Die nördlich von Waghäusel liegende Wagbachniederung ist zwar etwa 6 Kilometer vom heutigen Altrhein entfernt, aber vor ein paar Jahrtausenden floss auch hier der Rhein..
Nirgendwo auf der Welt sah ich so viele Fotografen mit riesengroßen Teleobjektiven wie in der Wagbachniederung. Dieses nicht nur regional, sondern auch bundesweit sehr bedeutende Feuchtgebiet zieht Vogelfreunde aus dem ganzen Land an.
Die ehemaligen Klärschlammbecken einer längst abgerissenen Zuckerfabrik bieten außerordentlich vielen verschiedenen Zugvögeln einen willkommenen Rastplatz, aber auch viele seltene Vögel brüten hier regelmäßig.
Ich kann mich seit Jahrzehnten darauf verlassen, dass ich bei einem Spaziergang hier mit meinem 300 m Teleobjektiv an der Kamera wie jemand wirke, der mit einem alten Hollandrad bei einem Triahthlon startet. Hier sehe ich immer viele Fotografen mit riesengroßen Objektiven. Laut redende Spaziergänger oder Wanderer mit Hund sind hier nicht willkommen. Wer Vögel beobachten will, ist hier aber genau an der richtigen Stelle.
Zwischen der Wagbachniederung und dem Altrhein bieten der teilweise als Freizeitgelände genutzte Erlichsee und einige andere Baggerseen mit großen Schilfufer-Abschnitten Gelegenheit für schöne Spaziergänge.
Als ich gerade einige Blüten fotografiere, flattert dieser Admiral mit etwas zerzausten Flügeln heran.
Heute wandere ich eine herrliche Runde im Naturschutzgebiet Rastatter Rheinauen. Ich starte beim Schützenhaus Plittersdorf, folge dann dem Rheinufer zur Murgmündung, ein Stück weit der Murg und gehe dann über den Rheindamm zurück zum Schützenhaus.
Vor einigen Monaten fotografierte ich diesen Anblick mit herrlich buntem Herbstlaub, jetzt spriessen weiße Blüten und grüne Knospen an Bäumen und Sträuchern. Ich liebe die Vielfalt der Jahreszeiten!
Pegel Maxau steht mit etwa 4,65 m noch immer im Bereich Mittelwasser, doch nun gibt der Rhein allmählich wieder die Buhnen frei. Diese quer in den Fluss ragenden Steinwälle entstanden nicht bei Tullas Rheinbegradigung, sondern etwa ein Vierteljahrhundert später, als man den inzwischen zu schnell fließenden Rhein mit künstlichen Maßnahmen wieder etwas bremsen musste.
Nahe der Murgmündung ist der hier parallel zum Rheinufer führende Weg besonders schön.
Dann spaziere ich über den Damm entlang der Murg. Links sehe ich den in einen sehr monotonen Kanal gedrängten Fluss, rechts blicke ich ins Naturschutzgebiet mit wunderschönen Gewässern und uralten Bäumen.
Auf dem Rheinhauptdamm wandere ich zurück. An einer Stelle wachsen besonders viele Taubnesseln.Dieses Blütenparadies lockt viele Zitronenfalter an. Zitronenfalter sind die ersten Schmetterlinge, die uns im Frühjahr erfreuen, da sie mit einer Art Frostschutzmittel im Körper anders als die meisten anderen Schmetterlinge überwintern können. Ich sehe heute aber auch bereits einen Aurorafalter.
An einer Stelle am Rheindamm sehe ich Wiesenschaumkraut, zum Glück direkt neben dem Weg, so dass ich es gut fotografieren kann. Nicht nur in Naturschutzgebieten sondern auch allgemein bleibe ich immer auf dem Weg, um keine anderen Pflanzen zu zertreten.
Im Wald geht das Wettrüsten der Bodenblüher nun seinem Höhepunkt entgegen. Buschwindröschen, Scharbockskraut und Veilchen müssen jetzt noch das Sonnenlicht ausnützen, bevor bald die Blätter der Bäume am Boden für Schatten sorgen.
Der Große Wollschweber, auch Hummelschweber genannt, fliegt ähnlich wie ein Kolibri an die Blüten und saugt sie mit seinem langen Rüssel aus, berührt diese aber mit seinen Vorderbeinen.
Dienstag 7 Uhr am Knielinger See - mein Teilzeitjob mit Wochenendarbeit hat den Vorteil, dass ich jetzt den Sonnenaufgang ohne andere Spaziergänger in aller Ruhe genieße kann.
Manchmal muss man genau hinschauen, damit sich eine alltägliche Szene, wie hier die Schwäne am Schilfufer, zu einer Reise in ein bizarres Wunderland der Spiegelung entwickelt.
Danach fahre ich nach Lingenfeld. Am dem Fischmal genannten Angelsee staune ich mal wieder, wie viele verschiedene Bienen- und Hummelarten die selben Blüten anfliegen.
In Deutschland leben so viele verschiedene Bienen-, Wespen- und Hummelarten, dass in vielen Fällen eine sichere Bestimmung nur für Experten und mit Lupe möglich ist. Honigbienen erkenne auch ich, aber hier beschränke ich mich liebern auf die Fotos und verzichte auf Untertitel.
Wer nur achtlos an den vielen Schlehenhecken vorbei geht, hört vielleicht nur das Summen der Insekten, bemerkt aber nichts von dieser großen Artenvielfalt.
Erst wenn man eine Weile stehenbleibt und beobachtet, öffnen sich die Sinne für dieses Schauspiel.
Eine Weile sitze ich am Ufer und beobachte Wasserläufer. Diese Insekten nutzen die Oberflächenspannung des Wassers, um durch ihre besondere Fortbewegung eine ganz eigene Lebenswelt zu erschließen.
Waldbäume nehmen wir meist nur im grünen Sommerkleid, mit herbstliche Farbenpracht oder als kahle Graphik im Winter wahr. Die nur kurze Blütezeit würdigen wir nur bei Obstbäumen.
Auf dem Heimweg fahre ich noch einen kurzen Umweg zum Neupotzer Altrhein. Während ich dort am Ufer sitze und die vielen verschiedenen Insekten fotografiere, schaut auch eine Zauneidechse aus dem trockenen Gras heraus.
Da ich heute arbeiten muss, spaziere ich am Morgen nur kurz um den Eggensteiner Baggersee, mit kurzem Abstecher zum Damm neben dem Albkanal. Jetzt färbt sich der Wald von Tag zu Tag deutlich grüner.
Es vergeht kein Wandertag, ohne dass ich eine Blumenart entdecke, die ich in diesem Jahr noch nicht blühen sah.
Trotz dem starken Kälteeinbruch blühen jetzt immer mehr Obstbäume.
Heute sehe ich zum ersten Mal in diesem Jahr Schwalben. Dicht über der Wasseroberfläche saussen Rauchschwalben mit hoher Geschwindigkeit über den Rhein.
Es müssen nicht immer nur große Blumen mit auffälligen Blüten sein. Auch die ganz unscheinbaren Pflanzen neben dem Weg lohnen einen genauen Blick, so wie hier die winzigen Blüten der Zypressenwolfsmilch.
Seit Tagen schaue ich immer wieder intensiv zu den Wasserflächen rechts und links der Wege, finde aber zu meiner großen Enttäuschung keinen einzigen Frosch. Heute sitzen an einer Wasserpfütze direkt am Wegesrand gleich zwei. Zuerst glaube ich, dass es verschiedene Arten sind, aber Teichfrösche gibt es sowohl in grüner als auch brauner Färbung.
Heute spaziere ich nur kurz beim Baggersee Gießen.
Am großen Sandstrand fühlt man sich fast wie am Meer. Heute habe ich den Strand für mich alleine.
An einem anderen Uferbereich bedeckt Frühlings Fingerkraut große Flächen des Bodens.
Fast wären mir diese Blumen überhaupt nicht aufgefallen. Die höchstens einen Zentimeter großen Blüten des Gewöhnlichen Reiherschnabel, die vereinzelt den Sandstrand zieren, sieht man zwischen all dem Sand nur, wenn man darauf achtet.
Hier folgt Kapitel 8: https://d-wanderer.de/rheinauen.php?w=404&Wanderung=Rheinauen_Kapitel_8:_Die_kleinen_Dinge
Mein Buch über meine 2018 bis 2020 gewanderten 10.000 Kilometer auf Deutschlands schönsten Fernwanderwegen unterscheidet sich inhaltlich stark von den Texten auf dieser Homepage. Online stehen die sehr umfangreichen Streckenbeschreibungen im Vordergrund, im Buch beschränke ich diese dagegen auf die wesentlichen Elemente und erzähle statt dessen viel mehr über meine Erlebnisse und persönlichen Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php