Von Anfang an legte ich fest, dass mein Rheinauen-Projekt das badische Ufer vom Naturschutzgebiet Taubergießen bis zur Mannheimer Reißinsel und auf Pfälzer Seite von Neuburg bis Ludwigshafen umfassen soll. Bisher war ich aber noch nie auf der Reißinsel und bei Ketsch. Dies hole ich nun endlich nach.
Ich parke vor dem Strandbad am Rheinufer. Auf diesem wie ein großer Park wirkenden Areal stehen auf den Wiesen wunderschöne Weiden.
Nilgänse und Kanadagänse tummeln sich bunt gemischt am Rheinufer und schauen den vorbeifahrenden Schiffen zu.
Ich habe noch nie einen so dicht mit Pilzen bewachsenen Baum gesehen wie diesen am Zaun des Campingplatz.
Zuerst spaziere ich auf einem bequemen Waldweg nach Süden zum Naturschutzgebiet Silberpappel.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz komme ich an dieser Wiese mit besonders mächtigen Eichen vorbei.
Vom Parkplatz aus führt mich nun ein Weg nach Norden. Bald erreiche ich den Eingang des Naturschutzgebiet Reißinsel.
Da hier besonders viele geschützte und bedrohte Pflanzen und Vögel leben, wird dieses etwa 100 Hektar große Naturschutzgebiet während der Vogelbrutzeit von 1. März bis 30. Juni komplett für Besucher gesperrt. Den Rest des Jahres über kann man die herrliche Natur mit alten Streuobstwiesen und herrlichem Auwald auf einem 4,3 km langen Rundweg erkunden.
Auf einer Seite bildet der schmale Altrheinarm Bellenkrappen die Grenze des Naturschutzgebiets.
Wer an Naturschutz denkt, hat meist vor allem die Auwälder im Sinn. Aber auch Wiesen und alte Obstbäume sind der Lebensraum vieler auf solche Biotope spezialisierten Arten.
Einige Kilometer südlich von Mannheim ist die Ketscher Rheininsel, die man nur über diese schöne Brücke erreicht.
Von der Brücke blicke ich auf den Ketscher Altrhein und den Turm der St. Sebastian-Kirche in Ketsch.
Die Ketscher Rheininsel zählt zu den letzten großen Überflutungszonen des Rheins. Gleich zu Beginn des Weges zeigt ein Maßstab, wie hoch das Wasser hier schon stand. Für 2021 mit einem der stärksten Hochwasser seit Aufzeichnung gibt es leider keine Marke. Ich finde es faszinierend, daran zu denken, dass mein Kopf bei so einer Flut nicht einmal in die Nähe der Wasseroberfläche erreicht hätte.
Parallel zum hier heute noch komplett durchflossenen Altrhein gibt es auch einen Altrheinarm, der nur an seiner Mündung Zugang zum heutigen Rhein hat. Vom Wanderweg führen an einigen Stellen kurze Abstecher zum Ufer.
Manchmal lohnt es sich auch, nicht nur nach rechts und links sondern auch nach oben zu blicken.
Die Maiglöckchen welken nun immer mehr und verlieren nach und nach auch ihre roten Beeren.
Die Früchte der ansonsten giftige Berberitze sind zwar essbar, schmecken aber nicht gut.
Wer über Pilze redet, denkt meist nur an die Fruchtkörper mit Hut, die wir gerne sammeln und essen. Aber Pilze zeigen sich auch in ganz anderer Form, so wie z.B. hier als braune Flecken auf den Ahornblättern.
Schließlich erreiche ich die Stelle, an der die beiden Altrheinarme in den Rhein münden. Hier sehe ich auch die Rheinfähre Ketsch.
Eine Weile spaziere ich nun am Rheinufer entlang, bis ich die Stelle erreiche, wo der Altrheinarm den großen Fluss verlässt. Der Wanderweg führt nun mit großem Abstand neben dem Altrhein her. Hier wachsen momentan sehr viele verschiedene Pilze.
Und wie so oft lohnt es sich auch, auf die ganz winzigen Dinge neben dem Weg zu achten. Zuerst habe ich keine Ahnung, was für ein Tier dieses stecknadelgroße Lebenwesen ist. Erst zuhause recherchiere ich, dass es keine einheimische Art ist. Es handelt sich um die Larve einer erst in den letzten Jahren von Ostafrika auch zu uns eingewanderten Grünen Reiswanze.
Erst seit ich auch für meinen anderen Fotoblog im Nationalpark Schwarzwald auf der Suche nach den kleinen Wundern am Wegrand bin, erkenne ich, welche große Vielfalt und Schönheit auch die Moose und Flechten bieten.
Die Wagbachniederung bei Waghäusel zählt zu den wichtigsten Vogelschutzgebieten Deutschlands und hat europaweite Bedeutung. Die Wasserflächen am Rande der Rheinniederung entstanden nicht auf natürliche Weise sondern sind Klärteiche einer ehemaligen Zuckerfabrik.
Heute ist für mich einer der Tage, an denen fast alles anders kommt als erwartet, es aber am Schluss doch ein sehr lohnender Ausflug wird.
Eigentlich hatte ich auf Fotos von einigen Vogelarten gehofft, die noch in meiner "Sammlung" fehlen, sehe aber heute nur die üblichen Gänse, Enten und Reiher. Stattdessen wende ich meine fotografische Aufmerksamkeit stärker den Spinnen zu, was sich heute wirklich lohnt.
Vor allem bin ich heute aber gleich nach Feierabend den weiten Weg gefahren, weil ich weiss, dass genau zu dieser Jahreszeit viele tausend Stare bei Sonnenuntergang hier in großen Schwärmen im Schilf landen. Als ich kurz vor Sonnenuntergang noch immer keinen einzigen Star sehe, bin ich sehr enttäuscht. Doch so schnell, dass ich kaum rechtzeitig die Kamera heben kann, fliegen plötzlich viele hundert Vögel über mich hinweg.
Ich kenne Filmaufnahmen von Starenschwärmen, die längere Zeit in kunstvollen Formationen am Himmel umher kreisen, doch hier dauert das Schauspiel höchstens zwei bis drei Minuten. Dann bleibt es lange Zeit still. Endlich erscheinen weitere Schwärme, doch die Vögel landen sehr schnell alle im Schilf.
Obwohl ich sie nicht allzu lange in der Luft gesehen habe, war es ausgesprochen faszinierend. Noch mehr beeindruckt mich jetzt aber die ganz besondere Geräuschkulisse. Viele tausend Stare sitzen vor mir im Schilfgebiet und ihre Stimmen erzeugen einen sehr intensiven Sound.
Fünf Wochen lang war ich nun schon nicht mehr am Rhein. Höchste Zeit für eine neue Wanderung! Der Wetterbericht kündigt einen sehr sonnigen Tag an, doch am Morgen ziehen noch Nebelschwaden an mir vorbei.
Da ich auf den erhofften Sonnenschein noch warten muss, wende ich meine Aufmerksamkeit mal wieder mehr den abwechslungsreichen und interessanten Formen der Baumrinde zu.
Gegen 9 Uhr tauchen über dem Schiffsrestaurant Lautermuschel die ersten blauen Flecke am Himmel auf. Bald verschwindet der Nebel ganz.
Am Mittelgrundweg beobachte ich mal wieder die vielen verschiedenen Wasservögel auf dem Tankgraben.
Ich wandere noch ein Stück weiter zu dem Beobachtungsturm am Panzergraben, sehe dort heute aber nur einen Kormoran und weit entfernt einen Schwarzspecht.
Manche Hartriegel-Sträucher sehen mit ihren schwarzen Beeren so aus, wie es im Herbst sein sollte.
Aber dass sich an einigen von ihnen Mitte November wieder Blüten öffnen, ist ausgesprochen ungewöhnlich.
Auch die Blütezeit der Nachtkerze sollte eigentlich seit vielen Wochen vorbei sein. Was für ein seltsamer Herbst!
Dass im November noch Exemplare der Gemeinen Heidelibelle fliegen, ist dagegen nicht außergewöhnlich.
Wie bei fast jedem meiner Ausflüge nach Neuburg am Rhein spaziere ich auch durch das Naturschutzgebiet Stixwörth, wo mir einige Stellen am Hagenbacher Altrhein immer besonders gut gefallen.
Hier geht es weiter zum nächsten Kapitel: https://d-wanderer.de/rheinauen.php?w=1301&Wanderung=Rheinauen_Kapitel_22:_Winter_2022/23
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
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