1. - 15.7.2018

66-Seen-Weg

Deutschland-Wanderer Kilometer 000 bis 416

1.7.2018 Potsdam 8 km

Der 66-Seen Wanderweg führt ab Potsdam insgesamt 416 km auf meist ebener Strecke rund um Berlin. Nahezu jeden Tag kommt man an mehreren Seen vorbei, in denen man baden kann. Aber auch die duftenden Kiefernwälder und die vielen urwaldhaften Auwälder begeistern mich hier.

Am frühen Nachmittag komme ich in Potsdam an. Wegen der vielen großartigen Parkanlagen und Schlösser zählt Potsdam zum Unesco-Weltkulturerbe. Die ersten acht Kilometer des Wanderwegs führen an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. Schon wenige Minuten nach meiner Ankunft am Bahnhof stehe ich vor der Nikolaikirche.

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© Günter Kromer— Potsdam - Nikolaikirche

Es folgen das Brandenburger Tor, Schloss und Park Sanssouci, der Ruinenberg, die russische Kolonie Alexandrowka, das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof. Da ich auf meiner Reise auch viele regionalen Biersorten testen will, setze ich mich auf die Terrasse der Hausbrauerei Alte Meierei. Das helle Bier schmeckt mir hier nicht, aber der Blick auf den Jungfernsee ist herrlich. Dann spazierte ich noch hinauf auf zum Belvedere auf dem Pfingstberg. Bald darauf endet meine erste Mini-Etappe.

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© Günter Kromer— Potsdam - Schloss Sanssouci
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© Günter Kromer— Potsdam - Orangerie
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© Günter Kromer— Potsdam - Teehaus im Park Sanssouci
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© Günter Kromer— Potsdam - Marmorpalais
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© Günter Kromer— Potsdam - Hausbrauerei Alte Meierei

2.7.18 Potsdam - Wustermark 25 km

Am nächsten Tag führen die ersten Kilometer zwar oft durch die Natur, aber es gibt auch einige langweilige Abschnitte und vor allem am Vormittag zu oft Asphalt. Ein Rastplatz am Ufer des Schlänitz See eignet sich gut für eine kurze Pause. Schloss Marquardt macht einen recht verwahrlosten Eindruck und lohnt kein Foto, aber ein Rundgang durch den Park ist recht nett. Nach einigen weiteren recht monotonen Kilometern geht es dann schöner weiter. Vor allem der Streckenabschnitt am Ufer des Havelkanal gefällt mir. Hier fahren viele Schiffe vorbei, vor alle kleine Privatboote.

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© Günter Kromer— Immer dem blauen Punkt nach
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© Günter Kromer— Schlänitzsee
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© Günter Kromer— Havelkanal

Bei meiner Wanderung 2018 sind die ersten Etappen nur unvollständig markiert. Zum Glück habe ich den GPS-Track und den sehr empfehlenswerten Reiseführer "66-Seen Wanderung" von Manfred Reschke dabei. Manfred Reschke erkundete seit 1977 die Strecke für diesen Wanderweg in eigener Initiative. Im Laufe der Zeit bekam das Projekt Unterstützung durch die Leitung der Regionalparks und des Landestourismusverbandes. Im Jahr 2000 wurde der Weg dann offiziell eröffnet.

3.7.18 Wustermark - Birkenwerder 42 km

Diese Etappe gefällt mir deutlich besser als die Strecke von gestern. Zuerst geht es wieder meist am Havelkanal entlang, dazwischen auch durch Wälder und über ein großes Feld, wo ich viel Zeit damit verbringe, Schmetterlinge zu fotografieren.

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© Günter Kromer— Havelkanal

Bei der Schleuse Schönwalde setze ich mich eine halbe Stunde lang hin und schaue zu, wie große und kleine Schiffe die Schleuse passieren.

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© Günter Kromer— Schleuse Schönwalde

Dann folgt ein Streckenabschnitt durch einen wunderschönen Kiefernwald. Der intensive Duft dieser Wälder zählt seither für mich zu meinen wesentlichen Erinnerungen an den 66-Seen-Weg. Da an manchen Stellen tiefer, weicher Sand die Waldwege bedeckt, ist das Wandern hier zeitweise recht anstrengend.

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© Günter Kromer
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© Günter Kromer


In der zweiten Hälfte des Tages bietet die Strecke ab Schönwalde zwar auch noch ein paar hübsche Waldwege, aber es gibt auch einige wenig spannende Kilometer. Vor allem die ersten Kilometer hinter Hennigsdorf kann man nur als Füllmaterial bezeichnen. Asphalt und Verkehrslärm gefallen mir nicht. Erst in der Nähe von Birkenwerder wird es dann wieder schöner.

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© Günter Kromer— Die Havel bei Hennigsdorf

Als ich heute gegen Abend über einen Brettersteg wandere, der entlang der Briese durch einen äußerst idyllischen Auwald führt, fühle ich mich rundum glücklich und zufrieden.

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© Günter Kromer— Die Briese bei Birkenwerder

4.7.18 Birkenwerder - Wandlitzsee 24 km

Am Morgen folgt sogar ein noch schönerer Abschnitt auf dem herrlichen Briesesteg, oft an urwaldhaften Wasserstellen und kleinen Sumpfgebieten vorbei. Bald erreiche ich den kleinen Boddensee. 

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© Günter Kromer— Boddensee

Bald darauf folgt ein kurzer wenig attraktiver Streckenabschnitt, doch dann geht es am nächsten Brettersteg weiter mit Genusswandern. Insgesamt spaziere ich heute morgen etwa zwei Stunden durch das großartige Briesetal mit seinen urwüchsigen Bruchwäldern, vielen im Wasser stehenden Bäumen und wilder Vegetation. Schon alleine dafür hat sich die Reise gelohnt.

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© Günter Kromer— Briesetal
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© Günter Kromer— Im Briesetal

Nun noch ein Stück durch eine Kiefern-Monokultur, dann stehe ich vor der urigen, aus großen Feldsteinen erbauten Kirche von Wensickendorf.

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© Günter Kromer

Die nächsten Kilometer kann man recht angenehm wandern, auch wenn sie nicht spektakulär sind. Auf der Terrasse eines Restaurants am Stolzenhagener See trinke ich ein Bier, dann spaziere ich am Ufer entlang weiter. 
Bald erreiche ich den großen Wandlitzsee. An ein paar Stellen am Ufer kann man baden. Bei der Stadt gibt es sogar ein großes Seebad, das aber Eintritt kostet. Ebenso schön sitzt und schwimmt man aber gleich links daneben.

 

 

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© Günter Kromer

Gegen 16 Uhr spaziere ich zu einer kleinen Badestelle nahe meines Hotels und schwimme weit am Ufer entlang. Am Abend gehe ich dann erneut hinab, nehme eine Flasche Wein, Brot und guten Käse mit und schwimme nach dem Abendessen zum Sonnenuntergang noch eine Runde.

Dass man bei einer Fernwanderung fast täglich in schönen Seen baden kann, gibt es auf nur sehr wenigen Routen. Den 66-Seen -Weg könnte man gut mit dem Slogan "Hike & Swim" vermarkten.

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© Günter Kromer
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© Günter Kromer— Großer Wandlitzsee

5.7.18 Wandlitzsee - Trampe 31 km

Am Vormittag führt der 66-Seen Weg insgesamt viele Kilometer weit an den Ufern einiger recht naturbelassener Seen entlang. Genau so habe ich mir diesen Fernwanderweg gewünscht. An ein paar Stellen plagen mich Stechmücken, aber insgesamt werde ich hier viel seltener gestochen als zuhause in den Rheinauen. Nun ist die Landschaft deutlich welliger als bisher.

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© Günter Kromer— Liepnitzsee
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© Günter Kromer— Hellsee

6.7.18 Trampe - Wesendahl 32 km

Wenn man die kleinen, namenlosen Seen dazu rechnet, komme ich heute an mehr als einem Dutzend Seen vorbei. Wie an einer Schnur aufgereiht folgen sie Stück für Stück. Allerdings führt der Weg meist nicht direkt am Ufer entlang. Bei manchen Seen kommt man zumindest an einer oder wenigen Stellen direkt ans Wasser, andere erreicht man nur, wenn man von der Wanderroute auf kurze Pfade zum Ufer abzweigt. 

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© Günter Kromer— Gamensee
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© Günter Kromer— Paradiessee

7.7.18 Wesendahl - Hennickendorf 23 km

Jetzt beginnen die beiden meiner Meinung nach schönsten Etappen. Nach meiner Übernachtung in einem großen Pferdehof bin ich bald wieder an den nächsten Seen. Hier führt der Weg erfreulich oft am Ufer entlang. Dieser Morgen ist herrlich!

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© Günter Kromer— Fängersee

Eine Weile durch den  Wald, dann erreiche ich den Straussee, wo es wieder etwa 2 km idyllisch meist direkt am Ufer entlang geht. Ich bin sehr froh, dass ich mich zur Wanderung auf dem 66-Seen-Weg entschieden habe.

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© Günter Kromer— Straussee

Der Rest der heutigen Strecke ist sehr abwechslungsreich und meist wunderschön. Inzwischen habe ich fest beschlossen, in den nächsten Jahren noch oft die vielen Seen im Nordosten von Deutschland zu erkunden.

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© Günter Kromer— Schwanensee

Am Abend halte ich mich in Hennickendorf am Großen Stienitzsee meist am Ufer auf und schwimme natürlich auch wieder eine Weile.

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© Günter Kromer
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© Günter Kromer— D-Wanderer am Großen Stienitzsee
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© Günter Kromer— Großer Stienitzsee

8.7.18 Hennickendorf – Hangelsberg 31 km

Von Tag zu Tag gefällt mir der 66-Seen Weg besser. Auch die heutige Etappe bietet so wie gestern sehr viel Abwechslung. Wenn man liest “Wanderweg rund um Berlin”, erwartet man viel mehr Städte, Dörfer und Landwirtschaft. Statt dessen führt die Route oft durch von Forstwirtschaft unberührte Auwälder. Heute überraschen mich auf den ersten Kilometern ein paar kurze, sogar über Treppen führende steile Auf- und Abstiege. Das Schmelzwasser der Gletscher der letzen drei Eiszeiten hat hier tiefe Rinnen in die Landschaft geschliffen. Meist hält der Pfad am Morgen viel Abstand zum See, aber er ist wirklich schön.

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© Günter Kromer— Nahe Rüdersdorf

Bei Rüdersdorf befand sich einst ein großer Kalksteinberg, auf dem schon vor über 1000 Jahren Kalk abgebaut wurde. Inzwischen findet man hier statt einem Berg eine Grube, die bis 50 m unter den Meeresspiegel reicht. Auf den Besuch des sicherlich sehenswerten Freilichtmuseums verzichte ich. Der Wanderweg führt am Zaun des Tagebaugeländes entlang und bietet zwischendurch auch zwei Gelegenheiten, hinein zu schauen.
Einige Zeit später führt der Weg unmittelbar am Ufer des von vielen Segel- und Motorbooten befahrenen Kalksee entlang.

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© Günter Kromer— Kalksee

Nach der Woltersdorfer Schleuse geht es ebenso schön am Ufer des Flakensee entlang. Auch hier fahren viele Boote.

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© Günter Kromer— Woltersdorfer Schleuse

Danach wird die Strecke besonders schön. Ein idyllischer Pfad führt am Ufer der Löcknitz entlang. Viele Paddel- und Motorboote fahren vorbei.

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© Günter Kromer— Löcknitz

An einem Abschnitt liegt direkt links von mir der Wupatzsee, rechts der kleine Fluss.

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© Günter Kromer— Wupatzsee

Ein Stück weiter mäandert der Fluss als schmales Gewässer durch die Auenlandschaft. Hier kann man nur noch mit Paddelbooten fahren, sofern man es schafft, sich zwischen den vielen umgestürzten Bäumen hindurch zu manövrieren. Dieser Weg ist märchenhaft schön! Viele Kilometer geht es so weiter. Ich könnte pausenlos fotografieren.

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© Günter Kromer

Die letzten fünf Kilometer führen über einen meist kerzengeraden, breiten Forstwirtschaftsweg, aber selbst hier gefällt mir der Wald rechts und links. Unterwegs komme ich an einer Fischzuchtanlage vorbei und kaufe mir dort an der Imbisstheke ein Fischbrötchen.

Da ich bei der Reiseplanung in Hangelsberg keine passende Übernachtungsmöglichkeit fand, fahre ich nun mit der Bahn von dort in wenigen Minuten nach Fürstenwalde.

9.7.18 Hangelsberg – Bad Saarow 28 km

Morgens kurz vor 8 fahre ich mit dem Zug zurück nach Hangelsberg und setze meine Wanderung fort. Eine halbe Stunde nach Beginn der Tagesetappe stehe ich am Ufer der Spree, die hier noch recht schmal ist. Ein hübscher Weg führt am Ufer entlang.

 

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© Günter Kromer— Spree nahe Hangelsberg
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© Günter Kromer
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© Günter Kromer

Die Strecke bis Fürstenwalde gefällt mir recht gut, auch wenn sie gegen Ende ab und zu auf asphaltiertem Weg etwas abseits der Spree führt. Doch immer wieder kommt man auch an das Ufer heran. Bei Fürstenwalde ist die Spree viel breiter, da sie hier vereint mit dem wasserreicheren Oder-Spree-Kanal fließt.

 

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© Günter Kromer— Spree bei Fürstenwalde

Ich empfehle, die nächsten 13 km von Fürstenwalde nach Bad Saarow mit dem Zug abzukürzen, denn dieser Streckenabschnitt bereitet mir wegen einer sehr reizlosen Streckenführung und schlechter Markierung nicht viel Freude. Auf dem Rauener Berg beeindrucken mich die Markgrafensteine, zwei große Findlinge, die einst von einem Gletscher aus Schweden hier her transportiert wurden. Einst waren sie sogar noch viel größer, doch Teile davon wurden unter anderem zum Bau eines Brunnen in Berlin benutzt.

Das Bewältigen der 220 Stufen auf den Aussichtsturm lohnt sich nicht, da man von dem niedrigen Berg aus fast nur flache Landschaft sieht.

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© Günter Kromer— Markgrafensteine

Im Kurort Bad Saarow gefallen mir die vielen alten Villen.  Auf dem See fahren Ausflugsschiffe und große Motorboote, am Ufer tummeln sich viele Wasservögel. Der Uferbereich wurde wie ein Park angelegt.

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© Günter Kromer
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© Günter Kromer

Heute schwimme ich gleich zwei Mal, zuerst am späten Nachmittag, dann nach Sonnenuntergang, als das Seebad bereits schließt.

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© Günter Kromer

10.7.18 Bad Saarow – Campingplatz am Springsee 32 km

Nachdem es in manchen Regionen Brandenburgs schon seit April nicht mehr geregnet hat, die Landwirtschaft ruiniert ist und die Waldbrandgefahr am Limit lag, regnet es heute endlich.

Kurz nach Start wandere ich heute durch einen kleinen Urwald.

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© Günter Kromer

Den restlichen Tag über gibt es auch viele große Lücken in der Markierung, aber hier hilft mir dann wenigstens wieder das Buch weiter.

Bei strömendem Regen komme ich an zwei kleinen Seen vorbei, lasse die Kamera hier aber im Rucksack. Aber einen Vorteil hat das Regenwetter: die vielen schönen Spinnennetze am Waldboden fallen durch die Wassertropfen sehr gut auf.

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© Günter Kromer

Rings um mich herum sieht das Profil der Landschaft ähnlich aus wie ich es von den großen Dünenfeldern der Sahara kenne, allerdings wachsen hier Kiefern auf den üppig grünen Dünen. Diese Landschaft entstand nach der letzten Eiszeit, als Flugsand zu großen Wanderdünen aufgehäuft wurde. Die Formen der Dünen kann man im Wald noch sehr gut erkennen. Schließlich führt eine Treppe auf die höchste Binnendüne Deutschlands. Oben stehe ich auf offenem Sandboden. Mich faszinieren hier vor allem viele alte, verkrüppelte Kiefern, die am Rande der Düne wachsen.

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© Günter Kromer

Ein weiterer See bietet bei dem trüben Wetter keine Bereicherung des Fotoarchivs. Dazwischen geht es bisschen durch den Wald. Auf einer Lichtung sehe ich zwei Kraniche, die aber zu weit entfernt für ein brauchbares Foto stehen. Auch bei zwei weiteren Etappen sehe ich Kraniche nur aus großer Distanz, höre ihre markanten Rufe aber schon von weitem.

Schon erreiche ich Wendisch-Rietz, wo ich geplant hatte, in einem Restaurant zu Mittag zu essen. Aber alle, an denen ich vorbei komme, haben Ruhetag oder sind erst abends geöffnet. Doch dann zeigt außerhalb der Stadt ein Wegweiser zum 200 m entfernten Restaurant Fisch-Haus. Ich bin neugierig und spaziere dort hin. Bei Regen kann ich natürlich nicht auf die wunderschönen Terrassen am Ufer sitzen, doch auch von drinnen genieße ich einen schönen Blick durch das Fenster. Die hochwertige Speisekarte liegt zwar über meinem normalen Budget, aber es lohnt sich. Mit der besten Fischsuppe meines Lebens und einer leckeren Räucherfischplatte werte ich ideal den verregneten Tag auf.

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© Günter Kromer

Ein paar Kilometer wandere ich noch an zwei Seen entlang, dann erreiche ich den Campingplatz am Springsee, wo ich für heute Nacht ein Schlaf-Fass gebucht habe. Mich überrascht es sehr, wie bequem es darin ist.

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© Günter Kromer— Schlaf-Fass

Als gegen 17 Uhr überraschend für eine Weile die Sonne scheint, spaziere ich am Ufer entlang und setze mich auf eine Bank. Trotz schöner Badestelle verzichte ich an dem kühlen Abend aber auf Schwimmen.

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© Günter Kromer

11.7.18 - Springsee – Köthen 30 km

Bei recht sonnigem Wetter breche ich früh am Morgen auf.

Die ersten Kilometer sind recht hübsch, doch dann führt mich eine wohl von jemanden absichtlich in die falsche Richtung umgehängte Markierung in die falsche Richtung, was mir einen größeren Umweg und 1,5 km entlang einer Straße beschert, bis ich endlich wieder die nun sehr gut mit blauen Punkten markierte Strecke finde. Danach spaziere ich unter anderem am Grubensee und am Godnasee entlang und durch schöne, abwechslungsreiche Waldstücke.

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© Günter Kromer

Vom Neuendorfer See sehe ich nur an wenigen Stellen etwas. Meist kommt man nicht ans Ufer heran. Aber in einer kleinen Bucht am Westufer des Sees kann ich bei einem wunderschönen Rastplatz mit Badestrand fast eine Stunde lang eine Mittagspause genießen.

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© Günter Kromer— Neuendorfer See

Einige Zeit darauf komme ich an einer Windmühle vorbei. Etwas später überquere ich mal wieder die Spree. Ich hatte gehofft, in Leibsch etwas zum Mittagessen kaufen zu können oder in einem Restaurant zu essen, doch ich muss hungrig weiter.

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© Günter Kromer— Die Spree bei Leibsch

In dieser Gegend sehe ich mehrere Storchennester.

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© Günter Kromer

Am frühen Nachmittag erreiche ich Köthen. Obwohl die Entfernung zu Berlin nur etwa 30 km beträgt, ist das Funknetz zu schwach zum telefonieren oder für Internet-Empfang. Einen Laden gibt es auch hier nicht und das einzige Restaurant wurde vor einem Jahr geschlossen. Zum Glück bieten mir die anderen Gäste in meiner Unterkunft an, mit ihnen zu grillen. Der nahe Badestrand ist ein ausgesprochen schöner Platz zum Schwimmen.

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© Günter Kromer— Strand in Köthen

12.7.18 – Köthen - Egsdorf 32 km

Der leichte Regen vorgestern reichte nicht aus, um die Folgen der Dürre zu mildern. Doch nach wochenlanger Trockenheit regnet es nun heute morgen viel zu viel. Im nahe gelegenen Berlin wird sogar eine Autobahn wegen Überflutung gesperrt. Ich starte bei 14 Grad und Starkregen. Erst beim alten Kaiserbahnhof in Halbe hört der Regen zumindest für zwei Stunden auf. 

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© Günter Kromer— Kaiserbahnhof in Halbe

Für mich gibt es auf dieser Etappe zusätzlich zu elf normalen Seen noch 666 weitere, die am Morgen die Wanderwege und Straßen bedecken.

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© Günter Kromer— 666 Seen Etappe

Von Halbe nach Teupitz führt die Hauptroute meist durch Kiefernwald, mit sehr vielen rechtwinkligen Richtungswechseln, aber immer hervorragend markiert.

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© Günter Kromer
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© Günter Kromer— Nicolassee

In Teupitz kann man im Sommer meist schön auf der Seebrücke sitzen und den 180 Grad Panoramablick genießen, doch heute treibt mich der Regen schnell weiter. Ein kurzer Blick in die Kirche muss sein. Drinnen höre ich Orgelmusik.

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© Günter Kromer
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© Günter Kromer

Weiter folge ich den blauen Punkten vorbei am Tietschensee nach Tornow und dann auf einem Naturlehrpfad am Ufer des Tornower See.

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© Günter Kromer— Tietschensee

Drei Kilometer weiter erreiche ich mein Tagesziel.

13.7.18 Egsdorf - Trebbin 48 km

Da ich während der letzten Jahre bei Wettkämpfen oft extrem lange Distanzen nonstop gelaufen bin, plane ich nun für meine Zeit als Wanderer am Anfang auch einige zu lange Etappen ein. Im Laufe der nächsten Monate wird meine Etappeneinteilung dann aber immer moderater. Heute sollte es eine besonders sportliche 43 Kilometer Etappe sein, doch durch Umwege werden dann sogar 48 Kilometer daraus.
Wer nicht die komplette Strecke des 66-Seen-Weg wandern will, dem empfehle ich, ab Egsdorf oder ab Sperenberg mit dem Bus bis Trebbin zu fahren.

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© Günter Kromer— Teupitzer See bei Egsdorf

Ein paar Kilometer Kiefernwald bis zum Kleinen Zeschsee, wenig spektakulär bis zum Wolziger See, langweilig zum Großen Wünsdorfer See. So weit ganz nett, alles habe ich an den letzten Tagen aber auch schöner gesehen.

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© Günter Kromer— Kleiner Zeschsee
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© Günter Kromer— Wolziger See

Ab Wünsdorf wird die Markierung sehr lückenhaft und die Landschaft bietet nur noch wenige Höhepunkte.
Der Faule See gefällt mir aber ausgesprochen gut.

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© Günter Kromer— Fauler See

Auch wenn mir diese Tagesetappe insgesamt nicht besonders gefällt – die Gipsseen kurz vor Sperenberg zählen für mich zu den schönsten am 66-Seen Weg. Diese entstanden nicht auf natürliche Weise sondern durch den Abbau von Gips. Ich wähle die im Buch empfohlene Wegvariante, die oberhalb dieser Kleinode entlang führt.

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© Günter Kromer— Einer der Gipsseen

Die nächsten Kilometer machen überhaupt keinen Spaß. Zuerst entlang der Mauer eines ehemaligen Militärgeländes, dann auf kerzengeraden Wegen, oft auf Betonplatten, durch eine flache Agrarlandschaft mit einzelnen Baumreihen. Nur die großen Sonnenblumenfelder lockern die Monotonie auf.

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© Günter Kromer— Ein Lichtblick auf monotoner Strecke

Zum Glück ist es nicht mehr weit bis Trebbin!

14.7.18 Trebbin - Caputh 40 km

Nach der sehr lange Etappe von gestern habe ich für heute mit 33 km eine für mich normale Distanz eingeplant. Doch trotz heute richtig guter Streckenmarkierung werden es aus anderen Gründen dann doch 40 km. Aber diese Etappe gefällt mir wieder recht gut.
Nach Durchquerung von Trebbin geht es ausnahmsweise auf einen “richtigen” Berg hinauf. Nichts, was man im größten Teil von Deutschland überhaupt als Berg bezeichnen würde, aber für Brandenburg ganz beachtlich. Oben steige ich den Aussichtsturm hinauf, doch dies lohnt sich nicht.

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© Günter Kromer— Aussichtsturm Vorderer Löwendorfer Berg

Bald darauf erreiche ich zuerst den Blankensee und kurz danach den gleichnamigen Ort. Hier gefällt mir der Schlosspark mit seinen vielen Skulpturen und schmückenden Bauwerken sehr gut.

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© Günter Kromer— Blankensee
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© Günter Kromer— Schlosspark Blankensee

Die nächsten Kilometer führen durch eine abwechslungsreiche Wald- und Wiesenlandschaft - so richtig zum “die Seele baumeln zu lassen”.

Am Großen Seddiner See komme ich zuerst am eintrittspflichtigen Strandbad vorbei. Nach einem kurzen Pfad durch Auwald erreiche ich dann aber viele kleine Buchten, an denen man kostenlos baden kann. In einer stillen, von FKK-Anhängern genutzten Bucht abseits des Trubels, schwimme ich mal wieder eine Weile.

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© Günter Kromer— Großer Seddiner See

Kurz führt der Weg vom See fort, nach Wildenbruch, wo mir die Kirche sehr gut gefällt.

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© Günter Kromer— Kirche Wildenbruch

Anfangs noch ein Stück vom See entfernt, aber sehr schön, geht es weiter, bis ich den See wieder erreiche und an weiteren Badestränden vorbei komme.

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© Günter Kromer— Großer Seddiner See

Im Biergarten eines Restaurants am Kleinen Seddiner See verweile ich recht lange, da ich mich kaum von diesem schönen Platz trennen kann.

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© Günter Kromer

Die nächsten acht Kilometer muss ich nun im Lauftempo zurück legen, da ich um 17:02 Uhr von einem kleinen Bahnhof mit dem Zug zu meiner gebuchten Unterkunft nach Potsdam fahren will. Ich zwar rechtzeitig zum Bahnhof, sehe dort aber, dass heute alle Züge ausfallen. Leider fehlt ein Hinweis, wie man zu Fuß den nächsten Bahnhof erreichen kann, ab dem Schienenersatzverkehr angeboten wird.

Daher marschiere ich nun auf dem 66-Seen-Weg noch zusätzliche acht Kilometer vorbei an einigen Badeseen, durch angenehmen Kiefernwald und Auwälder bis zur Bushaltestelle in Caputh.

 

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© Günter Kromer
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© Günter Kromer— Lienewitzsee
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© Günter Kromer— Kirche Caputh

15.7.18 Caputh - Potsdam 7 km

Am Morgen kehre ich nach Caputh zurück und spaziere durch den kleinen Park beim Schloss.

 

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© Günter Kromer— Schloss Caputh

Ich hatte mich zum Abschluss dieser Reise auf eine schöne Strecke durch Parkanlagen vorbei an Schloss Charlottenhof und am Chinesischen Teehaus gefreut, doch statt dessen muss ich nun neben lauten Straßen zum Hauptbahnhof von Potsdam marschieren.

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© Günter Kromer— Leider nur kurzes Stück am Templiner See

Der Park Babelsberg liegt zwar nicht an der 66-Seen-Strecke, aber wer in Potsdam ist und nicht auch diesen Park besichtigt, der verpasst das Schönste.Daher sollte man für Park Babelsberg als perfekten Abschluss der Reise auf jeden Fall ein bis zwei Stunden einplanen Ich bin heute sogar den gesamten Nachmittag hier. 

Jetzt steht endgültig für mich fest, dass mir Potsdam besser gefällt als alle anderen Städte, dich ich bisher in Deutschland gesehen habe. Für mich ist es eine der mit Abstand schönsten Städte Europas und ich könnte mir gut vorstellen, hier auch ein paar Jahre zu wohnen.

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© Günter Kromer— Potsdam - Park Babelsberg
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© Günter Kromer— Potsdam - Park Babelsberg
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© Günter Kromer— Potsdam - Park Babelsberg

Eine Stunde bevor ich nach Hause fahren muss, schwimme ich gegenüber vom Park Babelsberg zwischen Seerosen, unter den über das Wasser ragenden Ästen von Eichen und Weiden und genieße ein einzigartiges Badepanorama.
Es ist heute kaum mehr vorstellbar, dass hier einst die Mauer Deutschland teilte und in dem Bereich, in dem ich jetzt bade, fünf Menschen bei Fluchtversuchen ermordet wurden. Der heute so lebhafte Bootsverkehr auf der Havel war damals natürlich auch streng verboten.

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© Günter Kromer— Abschiedsschwimmen

Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Im Buch „Der Deutschland-Wanderer“ erzähle ich viel mehr als im Internet über meine Erlebnisse und persönliche Eindrücke beim Abenteuer Fernwanderung auf den ersten 10.000 Kilometern und beschränke dafür die online stehenden umfangreichen Streckenbeschreibungen auf die wesentlichen Elemente. Weitere Infos stehen hier: https://d-wanderer.de/aktuelles.php