In der Vulkanlandschaft der Osteifel werden viele schöne Rundwanderwege unter dem Begriff “Traumpfade” bzw. für die ganz kurzen Strecken “Traumpfädchen” gemeinsam präsentiert. Viele dieser sehr gut markierten Routen führen zu interessanten Zeugnissen des früheren Vulkanismus in dieser Region. Annette und ich erkundeten 15 Traumpfade und 4 Traumpfädchen. Hier sind drei davon, weitere folgen in den nächsten Kapiteln.
Dieser 16 km lange "Traumpfad" mit 594 Höhenmetern führt durch das Pellenzer Hügelland zum berühmten Laacher See, an dem man erkennen kann, dass die Zeit des Vulkanismus hier noch nicht vorbei ist, außerdem zu faszinierenden Zeugnissen nicht allzu lange zurückliegender Vulkanausbrüche.
Neben dem Wanderparkplatz am Ortsrand von Nickenich steht ein römisches Nischengrabmal mit Stelen aus Kalkstein und einem Sockel aus regionalem Tuff, daneben ein rundes Grabdenkmal, das von den Römern wohl zwischen 1. und 3. Jahrhundert errrichtet wurde. Ursprünglich bedeckte ein Erdhügel dieses Monument.
Wir wandern diese Runde nicht wie offiziell empfohlen im Uhrzeigersinn sondern umgekehrt. Zuerst führt uns der Weg durch ein Waldstück bergauf. Wir wundern uns über den äußerst ungewöhnlichen Anblick der Laubbäume, da überall nicht nur einzelne Blätter sondern ganze Ästchen abgebrochen sind. Der Boden des Weges ist davon dick bedeckt. Wir können uns die Ursache dafür nicht erklären, da es weder nach Schädlingsbefall noch wie Folgen der Trockenheit aussieht. Erst später erfahren wir, dass es Schäden von einem verheerenden Hagelunwetter vor einigen Tagen sind.
Bald führt uns der Weg über Wiesen mit weiter Aussicht, manchmal auch durch Wald.
Wir kommen an einem Tagebau vorbei, an dem wir deutlich die verschiedenen, durch unterschiedliche Phasen der Vulkanausbrüche entstandenen Gesteinsschichten erkennen können.
In der Osteifel stehen etwa 100 alte Vulkane und Schlackekegel. Der Laacher See Vulkan brach vor knapp 13.000 Jahren aus, geologisch betrachtet vor recht kurzer Zeit. Die meisten anderen Vulkane hier sind aber sehr viel älter. Bei seinem Ausbruch schleuderte der Laacher See Vulkan Asche bis in 30 km Höhe. Außerdem wurden innerhalb von etwa 10 Tagen ca. 6 Kubikkilometer Magma auf die Umgebung verteilt. Das war ein sehr viel stärkerer Ausbruch als wir es von den Bildern aus Island, La Palma oder vom Ätna kennen. Faszinierende Spuren davon finden wir während unserer Wanderwoche hier fast überall.
Der Wald um den Laacher See ist Naturschutzgebiet. Unterwegs kommen wir durch herrliche Buchenwälder mit großen, alten Bäumen.
Dann führt uns ein Pfad etwas steil hinab zum See. Unten sind sehr viel mehr Spaziergänger unterwegs als oben im Wald. Eine Weile spazieren wir bequem am Ufer entlang. An einer Stelle steigen wir hinab zum Ufer, da man hier ein in Deutschland wohl einzigartiges Naturphänomen bestaunen kann.
Der Laacher See füllt einen Teil der Caldera, die nach dem Ausbruch des Laacher See Vulkan entstand.
Noch heute steigen am Ufer Wasserbläschen mit CO2 auf. Diese Stellen erkennt man deutlich durch die vielen Bläschen, die an die Oberfläche sprudeln. Außerdem riecht man bei den Mofetten dezent den Geruch fauler Eier.
Der Vulkanismus ist in dieser Region noch nicht erloschen. Die Wissenschaft ist sicher, dass es hier irgendwann wieder einen großen Vulkanausbruch geben wird. Ob in 10, 1000 oder 10.000 Jahren kann aber niemand vorhersagen.
Bald darauf kommen wir zu einem angeschnittenen Schlackekegel, der wegen einer früheren Burg “Alte Burg” genannt wird. Auch hier mischen sich verschiedene Schichten aus rotem Basalt, grauen Lavabänke, darüber Löss, ganz oben weiße Bimsschichten. Wie fast überall in der Vulkanregion der Osteifel kann man auch bei dieser Wanderung auf Tafeln viel Interessantes über die regionale Vulkangeschichte lesen.
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Während die meisten Spaziergänger zwischen See und dem Parkplatz beim Kloster Maria Laach spazieren, verlässt unser Weg nun das Ufer und führt leicht bergauf. Noch ein kurzer Blick zurück auf die Caldera, dann umgibt uns wieder ursprünglicher Wald.
Nach einem kurzen Aufstieg blicken wir von einem Aussichtspunkt unter anderem hinab zum Krufter Waldsee und weit in die Ferne.
Bald darauf erreichen wir die Teufelskanzel, einen wuchtigen Fels aus Vulkangestein.
Offiziell wird diese Rundwanderung in entgegengesetzter Richtung empfohlen. Dies ist durchaus sinnvoll, da man dann den steilen und bei Regen anspruchsvollen Pfad am Krufter Ofen bergauf steigt statt abwärts. Es gibt aber auch eine leichte Alternativroute.
Der Krufter Waldsee füllt den Boden eines Steinbruchs. Im Sommer kann man hier baden, aber bis Ende Mai ist das Gelände aus Naturschutzgründen gesperrt. Schade, da sind wir heute genau einen Tag zu früh hier.
Nun führt unsere ansonsten traumhaft schöne Route 1,7 km weit durch monotonen Forstwirtschaftswald. Dann begeistert uns der große Steinbruch am Eppelsberg. Auch hier können wir die aufeinandergeschichteten Spuren der Vulkanausbrüche deutlich erkennen. Basaltschlacken, Lavazungen, Ascheregen
Bald darauf kommen wir zur Schwarzen Wand. Auch dieser Anschnitt eines Basalt-Schlackevulkans zeigt unterschiedliche während der Eruption vor 13.000 Jahren ausgeworfene Schichten. Der markierte Abstecher zur Hermann-Hütte ist nicht unbedingt notwendig, da wir zuvor schon bessere Aussichtspunkte erreicht haben. Auf den letzten Kilometern umgibt uns wieder eine abwechslungsreiche, recht idyllische Landschaft.
Nach dieser Wanderung fahren wir natürlich auch noch zum großen Parkplatz am See und besichtigen das sehenswerte Kloster Maria Laach.
Dieser 12 km lange "Traumpfad" mit 405 Höhenmetern hat ein paar etwas steilere Auf- und Abstiege, ist aber bei trockenem Wetter nicht besonders schwer.
Wie auch bei den anderen “Traumpfaden” zeigt uns am Parkplatz Bergwege schon von weitem eine Fahne an, dass es hier los geht und auf einer Tafel stehen Wanderroute und weitere Infos zur Strecke.
Über sonnige Feldwege mit weiter Aussicht wandern wir zuerst bergab. Viele Schmetterlinge, Bienen und Hummeln fliegen um uns herum.
Die folgenden Wege durch Wälder im Naturschutzgebiet haben zwischendurch auch etwas anstrengendere Auf- und Abstiege, gefallen uns aber sehr gut. Zwischendurch kommen wir natürlich auch wieder an Aussichtspunkten vorbei.
Im Tal wandern wir unter einem großen Bahn-Viadukt hindurch und erreichen gleich darauf die faszinierenden Trasshöhlen. Beim Ausbruch des Laacher See Vulkan schoss eine gigantische Wolke in den Himmel. Als diese Eruptivsäule zusammenbrauch, wurden die umliegenden Täler bis zu 60 m tief mit Asche und Lavapartikel aufgefüllt. Heute bezeichnet man solche Glutwolken als Pyroklastische Ströme. Dieses im Laufe der Jahrtausende zusammengebackene Material wird Trass genannt und wurde schon von den Römern abgebaut und zu Mörtel verarbeitet.
Die verzweigten Höhlengänge sind mit ihrem faszinierenden Wechsel zwischen Licht und Schatten und vielen faszinierenden Durchblicken ein Paradies für Fotografen.
Danach wandern wir wieder bergauf und erreichen bald die Wolfsschlucht. An einigen Stellen begrenzen auch hier Trasswände das schmale Tal. Überall zwitschern Vögel, und auch die Vegetation vermittelt ein wenig Urwaldatmosphäre.
Am Ende der Schlucht hat der Wasserfall nach der Trockenheit der letzten Wochen momentan recht wenig Wasser.
Dann erreichen wir den Römerbrunnen. Wie schon der Name zeigt, nutzten bereits die Römer diese Quelle mit CO2-haltigem Wasser und leichtem Schwefelgeruch. Kurz darauf kommen wir zu einer zweiten Quelle, bei der ebenfalls Bläschen im Wasser aufsteigen. Zuletzt spazieren wir wieder über sonnige Wiesen mit Blick bis zum Siebengebirge leicht bergauf.
Bei Andernach ist das 6,7 km lange "Traumpfädchen" Kleiner Stern mit 160 Höhenmetern.
Die Tour beginnt am Parkplatz Krahnenberg oberhalb von Andernach. Schon nach wenigen Metern erreichen wir einen Aussichtspunkt mit Blick auf Andernach und den Rhein.
Bald darauf blicken wir vom nächsten Aussichtspunkt rheinabwärts und hinüber nach Leutesdorf.
Nun führt der Wege etwa zwei Kilometer am oberen Rand des Rheintals entlang. Den Fluss sehen wir aber meist nur zwischen den Bäumen hindurch. Als Ausgleich für diese nicht so spannende Strecke entdecken wir einen Hirschkäfer, der gerade über den Weg krabbelt. Für mich ist es das erste Mal seit mindestens 20 Jahren, dass ich einen lebenden Hirschkäfer sehe.
Dann verlässt das Traumpfädchen den Wald. Zurück spazieren wir über sonnige Felder mit weitem Blick auf ein flaches Hügelland.
Natürlich kombinieren wir diesen Aufenthalt auch mit einer Besichtigung von Andernach. Am besten gefällt uns in der Altstadt der Mariendom.
Bei Andernach lohnt sich auch ein Ausflug zum größten Kaltwasser-Geysir der Welt. Diesen erreicht man nur mit dem Schiff, dessen Ticket auch für das Geysir-Museum in Andernach gilt. Alle paar Stunden schießt hier das Wasser bis zu 60 m hoch aus dem Boden.
Hier ist der Link zum offiziellen Tourenportal der Rhein-Mosel-Eifel-Touristik mit allen Infos zu den Traumpfaden: https://tourenportal.traumpfade.info/de/
Wahrscheinlich kennt jeder von Euch Wanderfreunde, die bisher noch keine Ahnung davon haben, dass ich Fotos und Beschreibungen zu mehr als 12.000 km auf Fernwanderwegen sowie mehr als 2200 km auf kürzeren Tageswanderungen vorstelle. Teilt es ihnen auf Eurer eigenen Homepage oder Euren Social Media Account mit, damit sich auch Eure Freunde viele Anregungen zu einer schönen Tour holen können.
Und hier stehen Infos über mein Buch „Der Deutschland-Wanderer“, in dem ich von meinen Erlebnissen auf den ersten 10.000 km erzähle: