Während der Schliersee noch unter dichtem Nebel liegt, scheint wenige Kilometer weiter am Spitzingsee die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Ich steige bei der Talstation der nur im Sommer betriebenen Taubensteinbahn aus dem Bus und spaziere einige Minuten am Ufer des zugefrorenen Sees entlang.
Vom See führt ein bequemer, auch im Winter meist leicht begehbarer Wanderweg hinauf zum Rotwandhaus. Bald blicke ich hinab auf ein Skigebiet und die Albert-Link-Hütte.
Die 6,2 km lange Strecke mit etwa 650 Höhenmetern Aufstieg kann man bei guten Verhältnissen auf dem Rückweg auch leicht mit einem Schlitten rodeln. Allerdings gibt es anders als früher im Rotwandhaus nun keinen Schlittenverleih mehr.
Beim Blick vom Rotwandhaus zu den Ruchenköpfen sehe ich, dass noch immer ein Nebelmeer das ferne Voralpenland bedeckt.
Ich stelle meinen Rucksack im Vorraum des Alpenvereinshauses ab, ziehe meine Yak Trax an und beginne mit dem etwa halbstündigen Aufstieg zum Gipfel der Rotwand.
Anders als für den an eisfreien Tagen kinderleichten Weg bis zum Rotwandhaus (1765 m) braucht man an manchen Wintertagen für den Aufstieg zum Rotwandgipfel (1884 m) Schneeschuhe. Bei starker Vereisung macht er sicherlich keinen Spaß. Heute sind aber fast perfekte Bedinungen, sodass ich problemlos vorankomme.
Dann steige ich hinab zur Hütte. Wie gewohnt verbringe ich zur Zeit des Sonnenuntergangs viel Zeit draußen, um die fantastische Lichtstimmung zu genießen. Bald schimmert die Rotwand rosa. Das Gipfelkreuz sieht man auf diesem Bild rechts oben.
Schließlich treffen die letzten Sonnenstrahlen nur noch auf die Gipfel von Großglockner und Großvenediger.
Bald ist hinter der Zugspitze im Westen nur noch ein schmaler roter Streifen am Horizont zu sehen.
Auch nach dem Abendessen schaue ich aus dem Fenster, bis es draußen völlig dunkel ist.
Am Morgen setze ich mich dann gleich wieder ans Fenster und schaue zu, wie nun im Osten ein roter Streifen am Himmel allmählich immer heller wird und dann die Sonne aufgeht.
Solche grandiosen Lichtstimmungen am Abend und Morgen erlebt man nur, wenn man in den Alpen mit freiem Blick in alle Himmelsrichtungen übernachtet. Ich liebe solche Plätze!
Nach dem Frühstück wandere ich 4,3 km weit auf der bequemen Aufstiegsroute wieder bergab.
An der Stelle, wo der mit Schnee bedeckte Weg in eine schneefreie Asphaltstraße mündet, biege ich nach rechts ab und folge dem Wegweiser in Richtung Schönfeldhütte. Einen Kilometer weit spaziere ich nun auf einer ebenfalls geräumten Straße bergauf. Dann geht es 500 m auf einem breiten Weg mit nur leichter Steigung auf Schnee weiter. Ein steiler Wanderweg führt nun entlang der ehemaligen Skipiste 230 Höhenmeter steil bergauf. Hierfür ziehe ich wieder die Metallketten unter meine Schuhe. Oben am 1592 m hohen Lochgrabensattel verschnaufe ich eine Weile.
Vom Lochgrabensattel sind es nun nur noch wenige Minuten bequeme Wanderung zum Taubensteinhaus, das im Winter geschlossen ist. In der Ferne ragt der Wendelstein aus dem Nebelmeer heraus.
Über die Skipiste wandere ich wieder zu dem breiten Weg hinab und gehe nun noch zur wenige Minuten entfernten Schönfeldhütte. Dieses DAV Haus ist im Winter zwar geöffnet, war aber vor wenigen Tagen bei meiner Anfrage schon ausgebucht.
Der direkte Weg vom Spitzingsee zu den beiden Hütten führt auf einer teilweise steilen Route meist über die Skipiste oder etwas daneben.
Bei der Talstation der Taubensteinbahn endet der Abstieg. Wieder spaziere ich am See entlang und gehe am südlichen Ende noch eine Viertelstunde weiter zur Albert-Link-Hütte.
Auch diese war bei meiner Anfrage am Montag schon ausgebucht. Da sie sehr bequem erreichbar ist, drängen sich hier viele Tagesbesucher. Die Stube ist üppig dekoriert mit Geweihen, ausgestopften Tieren und Bildern. Ich wärme mich mit einem Jagatee auf und spaziere vor Sonnenuntergang wieder zurück nach Spitzingsee.
Eigentlich hatte ich für den Samstagmorgen keinen Spaziergang am Schliersee geplant und wollte so früh wie möglich für meine nächste Hüttentour ins Inntal fahren, aber die großartige Lichtstimmung mit dem auflösenden Hochnebel und viel Raureif motiviert mich nun doch dazu, vorher am westlichen Ufer von Neuhaus zum Bahnhof Schliersee zu spazieren.
Auch das Brünnsteinhaus zählt zu den DAV-Hütten, die im Winter bei guten Verhältnissen mit einer leichten Wanderung erreichbar sind. Bei guter Schneelange kann man von der Hütte bis zum Wanderparkplatz rodeln. Seit Tagen steht aber bereits auf der Homepage, dass momentan nach den vielen trockenen Tagen Rodeln nicht möglich ist und im unteren Bereich mit Eis gerechnet werden muss.
Die Aufstiegsroute beginnt am Wanderparkplatz Mühlau. Da ich mit der Bahn komme, muss ich ab Bahnhof Oberaudorf zuerst 2,3 km durch die Stadt zum südlichen Ortsausgang marschieren. Dann folge ich der Straße zum im Sommer als Badesee genutzten Luegstein-See und weiter durch den Wald bergauf. Ab und zu sehe ich unter mir das Inntal. Ich komme an einem kleinen Speicherteich vorbei.
Etwa 70 Minuten nach Aufbruch am Bahnhof erreiche ich den Wanderparkplatz. Wie schon angekündigt ist der untere Teil der Rodelstrecke heute an manchen Stellen vereist, aber mit meinen Yak-Trax komme ich problemlos voran. Nach einer halben Stunde im Wald sehe ich bei Rechenau wieder ein paar Berge um mich herum. Danach geht es erneut in den Wald hinein.
Auch vor dieser Hütte kann ich eine grandiose Aussicht genießen. Unter anderem sehe ich die Hohe Tauern vom Großen Wiesbachhorn über Großglockner und Großvenediger bis zu den Zillertaler Alpen und Tuxer Alpen weiter im Westen.
Ach wie schön es ist, nicht irgendwo unten im Tal mit Blick auf eine Straße und viel Verkehrslärm zu übernachten! Wegen solcher herrlicher Abendstimmungen auf den Bergen habe ich vor wenigen Wochen mein "Hoch hinauf" Projekt begonnen.
Meist übernachte ich in Hütten im Matratzenlager, für heute war aber nur noch ein Zimmerplatz frei. Auch schön!
Eine Stunde vor dem Frühstück genieße ich schon wieder den Blick auf den ersten roten Streifen hinter dem Wilden Kaiser. Auf der anderen Seite des Himmels steht der Mond.
Eigentlich hatte ich geplant, nun wieder über die Rodelbahn zurück zum Bahnhof zu gehen, doch als ich erfahre, dass die Strecke zur Rosengasse heute für erfahrene Wanderer begehbar ist, steht natürlich für mich fest, dass ich meine Tour entsprechend verlängere.
Zuerst spaziere ich bequem entlang teilweise schneefreier Hänge 1,5 km zu den Himmelmoos Almen. Unterwegs sehe ich einige Gämsen.
Heute sind die Verhältnisse sehr gut, aber nach starkem Schneefall kommt diese Route ausschließlich für Wanderer in Frage, die diese Strecke gut kennen. Ohne die Spuren der Wanderer vor mir könnte ich an vielen Stellen unmöglich ahnen, wo der Weg weitergeht.
Gegen 10 Uhr sehe ich 16 Heißluftballons auf dem Weg von Österreich in Richtung München.
Schließlich erreiche ich den Berggasthof Rosengasse, an dem ein großer Wanderparkplatz ist. Bis hier war ich heute 5,4 km mit 100 Höhenmetern Auf- und 350 Abstieg unterwegs. Sehr gerne würde ich nun hinauf zum Skigebiet Sudelfeld und danach hinab nach Bayerischzell wandern, aber da ich heute noch nach Hause fahren muss, reicht dafür die Zeit nicht.
Von der Rosengasse folge ich ein paar Minuten lang der Zufahrtstraße bergab. Dann führt ein bequemer Wanderweg meist am Bach entlang in Richtung Wanderparkplatz Tatzelwurm.
Kurz darauf sitze ich mit einem anderen Wanderer, den ich im Brünnsteinhaus kennen gelernt habe, am Tatzelwurm auf der Terrasse eines Hotels und esse den bisher teuersten Apfelstrudel meines Lebens. Von hier wären es zu Fuß noch knapp zwei Stunden bis hinab zum Bahnhof, aber er ist so nett und bringt mich mit seinem Auto hin.
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich inzwischen mehr als 13.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2.600 km auf Tageswanderungen mit Beschreibung und mehr als 13.600 Fotos vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.