Nationalpark Wattenmeer: Nordseeküste Schleswig-Holstein
Ergänzend zu meinen wenigen Tagen auf Sylt will ich dieses Mal auch die besten Vogelbeobachtungsplätze an der Festlandküste zwischen der Grenze zu Dänemark und dem Eidersperrwerk erkunden. Da man manche Naturschutzgebiete mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum erreicht und die Distanzen für eine Wanderung zu weit sind, fahre ich dieses Mal einige der Touren mit dem Rad. Bei manchen ist Annette dabei.
Kurz bevor man mit der Bahn über den Hindenburgdamm nach Sylt fährt, hält der Zug am kleinen Bahnhof Klanxbüll. Zwischen Bahnlinie und der deutsch-dänischen Grenze liegt der 535 Hektar große Rickelsbüller Koog, der erst durch einen Dammschluss im Jahr 1982 entstand.
Zuerst spaziere ich vom Bahnhof aus bis zu einem Deich, der den Koog vom restlichen Festland trennt. Dort wird zwar auf einer Tafel ein Rundweg um den Koog angezeigt, doch der Binnendamm ist an beiden Seiten unpassierbar abgesperrt und zugewachsen. Daher gehe ich gleich zum großen Damm am Watt weiter.
Da es noch sehr lange bis zur nächsten Flut dauert, sind hier jetzt gerade auf beiden Seiten sehr wenige Vögel im Wasser. Dafür sehe ich viele große Schwärme unterschiedlicher Vogelarten in der Luft.
Dann wundere ich mich, dass hier trotz dem grenzenlosen Europa die Grenze nach Dänemark lückenlos durch einen neuen Zaun geschützt wird. Erst später erfahre ich, dass dieser keine Menschen sondern mit Schweinepest infizierte Wildschweine abhalten soll.
Auf der dänischen Seite grenzt an den Rickelsbüller Koog der Margarethen Koog mit einer großen Salzwasserlagune an.
Entlang der Grenze führt eine Straße bis zum Meer. Am Ufer treffe ich einige Vogelfotografen, die mit ihren gewaltigen Objektiven auf vorbeifliegende Zugvögel warten. Ich folge der Straße noch bis zu einer großen Vogelbeobachtungshütte, die neben einer ehemaligen Kleientnahmestelle eigentlich ideal liegt, mir aber wegen der falschen Uhrzeit jetzt gerade keine Vogelfotos ermöglicht. Dann kehre ich auf der Route des Hinwegs wieder zum Bahnhof zurück und sehe unter anderem Austernfischer und einen Seeadler.
Die Tour zum Hauke-Heien-Koog machen Annette und ich wegen der großen Entfernungen mit dem Fahrrad. Ab dem Hafen von Dagebüll führt ein Radweg auf der Wattseite des Dammes in Richtung Süden. Schon nach 4 km ist auf der anderen Seite des Dammes ein kleines Speicherbecken, an dem heute aber nicht viele Vögel sind.
Doch zwei Kilometer weiter wird es dann richtig spektakulär. Ich sah wohl noch nie so viele Wasservögel unterschiedlicher Arten auf kleinem Raum wie hier.
Das Vogelschutzgebiet Hauke-Heien-Koog ist ein außergewöhnlich gutes Gebiet zur Vogelbeobachtung. Der einzige Nachteil ist, dass man meist nur von einer sehr verkehrsreichen Straße aus auf die Wasserflächen blicken kann. Es gibt nur eine wirklich gute und entsprechend von vielen Fotografen besetzte Beobachtungshütte. Im Norden liegt das Speicherbecken Nord.
Ich habe in meinem Leben schon sehr oft viele Kormorane beim Fischen gesehen. Doch dass sie sich zu einem Schwarm zusammenschließen, gemeinsam mit hohem Tempo durch das Wasser schwimmen und die dabei aufgescheuchten Fische jagen, erlebe ich hier zum ersten Mal. Faszinierend!
Beim Hafen von Schlüttsiel kann man ein Stück weit einem Fußweg zwischen diesem Becken und dem Neuen Bongsieler Kanal und Speicherbecken Süd folgen. Danach führt die Straße 4,5 km an den großen Wasserflächen des Hauke-Heine-Koog entlang. Trotz dem Autoverkehr begeistert mich diese Strecke, da wir außergewöhnlich viele Vögel sehen.
Hier will ich unbedingt auch noch beim Frühjahrsvogelzug und zur Brutsaison fotografieren.
Hier bin ich mir mit der Vogelbestimmung nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass ich zum ersten Mal zwei Merline fotografiert habe.
Anschließend radeln wir 13 km bequem bis Bredstedt und fahren mit dem Zug zurück.
Ab Bredstedt fahren wir mit dem Rad zuerst 9 km entlang verkehrsarmer Landstraßen über Bordelum bis zum Deich, an dem der Zugang zur Hamburger Hallig ist. Im Gegensatz zu den meisten anderen Halligen ist diese heute mit dem Festland verbunden. Ein Weg für Fußgänger und Radfahrer führt nun meist kerzengerade zwischen weitläufigen Salzwiesen hindurch zur Warft.
Im Restaurant auf der Warft bestellen wir natürlich regional passend Lammgerichte.
Nach dem Essen spazieren wir an einem als Badestrand bezeichneten Küstenabschnitt entlang, der aber wegen der starken Bebauung zum Schutz vor Sturmfluten wenig ansprechend wirkt. Auf dem Rückweg genießen wir noch einmal den Blick auf die Salzwiesen und halten kurz bei der Station des NABU. Hier treffen wir zwei Naturfreunde, die seit gestern aufschreiben, wieviele Arten sie hier sehen. Schon weit mehr als 100 stehen auf dieser Tafel. Während wir mit ihnen plaudern, fliegt ein Seeadler über uns.
Auf dem Rückweg nach Bredstedt stoppen wir noch beim Speicherbecken Sönke-Nissen-Koog-Siel.
Der Beltringharder Koog ist neben dem Hauke-Heien-Koog sicherlich der beste Vogelbeobachtungsplatz an der friesischen Nordseeküste. Als wir mit dem Fahrrad dort hin radeln, sehen wir unterwegs riesengroße Schwärme von Weißwangengänsen, manchmal am Himmel, manchmal viele Hundert Vögel auf den Wiesen.
Am Beginn des Lüttmoordamm blicken wir über ein Speicherbecken und sehen sehr viele verschiedene Wasservögel.
Gleich darauf erreichen wir eine Vogelbeobachtungshütte, aus deren Beobachtungslüken wir unter anderem ideal Kiebitze fotografieren können.
Eine typische Pflanze der Salzwiesen ist der Queller. Im Herbst färbt sich diese normalerweise grüne Pflanze intensiv rot - ein herrlicher Anblick.
Wir haben beim Naturschutzzentrum eine Führung mit dem Thema Vögel entdecken gebucht und hoffen, nun auch Arten gezeigt zu bekommen, die man bei privaten Spaziergängen nicht entdeckt, doch leider ist die Führerin eine Praktikantin, die erst seit kurzem hier ist, weniger Vögel kennt als die meisten Teilnehmer der Führung und eine Stunde lang nur in unmittelbarer Umgebung der Station verweilt.
In dieser Zeit kann ich zwar einige schöne Fotos machen, aber alleine hätten wir an dem Nachmittag mehr gesehen.
Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass ich seit einigen Monaten auch mit einem 600 mm Objektiv fotografieren kann.
Zur Hallig Norderwarft führt eine Bahnstrecke, die nur Anwohner der Hallig mit teils selbstgebauten Fahrzeugen nutzen dürfen.
Am Beltringhaager Koog gibt es eine Beobachtungshütte mit Blick auf eine große Salzwasserlagune.
Zwischen der Straße nach Nordstrand und dem Hafen von Husum führt ein Radweg mal mehr, mal weniger an der Küste entlang. An einigen Stellen können wir kurze Abstecher zum Wasser machen.
Auf den letzten Kilometern radeln wir dann wieder direkt am Meer entlang.
Vom Bahnhof Tating aus radeln wir 3,5 km nordwärts zum Tümmlauer Koog und dann 6 km am Deich entlang bis zum Parkplatz am Zugang zum Leuchtturm bei Westerhever. Zu Fuß folgen wir dann 600 m weit dem Wander- und Radweg über die Salzwiesen zum Meer.
Da die Ebbe gerade endet, können wir nun etwa zwei Kilometer weit über schier endlose Sandflächen gehen. Es ist ein seltsames Gefühl, vor und neben sich nur flachen Sand und darüber den Himmel zu sehen.
Am Ende des Weges erreichen wir das Gebiet der Priele, wo das Wasser herrliche Muster in den Boden gezeichnet hat.
Die Ebbe ist nun vorbei und das Meer nähert sich schnell. Nun muss man aufpassen und rechtzeitig zurück gehen. Vor uns sind Wanderer zu langsam und müssen nun auf dem Rückweg durch das Wasser waten.
Zurück auf den Salzwiesen folgen wir nun dem Weg zum Leuchtturm. Ab diesem führt ein sehr schmaler, gepflasterter Weg zum Damm, der nur von Fußgängern und nur in einer Richtung begangen werden darf. Dies war früher die einzige Verbindung zum Leuchtturm.
Kurz vor Sankt Peter-Ording stehen neben dem Radweg zwei große Vogelbeobachtungshütten mit Blick auf einige kleine Binnenseen. Aus der zweiten sehen wir viele verschiedene Entenarten und andere Wasservögel.
Anschließend fahren wir mit der Bahn zurück nach Husum.
Wir fahren von Husum mit der Bahn zur Endhaltestelle in St. Peter Ording und wandern von dort auf kürzestem Weg zu dem Strandabschnitt, an dem die meisten der auf Pfählen stehenden Hütten sind. Diese Wahrzeichen von St. Peter Ording trotzen auch einer starken Flut.
Auch hier kann man über weite Sandflächen spazieren. Natürlich sind so nahe am beliebten Ferienort sehr viel mehr Menschen unterwegs als z.B. bei Westerhever, aber Möwen kann man auch hier sehr gut fotografieren.
Nach einiger Zeit folgen wir einem Steg durch die Dünen zur Uferpromenade und gehen kurz auf dieser nach Süden.
Dann zweigen wir auf einen Wanderweg, der durch eine weitläufige Salzwiesen-Landschaft führt.
Anschließend wandern wir wieder eine Weile auf dem Deich weiter. Wir kommen an einem Leuchtturm vorbei.
Dann folgen wir erneut einem Salzwiesenweg. Dann erreichen wir die Pfahlbauten am Böhler Strand. In einer rasten wir mit Kaffee und Kuchen.
Anschließend spazieren wir weiter, zuerst noch an Wasser und Wiesen vorbei, dann wieder weit auf eine offene Sandfläche hinaus.
Anschließend gehen wir zur Bushaltestelle und fahren nach Husum zurück.
Von der Bahnhaltestelle Kating sind es 6 km bis zum Naturschutzgebiet Katingsiel, an dem Annette und ich bereits im letzten Jahr fotografiert haben. Drei Vogelbeobachtungshütten bieten idealen Ausblick auf die Wasserflächen. Leider ist hier heute die Artenvielfalt deutlich geringer als beim letzten Mal.
Möwen, Enten, Kormorane, Kiebitze und mehr in großer Zahl, aber ich hoffte vor allem, hier auch einige Arten zu entdecken, die ich in diesem Jahr noch nicht gesehen habe.
Gegenüber von einer Hütte steht ein großer Baum am Wasser, auf dem viele Spinnennetze hängen. Dazwischen hüpfen viele junge Bachstelzen auf den Zweigen.
Etwas abseits neben der zum Eidersperrwerk führenden Straße steht ein hoher Vogelbeobachtungsturm. Von diesem aus sehe ich aber heute nur Wasserflächen fast ohne Vögel.
Auch am Eidersperrwerkt ist der Stand der Gezeiten jetzt gerade mal wieder nicht ideal für Vogelbeobachtung.



