopf mündet meine Aufstiegsroute in den Westweg, den ich nun bis zur Badener Höhe folge. Als ich den Aussichtsturm erreiche, reisst für einen kurzen Moment die Nebelschicht auf. Ich steige auf den Turm hinauf und beobachte oben eine Stunde lang den faszinierenden und abwechslungsreichen Wechsel zwischen dichtem Nebel und freier Aussicht.
Manchmal kann ich nur hundert oder zweihundert Meter weit sehen, dann öffnet sich wieder kurz das Grau und in einer Richtung erkenne ich mehr, so wie auf diesem Bild die Hornisgrinde. Es wird nie langweilig.
Je länger ich hier oben stehe, desto mehr bin ich froh darüber, dass ich mich heute vom scheinbar öden Wetter nicht von dieser Wanderung abhalten lies.
Von Tag zu Tag wird die gesamte Natur herbstlicher. Mir kommt es so vor, als hätte ich erst vor sehr kurzer Zeit grüne Farnblätter fotografiert, doch nun wirken sie wie der Vergänglichkeit mahnende Trauerwedel.
Ich bin davon überzeugt, dass 99 % der Spaziergänger, die hinauf zur Badener Höhe marschieren, überhaupt nicht bemerken, wie schön das Moos an manchen Stellen neben dem Weg ist.
Die faszinierende Miniwelt der Flechten wird immer mehr zu einem meiner Lieblings-Fotomotive.
Heute plane ich viel Zeit zum Fotografieren am Kaisersteigle ein. Dieser wunderschönen Pfad ist Teil der nördlichen Alternativroute des Baiersbronner Seensteig zwischen Ruhestein und Schliffkopf. Dieser Weg ist aus Naturschutzgründen nur für einige Monate im Jahr geöffnet, siehe jeweils aktuelle Wegskizze auf der Homepage des Nationalpark.
Vom Parkplatz Ruhestein aus gehe ich zuerst links am unteren Zaun der Skisprunganlage vorbei. Dort beginnt der Weg. Heute will ich vor allem Pilze, Moose und Flechten fotografieren und habe mein Stativ dabei. Schon bald begeistert mich dieser "schwitzende" Baumpilz. Guttationstropfen nennt man diese Wasserausscheidung.
Hier sieht die Natur wirklich so aus, wie man sie sich in einem Nationalpark vorstellt.
Pilze findet man hier im Oktober überall. Aber Achtung: pflücken darf man sie natürlich im Nationalpark auf keinen Fall. Fotografieren sollte man sie nur vom Weg aus und nicht dafür durch den Wald stapfen.
In Deutschland gibt es mehr als 3000 verschiedene Pilzarten. Ich überlasse die Bestimmung lieber Experten und verzichten daher bei meinen Pilzfotos sicherheitshalber meist auf Untertitel.
Im Veranstaltungsprogramm des Nationalpark Schwarzwald stehen sehr viele Führungen, die mich sehr interessieren würden. Da ich fast immer am Wochenende arbeiten muss und auch die Termine werktags meist nicht zu meinem Dienstplan passen, ist die Pilzführung am 8. Oktober die erste, für die ich mich anmelde.
Start ist an einem Samstagmorgen bei der Bushaltestelle Plättig. Der Führer ist ein absoluter Pilzexperte, dem man seine Begeisterung deutlich anmerkt. Er zeigt uns bei unserer Wanderung auf dem Wildnispfad vieles, was auch ich nicht erkannt hätte. Leider kann ich mir all die vielen Namen nicht merken, aber es ist außerordentlich faszinierend.
So hätte ich zum Beispiel dieses schwarze Band für eine Baumwurzel gehalten, es ist aber das Myzel eines Pilzes.
Wir sehen bei unserem interessanten Spaziergang sehr viele verschiedene Pilze. Unser Führer kann zu jedem etwas interessantes erzählen. Da ich ihm lieber zuhöre statt ständig meine Zeit mit Fotografieren zu verbringen, fehlen hier die Fotos von einigen der schönsten Pilze.
Eine "Nebenwirkung" hat dieser Ausflug für mich. Unser Führer hat eine sehr kleine und leichte Lupe, durch die auch wir ab und zu blicken dürfen. Sein Exemplar ist eine Anfertigung, die für Laien wohl zu teuer ist, aber schon am nächsten Tag bestelle ich mir eine preiswerte Lupe, in der die selbe Eschenbach-Optik steckt. Mit der bin ich seither sehr zufrieden, denn sie eröffnet mir den Einstieg in ganz neue Seh-Welten.
Falls es terminlich passt, werde ich mich nächstes Jahr auf jeden Fall wieder für diese Wanderung anmelden, ebenso zu anderen Führungen aus dem Nationalparkprogramm.
Zwei Tage später fahre ich zu meiner nächsten Foto-Tour mal wieder zum Ruhestein. Zuerst wandere ich den mit gelber Raute markierten Weg eine Weile in Richtung Vogelskopf und dann wieder zurück.
Vom Ruhestein wandere ich nun hinauf zur Darmstädter Hütte und fotografiere unterwegs einige Pilze.
Becherflechten oder Trompetenflechten? Ich kann diese beiden recht ähnlichen Gattungen nach wie vor nicht richtig unterscheiden.
Bei herrlichem Sonnenschein spaziere ich auf der Route des Westweg noch bis zum Seibelseckle und fahre dann mit dem Bus nach Hause.
Hier geht es weiter zu Kapitel 9: https://d-wanderer.de/sonstige-wanderungen.php?w=3001&Wanderung=Nationalpark_Schwarzwald_-_Kapitel_9
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Und hier stehen Infos über mein Buch „Der Deutschland-Wanderer“, in dem ich von meinen Erlebnissen auf den ersten 10.000 km erzähle: