Heute will ich vor allem Libellen fotografieren. Dass dieser Morgen mir stattdessen viele andere, ebenso reizvolle Fotomotive bietet, ahne ich beim Aufbruch nicht. Zuerst führt mich mein Weg kurz an einem Getreidefeld vorbei, wo viele von Tau benetzte Spinnennetze in der Sonne glitzern.
Dann erreiche ich den Rheinniederungskanal, wo ich gleich einige Zeit damit verbringe, die vielen Gefleckten Wiesenschnaken zu fotografieren.
An einigen Stellen fliegen sehr viele Gebänderte Prachtlibellen, aber diese Art habe ich inzwischen schon oft genug fotografiert. Auf einem Baum sitzt ein Schwarzmilan und beobachtet meine Insektensuche.
An manchen Stellen funkeln noch immer viele Tautropfen auf den Blüten, so wie hier auf der Bunten Kronwicke.
Der Trauer-Rosenkäfer scheint heute morgen überhaupt nicht traurig zu sein.
Überall summt es. Früher ist mir nicht aufgefallen, welch große Vielfalt an Insekten die ebenso große Vielfalt an Blüten umschwirrt. Erst seit ich mit diesem Fotoblog verstärkt auf die kleinen Details am Wegrand achte, nehme ich das Wunder der Natur endlich vollständiger als in den Jahrzehnten zuvor wahr.
Eine Ringelnatter überquert den Rheindamm. Zum ihrem Glück sind am frühen Morgen hier nur sehr wenige Radfahrer unterwegs.
Als ich am Rheindamm Bienen und Schmetterlinge fotografiere, treffe ich jemanden, der für eine öffentliche Studie regelmäßig die Schmetterlinge in einem bestimmten Bereich bestimmt und zählt. Er stimmt meiner eigenen Einschätzung zu, dass es in diesem Juni viel weniger Schmetterlinge als normal gibt, dafür aber mehr Libellen. Große Ochsenauge sehe ich heute sehr viele, dazwischen wenige Distelfalter, viel mehr flattert hier gerade nicht.
Heute bin ich sieben Stunden lang im Naturschutzgebiet Rastatter Rheinauen bei Plittersdorf unterwegs.
Manche Streckenabschnitte, die im Winter gut begehbar waren, sind nun wegen dichtem Bewuchs mit Brennesseln und Dornenranken unpassierbar. Außerdem muss man in den Rheinauen immer mit wechselndem Wasserstand rechnen. Ich ging davon aus, dass meine für heute geplanten Route vom bisher nur leichten Hochwasser verschont blieb, aber am Ufer der Murg ist eine Furt nahe der Mündung bereits überflutet. Da es so aussieht, als könne man bequem durch das Wasser waten, ziehe ich Schuhe, Socken und Hose aus und marschiere voran. Bald reicht mir das Wasser bis zum Knie, dann wird sogar die Unterhose nass. Ich muss bei der starken Strömung und dem rutschigen Boden aufpassen, dass ich nicht ganz ins Wasser falle und meine beiden Kameras ruiniere.
Am Rheindamm verbringe ich wieder viel Zeit damit, die vielseitige Blumen- und Insektenwelt zu fotografieren. Das Berufkraut lockt viele verschiedene Lebewesen an, darunter diesen Gefleckten Schmalbock, der wenige Momente zuvor einen Schmetterling von den Blüten vertrieben hat.
Lange Zeit beobachte ich, wie viele verschiedene Bienen und Hummeln den Gewöhnlichen Natternkopf besuchen.
Am stärksten fasziniert mich heute eine Ameise, die eine mehr als doppelt so schwere Wespe über den Weg transportiert. Mal zieht sie ihren Fund, mal versucht sie es mit tragen, mal schiebt sie. Dabei kommt sie nur sehr langsam voran. Wenn sich andere Ameisen nähern, vertreibt sie diese.
Am Morgen wandere ich zuerst bei Wintersdorf.
An einer Stelle, wo in einer Furt bei hohem Wasserstand der Weg überschwemmt wird, der Boden heute aber frisch getrocknet ist, landen viele Schillerfalter, um Mineralstoffe aus dem Boden zu holen.
Ich fotografiere diese wunderschönen Schmetterlinge so lange, bis ich mich kaum noch bücken kann.
Bald darauf folgt für mich der nächste mehr als halbstündige Fotostopp. Die Altrheinbrücke bei der Kunstwiese ist ein idealer Platz, um verschiedene Libellenarten zu fotografieren. Hier fliegen vor allem sehr viele Gebänderte Prachtlibellen unter der Brücke hindurch, aber auch andere Arten.
Anschließend fahre ich nach Greffern, um eine andere Variante für eine Rundwanderung zu erkunden (siehe Rubrik "Sonstige Wanderungen"). Hier ist der Rheinniederungskanal ein Eldorado für Libellenfreunde.
Ein unter Naturschutz stehender Damm, der von der Straße zum Rhein führt und ebenso der Damm am Rheinufer sind heute blühende Paradiese.
Heute bin ich nur am Morgen zwei Stunden im Bereich der Insel Rott unterwegs. Die üppigen Blumenwiesen am Rheindamm begeistern mich. Viele Schmetterlinge und Libellen fliegen durch das Blütenmeer.
Doch meine Freude über die bunte Vielfalt weicht schnell Verwunderung, als jemand mit einem großen Mähfahrzeug kommt und die ganze Blütenpracht am Damm beseitigt. Ich weiss zwar, dass aus ökologischen Gründen das Mähen von Wiesen im Sinne des Naturschutzes ist, aber dass dies ausgerechnet zur Hauptblütezeit geschieht, überrascht mich.
Daher verlasse ich nun den Damm und fotografiere eine Weile weiter östlich und danach am Rhein.
Am Baggersee Giesen herrscht an sonnigen Wochenenden viel Trubel. Am frühen Freitagmorgen sind aber außer mir nur einige Kanadagänse da und ich kann eine Runde alleine schwimmern.
Obwohl der Baggersee Streitköpfle nicht besonders groß ist, vereint er an seinem Ufer einen beliebten Badestrand und ein schönes Naturschutzgebiet. Während ich es von den letzten neun Monaten gewohnt bin, dass ich meine Fototouren an jedem Parkplatz beginnen kann, kommt heute schon um 8 Uhr gleich ein Mann zu meinem Auto gelaufen und fordert acht Euro Parkgebühr. Da hier an Sommerwochenenden oft viele Dutzend Autos stehen, ergibt das ordentliche Einnahmen.
Mir gefällt es natürlich abseits des Badegebiets am besten. Jetzt blühen bereits die ersten Seerosen.
Von diesem Blatt einer großen Pflanze blieb nach Angriff der Raupen nur noch ein durchlöchertes Fragment übrig.
Am längsten halte ich mich wie gewohnt am Rheindamm auf. Durch die Rheinbegradigung verschwand zwar viel vom ursprünglichen Auwald, aber dafür bieten die Dämme jetzt vielen Lebewesen, die es früher in dem oft überschwemmten Gebiet nicht gab, gute Bedingungen.
Großes Ochsenauge, Schachbrettfalter und ein paar andere Schmetterlinge flattern umher, ich sehe Plattbauch-Libellen und Gebänderte Prachtlibellen, außerden wie gewohnt viele verschiedene Bienenarten und ein paar Grashüpfer.
Wegen dem wolkigen Wetter hält sich der Ansturm der Besuchermassen heute in Grenzen. Daher kann ich zum Abschluss meiner Fotowanderung noch in Ruhe schwimmen.
Zusätzlich zu den oben beschriebenen längeren Wanderungen war ich im Juni auch mehrmals nur für kurze Morgen- oder Abendspaziergänge in den Rheinauen. Hier sind zum Abschluss dieses Kapitels Impressionen aus diesen Touren.
Es gibt bei uns so viele Schlupfwespen-Arten, dass ein Laie sie nicht sicher bestimmen kann.
Hier folgt Kapitel 13: https://d-wanderer.de/rheinauen.php?w=799&Wanderung=Rheinauen_Kapitel_13:_Augen_auf!
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Und hier stehen Infos über mein Buch „Der Deutschland-Wanderer“, in dem ich von meinen Erlebnissen auf den ersten 10.000 km erzähle: