Anfang Oktober wanderte ich ein paar schöne Tagestouren im Nationalpark Berchtesgaden. Leider habe ich wenige Tage vor dem Urlaub das 18-55 mm Objektiv meiner Kamera beschädigt, sodass auf vielen Bildern rechts unten ein leichter Fleck ist. Ab nächster Woche kann ich mit einem neuen Objektiv fotografieren.
20 km, 918 Höhenmeter Aufstieg, 1440 Abstieg
Mit dem Deutschlandticket bin ich nicht nur mit der Bahn nach Berchtesgaden gefahren, sondern spare jetzt auch an meinen Wandertagen hier viel Geld. Sogar die Kosten für die Fahrt zur Mittelstation der Jennerbahn fallen nun für mich weg. Das Ticket gilt zwar nicht für die Gondelbahn, aber mit dem Bus kann ich kostenlos vom Bahnhof Berchtesgaden bis Hinterbrand fahren. Von dort erreiche ich zu Fuß bequem in weniger als einer halben Stunde die Mittelstation. Dann folge ich der normalen, recht leichten Aufstiegsroute zum Jenner. Bald blicke ich über Berchtesgaden hinweg zum Berchtesgadner Hochtrhron.
Bei der Mitterkaseralm sehe ich bereits die Bergstation und den Gipfel über mir.
Wegen dem Feiertag morgen verlängertes Wochenende und perfektes Wanderwetter - entsprechend ist hier heute sehr viel los. Von der Bergstation aus drängen sich sehr, sehr viele Spaziergänger, teils mit Kleinkindern oder Hunden, den schmalen Weg hinauf zur Aussichtsplattform.
Man muss nicht unbedingt ganz bis zum Gipfel hinauf steigen. Es genügt, wenn man zu der Aussichtsplattform geht. Von dort sieht man nahezu den gesamten Königssee unter sich. Über dem südlichen Teil des Sees erkenne ich gut das Steinerne Meer.
Auf bequemen Wegen spaziere ich nun hinüber zum Carl-von-Stahl Haus.
Hinab zum Schneibsteinhaus ist es nicht weit. Von dort führt mich ein bequemer, stark frequentierter Wanderweg vorbei an der Königsbergalm hinab zur Königsbachalm.
Im Nationalpark interessiert mich natürlich nicht nur die Landschaft sondern auch die Vegetation.
Von der Königsbachalm könnte ich bequem zur Mittelstation und zur Bushaltestelle gehen, aber bei diesem herrlichen Wetter wandere ich lieber noch hinab zum Königssee.
Bei der Talstation gehe ich nicht direkt hinab zur Bushaltestelle sondern zweige auf den 40-minütigen Wanderweg zum Aussichtspunkt Malerwinkel ab, wo ich dann die Herbststimmung genieße.
Anschließend setze ich mich zum Abendessen auf die Terrasse des Restaurant Echostüberl, das sich unterhalb der Bobbahn befindet.
20,7 km, 1155 Höhenmeter Aufstieg, 1173 Abstieg
Ich wanderte schon oft im Nationalpark Berchtesgaden. Vor allem rund um den Königssee kenne und liebe ich fast alle Wege. Doch die benachbarten Bereiche sind nach wie vor weiße Flecken auf meiner Landkarte. Vor allem das Wimbachgries steht schon seit drei Jahrzehnten sehr weit oben auf meiner "To-Do-Liste". Heute bin ich endlich dort. Ich fahre mit dem Bus zur Haltestelle Wimbachbrücke. Nach kurzer Wanderung erreiche ich die Wimbachklamm, die man nur betreten kann, wenn man ein paar hundert Meter zuvor beim Kassenautomat den Eintritt bezahlen kann.
Es gibt in den Alpen viele tiefere und beeindruckendere Schluchten. Dennoch lohnt es sich, auch die Wimbachklamm zu besuchen. Hier gefallen mir vor allem die Stellen, an denen trotz der aktuellen Trockenheit viel Wasser an den steilen Felswänden hinab fließt.
Danach führt mich ein breiter Wanderweg durch den urwüchsigen Wald des Nationalpark.
Etwa eine Stunde nach der Klamm erreiche ich das Wimbachschloss, ein im 18. Jahrhundert erbautes fürstliches Jagdhaus, das heute als Gaststätte genutzt wird.
Das Wimbachgries ist ein etwa 10 km langer und bis zu 300 m breiter Strom aus verwittertem Dolomit-Gestein, der extrem langsam talabwärts fließt.
Bei der Wimbachgrieshütte endet der bequeme Teil der Aufstiegsroute, doch natürlich gehe ich weiter, denn nun beginnt der schönste Abschnitt dieser Tour.
Ich habe schon sehr oft Fotos dieser einzigartigen Landschaft gesehen, doch live wirkt es noch sehr viel faszinierender. Warum habe ich mir so lange Zeit gelassen, endlich mal hierher zu kommen?
Bei der ehemaligen Trischübelalm erreiche ich auf 1764 m den höchsten Punkt meiner heutigen Wanderung. Eigentlich hatte ich für heute geplant, nun noch auf den 2114 m hohen Hirschwieskopf zu steigen und am späten Nachmittag wieder durch das Wimbachtal abzusteigen, doch wegen dem herrlichen Wetter beschließe ich spontan, stattdessen auf der anderen Seite zum Königssee hinab zu wandern.
Der teilweise steile Weg erfordert Trittsicherheit und an manchen Stellen etwas Schwindelfreiheit. Für mich ist das kein Problem, aber ich komme zweimal an Leuten vorbei, die sich nur ganz unsicher vorwärts bewegen. Ich bezweifle, dass die heute noch das letzte von St. Bartholomä abfahrende Schiff erreichen.
Schließlich mündet mein Weg auf die deutlich stärker frequentierte Route, die vom Königssee zum Funtensee mit dem Kärlingerhaus führt. Ich liebe diesen Weg, der sich relativ einfach zwischen vielen von den Bergen herab gerollten Felsbrocken hindurch schlängelt.
Weiter unten kann man manchmal zwischen den Bäumen hindurch Teile des Königssee erkennen, z.B. hier das südliche Ende mit der Saletalm.
Der Schrainbachfall ist ein besonderes Schmankerl am Ende des Abstiegs.
Dann führt mich der Wanderweg über den faszinierenden Schwemmfächer des Eisbach. Irgendwann in ferner Zukunft wird das von der Erosion hier bergab beförderte Gestein des Watzmann den Königssee in zwei Seen teilen.
Dann erreiche ich St. Bartholomä, zu Recht eines der beliebtesten Tourismusziele Deutschlands. Weder die Kapelle selbst noch die Gastronomie sind etwas Besonderes, aber die Lage ist grandios.
Allerdings bedauere ich jetzt meinen vor wenigen Stunden spontan gefassten Entschluss, heute schon hierher zu wandern. Sehr schlechtes Timing! 3. Oktober, Tag der Deutschen Einheit, perfektes Wanderwetter - die Warteschlange vor dem Bootssteg reicht bis zum hinteren Ende des Biergartens. 50 Minuten lang muss ich Schlangestehen, bis ich endlich auf ein Schiff darf.
Normalerweise gilt eine Schifffahrt auf dem Königssee als ein sehr entspannendes Naturerlebnis. Aber heute stehe ich eng gedrängt inmitten laut quengelnder Kinder auf einem jetzt eher an eine Sardinenbüchse erinnernden Kahn und muss mich bücken, um durch eines der Fenster noch einmal den Watzmann zu fotografieren.
13,2 km, 1157 Höhenmeter Aufstieg, 1026 Abstieg
Für den nächsten Tag wähle ich eine Tour, bei der ich irrtümlich erwarte, kaum auf andere Wanderer zu treffen. Ich starte am frühen Morgen in Ramsau und bin tatsächlich abgesehen von einer Familie der einzige Mensch an der Brücke vor der Kirche. Dies ist abgesehen vom Königssee das meistfotografierte Motiv im Berchtsgadener Land. Mittags drängen sich auch hier Touristen aus aller Welt.
Doch sobald meine Route auf den Weg vom näheren Wanderparkplatz trifft, begegne ich sehr oft anderen Wanderern, die mit mir bergauf marschieren oder bereits von der Hütte herabkommen.
Der größte Teil des Aufstiegs führt über breite Wege. Erst in den letzten 40 Minuten steige ich über viele Treppenstufen durch herrlichen Lerche-Ahorn-Mischwald auf.
Jetzt erkenne ich, dass auch die Blaueishütte ein hier sehr beliebtes Wanderziel ist.
Der interessanteste Teil der Wanderung beginnt erst oberhalb der Hütte. Zuerst führt der Steig noch relativ einfach durch felsiges Gelände aufwärts.
Nachdem ich an der Moräne vorbei gewandert bin, wird das Gehen im losen Schutt zunehmend schwerer. Aber die Umgebung fasziniert mich. Vom einstigen Blaueisgletscher ist nur noch ein winziger Rest übrig.
Ich gehe nicht ganz hinauf, sondern kehre wie geplant eine halbe Stunde oberhalb der Hütte um, da der Wetterbericht für den späten Nachmittag Regen ankündigt. Hier oben bläst schon jetzt ein eiskalter Wind.
Etwas unterhalb der Hütte sitze ich dann an einer windgeschützten Stelle lange in der Sonne. Dann ziehen sehr schnell Wolken auf.
Etwa nach der Hälfte des Abstiegs zweige ich nun auf die Route, die nicht nach Ramsau sondern zum Hintersee führt. Fast ganz unten komme ich durch Bereiche des gigantischen Felssturzes, der in der Nähe auch durch den Zauberwald-Rundweg erschlossen wird.
Hier nehme ich mir viel Zeit, die interessante Vegetation direkt am Wegrand zu erkunden.
Schließlich erreiche ich den Hintersee, um den heute sehr viele Leute wandern.
Es ist aber deutlich weniger voll als am Königssee. Ein Ausflug zum Hintersee steht nur bei Touristen im Programm, die mehr als nur zwei oder drei Tage in der Region sind. Doch es lohnt sich auf jeden Fall. Vor allem gegen Abend liebe ich die verträumte Stimmung hier.
Zum frühen Abendessen sitze ich auf der Terrasse von einem der Restaurants am Ufer. Dann fahre ich mit dem Bus zurück.
14,7 km, 888 Höhenmeter Aufstieg, 867 Abstieg
Am frühen Morgen liegt der Königssee noch unter einer Hochnebelschicht. So eine Nebelstimmung hat durchaus auch ihre Reize.
Zuerst marschiere ich neben der Bobbahn bergauf. Um die Finanzierung vom Wiederaufbau des 2021 bei einem Unwetter zerstörten Eiskanals wurde lange Zeit gestritten. Bisher haben noch keine Bauarbeiten begonnen.
Oberhalb der Bobbahn führt der Wanderweg nun durch den Wald bergauf. Bald wandere ich oberhalb der Nebelgrenze unter wolkenlosem Himmel.
Dann führt mich der oft steile, aber technisch leichte Aufstieg wieder über die Grenze des Nationalparks. Nun umgibt mich wieder ein idyllischer Wald mit viel Totholz.
Der letzte Teil des Aufstiegs ist bequemer. Schon bevor ich die Kührointalm erreiche, sehe ich den Watzmann vor mir.
Eine halbe Stunde später erreiche ich die Archenkanzel, den schönsten Aussichtspunkt über dem Königssee. Inzwischen hat sich unten der Nebel aufgelöst. Eine Stunde lang bleibe ich hier oben sitzen und warte ab, bis auch der Dunst nachlässt. Ich beobachte die vielen Schiffe, die bei St. Bartholomä an- und ablegen.
Dann gehe ich wieder zur Alm zurück und wandere nun auf der anderen Abstiegsroute in Richtung Wimbachbrücke.
Dieser Weg ist sehr leicht, aber unterhalb der Schapbachalm eine Stunde lang auch recht langweilig. Erst das letzte Stück zur Wimbachbrücke gefällt mir wieder.
11,6 km, 437 Höhenmeter Aufstieg, 556 Abstieg
Als ich am Morgen beim Hintersee starte, werden alle Berge noch von Wolken verhüllt. Doch auch unten gibt es genug Fotomotive.
Ein technisch leichter, aber recht anstrengender Aufstieg führt mich wieder durch reizvolle Wälder.
Hier wurden vor einigen Jahren Bartgeier ausgewildert. An einer Stelle steht am Weg ein mit zwei Helfern besetzter Informationsstand, an dem ich viel über dieses Projekt erfahre und mit einem Spektiv sogar zu einem (aber jetzt gerade leeren) Nest schauen kann.
Als ich die Halsalm erreiche, geben die Wolken gerade den Gipfel des Hartkaser frei.
Diese Alm hat keinen Biergarten, aber etwas abseits stehen genug Bänke. Eine Stunde lang sitze ich hier oben und warte ab, bis alle Gipfel der Umgebung zu sehen sind.
Dann wandere ich auf einer anderen Route bergab. Zuerst ist der Abstieg steil und steinig. Dann wähle ich bei einer Weggabelung die leichtere Variante.
Nach dem Abstieg spaziere ich zehn Minuten lang am Ufer des Hintersee. Dann beginnt der Wanderweg durch den Zauberwald.
Der Zauberwald ist das Ergebnis eines gigantischen Bergsturzes. Vor etwa 3500 bis 4000 Jahre stürzten 15 Millionen Kubikmeter Gestein vom Hochkaltermassiv herab. Durch den aufgestauten Bach entstand der Hintersee.
Schon 1896/97 wurde der Wanderweg zwischen den teilweise hausgroßen Felstrümmern angelegt.
Hier könnte ich wieder stundenlang die Vegetation fotografieren. Aber auch die Formen der aus dem Gebirge herabgerollten Karstgesteine bieten reizvolle Motive.
Vom Zauberwald wandere ich weiter in Richtung Ramsau. Unterwegs komme ich an diesem faszinierenden "Spielzeug" vorbei. Durch Wasserkraft werden die vielen Figuren bewegt. Sogar eine Seilbahn fährt hinauf zu einem Baum. Natürlich werfe auch ich einen Beitrag zur Erhaltung dieses Meisterwerks in die Spendenkasse.
Etwas weiter unten fließt die Ramsauer Ache durch die recht kurze Marxenklamm. Von Ramsau fahre ich mit dem Bus zurück nach Berchtesgaden.
Da für den Nachmittag Regen angekündigt wurde, beschränke ich mich heute auf diese für meine Verhältnisse kurze Wanderung und verbringe den Rest des Tages in der Watzmann-Therme, in der ich von den Solebecken, vom Badebereich und der Panoramasauna den Watzmann auch sehen kann.
7,5 km, 352 Höhenmeter Aufstieg
Heute habe ich nur für einen kurzen Spaziergang Zeit. Von der Bushaltestelle beim Gasthaus Auzinger nahe Hintersee wandere ich auf durchweg leichten Wegen talaufwärts.
Schon früh erreiche ich Hirschbichl, das nahe der Grenze zu Österreich steht. Von hier fahre ich mit dem Almerlebnisbus zurück zum See. Da dieser Bus als Freizeitangebot und nicht als Nahverkehr zählt, gilt dafür das Deutschlandticket nicht.
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Und hier stehen Infos über mein Buch „Der Deutschland-Wanderer“, in dem ich von meinen Erlebnissen auf den ersten 10.000 km erzähle: